und Nord Perd, besonders bekannt durch die eigenartigen Gebräuche seiner Bewohner. Im NW.
liegt die FischerinselHiddensee, etwas südöstlicher die breitere
InselUmmanz (s. d.) und gegen
SW. Zudar, eine sehr fruchtbare
Halbinsel. Putbus gegenüber liegt die kleine
Insel Vilm. Rügen ist
im W. eben, erhebt sich im Innern, und die Nordostküsten bestehen meist aus schroffen, steilen Kreidewänden.
(S.
Stubbenkammer.) Die bedeutendste Anhöhe im Innern, das
«Auge
[* 2] des
Landes», ist der
Rugard bei der Hauptstadt
Bergen
[* 3] (s. d.).
Die
Insel hat nur kleine
Bäche, dagegen mehrere Seen.
Der
Boden ist, einige Sandstriche und einige Torfmoore abgerechnet, sehr ergiebig und liefert viel Getreide
[* 4] und Raps, namentlich auf
Wittow. Sehr wichtig ist auch die Viehzucht,
[* 5] die kerniges Schlachtvieh und
Pferde
[* 6] liefert, sowie die
Fischerei,
[* 7] namentlich der Heringsfang. Schöne
Eichen- und Buchenwaldungen sind vorhanden, jedoch nicht ausreichend für den
Holzbedarf. Die Bewohner sind gute Schiffer,
Lotsen und Fischer. Neben
Bergen sind wichtig
Garz, Putbus und
Sagard.
Bemerkenswerte Dörfer sind
Altenkirchen auf
Wittow und Saßnitz auf Jasmund; letzteres mit Crampas sowie
Binz, Lohme,
Göhren
und
Sellin sind besuchte Seebäder. (S. die Einzelartikel.) Eine Eisenbahn von
Altefähr,
Stralsund
[* 8] gegenüber, geht über
Bergen,
wo eine Linie nach
Putbus-Lauterbach abzweigt, nach Saßnitz. Verschiedene Dampfschiffslinien vermitteln den Verkehr vonStralsund,
Greifswald
[* 9] und
Stettin
[* 10] nach Rügen, das seiner landschaftlichen Schönheiten wegen von zahlreichen Reisenden besucht wird.
Georg Philipp, Schlachtenmaler, geb. zu
Augsburg,
[* 15] studierte besonders die kriegerischen
Darstellungen
nach
Bourguignon u. a. Nachdem er einige Zeit inWien
[* 16] gelebt, reiste er 1692 nach
Venedig
[* 17] und nach
Rom,
[* 18] von
wo er 1695 nach
Augsburg zurückkehrte. Hier wurde er 1710 der erste Direktor der Kunstakademie und starb Rugendas ist
auch durch seine zahlreichen Radierungen und Schabkunstblätter bekannt; er ätzte z. B. 6
Blatt
[* 19] Capricci (Reiter und
Bauern,
1698), 6
BlattFranzosen vor
Augsburg (1703),
Karl ⅩⅡ. zu
Pferde, die
Pferde vor sich hertreibend, Prinz
Eugen zu Pferde.– Seine
SöhneGeorg Philipp Rugendas, 1701‒74,
Christian Rugendas,
1708‒81, und
Jeremias Gottlob Rugendas sind ebenfalls
als Kupferstecher, besonders in
Aquatinta oder getuschter
Manier, bekannt.
Johann Lorenz Rugendas, der Urenkel
Georg Philipps, geb. 1775, gest. als
Professor der Kunstschule und Direktor der Zeichenschule in
Augsburg, ist bekannt durch seine Schlachtenstücke, Scenen aus
der neuern Kriegsgeschichte, in
Tuschmanier.
Dessen Sohn,
JohannMoritz Rugendas, geb. zu
Augsburg, bildete sich unter Leitung des Tiermalers Albr.
Adam und unter Quaglio
seit 1815 für die
Genremalerei aus. Er ist als Künstler unbedeutend. Rugendas reiste 1821‒25 in
Brasilien
[* 20] (zum
Teil mit Langsdorf),
1827‒29 in
Italien,
[* 21] 1831‒46 durch ganz
Südamerika.
[* 22] Dann lebte er zu
München,
[* 23] später zu
Weilheim, wo er starb.
Das große Werk «Malerische
Reisen in
Brasilien» (Par. 1827‒35) war das Ergebnis seiner ersten, über 3000
Studien,
bestehend in Bleistiftzeichnungen, Aquarellen und Ölskizzen, das seiner zweiten südamerik.
Reise. Der bayr.
Staat kaufte
diese Sammlung für eine
Leibrente, die er dem Künstler zahlte. Auf Veranlassung
A. von
Humboldts malte er auch für den König
von
Preußen zwei größere Folgen transatlantischer
Darstellungen.
Stadt im
Kreis
[* 24] Schlawe des preuß. Reg.-Bez. Köslin,
[* 25] rechts an der Wipper,
die 2 km unterhalb, nachdem sie links noch die Grabow aufgenommen, in die Ostsee mündet, an der Linie Rügenwalde-Zollbrück-Bütow
(82,2 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 26] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Stolp),
[* 27] eines Hauptzollamtes, einer
Reichsbanknebenstelle und mehrerer Konsuln, hat (1890) 5296 E., darunter 27 Katholiken und 102 Israeliten, Post zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 28] Schloß,
Irrenanstalt; bedeutende Fabrikation von Wurstwaren (Fleischwurst), Fischerei,
Reederei und lebhaften
Handel
mit frischen und geräucherten
Aalen,
Lachsen und Gänsebrüsten (Rügenwalder
Spickgänse), Leinwand, Getreide und Holz.
[* 29] Der
HafenRügenwaldermünde mit Seebad, links an der Wipper, wurde 1772 wiederhergestellt und neuerdings
erweitert. – Rügenwalde kam 1273 vorübergehend an
Brandenburg,
[* 30] gehörte um 1300 zu
Polen, fiel dann an
Pommern und war seit 1365 Hansestadt.
oder
Rugen, ein zur got. Gruppe der
Ostgermanen gehöriger
Stamm, im 1. Jahrh. n. Chr. inPommern
ansässig, wo die
InselRügen noch seinen
Namen bewahrt hat. Die Ulmerugi, d. h. die
Holm- oder Inselrugier der got. Stammsage,
versetzen einige ebendahin, andere aber auf
Inseln des norweg. Rogaland. Sie zogen wohl im 2. Jahrh.
wie die Goten nach
Süden, gerieten hier im 4. Jahrh. unter die Herrschaft der Hunnen
und erscheinen im 5. Jahrh. nach dem Zerfall des Hunnenreichs als mächtiges
Volk an der mittlern Donau, großenteils auch
in Noricum.
Hier behaupteten sie sich, bis Odoaker ihren König Fava (Fewa) 487 der Herrschaft beraubte und 488 auch das
Volk aus seinem
Sitze trieb. Das Land, nach ihnen noch eine Zeit lang Rugiland genannt, wurde zunächst von den Langobarden
in
Besitz genommen. Ein
Teil der Rugier verlor sich allmählich unter
Skiren, Herulern und Langobarden, ein anderer zog 489 mit
den
Ostgoten gegen Odoaker nach
Italien, wo er dann neben den Goten als ein abgesonderter
Stamm lebte und endlich
¶
mehr
mit jenen zugleich von den Byzantinern besiegt wurde. Sie werden vielfach mit den ihnen nahe verwandten Skiren und Turcilingern
zusammen genannt, deren Nachbarn sie in ihrer pommerschen Heimat gewesen waren.