social» zu verwirklichen, der insofern einen
Fehlschluß machte, als er die in der kleinen Republik Genf
[* 2] etwa mögliche direkte
Selbstregierung des
Volks auf die ganz andern franz. Verhältnisse übertrug. Im übrigen hat R.s Opposition
gegen die vorwiegende Verstandesbildung der
Aufklärung auf das Geistesleben aller Nationen tief und belebend eingewirkt.
In
Deutschland
[* 3] sind seine Anregungen durch Herder und den
Sturm und Drang unendlich fruchtbar geworden.
R.s zahlreiche
Briefe sind mit bewußter Kunst geschrieben und für die Geschichte nicht nur seines eigenen Lebens, sondern
des Zeitalters wichtig. Seine
«Confessions» (deutsch vonL. Schücking, Hildburgh. 1870), die erst nach seinem
Tode erschienen, haben durch ihre bis zum ärgsten Schmutze gehende zuchtlose Selbstenthüllung viele
Anklagen gegen Rousseau begründet und müssen in den
Stunden des bittersten Schmerzes geschrieben sein, so daß man sie nicht ohne
tiefes
Mitleid lesen kann.
Neben den ältern
Ausgaben R.s von Du
Peyron (17 Bde., Genf
1782-90, mit Kupferstichen nachMoreau) und von Sébastien
Mercier,
Abbé Brizard und de L'Aulnaye (39 Bde., Par.
1788-93) ist als eine der besten zu nennen die
Ausgabe von Musset-Pathay (26 Bde., ebd. 1823-27, mit der
«Histoire de la vie et des ouvrages de
Jean-Jacques Rousseau», 3. Aufl., ebd. 1827) und die von Hachette (13 Bde.,
1865). Eine befriedigende
Ausgabe giebt es noch nicht. Ins Deutsche
[* 4] wurden übersetzt die «Sämtlichen
Werke» von K. F. Cramer (11 Bde., Berl.
1786-99) und «Auserlesene Werke» von
Gleich,
TheodorHell u. a. (28 Bdchn., Lpz. 1826-30). Neuerdings erschienen
die von
Bosscha herausgegebenen «Lettres inédites de
Jean-Jacques Rousseau avecMarcMichel Rey» (Amsterd. 1858),
die von Streckeisen-Moulton veröffentlichten «?uvres et correspondance inédite
de
Jean-Jacques Rousseau» (Par. 1861) und die von Jansen herausgegebenen «Fragments
inédits» (Berl. 1882). -
Vgl. Brockerhoff, R.s Leben und Werke (3 Bde., Lpz.
1863-74);
Streckeisen-Moulton, Rousseau ses amis et ses ennemis (2 Bde.,
Par. 1865);
Moreau, J. J. Rousseau et le siècle philosophe (ebd. 1870);
(spr. rußoh),Philippe, franz. Tiermaler, geb. 1808 zu
Paris,
[* 5]
Schüler von Gros und Victor
Bertin, war ursprünglich Landschafter, wendete sich jedoch später
ganz der
Tiermalerei zu, die er oft mit vielem
Humor und in kräftiger Malweise behandelte.
Dazu kamen zum
Schlusse seines Lebens
viele Blumenstücke und
Stillleben.
Drei seiner Tierbilder aus den fünfziger Jahren: Der Störenfried
(Hund und
Katzen),
[* 6] Schlafende
Störche, Blumenfressende Ziege, befinden sich in der
Galerie des Luxembourg. Er starb in
Paris.
(spr. rußoh),Théodore, franz. Landschaftsmaler,
Bruder des vorigen, geb. in
Paris, wußte der
realistischen
Auffassung der Natur durch die
Betonung
[* 7] eines Gefühls und Stimmungsmoments geistigen Gehalt und Bedeutung zu
verleihen; hierin ist er einer der Hauptvertreter des sog. Paysage intime. 1854 stellte
er eins seiner Hauptwerke: Der Sumpf in den
Landes, aus, diesem solgte 1855 sein berühmtes
Bild: Der
Wald von
Fontainebleau
(im Louvre). 1865 malte er für den Speisesaal des Fürsten Deni zwei dekorative Gemälde und 1867 wurde er von der internationalen
Jury, die ihm die höchste Auszeichnung, eine Ehrenmedaille verlieh, zu ihrem Präsidenten gewählt.
Hauptwerke von ihm sind ferner: Die Hütte unter den
Bäumen (1864) und Die Lichtung im
Hochwald (1865). Er starb in
Barbizon bei
Fontainebleau.
(spr. rausselahr), frz. Roulers, Stadt in der
belg.
Provinz Westflandern, an dem
Mandel, 32 km südlich von
Brügge, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, hat
(1890) 20339 E., got. St. Michaelskirche;
Spitzenindustrie, Cichorienhandel,
Baumwoll- und Wollzeugfabriken und Leinwandmärkte.
Hier siegten die
Franzosen unter Pichegru und Macdonald über die
Österreicher unter Clersayt.
(spr. rußijóng), ehemalige
Grafschaft und
Provinz im südl.
Frankreich, von Languedoc, Foix, dem Mittelmeer
und den Pyrenäen begrenzt, mit der Hauptstadt
Perpignan (s. d.), entspricht dem heutigen Depart.
Ostpyrenäen. Die alten Bewohner waren die
Sardonen, ihre Hauptstadt Ruscino am Tetis
(Tet), das 859 von den
Normannen zerstört wurde (jetzt La
Tour de Roussillon, östlich von
Perpignan). Unter den
Römern gehörte Roussillon zu
Gallia Narbonensis,
im 5. Jahrh. kam es an die Westgoten, 720 an span. Saracenen, 759 unter
Pippin an die
Franken.
Seit
Karl d. Gr. wurde Roussillon als Rossilionensischer oder Elenensischer
Gau (nach der Stadt Elne) durch
Grafen
verwaltet, die sich um 900 unabhängig machten. Ihr letzter vermachte Roussillon 1172 an
Aragon, bei dem es nun blieb, aber unter
franz. Hoheit, auf die erst
Ludwig IX. 1258 verzichtete.
Johann II. von
Aragon versetzte Roussillon 1462 an
Ludwig XI., der es trotz
der Empörung der Bewohner 1473 mit den Waffen
[* 8] behauptete; erst
Karl VIII. gab es 1493 an
Aragon zurück.
Seitdem blieb Roussillon bei
Spanien,
[* 9] bis es 1642 von
Ludwig XIII. erobert und 1659 im Pyrenäischen Frieden nebst der
GrafschaftConflans
(mit Villefranche) und dem nördl. Cerdagne definitiv an
Frankreich abgetreten wurde.
(frz., spr. rut),Straße, Marschrichtung,
Reise. ^[= # Mehrheitsbezeichnung für die portug. und brasil. Geldrechnungseinheit. Die Einzahl heißt Real ...]