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denen die des Caligula am berühmtesten sind. Dieser Kaiser erbaute hier einen Cirkus, [* 2] welcher unter Nero eine Stätte des Martyriums der ersten Christen war. Das Grab des Apostels Petrus giebt die Tradition als an diesem Cirkus gelegen; über ihm erhob sich seit dem 4. Jahrh. die vornehmste Kirche R.s. In der Mitte des Cirkus (auf der Spina) stand ein von Caligula aus Heliopolis geholter Obelisk (25 m), der 1586 aus den Petersplatz versetzt wurde, der einzige, welcher nie umstürzte.
Zwischen Tiber und Janiculum lag ein namentlich von den niedern Volksklassen stark bewohntes Quartier; auch die Juden hatten hier ihr Viertel. Im südl. Teil, wo sich Parks und Gärten (Nemus Caesarum) befanden, legte Augustus ein elliptisches Bassin für Darstellung von Seegefechten an (Naumachia Augusti), 1800 Fuß lang, 1200 Fuß breit. Zur Versorgung der Region mit Wasser baute Angustus die Aqua Alsietina, 22 Miglien lang, ans dem See von Martignano; da das Wasser derselben nicht gesundheitsdienlich war, führte Trajan die nach ihm genannte Aqua Trajana aus dem See von Bracciano auf die Höhe des Janiculum (55 Miglien lang); dieselbe ist nach ihrer Wiederherstellung durch Papst Paul V. (1611) noch jetzt in Thätigkeit. Flußabwärts vor der Porta Portuensis lagen die Gärten des Cäsar, die er in seinem Testament dem röm. Volk schenkte.
f. Gräberstraßen. Die Landstraßen außerhalb der Stadt waren meilenweit hinaus auf beiden Seiten mit Grabmonumenten besetzt, da bei den Römern die Anlage großer geschlossener Kirchhöfe nicht üblich war. Die berühmteste und glänzendste Gräberstraße war die Via Appia (s. Appische Straße). Das Grabmal der Scipionen wurde oben erwähnt; am bekanntesten unter allen ist das Grabmal der Cäcilia Metella (s. d.). Viele andere Grabdenkmäler haben die 1851-53 unter Leitung des Architekten Canina gemachten Ausgrabungen zu Tage gefördert.
An der Via Labicana und Praenestina finden sich unter anderm die Monumente der Arruntier (1732 ausgegraben) und Statilier (1875 gefunden); unmittelbar am Thore (Porta Maggiore) das wunderliche Denkmal eines Bäckers, M. Vergilius Eurysaces, in Form eines Haufens übereinander geschichteter Getreidemaße; außerhalb des Thores das Grab der heil. Helena, Mutter Konstantins d. Gr. (jetzt Torre Pignattara). Viele Gräber liegen auch vor der Porta Nomentana und Salaria, wo unter anderm die Begräbnisplätze für die Prätorianer u. s. w. sich befanden.
Gräber mit schönen Dekorationen in Stucco und Wandmalerei sind an der Via Latina gefunden worden. An der Via Nomentana, eine Miglie von der Stadt, liegt das Grabmal der Constantia, Tochter Konstantins d. Gr., deren Porphyrsarkophag sich jetzt in der Antikensammlung des Vatikans befindet. Auf dem rechten Tiberufer an der Via Aurelia sind namentlich zahlreiche Kolumbarien (s. d.) gefunden worden; an der Porta Ostiensis liegt die Pyramide des Cestius (s. d.).
Das antike Rom. Die Bauten der spätern Kaiser. Der schnelle Niedergang des Römischen Reichs unter den Gewaltherrschern des 3. Jahrh. war auch von Einfluß auf die Baugeschichte der Hauptstadt. Zwar Septimius Severus und sein Sohn Caracalla restaurierten mit Eifer, doch hastig und ohne Geschmack, ältere Bauwerke: so das Pantheon, den Portikus der Octavia, den Tempel [* 3] des Vespasian u. a. Ferner erbaute Severus auf dem Palatin einen prachtvollen Palast, dessen südlichen, der Via Appia zugewandten Prospekt das Septizonium bildete; auf dem Forum [* 4] wurde ihm zum Andenken an die Siege über Parther, Araber und Adiabener 203 n. Chr. der noch erhaltene dreithorige Triumphbogen errichtet, auf dem Forum Boarium von den Kaufleuten und Maklern dieses Marktes eine Ehrenpforte (Monumentum Argentariorum).
Unter den Bauten des Caracalla nehmen die kolossalen Thermen (s. Tafel: Bäder I, [* 1] Fig. 1), welche er in der XII. Region an der Via Appia errichten ließ, die erste Stelle ein. Die gesamte, von Portiken umgebene Anlage hat 330 m im Quadrat, der Mittelbau, das eigentliche Bad, [* 5] für 1600 Benutzer zugleich ausreichend, ist 220 m lang, 114 m breit. Eine Menge trefflicher Kunstwerke, z. B. der Farnesische Stier (s. d. und Tafel: Griechische Kunst III, [* 1] Fig. 8), schmückte das Gebäude.
Von den Bauten der Kaiser des 3. Jahrh. sind nur wenige Reste vorhanden; zu nennen die Wiederherstellung der Nerothermen durch Alexander Severus (Thermae Alexandrinae), um 225; ferner der Ehrenbogen des Gallienus (262 n. Chr.) auf dem Esquilin. Aurelian (270-275) baute im Campus Martius den prachtvollen Tempel der Sonne. [* 6] Bezeichnend für den Wandel der Zeiten ist, daß derselbe kraftvolle Kaiser es für nötig erachtete, R., nachdem es über drei Jahrhunderte eine offene Stadt gewesen war, aufs neue zu befestigen.
Die von ihm erbaute Mauer (Aureliansmauer) aus Ziegeln, im Durchschnitt etwa 15 m hoch, ist in Abständen von 25 bis 30 m durch Türme verstärkt, hat nach der Innenseite einen gewölbten Wehrgang und wird von 14 Thoren durchbrochen. Sie beginnt am Tiber nördlich vom Mausoleum des Augustus, läuft am nördl. Rande des Pincius und Quirinal entlang bis zum Prätorianerlager, welches als großes Fort der Befestigung einverleibt ist, folgt dann südlich dem Laufe der Wasserleitungen, mehrmals Straßenübergänge derselben als Thore benutzend (s. S. 944 a), umschließt südlich den Cälius, schneidet den (fälschlich zum Aventin gerechneten) Hügel von Sta. Balbina und San Saba und erreicht unterhalb des Emporiums den Tiber. Auch der Fluß selbst erhielt eine Mauer, aber minder stark und mit weniger Türmen; endlich wurde auch der transtiberinische Stadtteil in die Befestigung mit einbegriffen. Die Mauer, von Aurelians Nachfolger Probus vollendet, später von Honorius ausgebessert, ist teilweise erhalten.
Eine letzte Epoche des Aufschwungs für R. bezeichnen die Regierungen des Diocletian und Konstantin. Außer einer großen Zahl von Restaurationsbauten verdanken der Epoche von 300 bis 330 folgende Monumente ihre Entstehung: die Thermen des Diocletian auf dem Quirinal und Viminal (305), die größten R.s, für 3000 Besucher zu gleicher Zeit ausreichend. Ihr Hauptsaal ist jetzt zur Kirche Sta. Maria degli Angeli umgebaut, in den Nebenräumen des über 1700 m im Umfang messenden Gebäudes befindet sich eine Kaserne, eine Menge von Wohlthätigkeitsanstalten, Schulen, die Rundkirche San Bernardo alle Terme u. s. w. Die Thermen Konstantins d. Gr. auf dem Quirinal, reich an vorzüglichen Kunstwerken (u. a. die Rossebändiger), sind großenteils im 17. Jahrh. beim Van des Palastes Rospigliosi zerstört worden. Das bedeutendste noch erhaltene Denkmal Konstantins ist der Triumphbogen, welchen Senat und Volk ihm 312 nach der Besiegung des Maxentius unweit des Kolosseums ¶
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errichteten (s. Tafel: Rom [* 8] I, [* 7] Fig. 2). Derselbe ist geschmückt mit Reliefs, die großenteils von ältern Bauten (des Trajan) entnommen sind. Konstantins Gegner Maxentius dedizierte im Namen seines frühverstorbenen Sohnes Romulus an der Via Appia unweit des Grabes der Cäcilia Metella einen Cirkus, die besterhaltene Anlage dieser Art. Demselben Divus Romulus geweiht ist der kleine Rundtempel an der Sacra Via, der jetzt einen Teil der Kirche San Cosma e Damiano bildet.
Weiter an dieser Straße begann Maxentius eine Basilika, [* 9] deren Dimensionen alle bis dahin vorhandenen übertrafen. Nach seinem Sturze wurde der Bau von Konstantin, mit einigen Änderungen im Grundplane, zu Ende geführt. Noch stehen die drei Bogen [* 10] des rechten Seitenschiffs; von den 15 m hohen Säulen, [* 11] welche die Mittelpfeiler dekorierten, ist die einzige erhaltene jetzt bei Sta. Maria Maggiore aufgestellt. Aus stilistischen Gründen setzt man in die Konstantinische Zeit den sog. Janus [* 12] quadrifons auf dem Forum Boarium, einen quadratischen Bau mit vier Durchgangsthoren.
Die aus der Konstantinischen Zeit in zwei Bearbeitungen auf uns gekommene statist. Beschreibung der 14 Regionen («Curiosum urbis Romae») giebt unter anderm an, daß R. damals hatte: 28 Bibliotheken, 8 Brücken, [* 13] 10 Basiliken, 11 Thermen, 19 Wasserleitungen, 423 Straßen, 1790 Paläste, 46602 Mietwohnungen, 856 Badestuben, 1352 Straßenbrunnen. Nach Konstantin d. Gr. beginnt der Niedergang der Stadt immer schneller und unaufhaltsamer;
von Wichtigkeit wurde namentlich die Verlegung der Residenz nach Byzanz (Konstantinopel) [* 14] im J. 330. Zwar haben auch spätere Kaiser noch manches für die Verschönerung der Stadt gethan;
so stellte Konstantius 357 den größten aller ägypt. Obelisken (32 m) im Circus Maximus auf (seit 1588 auf der Piazza di San Giovanni in Laterano);
Valentinianus erbaute eine steinerne Tiberbrücke (364-365), an der Stelle des jetzigen Ponte Sisto;
er zusammen mit Valens und Gratianus restaurierte die alte Inselbrücke des Cestius.
Von Theodosius wird die Erbauung einer großen Säulenhalle (Porticus Maxima) vom Marcellustheater bis zum Pons Aelius und eines Triumphbogens am Ende derselben (bei San Celso ai Banchi, zerstört erst Mitte des 15. Jahrh.) erwähnt. Doch mußte er schon 391 ein gesetzliches Verbot gegen die Zerstörung öffentlicher Gebäude erlassen. 410 wurde R., zum erstenmal seit 800 Jahren, eingenommen durch den Westgotenkönig Alarich. Im 5. und 6. Jahrh. folgten wiederholte Zerstörungen R.s durch Barbaren; auch wurden die noch gebliebenen Kostbarkeiten zum Schmuck der oström. Hauptstadt größtenteils weggeführt. Die wenigen Neubauten charakterisieren sich als trauriges Flickwerk oder verdanken ihre Entstehung dem Raub an ältern Monumenten. Als das letzte dieser Art ist die auf dem Forum Romanum vom Exarchen Smaragdus zu Ehren des Kaisers Phokas 608 n. Chr. errichtete Säule zu nennen. Über den Trümmern der alten Denkmäler erhebt sich eine neue Stadt, das christliche R.
Geschichte des antiken R. s. Rom und Römisches Reich (S. 948 b fg.).
Die Litteratur über das antike R. beginnt mit dem Wiederaufleben der klassischen Studien (Flavius Blondus, Roma [* 15] instaurata, etwa 1440; Pomponius Lätus, De romanae urbis vetustate, 1515; Andreas Fulvius, Antiquitates urbis Romae, 1527), nimmt im 16. Jahrh. einen erheblichen Aufschwung (Barth. Marliani, Antiquae urbis Romae topographia, 1534, 1544; L. Fauno, Antichità della città di Roma, 1548; G. Fabricius, Roma, Bas. 1551), welcher im 17. Jahrh. im allgemeinen keine Fortsetzung fand (J. Boissard, Romanae urbis topographia et antiquitates, Frankf. a. M. 1597-1602; A. Donatus, Roma vetus ac recens, 1638; Famiano Nardini, Roma antica, Rom 1666 u. ö., neueste Ausg., 4 Bde., 1818-19). Aus dem 18. Jahrh. sind zu nennen: Ficoroni, Vestigie e rarità di Roma (1744);
Venuti, Descrizione topografica (2 Bde., 1763 u. ö.);
vor allem aber die Bilderwerke Piranesis (Antichità Romane, Rom 1756; Campo Marzo, ebd. 1762).
Epochemachend waren dann die seit Anfang des 19. Jahrh., zuerst unter Feas Leitung, angestellten Ausgrabungen, durch die ein neues Fundament für die topogr. Forschung geschaffen ist. Von hierher gehörigen Werken seien genannt: Platner, Bunsen, Gerhard u. a., Beschreibung der Stadt R. (6 Bde., Stuttg. 1830-42);
Becker, Handbuch der röm. Altertümer (Bd. 1, Lpz. 1843);
Canina, Indicazione topografica di Roma antica (4. Aufl., Rom 1850);
ders., Edifizij di Roma antica (6 Bde., Fol., ebd. 1848-56);
Jordan, Topographie der Stadt R. im Altertum (bis jetzt 3 Bde., Berl. 1871-85);
Reber, Die Ruinen R.s und der Campagna (2. Aufl., Lpz. 1879);
O. Richter, Topographie von R. (in Iwan Müllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft», Bd. 3, Nördl. 1889);
O. Gilbert, Geschichte und Topographie der Stadt R. im Altertum (3 Bde., Lpz. 1883-90);
R. Lanciani, Ancient Rome in the light of modern discoveries (Lond. 1888);
ders., Pagan and christian Rome (ebd. 1892);
Ch. Hülsen, Jahresberichte über röm. Topographie (in den «Mitteilungen des kaiserl. Deutschen Archäologischen Instituts», 1889-93).
Von dem großartigen Plane, 46 Blätter im Maßstab [* 16] 1:1000, des alten R.s, den Lanciani mit Unterstützung der Accademia dei Lincei herausgiebt, sind bis jetzt (Anfang 1895) 2 Lieferungen (12 Blatt) [* 17] erschienen, welche den nördl. Teil der Stadt enthalten.
Das päpstliche Rom. Nach dem Untergange des Weströmischen Reichs kam R. unter die Herrschaft der Ostgoten. Ihr König Theodorich sorgte für die Erhaltung und Wiederherstellung der Stadt wie der röm. Einrichtungen und Gesetze. Sechsmal wurde sie sodann im Kriege der Goten und Byzantiner eingenommen, doch von Belisar sowohl als auch von Totila und von Narses geschont. Kaiser Justinianus I. erließ hierauf Gesetze zu Gunsten R.s, doch sank die Stadt immer mehr zu einer Provinzialstadt herab.
Kaiserl. Duces, Unterbefehlshaber des Exarchen in Ravenna, regierten sie; im Lateran wohnten die Bischöfe R.s, bald die reichsten Besitzer und Hauptwohlthäter der Stadt, bald auch deren Gebieter. Während dieser byzant. Zeit, als die Langobarden im größten Teil Italiens [* 18] herrschten (570 bis um 750), trugen Überschwemmungen, Hungersnot und Pest zum Verfall R.s bei; auch der christl. Eifer, der die Werke des Altertums vernichtete oder für Kirchen verbrauchte, wirkte zerstörend. Durch die Schenkung Pippins (754) entstand der Kirchenstaat (s. d.), welchen Karl d. Gr. bestätigte. Der Papst wurde Landesherr in R. Leo IV. befestigte, nachdem 846 die rechtstiberinischen Stadtteile durch eine Plünderung der Saracenen schwer gelitten hatten, den Vatikan; [* 19] so entstand die Leoninische Stadt (s. d.). Aber zugleich mit der weltlichen Herrschaft des Papstes begannen ¶