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Laterans (s. d.) und die städtischen im Konservatorenpalast und Museo Capitolino (s. Kapitol). Ein drittes städtisches Museum (Museo Urbano) bei San Gregorio am Cälius, 1894 eröffnet, enthält besonders Objekte zur Geschichte der röm. Architektur und Technik. Die ital. Regierung hat in neuester Zeit drei große Museen angelegt. Das Museo Nazionale in den Diocletiansthermen enthält die auf staatlichem Grund und Boden gemachten Funde (Forum, [* 2] Palatin, Tiberregulierung u. s. w.); es füllt den großen nach Michelangelos Plan gebauten Kreuzgang des ehemaligen Kartäuserklosters von Sta. Maria degli Angeli nebst vielen anstoßenden Räumen und enthält bereits zahlreiche Kunstschätze hohen Ranges (Bronzefiguren der Athleten vom Quirinal, Jüngling von Subiaco, Wandgemälde eines antiken Hauses, gefunden im Garten [* 3] der Farnesina) sowie die nächst dem Vatikan [* 4] größte Sammlung antiker Inschriften (u. a. die Arvalakten).
Das Museo Nazionale in der Villa di Papa Giulio (vor Porta del Popolo) ist bestimmt für Funde aus der Umgebung, besonders die Ausgrabungen von Cività Castellana (Falerii). Das Museo preistorico ed etnografico im Collegio Romano, angeschlossen an die Sammlungen des ehemaligen Jesuitencollegs (Museo Kircheriano: Hauptstücke die Ficoronische Ciste [s. d.] und das Spottcrucifix vom Palatin), enthält reiche Sammlungen aus den ältern italischen Schichten (Pfahlbauten, [* 5] Terremare, Goldfund von Präneste) sowie aus fremden Weltteilen.
Noch wenig bedeutend ist die neugegründete staatliche moderne Galerie (Galleria nazionale d'arte moderna) im Kunstausstellungspalast und das städtische Kunstgewerbemuseum (Museo artistico industriale) im ehemaligen Kloster von San Giuseppe a Capo-le-Case. Das Museo Torlonia, eine antike Skulpturensammlung, angelegt vom Fürsten Alessandro Torlonia aus Funden, die in dessen Besitzungen gemacht waren, und durch Ankäufe vermehrt, steht an Umfang nur der Vatikanischen Sammlung nach. Es füllt 78 Säle und Korridore eines besondern Gebäudes an der Lungara und enthält Werke ersten Ranges (Vesta Giustiniani).
Hervorragend sind ferner die Sammlungen der Paläste und Villen: Albani (namentlich Skulpturen), Barberini (Gemälde und Skulpturen), Borghese (Gemälde und Skulpturen), Colonna (Gemälde), Corsini (Gemälde), Doria-Pamphili (Gemälde), Ludovisi (Skulpturen, jetzt im Palazzo Piompino aufgestellt), Spada (Gemälde und Skulpturen), Torlonia (Gemälde);
auch sonst enthalten fast alle Paläste und Villen Kunstwerke, zum Teil von hohem Wert. -
Vgl. W. Helbig, Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom [* 6] (2 Bde., Lpz. 1891).
Ein Theater [* 7] mit ständiger Besetzung besteht in Rom ebensowenig wie in den meisten übrigen Städten Italiens, [* 8] vielmehr wechseln die Impresarii meistens dreimal im Jahr (vor Weihnachten, im Karneval, nach Ostern). Die bedeutendsten Theatergebäude sind: Costanzi, 1880 gebaut, und Argentina [* 9] (städtisch), 1888 erneuert, für Oper und Ballett;
Teatro Valle und Drammatico Nazionale, 1885 erbaut, für Schauspiel;
Quirino, Metastasio, Manzoni, Rossini für kleine Opern, Operetten und Volksstücke, sowie mehrere Gebäude für Cirkuszwecke.
Konzertsäle sind in der Accademia di Sta. Cecilia, im Theater Costanzi, ferner Sala Dante, Sala della Piccola borsa und Sala Palestrina. Die Musik wird gepflegt in der Accademia di Sta. Cecilia, 1584 gegründet, Accademia Filarmonica (namentlich ernste Kirchenmusik) und der Società Orchestrale Romana, 1874 gegründet, die sich große Verdienste um Verbreitung deutscher Musik erworben hat.
Über das Zeitungswesen s. Italien [* 10] (Bd. 9, S. 754 a).
Wohlthätigkeitsanstalten. Von den öffentlichen Krankenhäusern ist das schon im 8. Jahrh. bestehende von Santo [* 11] Spirito in Sassia (nur für Männer) das größte (730 Betten); mit demselben ist verbunden eine große, neuerdings reorganisierte Irrenanstalt an der Lungara, ein Findelhaus (dem durchschnittlich jährlich über 1000 Neugeborene zugeführt werden), Verpflegungshaus für Mädchen und Altersschwache. Das Hospital San Giovanni in Laterano für Frauen (380 Betten) enthält eine Entbindungsanstalt; San Giacomo in Augusta (285 Betten) ist bestimmt für chirurg. Operationen, San Gallicano für Hautkrankheiten, [* 12] Sta. Maria della Consolazione für äußere Verletzungen, Santissima Trinità dei Pellegrini besonders für Rekonvalescenten, Ospedale Torlonia, von der fürstl.
Familie Torlonia unterhalten, hauptsächlich für Augenkrankheiten, [* 13] und das dem Deutschen Reiche gehörige prot. Hospital auf dem Monte-Tarpeo. Ferner ist 1885-87 ein großartiges Militärlazarett auf dem Cälius, unweit des Kolosseums, errichtet. Die noch im Bau befindliche Poliklinik, außerhalb des Campo mlitare, ein mit allen Fortschritten der neuern Technik ausgestattetes großartiges Institut, bedeckt mit seinen Gebäuden eine Fläche von 160000 qm. Unter geistlicher Leitung steht von größern Anstalten nur noch das Hospital der Fatebene-Fratelli auf der Tiberinsel (San Giovanni Calibita). Außerdem bestehen eine ganze Anzahl kleinerer Kranken- und Siechenhäuser.
Von den etwa 300 Stiftungen (Opere pie) mit einem Vermögen von 100 Mill. Lire verteilen 150 Summen zur Aussteuer von heiratsfähigen Mädchen, 55 Almosen und 11 Stipendien für verschiedene Zwecke, während 20 Waisenhäuser, Erziehungsinstitute u. s. w. sind. Außer den ihr ursprünglich anvertrauten Stiftungen werden nach einem Gesetz vom viele der kleinen Stiftungen verwaltet von der Congregazione di carità. (Armenpflege), dem hauptsächlichsten Organ der amtlichen Wohlthätigkeit.
Das Hospiz San Michele in Trastevere beherbergt arme vaterlose Kinder, die städtischen Institute in den Klöstern San Cosimato und San Gregorio alte Leute, die Anstalt Margherita di Savoia auf der Piazza Termini blinde Männer und Frauen, eine Anstalt bei San Alessio auf dem Aventin blinde Knaben; die Taubstummenanstalt vor Porta Pia nimmt Knaben und Mädchen auf, das Waisenhaus auf der Piazza Capranica Knaben aus bürgerlichen Familien, das Waisenhaus Ospizio di Termini Knaben und Mädchen aus ärmern Familien, Ospizio delle Orfane di San Girolamo Emiliani Mädchen; einige ähnliche Institute befinden sich in Klöstern. Endlich bestehen mehrere Anstalten für Obdachlose, darunter eine von dem Buchhändler Sonzogno aus Mailand [* 14] unterhaltene an der Via Flaminia.
Industrie und Gewerbe. Großindustrie fehlt in Rom gänzlich. Die großartigen Ziegeleien, welche an den ein vortreffliches Material liefernden Abhängen des Janiculum und Monte-Mario in der Zeit der Bauspekulationen entstanden waren, sind wieder eingegangen, ebenso hat sich die früher bedeutende ¶
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Wollindustrie vermindert, so daß die in der Campagna erzeugte Wolle meist ausgeführt wird. Dagegen ist die Kunstindustrie beträchtlich; namentlich genießen die röm. Goldschmiedearbeiten, Bronzen, Terracottaarbeiten, Mosaiken, Kameen, [* 16] künstlichen Perlen einen verdienten Ruf. Auch die Fabrikation von Seidenwaren, Seidenstoffen für Möbel, [* 17] von Kirchenschmuck, Regen- und Sonnenschirmen u. a., künstlichen Blumen, Darmsaiten für Instrumente (corde armoniche), Kerzen, Seife, Maccaroni, künstlichem Dünger und Leim ist zu nennen, die Maschinenfabrikation ist im Entstehen begriffen.
Endlich bestehen zahlreiche Ateliers zum Kopieren berühmter Bilder, Erzgießereien (namentlich Nelli), Gerbereien und bedeutende Mehlfabrikation (Fabrik von Pantanella). Der Bau von Obst, Gemüse u. dgl. hat sich in dem Maße vermindert, als die Gärten vor den Thoren und in der Nähe der Stadt als Baugrundstücke verwendet wurden. Eingeführt werden Korn, Vieh und Wein (namentlich Genzano, Velletri, Frascati, Civita Lavinia, auch Toscaner [Chianti] und südl. Weine [apulischer, sicilischer und sardinischer]).
In R. besteht eine Handels- und Gewerbekammer für die Stadt und Provinz Rom. Die meisten Berufsstände haben Hilfskassen (Società di mutuo soccorso); viele Arbeiterorganisationen haben ihren Hauptsitz und Zweigvereine in der Hauptstadt, doch schwankt die Zahl ihrer Teilnehmer außerordentlich. Die Società generale operaia romana hat über 2000 Mitglieder und Sektionen für Männer und Frauen, die Società operaia centrale romana 450 Mitglieder, der röm. Fachverein für Schriftsetzer 900 Mitglieder. Die im Mai 1892 errichtete Arbeitskammer für Arbeitsnachweis war bereits im Nov. 1893 von 61 Arbeitervereinen als Organ ihrer wirtschaftlichen Interessen anerkannt.
Verkehrswesen. Rom liegt an den Eisenbahnlinien Rom-Orte-Chiusi-Arezzo-Florenz (316 km), Rom-Foligno-Ancona (295 km) und Rom-Castellammare Adriatico (240 km) des Adriatischen Netzes und Rom-Civitavecchia-Grosseto-Pisa (334 km), Rom-Segni-Neapel (186 km) und Rom-Velletri-Terracina (121 km) des Mittelmeernetzes; Lokalbahnen führen nach Albano und Nettuno (68 km), nach Fiumicino (32 km), nach Frascati (24 km) und nach Viterbo (82 km), eine Dampfstraßenbahn nach Tivoli. Zu dem 1861 erbauten, 1880 bedeutend erweiterten Bahnhof auf Piazza Termini ist 1891 der auf dem rechten Tiberufer vor Porta Portese in Trastevere gelegene Bahnhof gekommen; die Verbindung beider durch eine Linie ist geplant. Im Innern der Stadt vermitteln zahlreiche Pferdebahn- und Omnibuslinien sowie Droschken den Verkehr. Die beiden Häfen (Ripa grande und Ripetta) liegen am rechten Tiberufer, sind aber hauptsächlich nur für kleine bis zur Tibermündung bei Fiumicino oder Civitavecchia verkehrende Schiffe [* 18] geeignet. Das Projekt, Rom durch einen südlich vom Tiber bis Castel Fusano laufenden Kanal [* 19] direkt mit dem Meere zu verbinden, wird wohl an den hohen Kosten scheitern.
Vergnügungsorte. Unter den öffentlichen Spaziergängen ist der besuchteste immer noch der oberhalb Piazza del Popolo gelegene Pincio, von Valadier unter der franz. Herrschaft 1811 angelegt, mit Büsten berühmter Italiener geschmückt. Auf dem rechten Tiberufer ist neuerdings die Passeggiata del Gianicolo, auf der Höhe des Hügels von San Pietro in Montorio bis Sant' Onofrio reichend, mit herrlicher Aussicht angelegt, doch wegen Mangel an Mitteln nicht vollendet. Aus demselben Grunde ist der Plan einer großen Passeggiata (Regina Margherita), welche von Porta del Popolo bis Acqua Acetosa und Porta Salaria reichen sollte, in den Anfängen stecken geblieben. Unter den ältern Villen sind die großen Parks der Villa Borghese und Villa Doria-Pamphili nach wie vor von der vornehmen Welt für Spazierfahrten bevorzugt.
Befestigung. Da Rom nach der Landung eines Gegners in kürzester Frist einer Einschließung ausgesetzt ist und die alte Umwallung der heutigen Geschützwirkung gegenüber nur kurzen Widerstand zu leisten vermag, war es um so mehr angezeigt, die Stadt nach neuern Grundsätzen zu befestigen, als die Sicherung der lang ausgedehnten Meeresküsten der Halbinsel erst innerhalb eines langen Zeitraums und mit Aufwendung bedeutender Kosten durchführbar erschien. Man legte deshalb 1877 zuerst sechs detachierte Forts auf dem rechten Ufer des Tiber an: Monte-Mario, Casal Braschi, Boccea, Aurelia Antica, Bravetta, Portuense, und eins auf dem linken Ufer: Appia Antica. 1879 entstanden fünf fernere Forts auf dem linken Ufer: Ardeatina, Casilina, Prenestina, Tiburtina, Pietralata, später noch Ostiense und Antemne auf dem linken, Trionfale auf dem rechten Ufer.
Auch wurden hier zwischen den Forts noch verschiedene Zwischenbatterien angelegt. (S. die Karte: Rom und Umgebung.) Die Forts, 2-4 km von der Stadtumwallung und 2 km voneinander entfernt, liegen auf einem Umkreis von 40 km Ausdehnung [* 20] und sind nach gleichen Grundsätzen wie die neudeutschen Werke gebaut und für 1-2 Compagnien Besatzung berechnet, können aber eben wegen des geringen Abstandes die Stadt selbst vor einer Beschießung nicht sichern. Die Ausrüstung umfaßt 12-24 Geschütze. [* 21] Die Baukosten beliefen sich im ganzen auf 23 Mill. Lire.
Geschichte seit 1871. Als Rom zur Hauptstadt Italiens erklärt wurde, begann es eine neue Physiognomie anzunehmen. Die Übersiedelung der Ministerien, der Gerichtshöfe, der Garnison machte die schleunige Beschaffung einer Anzahl von Räumen notwendig, die meist durch Umbau aufgehobener Klöster hergestellt wurden. Für die zuströmende Bevölkerung [* 22] wurde eine Erweiterung der Stadt nach Osten geplant. Die Hügel Viminal und Esquilin bedeckten sich binnen wenigen Jahren mit Straßenzügen.
Die plötzlich gesteigerte Bauthätigkeit ließ eine Reihe von Bankinstituten entstehen, darunter manche Schwindelunternehmungen, die bald zu Falle kamen. Für die Umgestaltung der innern Stadt war von einschneidender Wichtigkeit die Regulierung des Tiber. Die Ausführung, besonders seit Mitte der achtziger Jahre mit Energie betrieben, schließt den Fluß in seinem ganzen Laufe innerhalb der Stadt in fast senkrechte Quadermauern; großartige Uferstraßen mit Säulenhallen sind im Entstehen.
Die Brückenverhältnisse erfuhren eine völlige Umgestaltung (s. S. 933 a); die Schaffung von Zufahrtstraßen bedingte große Änderungen auch für die ältern Stadtquartiere, deren enge und winklige Gassen nun von breiten, modernen Straßen durchbrochen werden. Das durch Enge und Schmutz berüchtigte Ghetto der Juden wurde 1887 niedergelegt. Vorzugsweise die Bauthätigkeit in der Mitte der achtziger Jahre ist als «Zerstörung R.s» bezeichnet worden, und es hat sich über dieselbe eine ausgedehnte und heftige Polemik zwischen Italienern und Ausländern, namentlich Deutschen und ¶