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lung des Malariafiebers, welches in der ganzen Campagna endemisch ist. In der Stadt ist die Malaria infolge der fortschreitenden Bebauung sehr zurückgegangen (Malaria-Todesfälle 1890-93: 299, 254, 139, 189). (Hierzu ein Stadtplan: Rom mit [* 2] Verzeichnis der Straßen, Plätze u. s. w.; eine Karte: Rom und Umgebung; die Tafeln: Rom I und II.)
Bevölkerung. [* 3] Rom hatte 1881: 285544, als Gemeinde 300467, nach einer Berechnung 408943, als Gemeinde 440596, 456664 E., darunter 7779 Militärpersonen. In Garnison liegen das 11., 12., 69. und 70. Infanterieregiment, das 5. Regiment Bersaglieri, 4 Eskadrons des 22. Kavallerieregiments, das 13. Feldartillerieregiment (außer 7. und 8. Batterie) mit einer Traincompagnie, 2 Brigaden des Festungsartillerieregiments Nr. 27 und 6 Compagnien Sappeure.
Anlage, Thore, Brücken. [* 4] Die Stadt zerfällt in 15 Bezirke (Rioni):
1) Monti, 2) Trevi, 3) Colonna, 4) Campo Marzio, 5) Ponte, 6) Parione, 7) Regola, 8) Sant' Eustachio, 9) Pigna, 10) Sant' Angelo, 11) Campitelli, 12) Ripa, 13) Trastevere, 14) Borgo, 15) Esquilino e Castro Pretorio, von denen der letzte nach 1870 von dem frühern Rione Monti abgetrennt ist. Für die Parlamentswahlen ist Rom in fünf Wahlkreise (Esquilina, Capitolina, Pantheon, Adriana, Tiberina) eingeteilt. Die Grenze der bebauten Stadt wird im allgemeinen immer noch von der 270-275 n. Chr. erbauten, in neuerer Zeit von mehrern Päpsten (1450, 1630) ausgebesserten und veränderten Aureliansmauer gebildet.
Bemerkenswerte Thore sind: Porta del Popolo, von Vignola 1561 erbaut und 1870 erweitert;
Porta Pia, nach dem Entwurfe Michelangelos 1564 ausgeführt;
Porta San Lorenzo, Maggiore, San Giovanni, beim Lateran, 1574 eröffnet neben der 1408 vermauerten Porta Asinaria;
auf dem rechten Ufer Porta Portese, 1643 erbaut, etwa 500 m stromaufwärts von der (gleichzeitig zerstörten) Porta Portuensis der Aureliansmauer;
Porta San Panerazio auf der Höhe des Janiculum, nach der Belagerung von 1849 unter Pius IX. wiederhergestellt. Im Innern der jetzigen Stadt, zwischen Borgo und der Straße Lungara, die Porta Santo [* 5] Spirito, ein großartiger unvollendeter Bau von Ant. da Sangallo (1540).
Von den zehn Brücken sind drei zum großen Teil antik. Am weitesten nördlich, von der Piazza del Popolo nach den Prati di Castello, liegt Ponte Margherita (1892);
dann folgt die provisorische eiserne Ripettabrücke, welche später durch die massive Brücke [* 6] Ponte Cavour ersetzt werden soll;
in der Achse der Piazza Navona und auf den neuen Justizpalast mündend, der (1895 im Bau befindliche) steinerne Ponte Umberto;
der den Zugang zur Engelsburg (s. d. und Tafel: Rom II, [* 1] Fig. 2) bildende Ponte Sant' Angelo (Jan. 1895 wieder eröffnet) mit fünf Bogen, [* 7] von denen die drei mittlern antik sind (Pons Aelius);
Ponte Sisto, an Stelle des alten Pons Aurelius (Valentiniani) 1474 erbaut und 1874 verbreitert;
der eiserne Ponte Garibaldi, auch Ponte alla Regola (1890);
von den beiden Inselbrücken ist die östliche, Ponte Quattro Capi (Pons Fabricius), die einzige noch einigermaßen erhaltene antike Brücke R.s, die westliche, Ponte San Bartolomeo, ist 1889-90 durch Umbau völlig verändert. Es folgt die an Stelle des Ponte Rotto (Pons Aemilius, s. S. 941 b) getretene Eisenbrücke (von der antiken Brücke ist ein Pfeiler als Monument in der Mitte des Flußbettes stehen geblieben);
endlich ganz im Süden die eiserne Eisenbahnbrücke nach Civitavecchia.
Geplant sind ferner die Brücken Ponte Vittorio Emanuele im Zuge des Corso Vittorio Emanuele und Ponte all' Armata zwischen dieser und Ponte Sisto; auch die Durchführung der Verbindungsbahn vom Bahnhof Porta Portese-Termini macht den Bau einer Brücke unterhalb des Aventins notwendig.
Straßen, Plätze, Wasserleitungen. Die Hauptstraßen waren vor 1870: der Corso, von Piazza del Popolo nach Piazza Venezia (1500 m), Via di Ripetta von Piazza del Popolo nach San Luigi dei Francesi;
Via del Babuino von Piazza del Popolo nach Piazza di Spagna.
Das von Sixtus V. angelegte Viertel der Monti hatte als bedeutendste Verkehrsadern die Via Sistina und Via Quattro Fontane (in ihrer südl. Hälfte jetzt Via Agostino Depretis genannt). Die Hauptstraße des modernen R.s ist die seit 1872 angelegte Via Nazionale, von den Diocletiansthermen nach Piazza Venezia, mit ihrer Fortsetzung (1885) durch den Corso Vittorio Emanuele, der unweit der Engelsbrücke mündet.
Von den zahlreichen großen und schönen Plätzen sind die ältern, vornehmlich der großartigen Bauthätigkeit Sixtus' V. und seiner Nachfolger ihr Gepräge verdankend, durch ihren Schmuck mit Fontänen, Kolossalsäulen und Obelisken bemerkenswert; so der elliptische Petersplatz oder Piazza di San Pietro (226 m breit, 273 m lang) mit dem von Dom. Fontana 1586 hierher versetzten Obelisken (früher an der Südseite der Basilika), [* 8] den vierfachen Kolonnaden Berninis (1667) und zwei schönen Springbrunnen von Maderna.
Die Anordung des Kapitolplatzes hängt mit der Umgestaltung des Kapitols (s. d.) durch Michelangelo zusammen. Die Piazza del Quirinale, vor dem königl. Palast, hat ihren Hauptschmuck in den beiden Marmorkolossen der Dioskuren [* 9] als Rossebändiger (daher auch Piazza di Monte-Cavallo). Im Marsfeld liegen Piazza di Trevi mit der schönsten Fontäne von Nic. Salvi (1762);
Piazza Colonna, benannt nach der Säule des Marc Aurel (Colonna Antonina), in der Mitte des Corso, Mittelpunkt des Verkehrs;
Piazza di Monte-Citorio mit dem Gebäude der Deputiertenkammer (1650) und dem von Augustus aus Ägypten [* 10] gebrachten Obelisken (7. Jahrh. v. Chr.), seit 1789 hier aufgestellt;
Piazza Navona mit drei Springbrunnen (der größte in der Mitte, mit den Kolossalfiguren der vier größten Flüsse [* 11] (Donau, Ganges, Nil, Rio [* 12] de la Plata) und einem antiken Obelisken, ein Hauptwerk Berninis, 1650);
Campo di Fiore, der Gemüsemarkt;
Piazza Farnese mit dem gleichnamigen Palast;
Piazza Tartaruga mit der reizenden Fontana delle Tartarughe (Schildkrötenbrunnen, s. Tafel: Brunnen [* 13] I, [* 1] Fig. 1).
Am südl. Ende des Corso die Piazza Venezia, am nördlichen Piazza del Popolo mit einem Obelisken (1587). Von der Piazza di Spagna führt die berühmte Spanische [* 14] Treppe [* 15] (1725) zur Kirche Sta. Trinità de' Monti. In den neuen Stadtvierteln liegen am Bahnhof Piazza di Termini und Piazza dei Cinquecento (mit Denkmal der 500 Gefallenen von Dogali); südlich Piazza Vittorio Emanuele, von Säulenhallen umgeben, mit Gartenanlagen und der Ruine der Aqua Julia (sog. Trofei di Mario); Piazza Manfredo Fanti, Piazza Dante u. a.
Den großen Reichtum an fließendem und springendem Wasser verdankt Rom den vier großen Wasserleitungen, die mit Benutzung antiker ¶
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Aquädukte gebaut sind. Die niemals unterbrochene Acqua Vergine versorgt den größten Teil der Stadt auf dem linken Ufer und liefert täglich 80000 cbm Wasser. Die Acqua Felice führte Sixtus V. 1585-87 aus den Quellen der Aqua Alexandrina, unter Benutzung der Bogenreihen der Aqua Marcia und Claudia in die Stadt, namentlich zur Versorgung der von ihm neu besiedelten östl. Hügelquartiere. Sie liefert täglich 21000 cbm Wasser. Die Acqua Marcia-Pia, 1870 wiederhergestellt, kommt 53 km weit aus dem Aniothal oberhalb Subiaco und liefert täglich 78000 cbm vorzügliches, doch sehr kalkhaltiges Wasser; die Acqua Paola, von Paul V. an Stelle der alten Aqua Traiana 1609-11 erneuert, versorgt den Stadtteil rechts vom Tiber; das Wasser, großenteils aus dem Lago di Bracciano, ist von geringerer Qualität (56000 cbm täglich). Die gesamte, durch Leitungen täglich nach Rom kommende Wassermenge beträgt ungefähr 235000 cbm, doch fehlen allen Leitungen große Bassins innerhalb der Stadt, was bei jeder Störung im obern Laufe Wassermangel zur Folge hat.
Denkmäler. Rom hat nur wenige Standbilder von der Hand [* 17] moderner Künstler. Zu nennen sind: Das Bronzedenkmal für die 1867 und 1870 in den Kämpfen vor Rom gefallenen Brüder Cairoli aus Pavia in den Anlagen am Pincio (1883, von Ercole Rosa), das Standbild des Cola di Rienzo in den Anlagen beim Kapitol (1887, von Masini), des Dichters Pietro Metastasio auf Piazza San Silvestro (1886), des Giordano Bruno auf Piazza di Fiore (1889, von Ettore Ferrari), der Staatsmänner Terenzio Mamiani auf Piazza Sforza Cesarini (1892, von Benini) und Minghetti auf Piazza San Pantaleo (1895, von Gaugeri), das großartige Garibaldi-Denkmal bei Porta San Pancrazio und das Victor-Emanuel-Denkmal auf dem Kapitol (beide im Bau).
Kirchen. Obenan stehen die sieben Basiliken, welche seit Jahrhunderten von den Wallfahrern besucht zu werden pflegen: San Pietro in Vaticano (s. Vatikan [* 18] und Tafel: Rom I, [* 16] Fig. 5), San Paolo fuori le mura, San Giovanni in Laterano (s. Lateran und Tafel: Italienische Kunst II, [* 16] Fig. 4), Sta. Maria Maggiore, Sta. Croce in Gerusalemme, San Lorenzo fuori le mura und San Sebastiano. Alle liegen an der Peripherie der antiken Stadt, zum Teil sogar außerhalb der Mauern, da die Christengemeinden zuerst in den Vorstädten sich ausbreiteten. Am nächsten dem Centrum liegt Sta. Maria Maggiore, die größte der etwa 80 Marienkirchen in Rom, angeblich vom Papst Liberius 352 gegründet, schon 432 prächtig erneuert (von diesem Bau stammen die 42 schönen Marmorsäulen des Hauptschiffs mit ion. Kapitälen), im 13. Jahrh. restauriert, im 16. und 17. Jahrh. durch Anbauten (Prachtkapellen Sixtus' V., 1586, und Pauls V., 1611, mit den Gräbern derselben) erweitert, 1743 mit barocker Façade versehen.
Vor der Porta Tiburtina der Aureliansmauer liegt San Lorenzo, von Konstantin d. Gr. über dem Grabe des Heiligen erbaut, oft restauriert, mit schöner Façade von 1220 und Mosaikschmuck; Pius IX. bestimmte eine Seitenkapelle für sein eigenes Grab (er ist dort beigesetzt). Neben der Basilika liegt der große Friedhof (Campo Verano) mit zahlreichen, mehr prächtigen als geschmackvollen Monumenten. Die Kirche Sta. Croce in Gerusalemme, von der Kaiserin Helena, Mutter Konstantins, für das von ihr aus Jerusalem [* 19] nach Rom gebrachte Kreuz [* 20] Christi gegründet, wurde im 18. Jahrh. gänzlich modernisiert, ebenso im 17. Jahrh. San Sebastiano (4. Jahrh.), über den gleichnamigen Katakomben an der Via Appia.
An der Via Ostiensis liegt San Paolo fuori le mura, über dem Grabe des Apostels erbaut, schon Ende des 4. Jahrh. von Theodosius und Honorius prachtvoll erneuert. Die Basilika des Honorius wurde 1823 durch Brand großenteils zerstört; das Langhaus ist seitdem prachtvoll wiederhergestellt (s. Tafel: Altchristliche Kunst II, [* 16] Fig. 8), ebenso Querschiff und Apsis (mit Mosaiken aus dem 13. Jahrh.). Die Façade wurde 1877 vollendet, ein großartiger quadratischer Vorhof ist (1895) der Vollendung nahe.
Unter den übrigen Kirchen (Gesamtzahl gegen 400) sind einige in antiken Bauwerken errichtet. So am Forum [* 21] Santi Cosma e Damiano (mit Mosaiken aus dem 6. Jahrh.) im Tempel [* 22] des Divus Romulus;
San Lorenzo in Miranda im Tempel des Antoninus und der Faustina;
San Giuseppe de' Falegnami über dem Carcer Mamertinus.
Einen Hauptsaal der Diocletiansthermen wandelte Michelangelo 1561 im Auftrag Pius' IV. zur Kirche Sta. Maria degli Angeli um;
Vanvitelli veränderte ihn 1749 in wenig glücklicher Weise.
Endlich das Pantheon (s. d. und Tafel: Rom I, [* 16] Fig. 1), als Kirche Sta. Maria ad Martyres genannt. Auf den Fundamenten und mit Beibehaltung des Planes eines antiken Gebäudes (Macellum magnum) ist Santo Stefano Rotondo, die größte Rundkirche R.s errichtet, die 468 unter Papst Simplicius gebaut, 1450 und 1572 restauriert und dabei von Tempesta und Pomarancio mit den berüchtigten Marterbildern verunziert wurde. Nicht als Kirche gebaut ist auch Sta. Costanza an der Via Nomentana, ein Rundbau, ursprünglich Mausoleum einer Tochter Konstantins d. Gr., mit Mosaiken aus dem 4. Jahrh.
Die übrigen bedeutendern Kirchen R.s haben entweder aus ihrer Entstehungszeit die Form der altchristl. Basilika bewahrt oder sind Neugründungen der Renaissance und Barockzeit. In got. Stile erbaut ist einzig Sta. Maria sopra Minerva (1285), welche die Christusstatue Michelangelos, schöne Fresken von Filippino Lippi, das Grabmal des Fra Angelico da Fiesole und mehrerer Päpste (unter andern Leos X.) enthält. Altchristliche Basiliken sind: Sta. Agnese an der Via Nomentana (s. Tafel: Altchristliche Kunst II, [* 16] Fig. 6), ein zweigeschossiger Bau aus der Zeit Honorius' I. (626), mit Mosaiken aus dem 7. Jahrh.; San Bartolomeo auf der Tiberinsel; Sta. Cecilia in Trastevere, schon 499 erwähnt, mit Mosaiken aus dem 9. Jahrh. in der Tribuna, der liegenden Statue der Heiligen von Maderna (1600) und einem got. Marmortabernakel von Arnolfo di Cambio (1283) über dem Hochaltar.
San Clemente, zwischen Kolosseum [* 23] und Lateran, wird schon 392 erwähnt; die jetzige Kirche, Anfang des 12. Jahrh. erbaut, enthält Fresken von Masaccio und Mosaiken (s. Tafel: Mosaik, [* 16] Fig. 3); unter ihr eine (seit 1858 ausgegrabene) ältere Basilika, mit Malereien aus dem 11. Jahrh., noch tiefer Bauten aus röm. Zeit. San Crisogono, mit 22 antiken Säulen [* 24] und Mosaiken aus dem 14. Jahrh.;
Sta. Francesca Romana, früher Sta. Maria Nuova, auf den Trümmern des Tempels der Venus und Roma [* 25] am Forum;
San Giorgio in Velabro, aus dem 7. Jahrh., mit malerischer Vorhalle und Turm [* 26] (840);
Satt Giovanni e Paolo, die obere Kirche aus dem 12. Jahrh., darunter eine andere mit byzant.
Wandgemälden, ¶