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Tosen-870 Oppermann, Ernst Riesen (2. Aufl., Lpz. 1873; Separatabdruck der «Jugenderinnerungen R.s», ebd. 1881).
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Tosen-870 Oppermann, Ernst Riesen (2. Aufl., Lpz. 1873; Separatabdruck der «Jugenderinnerungen R.s», ebd. 1881).
Pilz, s. Lactarius.
s. Blattmesser.
s. Maulwurfsgrille.
Jul., Musiker, geb. zu Berlin als Sohn des Bratschisten J. Fr. Rietz, widmete sich frühzeitig dem Violoncellspiel unter Romberg und Ganz und erhielt schon mit dem 16. Jahre eine Anstellung im Orchester des Königstädtischen Theaters. Seit 1834 war er neben Mendelssohn Musikdirektor am Düsseldorfer Stadttheater, seit 1835 vertrat er dieses Amt allein und wurde kurz darauf auch städtischer Musikdirektor in Düsseldorf. Seit 1847 entfaltete er in Leipzig eine rege Dirigententhätigkeit und leistete namentlich als Kapellmeister am Gewandhaus durch sein Dirigentengeschick Bedeutendes. An Reissigers Stelle ging er dann 1860 als Hofkapellmeister nach Dresden, wo er 1874 den Titel Generalmusikdirektor erhielt und starb. Seine Kompositionen umfassen Opern («Der Korsar», «Jery und Bätely», «Georg Neumark»),
Sinfonien, Ouvertüren, Sachen für Männerchor, einstimmige Lieder, Klavier- und Violoncellsachen u.s.w. Auch ist Rietz vielverdient um die Herausgabe der Werke von Bach, Mozart, Beethoven u. a.
ostasiat.
Inselgruppe, s. Liu-kiu.
Siegmund, Geschichtsforscher, geb. zu München, studierte daselbst Geschichte und Jurisprudenz, war dann Vorstand des fürstl. Fürstenbergischen Archivs und der fürstl. Bibliothek in Donaueschingen, wurde 1883 Oberbibliothekar der königl. Hof- und Staatsbibliothek in München und 1885 Vorstand des Maximilianeums daselbst. Er veröffentlichte: «Das Herzogtum Bayern unter Heinrich dem Löwen und Otto I. von Wittelsbach» (Münch. 1867),
«Der Kreuzzug Kaiser Friedrichs I.» (in den «Forschungen zur deutschen Geschichte», Bd. 10, 1870),
«Die litterar. Widersacher der Päpste zur Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern» (Lpz. 1874),
«Geschichte Bayerns» (Bd. 1–3, Gotha 1878–89),
«Geschichte des fürstl. Hauses Fürstenberg und seiner Ahnen bis zum J. 1509» (Tüb. 1883),
«Agnes Bernauerin und die bayr. Herzöge» (1885),
«Die Ortsnamen der Münchener Gegend» (im «Oberbayr. Archiv», 1887); ferner gab Riezler heraus das «Fürstenbergische Urkundenbuch» (Bd. 1–4, Tüb. 1877–79),
«Joh. Turmairs sämtliche Werke», Bd. 2 u. 3: «Annales ducum Baioariae» (Münch. 1883–84),
«Vatikanische Akten zur deutschen Geschichte in der Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern» (Innsbr. 1891).
oder Er-Rif, ein zum Atlassystem gehörendes, der Mittelmeerküste Marokkos entlang ziehendes und hart an dasselbe herantretendes Gebirge, welches durch das Thal des Sebu und der Muluja vom eigentlichen Atlas getrennt wird. Der Name bedeutet Küstengebirge. Der gegen 350 km lange und 52 km breite Gebirgszug, welcher sich im Mittel zu 600 m erhebt, bildet ein schluchtenreiches, schwer zugängliches Bergland, dessen nördlichsten Teil in der sog. Sierra Bullones der 911 m hohe Dschebl-Zatut und im Süden von Tetuan der 2345 m hohe Anna sowie andere 1950 m Höhe übersteigende Gipfel bilden. Die Rifprovinz zerfällt in das Amalat-Rif und in das Amalat-Tetauan, gewöhnlich Tetuan genannt, und ist von fast unabhängigen Berberstämmen bewohnt, welche in den Thälern und kleinen Ebenen Getreide gewinnen und Vieh züchten, sich aber von jeher namentlich durch Seeräuberei auszeichneten und deshalb den Namen der Rifpiraten erhielten.
lange und schmale Bänke oder kammartig zusammenhängende Klippen (s. d.) in der See, die man, je nach der Beschaffenheit ihres Bodens, Sand-, Stein- oder Felsenriffe nennt.
Die Riffe sind häufig von großer Ausdehnung und begleiten die Küsten einzelner Länder, meist denselben parallel laufend, in verschiedenen Abständen.
Während Sandriffe ähnlich den Bänken (s. Bank) durch Anschwemmung entstehen, sind Felsenriffe gewöhnlich die Überreste von durch Meeresgewalt zerstörten Steilküsten. – Über Korallenriffe s. d.
Riffelmaschine, s. Mahlmaschinen.
s. Flachsspinnerei (Bd. 6, S. 858b).
häufige, aber unrichtige Schreibung für Rifpiraten (s. Rif).
s. Zahnkrankheiten.
(engl., spr. reifl), soviel wie gezogenes Gewehr oder Büchse. To rifle heißt eine Waffe mit Zügen versehen (im ältern Deutsch und Skandinavischen «riffeln»).
Rifled gun (spr. reifl'd gönn) ist ein gezogenes Gewehr oder Geschütz.
Rifleman (spr. reiflmänn) ist gleichbedeutend mit Scharfschütz. (S. Gezogene Feuerwaffen.)
[* ]
1) Kreis im südwestl. Teil des russ. Gouvernements Livland, südöstlich am Rigaer Meerbusen, am Unterlauf der Düna, der Livländischen und der Kurländischen Aa, hat 6223,2 qkm, davon 110,3 qkm Seen, 320596 E.; Getreide- und Flachsbau, Viehzucht, Fischerei, Kalk- und Gipsbrüche, Branntweinbrennereien, Brauereien, Papier-, Glasfabriken. –
Textfigur:
2) Riga, lettisch Rihga, esthnisch Ria-Lin, poln. Ryga, Hauptstadt des Gouvernements Livland und nach Petersburg die bedeutendste russ. Hafen- und Handelsstadt an der Ostsee, unter 56° 57' nördl. Br. Und 24° 7' östl. L. von Greenwich, in sandiger Ebene, auf beiden Seiten der hier 600 m breiten Düna, 15 km vor deren Mündung in den Rigaer Meerbusen (s. umstehenden Situationsplan). Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 6, im August 18, im Januar -6° C., die Höhe der Niederschläge 612 mm. Es giebt im Jahre 54 Nebeltage.
Riga hatte 1760: 14028, 1847: 60426, 1881: 169329, 1893: 183268 E., davon waren (1881) 107300 Evangelische, 24000 Russisch-Orthodoxe, 10095 Katholiken, 8561 Raskolniken und 20113 Israeliten;
der Nationalität nach 66775 Deutsche, 49974 Letten, 31976 Russen und 3197 Polen.
Anlage, Denkmäler und Straßen. Der Kern und zugleich der älteste Teil der Stadt, der bis 1858 eine starke Festung bildete, liegt rechts an der Düna, hat enge, krumme Straßen und nur zwei größere Plätze, den Rathausplatz und den Schloßplatz. Die Festungswerke sind in Parkanlagen umgewandelt, durchzogen von dem Stadtkanal. Modern und breit angelegt sind dagegen die frühern Vorstädte, jetzt Stadtteile: im N. und O. der Petersburger Stadtteil, von wohlhabenden Leuten bewohnt, mit vielen Gärten, darunter die Wagnersche Kunstgärtnerei;
im SO. der Moskauer Stadtteil, Sitz der meisten in Riga wohnenden Russen;
im SW. auf der linken
Karte: Riga (Situationsplan)
Seite der Düna und zum Teil auf deren Inseln (Klein- und Groß-Klüversholm, Kiepenholm, Mücken- und Benkensholm) der Mitauer Stadtteil, meist von den niedern Volksklassen bewohnt, mit der alten Kobernschanze. Über die Düna führen eine Floßbrücke und eine Eisengitterbrücke für die Eisenbahn. Auf dem Schloßplatz steht eine Granitsäule (8 m hoch), oben mit einer bronzenen Siegesgöttin, 1814 dem Kaiser Alexander I. errichtet, und auf dem Herderplatz eine Büste Herders.
Die Hauptverkehrsstraßen sind: die vom Rathausplatz nach NO. gehende Kalkstraße mit ihrer Fortsetzung, dem Alexander-Boulevard und dann der Alexanderstraße, sowie die Boulevards zu beiden Seiten der obengenannten Parkanlage. Außerdem sind noch zu erwähnen: der Wöhrmannsche Park und der Kaiserliche Garten. Kirchen und weltliche Gebäude. Riga hat 9 luth., 1 reform., 1 anglikan., 2 kath., 10 russ.-orthodoxe Kirchen, 1 Bethaus der Raskolniken, 1 Kapelle der Baptisten und 3 Synagogen.
Bemerkenswert sind: die 1215 begonnene Dom- oder Marienkirche mit Kreuzgang, Grabmälern von Bischöfen und in neuerer Zeit einer der größten Orgeln (von C. F. Waller + Co. in Ludwigsburg);
die St. Petrikirche, 1491 beendet, mit 140 m hohem Glockenturm, das Rathaus, das Schwarzhäupterhaus (14. Jahrh.), das 1515 erbaute, mehrmals umgebaute Schloß mit einer Statue seines Erbauers Wolter von Plettenberg über dem Eingang, das Ritterhaus des livländ. Adels, das Große und Kleine Gildehaus, die Börse von H. Bosse, das Theater von Bohnstedt, die Börsenbank, das Packhaus für unverzollt lagernde Waren, die Gasanstalt;
im Petersburger Stadtteil: das Polytechnikum, mehrere Gymnasialgebäude, die Augenheilanstalt, die evang. Gertrudenkirche, die russ. Kathedrale;
im Moskauer Stadtteil: der Bahnhof der Riga-Dwinsker Eisenbahn, die Ambaren (private Warenniederlagen), die Jesus- und die (kath.) St. Franziskuskirche, Synagoge, das Wasserwerk;
im Mitauer Stadtteil das Seemannshaus (1884 erbaut).
Behörden und Verwaltung. Riga ist Sitz des Gouverneurs von Livland, des russ.-orthodoxen Bischofs von Riga und Mitau, des evang. Landeskonsistoriums, der Verwaltung des zehnten russ. Schulbezirks Riga und des Kommandos des 3. Armeekorps. Für die Verwaltung der Stadt gilt seit 1878 die russ. Städteordnung. Der Stadtrat (duma) besteht aus 72 Mitgliedern. Das Budget gleicht sich (1894) in Einnahme und Ausgabe mit 3,59 Mill. Rubel aus. Riga hat 2 Gasanstalten. Von den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten seien genannt: das Städtische Krankenbaus, das militär. Alexanderhospital, das Waisenhaus, mehrere Asyle für Bürgerwitwen.
Bildungswesen. Riga hat eine Polytechnische Schule (gegründet 1862; in der Russifizierung begriffen) mit 7 Abteilungen, darunter eine landwirtschaftliche und eine handelswissenschaftliche, Bibliothek, (1894) 38 Docenten und 984 Hörern; 3 Gymnasien, 2 Realschulen, 1 städtische und 1 staatliche höhere Töchterschule (letztere Lomonossow-Gymnasium genannt), 1 geistliches Seminar, 1 Schifffahrtsschule; Stadtbibliothek, städtisches Museum, städtische Gemäldegalerie, die gemeinnützige litterar. praktische Bürgerverbindung, eine Bibelgesellschaft, die Lettisch-litterarische Gesellschaft, die Gesellschaft für heimatliche Geschichte und Altertumskunde, einen Technischen, Naturforscher-, Gewerbe-, Kaufmännischen Verein, den Verein «Muße» mit großem Zeitungssaal und Bibliothek, einen Russischen, einen Lettischen Klub; Stadttheater, 1 Sommertheater; 14 deutsche, 6 russ., 4 lettische Zeitungen, wovon die wichtigsten sind die «Düna-Zeitung»,
«Rigasche Börsen- und Handelszeitung», «Rishskij Wjestnik» (russisch),
«Deenas Lapa» und «Baltijas Wehstnesis» (beide lettisch), 17 Buchdruckereien und 17 Buchhandlungen. Verkehrswesen. Riga hat 3 Pferdebahnlinien und 3 Bahnhöfe. Auf den letztern münden ein die Eisenbahnen Riga-Dwinsk (Dünaburg, 218), Riga-Mühlgraben (12), Riga-Bolderaa (19), Riga-Tukkum (64), Pskow-Riga (306) und Riga-Moshejki (die Mitauer Eisenbahn, 136 km). Der Lauf der Düna ist durch Dämme und Buhnen reguliert; doch können nur Schiffe von 6 m Tiefgang zur Stadt gelangen. Größere Seeschiffe müssen auf der Reede von Ustj-Dwinsk (Dünamünde) umgeladen werden. Dort befindet sich, nördlich von der Festung, der Hafen Bolderaa (6,7 m tief), von dem aus eine Zufahrt in den Winterhafen (5 m tief) führt. Näher zur Stadt, beim Ausfluß des Stintsees in die Düna, findet sich ein zweiter wohlausgebauter Hafen, Mühlgraben genannt, und in der Stadt in der Nähe des Kaiserlichen Gartens ist der Zollhafen.
Industrie, Handel. Riga hat 102 Fabriken, darunter 16 Dampfschneidemühlen, 10 Brauereien, 8 Maschinenfabriken, 5 Cigarrenfabriken, 5 Dampfmühlen, je 4 Kachel- und Korkfabriken, 3 Lederfabriken, 2 Papiermühlen, 1 baltische Waggon- und 1 Cementfabrik. Die Einfuhr betrug 1886–92 durchschnittlich 20,22, 1893: 26,38 Mill. Rubel;
davon kamen (1893) auf Deutschland 17,6 (gegen 33,4 und 31,6 in den J. 1892 und 1891), Großbritannien 46, Belgien 13,3 Proz.;
die Ausfuhr 1886–92 durchschnittlich 49,73, 1893: 46,99 Mill. Rubel; davon kamen (1893) auf Deutschland 10,2 (gegen 13,7 und 19,4 in den J. 1892 und 1891), auf Großbritannien 44,3, auf Belgien 19,3, auf Frankreich 16,3, auf die Niederlande 5 Proz. Die wichtigsten Einfuhrartikel sind Baumwolle, Steinkohle und Koks, künstliche Düngemittel, rohe Kreide, Heringe, Kaffee. Die Ausfuhr von Getreide ist zurückgegangen von (1866–90) durchschnittlich 16 Mill. auf (1893) 9 Mill. Pud, wovon 7 Mill. Pud allein auf Hafer kommen.
Die Ausfuhr von Flachs (3,74 Mill. Pud) ist um 1 Mill. Pud gestiegen, die des Holzes (11 Mill. Rubel Wert) hält sich in gleicher Höhe. Leinsamen (1,86 Mill. Pud) ist um die Hälfte zurückgegangen. Der Handel mit Ölkuchen nimmt zu, die Ausfuhr von Eiern (523908 Pud) ist seit 1886 um das Zehnfache gestiegen. An Schiffen gingen ein (1893) 1622 mit 432764 Lasten, es gingen aus 1652 mit 434527 Lasten. Den Handel fördern eine Börse, Kaufhof, Filiale der Russischen Reichsbank, die Rigaer Börsenbank, die Rigaer Kommerzbank und acht andere Kreditinstitute. Alle größern Staaten sind in Riga durch Konsuln vertreten.
Umgebung. 7 km nordwestlich, an der Roten Düna, liegt die Alexanderhöhe (früher Alexanderschanze) mit ausgedehnten Parkanlagen sowie mit Arbeits-, Armen-, Kranken- und Irrenhaus und der evang. Trinitatiskirche. An den Düna-Ufern finden sich viele Landhäuser («Höfchen») der Rigaer.
Geschichte. Riga wurde 1201 vom Bischof Albert von Apeldern gegründet und erhielt seine Bevölkerung besonders durch Zuzug aus Niederdeutschland über Lübeck. Es trat der Hansa bei. In den Fehden des Bischofs (später Erzbischofs) mit dem Ritterorden nahm die Stadt Riga gewöhnlich die Partei des erstern, erlag aber zuletzt doch der Herrschaft des Ordens. 1522 wurde die Reformation eingeführt. Als Livland 1561 zu Polen kam, blieb zunächst Riga davon ausgenommen, das sich erst 1582 unterwerfen mußte. 1621 ward es von Gustav Adolf erobert, 1700 von den Sachsen unter Angust II. belagert, aber von Karl XII. im Juli 1701 entsetzt.
Nach der Niederlage des letztern bei Poltawa mußte sich Riga nach harter Belagerung den Russen ergeben. –
Vgl. Mettig, Zur Geschichte der rigaschen Gewerbe im 13. und 14. Jahrh. (Riga 1883);
Girgensohn, Skizze der Stadt Riga im 13. Jahrh. (in der «Baltischen Monatsschrift», Jahrg. 1886);
Geuter, Wegweiser durch Riga (3. Aufl., Riga 1890);
Neumann, das mittelalterliche Riga. Ein Beitrag zur Geschichte der norddeutschen Baukunst (mit 26 Tafeln, Berl. 1892);
Mettig und Moll, Illustrierter Führer durch Riga und Umgebung (Riga 1892);
Tobien, Ergebnisse der Rigaer Handelsstatistik ans den J. 1866–91 (ebd. 1893);
Bulmerincq, Der Ursprung der Stadtverfassung R.s (Lpz. 1894).