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weggeräumt. Seit 1830 aber wurden seitens Preußens [* 2] ausgedehnte Sprengarbeiten vorgenommen, die am Binger Loch zwei Fahrwasser und überall sonst ein ausreichend breites Fahrwasser von im allgemeinen genügender Tiefe schafften.
Von 1830 bis 1887 wurden 58377 cbm gesprengte Massen weggeräumt, darunter von 1867 bis 1877 allein 27194 cbm. Die Breite [* 3] des Mittellaufs ist sehr wechselnd;
sie beträgt bei Geisenheim 628, bei Aßmannshausen 250, bei Koblenz [* 4] 313, bei Unkel 259, bei Bonn [* 5] wieder 377 m. Auf dieser Strecke nimmt der Rhein links die Nahe, Mosel, den Brohlbach und die Ahr, rechts die Wisper, Lahn, Wied und Sieg auf. Bei Köln [* 6] beginnt der Niederrhein, der bis zur Mündung in die Nordsee noch 343 km Länge (wovon auf deutschem Gebiet 177,4 km) hat.
Das Gebirge hört auf der linken Seite vollständig auf, und auch auf der rechten Seite tritt es immer mehr zurück, bis der Strom in einer vollständigen Tiefebene stießt.
Unterhalb Emmerich, [* 7] wo er bei Hochwasser 9000 cdm in der Sekunde führt, tritt der Strom in die niederländ. Provinz Geldern über. 2,5 km unterhalb teilt er sich.
Der linke, südl. Arm (84 km lang) heißt bis Lövenstein die Waal, von da bis Dordrecht [* 8] (24 km lang) die Merwede, bis Krimpen (9 Km) der Nord;
von Krimpen geht dieser Arm an Rotterdam [* 9] vorbei (in 48,6 km Länge), anfangs Oude, dann Nieuwe Maas genannt, am Hoek van Holland in die Nordsee.
Der rechte, nördl. Arm geht als Pannerdenscher Kanal bis Westervoort oberhalb Arnheim und teilt sich dann in zwei Arme.
Der rechte fließt als Neue Yssel in dem Bette des Kanals, den Drusus behufs der Vereinigung des Rhein mit der Alten Yssel graben ließ, weiter bis Doesborgh, wo er mit der letztern zusammenfällt, um sich mit diesen vereinten Wassern in den Zuidersee zu ergießen.
Der linke Arm strömt unter dem Namen Rhein, der Waal ziemlich parallel, bei Wageningen und Nhenen vorbei, nach Wijk bij Durstede, von wo an er Lek heißt, und entsendet hier einen sehr schwachen Arm, der aber als Hauptstrom gilt, unter dem Namen Kromme Rijn nach Utrecht, [* 10] von wo aus ein Kanal [* 11] ihn mit dem Lek bei Vianen in Verbindung setzt.
Von Utrecht aus stellt auch seit 1892 der Merwedekanal eine schiffbare Verbindung mit Amsterdam [* 12] einer- und der Waal bei Gorinchem andererseits her.
Während nun der Lek an Schoonhoven vorbei in die Nieuwe Maas fließt, sondert sich vom Rhein bei Utrecht abermals ein Arm ab, welcher die Vecht heißt und sich bei Muiden in den Zuidersee ergießt.
Der übrige Rhein, beinahe nur einem Graben noch ähnlich, fließt als Oude Rijn von Utrecht über Leiden [* 13] bei Nijnsburg vorbei nach Katwijk-op-Rijn, wo derselbe noch zu Anfang des 19. Jahrh. sich in den Sand verlor.
Früher hatte er bei Katwijk aan Zee einen Ausfluh in die See. In neuester Zeit hat man mit Überwindung vieler Schwierigkeiten die in den Sand sich verlierenden Gewässer in einem Kanal gesammelt und mit Hilfe dreier Schleusen den Ausfluh wiederhergestellt.
Die Breite des ungeteilten Niederrheins beträgt bei Köln 522 m, bei Wesel [* 14] 610 m und bei Emmerich 992 m. An Seitenkanälen hat der Rhein auf dieser Strecke den Erft-, Rheinberger- und Spoykanal.
Nebenflüsse des Niederrheins sind links die Erft und die Maas, rechts die Wupper, Ruhr, Emscher und Lippe. [* 15] Die Tiefe des Rhein beträgt in normalem Zustande in der Oberrheinischen Tiefebene bis Plittersdorf 1,4 bis 2,5 m, von da bis Bingen [* 16] 2,0 bis 3,4 (streckenweise sehr viel mehr), von Bingen bis Köln 3,4 bis 4,4, von da abwärts 4,4 und mehr. Die höchste Quelle [* 17] des Rhein liegt 2902 m, Reichenau nur noch 586 m ü.
d. M., das Mittelwasser bei Bregenz [* 18] 397, bei Neuhausen unterhalb des Rheinfalls 360, bei Basel [* 19] 245,8, Kehl 135,7, Plittersdorf 110,7, Mannheim [* 20] 89,3, Mainz [* 21] 82,2, Bingen 78,1, Koblenz 60,4, Köln 38,8, Emmerich 12,5 m. Der Rhein ist sehr fischreich und liefert außer den sog. Rheinstören, Neunaugen, Hechten und Karpfen besonders Salme, die im Frühling von der See stromaufwärts ziehen.
Die Goldwäscherei, die früher betrieben wurde, lohnt sich heute nicht mehr.
Früher bereitete der Übergang große Schwierigkeiten;
jetzt führen mehrere feste Brücken, [* 22] großenteils Eisenbahnbrücken, über den N., so innerhalb des Deutschen Reichs bei Hüningen, Neuenburg, [* 23] Altbreisach, Kehl, Maxau, Germersheim, Altlußheim, Mannheim, Mainz (2), Koblenz (2), Köln, Düsseldorf, [* 24] Hochfeld und Wesel.
Bei Rastatt, [* 25] Worms [* 26] und Bonn sind feste Brücken im Bau oder projektiert.
Außerdem stellen noch viele Schiffbrücken und zahlreiche Fähranstalten die Verbindung her. In merkantiler Hinsicht ist der Rhein der wichtigste Strom Europas.
Da er die volksdichtesten und industriereichsten Länder des Kontinents durchfließt, in eins der befahrensten Meere der Erde, Großbritannien [* 27] gegenüber, ausmündet, durch Nebenflüsse und Kanalnetze mit dem Innern Deutschlands, [* 28] Österreich-Ungarns, Frankreichs, Belgiens und Hollands verbunden wird und zahlreiche Eisenbahnen seine Ufer begleiten oder an ihnen auslaufen, hat er einen weit größern Verkehr als irgend ein anderer Strom des Erdteils.
Schon die Römer [* 29] suchten die Schiffahrt zu regeln.
Die Franken behielten mit den übrigen Steuereinrichtungen der Römer auch die Rheinzölle.
Vielfach gehemmt und erschwert wurde der Verkehr, als seit dem 13. Jahrh. neben der Brandschatzung raublustiger Ritter die deutschen Kaiser und die geistlichen und weltlichen Fürsten die Rheinzölle zu einer ergiebigen Quelle ihrer Einnahme machten.
Nachdem zuerst auf dem Rastatter Kongresse das franz. Direktorium die Freigabe der Schiffahrt auf dem N. zur Sprache [* 30] gebracht hatte, wurde von Napoleon I. mit dem deutschen Kurerzkanzler eine Octroi-Konvention geschlossen, die die Zollerhebungen wenigstens regelte. In Holland wurde die Schiffahrt freigegeben, allein nach dem Sturze Napoleons war es gerade Holland, das den Bemühungen der andern Rheinuferstaaten nach freier Schiffahrt den stärksten Widerstand entgegensetzte.
Die von ihm erhobenen Zölle und Gebühren sielen erst durch den zollvereinsländisch-niederländ. Handelsvertrag vom nachdem innerhalb des Zollvereins, dem Baden [* 31] beigetreten war, schon bedeutende Erleichterungen durchgesetzt worden waren.
Weitere Ermäßigungen brachte die Konvention der Rheinuferstaaten vom Trotzdem waren die Abgaben, welche auf der Rheinschiffahrt lasteten, noch hoch genug.
Erst nach dem Kriegsjahre 1866 konnte Preußen [* 32] mit Baden, Bayern [* 33] und Hessen [* 34] über Aufhebung sämtlicher Abgaben verhandeln, und es wurde zu Mannheim eine neue Rheinschiffahrtsakte unterzeichnet.
Sie giebt die Schiffahrt auf Rhein, Lek und Waal unter Beobachtung gewisser Bestimmungen und allgemeiner polizeilicher Vorschriften frei. ¶