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Reiten v trägt. Wird der Fuß auf einer eben ge- hobelten eisernen Platte (Richtplatte) verschoben, so kann man mit der Spitze auf dem auf der Nicht- platte entsprechend aufgestellten Arbeitsstück Linien vorreißen, die genau der Ebene der Richtplatte pa- rallel sind.
Die feinere Einstellung der Spitze ge- schieht bei bessern Reiten durch eine Mikrometerschraube [* 2] N. Reiten wird auch die Radiernadel (s. d.) genannt. Reißnägel, Reißzwecken, Hestzwecken, Nägel [* 3] mit kurzen Stiften und flachem Kopf, mit denen man Zeichenpapicr auf dem Reißbrett be- festigt.
In der Regel werden die Spitzen aus Stahl und die Köpfe aus Messing gefertigt. Im Handel sind Reiten von 2 bis 20inm Stiftlänge erhältlich, welche letztere auch alsTeppichnägel Verwendung finden. Reißnersche Haut, [* 4] s. Gehör [* 5] (Bd. 7, S. 690d). Reißschiene, s. Zeichengeräte.
Reißspitze, s. Radiernadel.
Reisstangen, Gerten, s. Holzaufbereitung.
Reisstar, f. Paperling. Reisstärke, s. Reis (S. 744 d). Reißzahn, s. Raubtiere. [* 6] Reißzeug, das wichtigste Zcichengerät für den technischen Zeichner.
Für gewöhnlich befindet sich in einem Besteck, welches weitgehenden Anforde- rungen genügt: ein Handzirkel, ein Einsatzzirkel mit Bleifeder- und Ziehfedereinsatz sowie Centrierfuh und Verlängerungsstange, ein Nullenzirkel, ein Teilzirkel, ein Satz Ziehfedern, Punktiernadel und Zirkelschlüssel. (S. auch Zirkel und Zeichengeräte.) Reißzirkel, s. Zirkel. Reißzwecken, f. Reißnägel.
Reisvogel, s. Prachtfinken.
Reitbahn (frz. m^nöAs), ein zur Abhaltung von Reitunterricht und Neitübungen bestimmter offener oder überdeckter, rechteckiger Platz.
Eine allseitig geschlossene Reiten (Reit haus) sollte mindestens 15 m breit und 35 m lang sein.
Die Fenster liegen hoch, die Wände sind mit Bohlen zu beschlagen (Ban- den, s. d.).
Der Boden soll trocken und elastisch sein. Die Unterlage bildet eine festgestampfte Lehmschicht mit einer Mischung von Sand, Sägespänen und Lohe. Die bedeckten Reiten haben häufig einen Vorraum (Kühl- stalt) für die Pferde [* 7] und eine Galerie (Tribüne) für die Zuschauer.
Über Hufschlag s. d. Für die Zwecke der Schulreiterei finden sich in einer Reiten Pi- laren (s. d.) und eine Kalade (s. d.).
Berühmt ist die von Fischer von Erlach erbaute Reiten in der kaiserl. Burg zu Wien [* 8] (Winterreitschule).
Im 18. Jahrh, gehörte eine künstlerisch ausgestattete N. zu dem Be- dürfnisse eines Hofes. Reitbahnbewegungen, eine Krankheitser- scheinung, s. Manegebewegungen.
Reiten, die Kunstfertigkeit, ein Tier, auf dessen Rücken man sitzt, durch die Einwirkung des eigenen Körpers nach Gefallen zu tummeln.
Wenn auch eine ganze Reihe vierfüßiger Tiere, Esel, Maultier, Kamel, Elefant, [* 9] Renntier, einige Arten des Rind- viehs und selbst eine Vogelart, der Strauß, [* 10] zum Reiten Verwendung finden, so hat doch das Reiten auf dem Pferde die größte Bedeutung und wird vorzugs- weise als Reiten bezeichnet.
Die Reitthätigkeit als solche, zunächst gänzlich los- gelöst von jedem anderweitigen praktischen Zweck, kann zur Reitkunst erhoben werden;
meistens aber wird sie zur Erfüllung anderer Aufgaben (im Kriegs- wesen, bei der Jagd, auf Reisen) benutzt. Der Reiter muß es verstehen, bei den Bewegun- gen des Pferdes (s. Gänge des Pferdes) auf dem- selben Sitz und Haltung zu bewahren und diejenigen Einwirkungen (Hilfen, s. d.) auf das Pferd [* 11] auszuüben, vermöge deren dieses den Willen des Reiters zu er- kennen vermag und demselben nachzukommen ge- nötigt wird.
Zum Reiten ist eine derartige Dressur des Pferdes erforderlich, daß dieses die zum Tragen des Reiters günstigste Haltung, das Gleichgewicht, [* 12] annimmt, ferner seine Körperkraft, namentlich diejenige seiner Gliedmaßen, in der vorteilhaftesten Weise gebraucht, und daß das Eingehen auf die Hilfen des Reiters ihm zur zwingenden Gewohnheit wird.
Durch die Dressur soll dieUnterwerfung des Tiers unter den Willen des Reiters herbeigeführt werden, ohne dasselbe indessen zur Maschine [* 13] herab- zuwürdigen, sondern unter Belassung einer gewissen Selbstthütigkeit, die der Reiter bei schwierigen Auf- gaben nur zu seinem Nachteil entbehren würde. Sitz und Hilfen des Reiters dürfen das Pferd in der Entwicklung einer besonnenen Kraftentfaltung nicht stören;
man bezeichnet dies mit dem Aus- druck: das N. muß durchlässig sein.
Diese er- forderliche Durchlässigkeit des Reiten gestattet übrigens in Bezug auf Sitz und Haltung des Reiters im einzelnen einen weiten Spielraum.
Die Indianer, Araber, Kosaken, kurz die meisten eigentlichen Reitervölker, reiten z. B. mit hochgezogenen Knien, krummem Rücken, verhängten Zügeln, während der europ. Reiter einen langen gestreckten Sitz, gerade Haltung, anstehende Zügel braucht, um nach seiner Manier das Pferd seinem Willen dienstbar zu machen.
Der Grund dieser Verschiedenheit liegt wohl darin, daß jene Reitervölkcr es verstehen, durch Gewichtshilfen, Zurufe und Zeichen der allerver- schiedensten Art sich ihren Tieren, mit denen sie stets in engster Gemeinschaft leben, verständlich zu machen, während der Kulturmensch dem Pferde seinen Willen durch schwer abzumessende und schwer verständliche Zügel-, Schenkel- und Gesähhilfen kundgeben muß. Die methodische Heranbildung des Pferdes bei den civilisierten Völkern zeigt wiederum die größten Verschiedenheiten je nach dem Gebrauch, den man von dem Pferde machen will.
Ist das Reiten. Selbst- zweck, so spricht man von Schulreiterei, die nach dem Grade der Leistungen in die Niedere und die HoheSchule zerfällt, welche letztere besonders auch als Reitkunst bezeichnet wird, während zur Kunst- oder Cirkusreiterei außer der Hohen Schule namentlich eine Reihe gymnastischer Leistungen ge- hören, die dem Reiten nur in gewissem Grade ver- wandt sind.
Die Campagnereiterei (s. Cam- pagne) oder Soldatenrcitcrei hat den praktischen Gebrauchszweck, im besondern den Kriegszweck im Auge; [* 14] wieder andere Gesichtspunkte sind bei dem N. auf der Rennbahn und der Jagd, der sog. Sport- reiterei (s. d.), maßgebend.
Wesentliche Unter- schiede endlich, die namentlich aus der Verschieden- heit des Sitzes hervorgehen, bestehen zwischen Herren- und Damenreiten (s. d.). Im rohen Pferde liegt der Gewichtsschwerpunkt in der von Kopf und Hals belasteten Vorhand. Da diese aber im Verhältnis zur Hinterhand die schwä- chern Knochen [* 15] hat, die bei der natürlichen Haltung des Pferdes sich bald verbrauchen würden, und da andererseits behufs rascher Wendungen und um die Beherrschung des Pferdes durch den Reiter zu er- möglichen, die Hinterhand die Hauptlast des Kör- pers zu tragen lernen muß, so ist die Reitkunst be- strebt, durch Aufrichtung von Kopf und Hals des Pferdes sowie durch Unterschiebung der Hinterbeine ¶