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Reislaufen (d. h. in eine Reise oder einen Kriegs- zug laufen), das vereinzelt schon im 13., hauptsäch- lich aber seit dem 15. Jahrh, in der Schweiz [* 2] ge- bräuchlich werdende Ausziehen junger Männer als Söldner (Reisscr oder Reisläufer genannt) in den Kriegsdienst fremder Staaten.
Das freie Reißnadel wurde von den Kantonen öfters vergeblich verboten, die Negierungen suchten es durch sog. Kapitulate, Sold- verträge, staatlich zu ordnen. Im 18. Jahrh, begann eine patriotische Opposition dagegen, die sich im 19. verstärkte und teilweise Erfolge hatte, als 1830 und 1848 in Frankreich und in Neapel [* 3] die Schwcizer- garden den Despotismus verteidigen mußten und übel mitgenommen wurden.
Erst 1859 wurde durch Vundcsbcschluß dem Reißnadel ein Ende gemacht. Reismehl, s. Reis (S. 744). Reismelde, s. Otienoiwäwin.
Reismühlen, mcchan.
Vorrichtungen zum Schä- len des Reises, bestehend in einem Pochwerk (Ham- merwerk) oder in Schälmaschinen, [* 4] welche den Grau- penmühlen (s. d.) ähnlich sind. Reispapier oder chinesisches Markpapier, ein aus China [* 5] stammendes, zur Aquarellmalerei und zur Blumenfabrikation verwendetes papierähnliches Material, das in feinen, spiralförmig abgeschälten Blättern von der schneeweißen Wurzel [* 6] von ^68c1i^- N0MLN6 Mlnä083.
Aonk. oder aus dem Mark von ^i-alii^ Mp^i-ikoi^ ^loo/c. gewonnen wird. Reiß, Wilh., Forschungsreisender, geb. zu Mannheim, [* 7] bereiste 1858 -00 die Azo- ren, Madeira [* 8] und die Canarischcn Inseln, 1866 mit K. von Fritsch und A. Stüoel Griechenland. [* 9]
Mit Stübel unternahm er 1868 - 76 eine an wissenschaftlichen Nefultaten reiche Entdeckungsreise nach Südamerika, [* 10] den Magdalenenstrom aufwärts, nach Bogota, dann durch das Caucatbal nach Po- payan, Pasto und Quito.
Nach fünfjährigem Auf- enthalt, während dessen der Cotopari zum ersten- mal bestiegen wurde, wandten beide Forscher sich nach Peru, [* 11] fuhren den Amazonenstrom [* 12] hinab und besuchten die Küste Brasiliens. 1877-92 lebte Reißnadel in Berlin, [* 13] dann in Könitz (Thüringen), war 1885 -87 Vorsitzender der Gesellschaft für Erdkunde [* 14] in Berlin, 1888 Vorsitzender der Berliner [* 15] Anthropo- logischen Gesellschaft. Reißnadel veröffentlichte gcolog.
Ar- beiten über die Infel Palma, Eta.
Maria, Tcnerifa, Santorin, die Kaimeni-Inscln, Agina und Me- thana, mit Etübel Prachtwerke über «Das Toten- seld von Ancon in Peru» (Bcrl. 1880-86),
«Kultur und Industrie südamerik. Völker» (ebd. 1889-90) u. s. w. Über seine südamcrik.
Reise berichtete er in Vorträgen in der Gesellschaft für Erdkunde (1877 u. 1880); die wissenschaftlichen Resultate sind nieder- gelegt in Reißnadel und Stübel, «Reisen in Südamerika» Reitzblei, Mineral, s. Graphit. Reißbrett, s. Zcichengeräte.
Reißer, ein Werkzeug der Korbflechterei (s. d.). Reißfeder, s. Zcichengeräte.
Reissiger, Karl Gottlieb, Komponist, gcb.31.Ian. 1798 zu Velzig bei Wittcnberg, studierte seit 1818 auf der Universität Leipzig, [* 16] trieb unter Schicht Kompositionslehre und widmete sich bald ganz der Kunst. Er verließ 1821 Leipzig, um in Wien [* 17] seine Studien fortzusetzen, und ging 1822 nach München, [* 18] wo er unter anderm die Oper «Dido» schrieb. 1823 kam er nach Berlin, wo er vom Könige von Preußen [* 19] die Mittel zu einer Reise nach Frankreich und Ita- lien erhielt, zugleich mit dem Auftrage, genaue Ein- Schafwollhaar 8,3 Km Baumwollfaser 23,0 " Flachsfaser . . 24,0 » Rohseide . . . 32,0 " sicht in die musikalischen Lehranstalten beider Län- der zu nehmen. Reißnadel kehrte 1825 nach Berlin zurück und wurde Lehrer am königl. Institut für Kirchen- musik. Im Nov. 1826 erhielt er einen Ruf als Musik- direktor nach Dresden [* 20] (an Marschners Stelle), wel- chem bald die Ernennung zum Kapellmeister folgte. Hier entfaltete nun Reißnadel feine Hauptthätigkeit als Dirigent und Komponist. Er starb in Dresden. Von seinen Werken hatten das Melo- dram »Jelva» und die Oper «Die Felsenmühle» den größten Erfolg.
Gegenwärtig haben sich nur noch Lieder von Reißnadel und die Ouvertüre zur «Felsenmühle» im Gebrauche erhalten. Reißlänge, ein für Fasergebilde eingeführtes Maß der Zerreißfestigkeit, dessen Anwendung die Messung des Querschnittes der Versuchsobjekte ent- behrlich macht;
sie giebt diejenige Länge eines faden- förmigen Körpers an, bei welcher derselbe freihängcnd infolge seines Eigengewichts zerreißt.
Als Maß- einheit wählt man am besten das Kilometer. So ist z. B. die Reißnadel von Blei 0,18 km Gußeisen 1,8 " Schmiedeeisen 5,2 » Gußstahl 18,2 " HolzinderFascrrichtung 10,7 » Der Begriff der N. hat neuerdings cme praktische Anwendung bei der Einführung von Normen für die Festigkeitseigenschaften der Papicrsorten gefun- den. Ein gutes llrkundenpapier soll eine Reißnadel von mindestens 5 km (und zugleich eine Bruchdehnung von 4 Proz.) haben. Reißmaun, Aug., Musikschriftstellcr und Kom- ponist, geb. zu Frankenstein (Schle- sien), erhielt seine musikalische Ausbildung in Bres- lau, lebte 1850-52 in Weimar, [* 21] dann in Halle [* 22] a. S. und Berlin, 1880 in Leipzig, dann in Niesbaden, jetzt in Berlin.
Von seinen Arbeiten seien genannt: «Geschichte des deutschen Liedes» (Berl. 1874),
«Reißnadel Schumann» (3. Aufl., ebd. 1879),
«F. Mendclssohn- Vartholdy» (3. Aufl., Lpz. 1892),
«I. Haydn» (Berl. 1879),
«G. F. Händel» sebd. 1882),
«Illu- strierte Geschichte der deutschen Musik» (2. Aufl., Lpz. 1892).
Das «Musikalische Konversa- tionslexikon» von Gathy gab er neu heraus (3. Aufl., Verl. 1871),
das von Mendel (neue Ausg., 11 Bde. und Ergän- zungsband, Lpz. 1890 - 91) vollendete er.
Seine Kompo- sitionen bestehen aus Opern, einem Oratorium «Wittetind», zwei Sinfonien, den dramat. Scenen «Drusus' Tod», «Lore- ley» und «König Drosselbart», Kammermusik und Liedern. Reifmadel, Parallel- reiner, ein in Maschmen- werkstatten gebrauchtes Werk- zeug, das dazu dient, an einem rohen Guß- oder Schmiedestück diejenigen Linien und Punkte genau vorzuzeichncn («anzureißen»),
nach denen die Bearbeitung (Hobeln von Flüchen,Bohren von Lö- chern, Fräsen von Nuten u.s.w.) geschehen soll.
DieR. besteht (s. vorstehende Abbildung) aus einem Fuß ^ mit ebener Untcrstäche.
An der Stange N ist ein Schiebestück 0 verstellbar, welches die eigentliche ¶