beschrieb er in dem Werke «Geolog. Mitteilungen aus Mähren»
[* 2]
(Wien
[* 3] 1834). Außerdem hat sich
[* 4] auch um die
Lehre
[* 5] von den Meteorsteinen
(von denen er eine ausgezeichnete Sammlung besaß) große Verdienste erworben. Später zog er besonders durch seine Untersuchungen
über das sog. Od (s. d.) die
Aufmerksamkeit des Publikums, zugleich aber auch die Gegnerschaft der Physiker
auf sich. Er behandelte und verteidigte diesen Gegenstand unter anderm in den
Schriften «Untersuchungen über die Dynamide
des
Magnetismus,
[* 6] der Elektricität, der Wärme,
[* 7] des Lichts u. s. w. in ihren
Beziehungen zur
Lebenskraft» (2 Bde., 2. Aufl.,
Braunschw. 1850),
1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt Reichenberg, in
Böhmen, hat 314,10 qkm und (1890) 74297 (35978 männl., 38319 weibl.) meist
deutsche E. in 56 Gemeinden mit 79 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
Kratzau und Reichenberg – 2) Reichenberg, czech.
Liberec, Stadt
mit eigenem
Statut, die drittgrößte Stadt
Böhmens, 12 km von der sächs. und 20 km von der preuß.
Grenze, an der
GörlitzerNeisse,
[* 8] am Fuße des Jeschkenbergs und an den Linien Josephstadt-Reichenberg-Seidenberg der
Südnorddeutschen Verbindungsbahn,
Reichenberg-Tannwald (24 km) der Reichenberg-Gablonz-Tannwalder Eisenbahn und Reichenberg-Zittau (27 km) der Sächs.
Staatsbahnen,
[* 9] ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts (144,83 qkm, 48809 E.),Kreisgerichts,
Hauptzoll- und Hauptsteueramtes, königlich sächs.
Nebenzollamtes erster
Klasse, einer
Handels- und Gewerbekammer sowie des
Kommandos der 55. Infanteriebrigade, hat (1890) 30890 (15237 männl. und 15653 weibl.) meist
deutsche E., in Garnison 3
Bataillone des 36. böhm. Infanterieregiments «Reichsgraf
Browne», und das 12. Feldjägerbataillon. Reichenberg besteht aus fünf Stadtteilen und
hat acht Plätze, ein
DenkmalKaiserJosephs Ⅱ., eine schon 1360 genannte, 1884 umgebaute Stadtkirche, seit 1885 Erzdekanatkirche,
eine 1696 erbaute, 1753 erweiterte und 1892 renovierte Kreuzkirche mit Altarblatt von
Dürer, neue St. Vinzenz- und Paulkirche
(1887), schöne evang.
Kirche (1864‒68),
Synagoge (1889), gräfl.
Gallassches Schloß, 1582 erbaut, 1850 erweitert, neues Rathaus (1892), großes
Kreisgericht, Stadttheater
(1882), Liebiegs Palais, ein nordböhm. Gewerbemuseum, eine Turnhalle, ein Genossenschaftshaus
der Tuchmacher, das Rudolfversorgungshaus (1869),
Armen- und Siechenhaus, Stephanshospital (1848 erbaut). Von Unterrichtsanstalten
bestehen eine
Staatsgewerbeschule mit chem. Laboratorium,
[* 10] ein Staatsobergymnasium mit Unterrealschule (1837
als Realschule gestiftet), Fachschule für
Weberei
[* 11] (1852 errichtet), Lehrerbildungsanstalt, höhere
Handels-,
landwirtschaftliche Winter-,
Knaben- und Mädchenbürgerschule und Fortbildungsschulen.
Die Reichenberger
Sparkasse ist 1854, die Gemeindesparkasse 1892, die Filiale der
k. und k. privilegierten Nationalbank in
Wien 1856, die Pfandleihanstalt
1868 und die Reichenberger
Bank 1872 gegründet. Letztere besteht seit 1888 als Filiale der
Böhmischen Unionbank (s.
Tafel:
Bankgebäude Ⅰ,
[* 1]
Fig. 2). Hauptgegenstand der
Industrie der Stadt und der
Umgebung (die Dörfer Rochlitz,
Katharinenberg, Proschwitz, Maffersdorf u. s. w.) ist Fabrikation von
Tuchen, Schafwollwaren,
Teppichen und Wollwaren.
Die Tucherzeugung war schon zu Anfang des 15. Jahrh. eingebürgert; 1605 wurde
die erste Färberei errichtet. Die Schafwollindustrie
hat sich sehr schnell gehoben, seit J. G.
Berger 1798
die erste Fabrik erbaute und 1806 die ersten
Maschinen
ausstellte, hauptsächlich aber durch die Errichtung der großartigen J. Liebiegschen Fabrik (1828). Reichenberg liefert
jährlich
Tuch im Wert von mehrern Millionen Gulden. Der Handelskammerbezirk zählte (1890) 37 Streichgarnspinnereien (72174
Arbeiter), 57 Streichgarnwebereien, 47 Kammgarnspinnereien, 4 Teppichfabriken, 58
Baumwoll-, 29 Baumwollabfallspinnereien, 113 Baumwollwebereien, 24 Flachsspinnereien
und 20 Leinenzwirnereien.
Ferner bestehen eine
Brauerei in Reichenberg und eine Malzfabrik in Maffersdorf, sowie mehrere Krempelbelag- und Maschinenfabriken.
– Bei Reichenberg erstürmten die
Preußen
[* 12] unter dem Prinzen von
Bevern das österr. Lager
[* 13] unter Königseck. –
Vgl. Herrmann,
Geschichte der Stadt Reichenberg (Bd.
1, Reichenberg 1863);
Hallwich, Reichenberg und Umgebung (2 Bde., ebd. 1872‒74);
Jarisch, Führer durch Reichenberg und Umgebung (ebd. 1882);
Hübler, Führer durch Reichenberg und Umgebung (ebd. 1883).
Bad
[* 18] Reichenhall, Stadt im
BezirksamtBerchtesgaden des bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, an der zur
Salzach gehenden
Saalach,
in 474 m Höhe, an der Linie
Salzburg-Reichenhall (21,2 km) und der
NebenlinieReichenhall-Berchtesgaden (18,9 km) der Bayr.
Staatsbahnen, liegt in wildromantischer Gegend und ist nach drei Seiten von
Bergen,
[* 19] dem
Untersberg (1975 m), Lattengebirge
(1737 m), der Reiteralpe oder Reitalm (1970 m), Sonntagshorn (1962 m) und
HohenStauffen (1773 m), umgeben. Die Stadt, seit
dem großen
Brand von 1834 neu aufgebaut, ist Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Traunstein), Hauptzoll-
und Hauptsalzamtes,
Bezirksgremiums und königl. Badekommissars und hat (1890) 3791 E., darunter 147
Evangelische, Post,
Telegraph,
zwei Forstämter, roman. Hauptkirche mit Fresken von M. von Schwind, neue evang.Kirche und altes
Schloß Gruttenstein (513 m). Von Bedeutung ist Reichenhall als Vereinigungspunkt für die
vier großen oberbayr.
Salinen
(Berchtesgaden, Reichenhall,
Traunstein, Rosenheim), die durch gewaltige Solenleitungen verbunden sind. Die ältesten
Urkunden
von der Saline zu Reichenhall reichen bis ins 8. Jahrh. Wegen Holzmangel wurde schon 1618 eine
Solenleitung von Reichenhall nach
Traunstein angelegt und 1809 nach dem holzreichen Rosenheim (79620 m) am Inn weiter
geführt. Durch eine ähnliche Leitung ist seit 1816 Reichenhall mit den Salzbergwerken von
Berchtesgaden (28392 m) verbunden. Gegenwärtig
wird der
¶
mehr
Überfluß der BerchtesgadenerSole nach Reichenhall geleitet, während von hier aus die Salinen zu Traunstein und Rosenheim versorgt
werden. Die Salzproduktion betrug (1893) 8000 t. Reichenhall wird seit 1846 wegen seiner milden ozonreichen Luft und
seiner Sole als Kurort viel besucht (1894 etwa 8000 Kurgäste). Es hat zahlreiche große Badeanstalten
für Solbäder, darunter BadAchselmannstein, ferner Inhalationsanstalten für Sole und Latschendämpfe, ein Gradierwerk (290
m lang, 22 m breit) mit Anlagen, vorzüglich eingerichtete pneumat.
Kammern, einen Konversationspavillon, Wandelbahn und Trinkhalle und 15 Solquellen, die 16 m unter der Erde entspringen und
von denen die Edelquelle 24 Proz. Salz
[* 21] enthält. Das Brunnenhaus enthält die großartigen Pumpwerke und
eine Kapelle im byzant. Stil mit neuen Glasbildern; in der Nähe die großen Sudhäuser. Nahebei die Schloßruinen Plain und
Karlstein, die Schlösser Marzoll und Stauffeneck sowie das ehemalige Augustinerkloster St. Zeno, jetzt Erziehungsinstitut
der Englischen Fräulein mit uraltem roman. Portal und Kreuzgang. Zu den besuchtesten Punkten der Umgebung
zählen Salzburg,
[* 22] Berchtesgaden, der Königsee und Hintersee, die Ramsau, Melleck und das Mauthäusl. –
Vgl. G. von Liebig,
Reichenhall, sein Klima
[* 23] und seine Heilmittel (6. Aufl., Reichenhall 1889);
von Chlingensberg-Berg, Das Gräberfeld von Reichenhall (ebd. 1890);