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er die Hofkapellmeisterstelle in Cassel, gab sie aber schon nach einem Jahre wieder auf. Er ging An- sang 1809 nach Wien, [* 2] wandte sich aber bald wie- der nach Halle [* 3] und lebte, wie früher, in dem be- nachbarten Giebichenstcin, wo er auch ftarö. N. erlangte durch seine zahlreichen Lieder, von denen mehrere noch im Volksmunde leben, eine besondere Bedeutung, seine Kompositionen von Goethes Liedern haben bleibenden Wert. Außerdem komponierte er gegen 30 Opern, Kantaten, Mono- dramen, Oratorien und andere Kirchenstücke, Instru- mentalsachen u. s. w. Von seinen durchweg wert- vollen und zum Teil Aufsehen erregenden Schriften sind zu nennen: «Studien für Tonkünstlcr und Musik- freunde» (mit F. A. Kunze, 2 Tle., Verl. 1793), «Musikalisches Kunstmagazin» (2 Bde., ebd. 1782 - 91), «über die deutsche komische Oper u. s. w.» (Hamb. 1774)),
«Vertraute Briese aus Paris» [* 4] (3 Tle., ebd. 1804 u. 1805),
«Vertraute Vriese, geschrieben auf einer Reise nach Wien» (2 Bde., Amsterd. 1810). -
Vgl. Schlcttcrer, Johann Friedrich Reichenbach [* 5] (2 Bde., Augsb. 1805 - 68).
Seine erste Gattin Juliane Reichenbach, geb. 1752 zu Berlin, [* 6] die Tochter des Konzertmeisters Franz Benda, eine sehr gute Sängerin, auch Klavier- spielerin und Komponistin, starb schon Die Tochter aus dieser Ehe, Luise N., wahr- scheinlich 1780 zu Berlin geboren, gest. zu Hamburg, [* 7] machte sich als Gesanglehrerin sowie als Komponistin von Liedern (wie des volkstümlich gewordenen «Nach Sevilla») [* 8] einen Namen. Außer- dem stiftete sie in Hamburg, wo sie seit 1814 lebte, eine Singakademie und nahm an den ersten Deut- schen Musikfosten einen bedeutenden Anteil. Neichblei, s. Pattinsonicren. Reich der Goldenen Horde, s. Kiptschak. Reichelsheim.
1) N. in der Wetterau, Stadt im Kreis [* 9] Friedberg [* 10] der Hess. Provinz Ober- bessen, nahe links der Horlof, hat (1890) 876 E., Post, Telegraph; [* 11] Cigarrenfabrikation, Molkerei, Ziegelei und Kalkbrennerei. Der Ort gehörte 1416-1866 zu Nassau. - 2) N. im Odenwald, Marktflecken im Kreis Erbach der Hess. Provinz Starkenburg, an der Gersprenz und der Eisenbahn Reinheim-Reichenbach (17,9 km, Nebenbahn), hat (1890) 1970 E., Post, Telegraph, Spar- und Kreditverein, Wasserleitung, [* 12] Bergbau [* 13] auf Manganerze, Viehmärkte, und wird als Som- merfrische besucht.
Nordöstlich über dem Orte die gräfl. Erbachfche Burg Reichcnberg, Geburtsort des Botanikers Nees von Escnbeck, jetzt Knaben- pensionat; 3 km nordwestlich die Trümmer der Burg Roden stein, von der nach der Volkssage der wilde Jäger mit seinen Genossen nach der 6 km östlich gelegenen Burg Schnellcrts ziehen soll, so- bald ein Krieg bevorsteht. 8 km entfernt der Luft- kurort Lindcnfcls. Reichenau, Insel im Zeller- oder Untersee (s. Vodensec), 6 km südöstlich von Radolfzell im bad. Kreise [* 14] Konstanz [* 15] gelegen, 4 hkm groß, hängt im Osten durch einen 1 km langen Dammweg mit dem Festlande zusammen, ist reich an Obst und Getreide [* 16] und zählt in den Pfarreien Ober-, Nieder- und Mittelzell 1537 E. - Ihren Namen hat Reichenbach von der Benediktinerabtei N. (lat. ^u^ili Diveg), welche 728 vom heil. Pirminius gestiftet und vom 9. bis in die Mitte des 13. Jahrh, durch die wissenschaftlichen Leistungen ihrer Mönche (Walafrieo Strabo, Her- mann Contractus, Vcrno u. a.), sowie durch ihren Reichtum berühmt war. Lange freies Reichsstift, wurde die Abtei 1538 dem Kochstift Konstanz ein- verleibt, 1799 aufgehoben und 1802 mit Baden [* 17] ver- einigt. Die Klosterkirche oder der Münster, [* 18] in Mit- telzell, enthält das Grab Karls des Dicken und ver- schiedene Reliquien. -
Vgl. Güßfeldt, Die Infel Reichenbach und ihre Klostergeschichte'(Konstanz 1894);
Quellen und Forschungen zur Geschichte der Abtei Reichenbach, hg. von der Vadischen Historischen Kommission. I. II. (Heidelb. 1890 u. 1893).
Reichenan in Sachsen, [* 19] Torf in der Amts- hauptmannschaft Zittau [* 20] der sächs. Kreishauptmann- schaft Vautzen, an der Nebenlinie Zittau-Reichenbach-Markers- dorf der Sächs. Staatsbahnen, [* 21] hat (1890) 6204 E., darunter 1121 Katholiken, Post zweiter Klasse, Tele- graph, Fernsprcchcinrichtung, evang. und kath. Kirche, Sparkasse, Wasserleitung, Gasbeleuchtung, Krankenhaus; [* 22] bedeutende Textilindustrie, Orleans- weberei, Fabrikation von Leim, künstlichen Dünge- mitteln und Farbholzextrakt, Färbereien, Ziegeleien, Mahl- und Sägemühlen und nahebei Basaltbrüche und Vraunkohlenwerke. Reichenau.
1) Bezirksyauptmannschaft in Böh- men, hat 412,87 männl., 26142 weibl.) meist czech. E. in 68 Gemeinden mit 131 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Adlerkosteletz und Reichenbach. - 2) Reichenbach in Böhmen, [* 23] czech. I^cdnov n^ä Ivnö^iwu, Stadt und Evtz 'dei Bezirks- hauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (152,43 ykm, 21193 E.), an der Kneznä, am Fuß des Adlergebirges und an der Reichenbach-Solnitzer Lokalbahn (16 km), hat (1890) 3952, als Gemeinde 4644 czech. E., ein Kolowratsches Schloß, czech. Staatsober- gymnasium, k. k. Webschule; Tuch-, Baumwoll- und Leinenfabriken, Streichgarnspinnerei und Brauerei. - 3) N., czech. Hvcdnov, Marktstecken in der österr. Vezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Gablonz, an der Linie Iosephstadt-Neichenberg der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, hat (1890) 2966, als Gemeinde 3042 deutsche E., eine Schule für Ölmalerei; Stein- und Glasschleifereien, Fabrikation von Schnupftabaksdosen, imitierten Elfeilbein- und Schildkrotplatten, Glaswaren, Herstellung und Han- del mit Heiligenbildern u. s. w. - 4) Reichenbach am Semme- ring, Dorf und Sommerfrische im Gerichtsbezirk Gloggnitz der österr.
Vezirkshauptmannschaft Neun- kirchen, in schönem von der Schwarza durchflossenem Thal, [* 24] in 487 m Höhe, am Fuße der Raralpe (2009 m) und des Schneebergs (2015 m), hat (1890) 1181, als Gemeinde 7407 E., eine Kaltwasserheilanstalt Nu- dolfsbad, zahlreiche Landhäufer der Wiener. N. ist Sommerresidenz des Erzherzogs Karl Ludwig. In der Nähe das Höllenthal und der Kaiferbrunnen (637 m), der die Wiener Wasserleitung speist. Reichenbach, linker Nebenfluß der Aare im Oberland des schweiz. Kantons Bern, entspringt an der Großen Schcidegg (1961 m), nimmt den Abfluß des Rosenlauiglctschers auf und mündet, nach Hinabsturz über sieben Stufen von 300 m Ge- fülle, 12 km lang, gegenüber von Meiringen. Reichenbach.
1) Kreis im prcuß. Reg.-Bez. Vreslau, hat 362,04 ykm und (1890) 67957 (31293 männl., 36664 weibl.) E., 1 Stadt, 50 Landgemein- den und 42 Gutsbezirke. - 2) Reichenbach in Schlesien, [* 25] Kreisstadt im Kreis Reichenbach, am Fuße des Eulengebir- ges, an der Linie Kamenz-Naudten und der Neben- linie Reichenbach-Oberlangenbiclau (6,i km) der Preuß. ^taatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines ! Amtsgerichts (Landgericht Schweidnitz) [* 26] und einer ! Neichsbanknebenstelle, hat (1890) 13 040 (5994 ¶
Reichenbach,
[* 5] Georg von, Mechaniker, geb. zu Durlach, [* 27] besuchte die Militärschule in Mannheim, [* 28] bereiste 1791‒93 England und trat dann als Artillerielieutenant in die bayr. Armee, wo er 1800 Hauptmann wurde. In München [* 29] setzte Reichenbach seine mathem. Studien fort und gründete hier 1804 in Verbindung mit Jos. von Utzschneider (s. d.) und dem Mechaniker Liebherr eine mechan. Anstalt, deren Instrumente infolge der von Reichenbach erfundenen Kreisteilmaschine die bestgeteilten Kreise besaßen. 1809 traten Utzschneider und Reichenbach mit dem Optiker Jos. Fraunhofer (s. d.) zu einer weitern Vereinigung zur Herstellung vorzüglicher Fernrohre zusammen.
Die von ihnen gebauten Refraktoren standen lange Zeit unerreicht da. Nachdem Reichenbach seine berühmten Wassersäulenmaschinen [* 30] auf der Linie Reichenhall, Traunstein, Rosenheim ausgeführt hatte, ernannte ihn König Max Joseph von Bayern [* 31] 1811 zum Salinenrat, als welcher er später (1817) die größte und wirksamste aller Wassersäulenmaschinen, in Illsang bei Berchtesgaden, baute. 1820 zum Direktor des Wasser- und Straßenbauwesens ernannt, überließ er bald darauf seine gemeinsam mit Traugott Ertel geführte mechan. Werkstätte dem Genossen allein. In demselben Jahre legte Reichenbach in Wien die Stückbohrerei nach seinem Plane an. Außerdem verbesserte er die Gewehrfabrik in Amberg [* 32] sowie die bayr. Hochöfen und Eisengießereien. Reichenbach war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München und starb Seine von Kirchmayr gefertigte Büste ist in der Walhalla aufgestellt.