Krapf (s. d.) nach Mombas in Ostafrika und beteiligte sich an allen Reisen und geogr. Entdeckungen desselben sowie an der Erforschung
der Sprache der Suaheli und Wanika. Rauhes Haus blieb 30 Jahre in Afrika; als er erblindete, kehrte er 1875 nach Europa zurück und starb 4. Okt. 1876 in
Kornthal.
Bilder- oder Zeichenrätsel, eine Zusammenstellung von Bildern, denen häufig Zahlen, einzelne
Buchstaben, Silben oder vollständige Wörter als Ergänzung dienen, die irgend ein Wort, meist aber einen allgemeinen Gedanken,
eine Sentenz, ein Sprichwort u. s. w. ausdrücken soll. Es wird hierbei von Rechtschreibung und Gehalt des durch das Bild angedeuteten
Wortes völlig abgesehen und nur gesorgt, daß man aus den mittels des Bildes u. s. w. gewonnenen Buchstaben
ein Ganzes zusammensetzen kann. So genügt zur Bezeichnung des Beiwortes «ganz» das Bild einer Gans, und die Abbildung eines
Bettes und eines Stabes mit l dazwischen drückt das Wort «Bettelstab» aus.
Der Ausdruck Rebus rührt von Fastnachtscherzen der studierenden Jugend her, die, besonders in der Picardie
um 1600, solche Bilderrätsel über komische Vorfälle zusammenstellte und diese Zeichenspiele de rebus quae geruntur («über
die Dinge, die geschehen», d. h. Tagesgeschichten) nannte. Die älteste Sammlung von
Rebus in Deutschland ist Bodenehrs «Geistliche Herzens-Einbildungen in 250 biblischen
Figursprüchen angedeutet» (Augsb. 1685; neue
Ausg. um 1720). -
Vgl. Ochmann, Zur Kenntnis des Rebus (Oppeln 1861);
Hoffmann, Grundzüge einer Geschichte des Bilderrätsels
(Berl. 1869);
Delepierre, Essai historique et bibliographique sur le rébus (Lond. 1874).
(spr. -kamieh), Jeanne Françoise Julie Adelaide Bernard, Madame, eine durch Schönheit und Geist ausgezeichnete
Frau, geb. 4. Dez. 1777 zu Lyon, heiratete 1793 einen reichen Bankier in Paris, Jacques N. Sie zählte zu den Frauen, die unter
dem Direktorium in den Salons der eleganten Welt alle Blicke auf sich lenkten, und versammelte in ihrem
Hause zur Zeit des Konsulats die interessanteste Gesellschaft von Paris. Durch ihre Verbindungen mit zurückgekehrten Emigranten
und antibonapartistischen Personen wurde sie jedoch politisch verdächtig, weshalb sie auf höhern Befehl ihre Gesellschaften
einstellen mußte.
Von Frau von Staël, ihrer Freundin, nach Coppet eingeladen, gewann sie hier die Neigung des Prinzen August
(s. d.) von Preußen. 1811 aus Paris verbannt, lebte sie in Châlon-sur-Saône und in Lyon, machte Reisen in Italien, von wo sie
bei der Wiedereinsetzung der Bourbonen nach Paris zurückkehrte. Später zog sie sich in die Abbaye-aux-Bois im
Faubourg St. Germain zurück, wo sie einen Freundeskreis um sich sammelte und als Vertraute Châteaubriands eine große Berühmtheit
erlangte. Sie starb an der Cholera 11. Mai 1849. Ihre Züge wurden von David und dessen Schüler Gérard im Gemälde verewigt. Ihre
Nichte und Adoptivtochter, Madame Lenormant, gab heraus: «Souvenirs et correspondance tirés des papiers
de Madame Récamier» (2 Bde., Par. 1859 u. ö.).
-
Vgl. Châteaubriands Mémoires d'outre-tombe, Bd. 8-10; Brunier, Ein edles Frauenbild.
Julie Récamier (Preßb. 1875).
Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Macerata in den Marken, südlich von Ancona, an und auf einer Anhöhe 10 km
vom Adriatischen Meere, hat (1881) 5824, als Gemeinde 19524 E., sehenswerte Paläste, darunter der des Dichters
Jac. Leopardi mit Sammlungen;
die Kathedrale San Flaviano mit dem Denkmal Gregors XII.;
ein Monument Leopardis;
in der Nähe
Trümmer des antiken Helvia Ricina und an der Mündung der Potenza ins Meer den Hafen Porto Recanati mit Station
der Linie Ancona-Bari des Adriatischen Netzes.
(lat.), kritische Durchsicht eines Schriftstellers, besonders zum Zweck der
Textberichtigung, und die hierauf begründete Ausgabe;
ferner die kritische Beurteilung eines neu erschienenen
Buchs, einer dramat. oder musikalischen Aufführung u. s.w.
Der Verfasser einer solchen Recension heißt Recensent.
im Buchhandel Exemplare litterar.
Neuigkeiten, die der Verleger oder der Verfasser an die Redaktionen
von Zeitungen und Zeitschriften unentgeltlich versendet, um diese dadurch zur Anzeige, Besprechung und womöglich kritischer
Beurteilung der Neuigkeiten in ihren Blättern zu veranlassen.
Goldf., eine neuerdings zu den Kieselschwämmen (Hexactinelliden) gestellte Familie von Tieren aus der
Silur- und Devonzeit, deren scheibenförmige oder becherartige feste Hülle selbst in kleinen Fragmenten leicht erkennbar
ist an ihrer äußern Verzierung, bestehend aus zwei sich kreuzenden Systemen von Kreislinien, welche
von dem Scheibencentrum aus über die ganze Oberfläche des Tiers ausstrahlen, wie die Samenreihen auf dem Fruchtboden (Receptaculum)
einer Sonnenblume.
(lat.), das bei Reichung des Abendmahls untergebreitete Tuch;
in der Chemie soviel wie Vorlage einer Retorte
u. s. w.;
Behälter, besonders Wasserbehälter;
in der Botanik soviel wie Fruchtboden.
bei den alten Römern der Vertrag, welchen die Parteien eines Schiedsvertrags mit dem
Schiedsrichter schlossen (Receptum arbitri).
Der Schiedsrichter war nun verpflichtet, den Spruch zu fällen. Receptum ist dann auch die
Aufnahme von Sachen des Gastes durch den Gastwirt, von Reisegepäck und Frachtgut durch den Frachtführer.
Das Receptum begründet
eine qualifizierte Haftung für Beschädigung und Verlust. (S. Delikt und Frachtvertrag.)
und Rothenlöwen, schwäb. Geschlecht, mit dem Stammhause Hohenrechberg im
Oberamt Gmünd, dessen Stammvater Ulrich 1194 die Marschallswürde im Herzogtum Schwaben bekleidete. Seine Nachkommen sollen
schon 1227 die
mehr
Burg Hohenstaufen besessen haben und hatten seit 1613 Sitz und Stimme auf der schwäb. Grafenbank. Im 13. Jahrh. teilte
sich das Geschlecht in zwei Hauptlinien: Rechberg u. Rechberg auf den Bergen (erloschen 1413) und Rechberg u. Rechberg unter den Bergen. Letztere teilte
sich wieder in Hohenrechberg (erloschen 1584), Staufeneck (erloschen 1599) und Illeraichen (erloschen
1676); erhielt 1626 die Erlaubnis zur Wiederaufnahme des Grafentitels und die Erhebung von Illeraichen 1626 und Hohenrechberg 1638 zur
unmittelbaren Reichsherrschaft. Schon 1607 war ein Nebenzweig von Illeraichen: " Kronburg » in den
Reichsgrafenstand erhoben worden und hatte Sitz auf der schwäb. Grafenbank, wie auch der
andere Nebenzweig «Donzdorf» (erloschen 1732) den Grafentitel 1699 reassumierte.
Ein dritter Nebenzweig von Illeraichen ist der noch bestehende: Kronburg-Osterberg.
Standesherr mit dem Prädikat Erlaucht ist Graf Otto von Rechberg u. Rechberg, geb. 23. Aug. 1833, der 1885 seinem Vater in der Standesherrschaft
und als erbliches Mitglied der Ersten Kammer in Württemberg folgte. Sein Großvater Graf Aloys von Rechberg u.
Rechberg, geb. 18. Sept. 1766, war kurbayr. Gesandter beim Kongreß in Rastatt und bei der Reichsdeputation von 1802, unterzeichnete 1806 als
bayr. Komitialgesandter die Erklärung zu Regensburg, durch welche 13 Reichsfürsten und ein Reichsgraf sich vom Reiche trennten,
nahm mit seinem Vater 1810 den Grafentitel wieder an und war als bayr. Minister der auswärtigen Angelegenheiten
beim Wiener und Karlsbader Kongreß thätig. 1825 in den Ruhestand versetzt, starb er 10. März 1849.
Sein Bruder, Graf Joseph von Rechberg u. Rechberg, geb. 3. Mai 1769, befehligte in den Feldzügen 1813-15 ein bayr.
Armeekorps, war dann bis 1826 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter bayr. Minister
am Hofe zu Berlin und starb 27. März 1833. Sein Sohn Graf Albert von Rechberg u. Rechberg, geb. 7. Dez. 1803, gest. 27. Dez. 1885, war der
Vater des derzeitigen Standesherrn des Grafen Otto von Rechberg u. Rechberg, geb. 23. Aug. 1833, der 1885 in der Standesherrschaft
und als erbliches Mitglied der Ersten Kammer in Württemberg folgte.
Graf Johann Bernhard von Rechberg u. Rechberg, ein Bruder des Grafen Albert, geb. 17. Juli 1806, wurde 1828 Attaché der österr. Gesandtschaft
in Berlin, 1830 Legationssekretär in London, 1833 Geschäftsträger in Darmstadt und 1836 in Brüssel. Nachdem
er hierauf einige Zeit in der Wiener Staatskanzlei gearbeitet hatte, wurde er 1841 österr. Gesandter in Stockholm, 1843 in
Rio de Janeiro. Er kehrte 1847 nach Europa zurück, begab sich 1849 als Bevollmächtigter bei der Centralgewalt nach Frankfurt.
Mitte 1853 wurde er dem Feldmarschall Radetzky für die Civilangelegenheiten des Lombardisch-Venetianischen
Königreichs beigegeben und 1855 zum Präsidialgesandten beim Bundestag ernannt. Am 17. Mai 1859 wurde er zum Ministerpräsidenten
ernannt und übernahm das Portefeuille des Äußern und des kaiserl. Hauses, mußte zwar im Dez. 1860 das Präsidium
an den Erzherzog Rainer abtreten, blieb aber noch Minister des Äußern, bis 27. Okt. 1864 Graf Mensdorff-Pouilly
sein Nachfolger wurde. R.u.R. ist lebenslängliches Mitglied des österr. Reichsrats.