forlaufend
642
tragen, oder es werden nur die obersten Grannen- haare und Wollteile so behandelt, während die untersten Grundwollfarben durch Eintauchen in erwärmte Farbenbäder erzeugt werden.
Manche Sorten Felle müssen bis zwanzigmal gestrichen wer- den,' jedesmal nach dem Streichen werden die Felle 4-6 Stunden Haar [* 2] auf Haar in Haufen zusammen- gelegt, auf Trockenfälen getrocknet und von dem Tötungs- und Farbenschmutz befreit.
Die hier ver- wendeten Beizen sind dieselben wie bei der Schwarz- färberei, während die Farben aus gebrannten: Gal- lus, Salmiak, Schwefelantimon, Pottasche, Kupfer- vitriol, Kupferasche, Eisenvitriol, Glätte, Rotholz- extrakt, Grünspan, Alaun, [* 3] Schmackertrakt u. a. be- stehen. Die Grundwollfarbe wird in einem Bade her- gestellt, das die Beizen und Farbstoffe untermengt enthält, und in diesem Bade färbt die Grundwolle der Felle ohne vorher gebeizt zu fein.
Das obere Haar und die obern Spitzen sind bei den lncr ver- wendeten Fellen schon entfettet und angefärbt.
Bei der Buntfärberei, dem Färben von Pelz- fellcn in den verschiedensten Farben (ausgenommen schwarz und braun) und Imitationen, verwendet man als Farbstoffe Gallus, Schwefelleber, Chrom- kalium, Alaun, Schmack, Pegu-Cutsch, Eisenvitriol, Kupfervitriol, Stahlblau, Bleizuckcr, Extrakte von Vlauholz, Gelbholz und Rotholz sowie auch ver- schiedene Anilinprüparate, während die Beizen Soda, Kalk, Salmiak, Alaun, Atznatron, Eisen- vitriol, Weinstein, Silberglätte u. s. w. enthalten. Das Blenden wird vornehmlich bei Visamfellen angewandt;
das Verfahren besteht darin, den dar- unter vorkommenden bellen und mißfarbigen Fellen eine dunkelbraune Decke [* 4] zu geben, sowie nach Be- finden noch zwei oder drei parallel laufende, dunk- lere, fast schwarze Streifen in dieser braun geblen- deten Decke (Farbe) herzustellen.
Auch das An- bringen einer dunklern Deckfarbe bei misifarbigcn Exemplaren der verschiedensten Fellgattungcn, wie Zobel, Marder, [* 5] Skunks u. s. w. bezeichnet man mit diesem Ausdruck.
Die beim Blenden anzuwendende, aus Kalk, Salmiak, Alaun und Weinstein bestehende Beize wird mittels Bürsten aufgetragen, ebenso die aus gebranntem Gallus, Alaun, Salmiak, Grün- span und Eisenvitriol bestehende Farbe. Räude bei den Haustieren, auch Rande, Krätze oder Grind genannt, eine durch sog. Räude- oder Krätzmilben [* 6] verursachte übertragbare Hautkrankheit.
Die Formen der Raudische sind verschieden, je nach der Gattung der Räudemilben und der von denselben heimgesuchten Tierart.
Man unterscheidet drei Gat- tungen von Räudemilben:
1) Grabmilbcn (s^rcop- t63);
2) Saugmilben (OermawcopteL oder Dei-ma- toäectez);
3) schuppenfressende Milben (vLi-inaw- pKkFN8 oder 3^inl)i0to8).
Die Grabmilbe nräude verbreitet sich über den ganzen Körper und kommt vor beim Pferd, [* 7] Hund, Katze [* 8] und Schwein. [* 9]
Diese Raudische geht auch auf den Menschen durch Verkehr mit den daran erkrankten Tieren über.
Die Saugmilben- räude kommt nur an durch Haarwuchs geschützten Stellen vor und zwar beim Pferde [* 10] im Kehlgang, unter der Mähne, am Eckweife u. s. w., während sie als gewöhnliche Form der so sehr gefurchteren Schaf- räude infolge der allgemeinen Vewollung sich über den ganzen Körper verbreitet.
Die durch schup- pen fressende Milben erzeugte N. ist die am we- nigsten bedeutende;
sie kommt vor als Fuhr äude beim Pferde, als Steißräude beim Rind [* 11] und als Ohrräude beim Hunde, [* 12] Kaninchen [* 13] und bei der Katze. Bei Hühnern kommt eine Grabmilbenräude (DkrinktoriiMsL mutan8 _L7i?e)^) vor, bekannt unter dem Namen weißer Kamm oder Kalkbeine, Fuß kratze sje nachdem der Kopf oder die Füße be- fallen sind).
Außerdem kommt bei Hühnern, Tauben [* 14] und Stubenvögeln die gemeine Vogelmilbe (Deima- 11788U8 Nviuni DnF.) vor, ein blutsaugender Schma- rotzer, der auch auf Pferde und andere Haustiere sowie auf den Menschen übergehen kann. - Die Erscheinungen der N. sind im wesentlichen entzünd- liche Vorgänge auf der Haut [* 15] und Iuckgefühl auf derselben, das die Tiere durch anhaltendes Beißen, Kratzen und Scheuern verraten.
Die N. heilt nicht von selbst, sondern muh durch eine unter sachver- ständiger Leitung begonnene Rändekur beseitigt werden.
Für die volkswirtschaftlich hochwichtige Schafräude ebenso wie für die sarcopte^ und V6i-mac0pt68-Räude der Pferde ist dieses durch das Reichsviehseuchengesetz vorgeschrieben.
Die Haupt- sache bei der Behandlung besteht darin, daß die Krusten und Borken auf der räudekranken Haut nach Entfernung der Haare [* 16] durch Schmierseife auf- geweicht werden und hierauf die Näudemilben durch Perubalsam, Benzin oder Kreosot (mit Al gemischt), Teer (mit Schmierseife und Spiritus [* 17] gemischt), durch Tabakabkochung, Kreolinwasfer oder Kreolinlmiment (mit Spiritus und Seife) getötet werden.
Für die Behandlung der Schafräude sind besondere Bäder im Gebrauch (Walzsche Lauge, Gerlachsches Näude- bad, Zündelschcs Räudebad, Arsemtbäder und Sublimatbäder ftie beiden letzten sehr giftig^; jetzt hauptsächlich Kreolinbäder, die im Königreich Preu- ßen durch Erlaß vom obligatorisch ge- macht worden sind).
Nach durchschnittlich acht Tagen muß das Bad [* 18] wiederholt werden;
in der Zwischen- zeit austretende Scheuerstellen sind mit bereit ge- haltener Flüssigkeit einzureiben.
Alte Raudische ist nament- lich bei Pferden und Hunden oft sehr schwer zu be- seitigen und erfordert eine ganze Reibe von Bädern. Nicht zu vergessen ist die gründliche Reinigung und Desinfektion [* 19] (Chlorkalklöfung) des Stalles, der Stall- geräte u. s. w. - Nicht zu der Raudische im engern Sinne gehörig, aber ähnlich auftretend und deshalb gemein- hin mit derselben zusammengeworfen, kommt noch der Haarsackmilbenausschlag bei Hund und Katze, seltener beim Schwein vor.
Dieser Ausschlag wird erzeugt durch in den Talgdrüsen der Haut lebende Milben (^0^1-113 oder vkinoäsx koiliculo- i-um cHQi8 ^lt?/v, cHti^o?/^. und p1iMoiä63 Oso/coi'); der Ausschlag ist ausgezeichnet durch die Bildung von Knötchen, Knoten und Pusteln, die auf Druck Blut entleeren, daher auch roteR. genannt.
Be- handlung wie bei der Raudische, aber sehr schwer und lang- wierig.
Jede einzelne Pustel muh ausgedrückt wer- den; m die hierauf entstandene Hautöffnuna ist das milbentötende Mittel einzureiben. -
Vgl. Zürn, Die Schmarotzer, Tl. 1: Tierische Parasiten (2. Aufl., Weim. 1882);
Kaiser, Über Skabies bei den Haus- säugetieren (in den «Vortragen für Tierärzte», Jena [* 20] 1882); derf., Das Kurverfahren bei der Schafräude (2. Aufl., Marb. 1883);
Fricdberger-Fröhner, Spe- cielle Pathologie und Therapie derHaustiere (2 Bde., 3. Aufl., Etuttg. 1892).
Näudemilbe (I^soi-opt^ C0inmum8 I^i- eine etwa ^2 mm lange Krätzmilbe (s. d.), die auf der Haut von Schafen, Rindern und Pferden hinter Oberhautschuppen lebt, aber keine Gänge gräbt wie die eigentlichen Krätzmilben.
Sie erzeugt die Räude (s. d.). Raudifche Felder, s. Vercelli. ¶