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Nauchverhütung, die Verhinderung des Aus- tretens von Rauch und Ruß aus den Schornsteinen der Feuerungsanlassen.
Besonders in Gegenden, wo als Brennmaterial Steinkohle zur Verwendung kommt, hat der in großer Menge aus den Fabrik- schornsteinen und noch mehr aus den viel zahl- reichern Schornsteinen der Hausfeuerungen aus- tretende Rauch und Ruß große Belästigungen her- vorgerufen, einmal durch Verschlechterung der At- mosphäre, dann durch Verderben und Verunstaltung der in der Nachbarschaft der Schornsteine befind- lichen Anlagen.
Die schädlichen Bestandteile des Rauchs sind besonders fester Kohlenstoff (Ruß), Kohlenoxyd und schweflige Säure.
Während der Ruß sich mehr durch seine alles verschmutzende Wir- kung unangenehm erweist und das Lüften der Woh- nungen einschränkt, sind Kohlenoxyd und schweflige Säure als direkte Gifte für Menschen, Tiere und Pflanzen (besonders Coniferen, Obstbäume, Zier- pflanzen) zu bezeichnen.
Außer der Belästigung und Gesundheitsschädigung bewirkt die Rauchbil- dung aber auch einen bedeutenden wirtschaftlichen Verlust, insofern im Rauch unverbrannte Gase und [* 2] Kohlenteile entweichen.
Man hat berechnet, daß der Ruß, der an einem einzigen Wintertage von der Stadt London [* 3] produziert wird, ein Gewicht von 50000 IcF besitzt.
Für Deutschland [* 4] schätzt man den jährlichen, durch Rauchbildung bewirkten Verlust an Brennmaterial auf 200 Mill. M. Darin sind noch nicht jene Summen enthalten, die der Rauch durch seine beschmutzende und zerfressende Wirkung für Erneuerung oder Reinhaltung vieler Gegen- stände fordert. Angesichts dieser bedeutenden wirtschaftlichen Verluste und im Interesse des Gesundheitszustan- des der Großstädte ist eine Einschränkung der Rauchbildung dringend geboten. In technischer Be- ziehung ist das Problem der Rauchverhütung für jede Art der Feuerung gegenwärtig als gelöst zu betrachten.
Wenn aber trotzdem im täglichen Leben von diesen technischen Fortschritten noch wenig zu spüren ist, so muß das Hauptaugenmerk in dieser Frage auf die baldige Einführung der Verbesserungen in die Praxis gerichtet fein. Was zunächst die technischen Mittel zur Rauchverhütung be- trifft, so lassen sich drei Arten unterscheiden.
Erstens kann man den sich bildenden Rauch und Ruß, also die in den Verbrennungsgasen mitgeführten festen Bestandteile, mechanisch daraus entfernen, zweitens kann man den in der Feuerung zuerst gebildeten Ruß im weitern Gange des Prozesses verbrennen (Rauch Verbrennung), drittens die Entstehung des Rußes beim Verbrennungsprozeß überhaupt von vornherein verhindern.
Die mechan. Abschei- dung des Rußes aus den Verbrennungsgasen ge- schieht durch Einbau von Rußfängern in die Züge der Rauchgase.
Diese Methode der Rauchverhütung ist wenig aus- giebig, da man, wenn auch die kleinen Rusiteilchen abgeschieden werden sollen, Apparate in die Züge bringen müßte, die dem Strömen der Verbren- nungsgase einen außerordentlichen Widerstand ent- gegensetzen und so den Zug hindern würden.
Die Rauchverhütung nach der zweiten und dritten Art streben zahlreiche, meist patentierte, unter dem Namen rauchlose Feuerungen bekannte Einrichtungen an.
Bei denjenigen, welche den entwickelten Rauch verbren- nen, werden verschiedene Wege eingeschlagen.
Man erreicht das Ziel 1) durch überleiten der entwickel- ten Rauchgase über die auf einem Teile des Rostes hell glühende Kohlenschicht:
2) durch überleiten de: Rauchgase über glühende Wandflächen der Feue- rungsanlagen;
als solche dienen in die Feuerzüge eingebaute Chamotteringe und Chamottewände;
3) durch Zuführung von erhitzter Luft bei der Feuer- brücke, im allgemeinen an einer Stelle, wo die Feuer- gase noch Hitze genug besitzen, um das Entzünden der Rußteilchen bei der Mischung mit dieser sekundären Luft zu ermöglichen;
4) durch Einblasen von Dampf- strahlen in die Feuergase direkt über den Kohlen, wo- durch die Gase in Wirbelung versetzt werden und so durch gute Mischung derFeuergase sich die Rußteilchen mit dem den Gasen noch beigemengten Sauerstoff entzünden.
Als Mittel, das Entstehen des Rauchs zu verhindern, sind hauptsächlich anzuführen:
1) die Zuführung von Brennmaterial von der Unterseite des Rostes aus durch die Rostspalten hindurch in das Feuer.
Hierbei bleibt dem Brennmaterial auf dem Roste stets seine glühende Oberfläche erhalten; die zugeführten Kohlenteile kommen direkt mit glühenden Kohlen in Berührung und die Destilla- tionsprodukte derselben verbrennen vollständig beim Durchgang durch glühende Kohlenschicht;
2) die gleichförmige kontinuierliche Beschickung des Rostes von oben, ohne Öffnung der Feuerthür.
Die Be- schickung erfolgt hierbei automatisch.
Die in kleinen Stücken aufgestreute Kohle verbrennt vollständig auf der glühenden Kohlenschicht;
3) die Gas- feuerungen (s. d.), welche die zuverlässigsten An- lagen dieser Art vorstellen.
Ein geschickter Heizer kann auch auf einem gewöhnlichen Planrost eine fast rauchlose und zugleich ökonomische Verbrennung erzielen, wenn er 1) die Feuerthür so kurze Zeit als möglich öffnet;
2) bei geöffneter Thür den Zug ent- sprechend verringert;
3) die Kohlen in geringer Menge auf einmal und in kurzen Zeiträumen auf- wirft;
4) den Rost nur mäßig beansprucht, d. h. pro Quadratmeter Rostfläche in der Stunde bei schwa- chem Zuge eine müßige, der Kohlenart entsprechende Gewichtsmenge aufgiebt, und endlich 5) überhaupt für Feuerungsanlagen [* 5] nur Kohle verwendet, welche keine starke Rauchentwicklung zeigt, insbesondere Koks, der ganz rauchlos verbrennt. Die Möglichkeit der Rauchverhütung ist also selbst bei ein- fachen Anlagen gegeben.
Für die Großfeuerungen der gewerblichen und behördlichen Anlagen ist es auch nicht schwer, die Rauchverhütung durchzuführen, weil die Heizer, wenn sie nicht schon auf Heizerschulen vor- gebildet sind, an Ort und Stelle die richtige Anlei- tung erhalten können. Da trotzdem oft Bequemlich- keit zu unrichtigem Heizen führt, so wird von Ver- einswegen durch Prämiierung fleißiger Heizer eine Anspornung zu größerer Aufmerksamkeit ausgeübt (s. Heizerschulen), was allerdings richtiger durch die Behörden geschehen sollte.
Weit schwieriger ist es, die Rauchbildung in den Kiemfeuerungen der Woh- nungen zu beschränken, da hier der Unkenntnis der das Feuern besorgenden Personen schwer entgegen- zuarbeiten ist, und weil die Hausfeuerungen die schlechtesten sind.
Das beste Mittel, die Einzel- feuerungen der Wohnungen überhaupt zu besei- tigen, wäre die allgemeinere Einführung der Central- heizungen, wie sie in England und Amerika [* 6] an meh- rern Orten für den ganzen Ort oder Ortsteile be- reits bestehen.
Solange Ccntralheizungen nicht ein- geführt sind, müßten die Kleinfeuerungen behörd- licherseits überwacht werden, etwa durch eine der Gewerbeinspektion analoge Institution, und die An- leitung des Publikums zum rationellen Feuern aus ¶