570 Aufgabe in nach Form und Inhalt gleich befriedigender Weise. Von besonderm Interesse ist das 10. Buch des Werkes, dessen
erstes Kapitel eine prägnante Charakteristik der bedeutendern griech. und lat.
Schriftsteller aus dem Gesichtspunkte des Nutzens, welchen ihre Lektüre dem künftigen Redner gewährt, enthält. Unter den
vollständigen Ausgaben des Werkes sind die von Gesner (Gött. 1738), von Spalding (vollendet von Buttmann
und Zumpt, nebst «Lexicon Quintilianeum» von Bonnell, 6 Bde.,
Lpz. 1798‒1834), von Bonnell (2 Bde.,
ebd. 1872‒74), die kritische Ausgabe von Halm (2 Bde., ebd. 1868‒69) und die Textausgabe von Meister (2 Bde., ebd. 1886‒87),
unter den zahlreichen Specialausgaben des 10. Buches die von Bonnell (5. Aufl., von Meister, Berl. 1882),
von G. T. A. Krüger (3. Aufl., Lpz. 1888), die lateinisch-deutsche von
Alberti (ebd. 1858) und die von Peterson (Oxford 1891) hervorzuheben. Eine Übersetzung des ganzen Werkes gab Henke u.d.T. «Lehrbuch
der schönen Wissenschaften in Prosa» (3 Bde.,
Helmst. 1775‒77; neu bearbeitet von J. Billerbeck, 1825), später Boßler und Baur (Stuttg. 1863 fg.),
des 10. Buches Bender
(Stuttg. 1874) heraus. –
Vgl. Volkmann, Die Rhetorik der Griechen und Römer (2. Aufl., Lpz. 1874).
Außerdem giebt es unter Q.’ Namen eine Sammlung von 19 größern und 145 kleinern «Declamationes»,
d.i. Übungsreden (am besten hg. von Burmann, Leid. 1720, zusammen mit der «Institutio oratoria» Q.’, die kleinern
neuerdings gesondert von Ritter, Lpz. 1884). Die größern sind sicher nicht von Quintilianus, ein
Teil derselben vielleicht von einem Schüler desselben, die kleinern sind neuerdings, aber schwerlich mit Recht, für Skizzen
erklärt worden, welche Schüler nach Vorträgen Q.’ aufgezeichnet haben. –
Vgl. Ritter, Die Quintilianischen
Deklamationen (Freib. i.Br. 1881).
in der musikalischen Akustik Töne, die in ihrem Quintverhältnis zu einem angenommenen Grundton betrachtet
werden. E in C-dur, gemeiniglich als Terz der Tonart bezeichnet, kann auch als Quintton des Grundtons c aufgefaßt werden,
nämlich als der vierte. Der erste ist g, der zweite d, der dritte a.
Der mathem. Unterschied, d.h. der Unterschied der Schwingungsverhältnisse zwischen e als Terz und als vierter Quintton von 5 beträgt
80:81, das schon von Pythagoras gefundene und benannte Komma. Für die praktische Musik hat dieser Unterschied, ob ein Ton
im Terz- oder Quintverhältnis aufzufassen ist, namentlich Wichtigkeit im mehrstimmigen a capella-Gesang.
Die sog. temperierte Stimmung beruht mit auf einem Ausgleich des Kommas.
Smyrnäus, von der Auffindung seines Gedichts in Calabrien auch Quintus Smyrnäus Calaber genannt, ein griech. Dichter aus
Smyrna, vielleicht im 4. Jahrh. n.Chr., ist der Verfasser der «Posthomerica»,
eines Epos in 14 Büchern, das als Fortsetzung der Ilias die Geschichte des Trojanischen Krieges von dem
Untergang des Hektor bis zur Rückkehr der Griechen erzählt, und eine für die damalige Zeit hervorragende Leistung ist. Die
besten Ausgaben lieferten F. S. Lehrs (in der Ausgabe des Hesiod, Par. 1840), Köchly (Lpz. 1850 u. 1853)
und Zimmermann (ebd. 1891), eine Übersetzung Donner (Stuttg. 1867). –
Vgl. Kehmptzow, De Quinti Smyrnaei fontibus ac mythopoiia
(Kiel 1889).
(Khippu) oder Knotenschrift, eine Art Schrift, durch die die alten Peruaner gewisse Register, Volkszählungen,
Steuereingänge, kriegerische Ereignisse u.dgl. verzeichneten. Jeder Quippu bestand aus einer ziemlich starken
Hauptschnur, an der verschiedenfarbige und verschiedenartig geknotete dünnere Nebenschnüre angeknüpft wurden. Jede Farbe
und jede Art Knoten hatte ihre eigene Bedeutung. Die Schürzung und Entzifferung dieser Dokumente war einer besondern Klasse
von Beamten, den Quippucamayok, übertragen.
Mit dem Sturze der Inkaherrschaft ging die ausgebildete Quippuschrift verloren. Nur in der einfachen Form,
als Rechnungsmittel, blieb sie im Gebrauch. Die bekehrten Indianer benutzten sie als Gedächtnismahner bei der Beichte, und
auf den Haciendas und Wachstationen der Puna die Hirten zum Verzeichnis ihrer Herden. Tschudi glaubt übrigens, daß in den
südl. Provinzen noch Quippukundige existieren, ihre Kunst aber als strenges Geheimnis bewahren.
profĭcitinlittĕris(inartĭbus)etdefĭcitinmorĭbus,plus defĭcit quam profĭcit (lat.), «wer in der
Wissenschaft (in der Kunst) fortschreitet und in den Sitten zurückgeht, der macht mehr Rückschritte als Fortschritte».
(lat. Quirinālis), einer der sieben Hügel des alten Rom (s. d.), jetzt auch, im Gegensatz zum Vatikan, der
päpstl. Residenz, Bezeichnung des königl. Hofs in Rom, die von dem frühern Namen des Palazzo Regio: Apostolico al Quirinale,
hergenommen ist. Das unter Gregor ⅩⅢ. 1574 von Flaminio Ponzio begonnene Gebäude wurde ausgeführt
von Domenico Fontana unter Sixtus Ⅴ. und Clemens Ⅷ., von C. Maderna unter Paul Ⅴ. und diente den Päpsten vielfach im
Sommer zum Aufenthalt. Die letzten Konklaven vor 1870 wurden hier gehalten und der neue Papst vom Balkon aus, nach Monte-Cavallo
zu, verkündet; Pius Ⅶ. starb 1823 hier. Seit von der ital. Regierung
in Besitz genommen, dient der Quirinal dem König als Schloß. Es enthält ein schönes Fresko von Melozzo da Forlì, eine Verkündigung
von Guido Reni und ein sehenswertes Deckengemälde Overbecks (1859). Ein schöner, von C. Maderna angelegter Garten liegt hinter
dem Quirinal.
altrömischer, namentlich auf dem nach ihm benannten Hügel (Quirinalis) verehrter Gott, der in der ältesten
Zeit nach Jupiter und Mars zu den Hauptgöttern des Staates gehörte und einen eigenen Opferpriester (Flamen Quirinalis) besaß.
Doch kam sein Kult früh in Vergessenheit und später identifizierte man ihn mit dem unter die Götter
aufgenommenen Stadtgründer Romulus.