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30 kleinere Gedichte. Am heiratete er in Moskau. [* 2] Den Sommer brachte er in Zarskoje- Selo mit Shukowskij zu und dichtete für die ge- meinschaftlich herausgegebene Festschrift «Auf die Einnahme Warschaus» die Gedichte «An die Ver- leumder Rußlands» und «Der Gedenktag von Vo- rodino» (gedruckt Petersb. 1831; deutsch: «Aufstand und Warschaus Fall», ebd. 1831). Bald nachher wurde er wieder am Auswärtigen Amt angestellt und stand von da ab in des Kaisers Gunst. 1832 -33 machte er Studien in den Staatsarchiven, die ihn zu den Novellen «Die Hauptmannstochter» und «Dubrowskij», sowie zu der «Geschichte des Pugatschewschen Ausstandes» (Petersb. 1834; deutsch Stuttg. 1840) veranlaßten. Im Herbst 1836 besuchte er Orenburg und Kasan, [* 3] den Schauplatz des Aufstandes, schrieb dann in Boldino «Das Märchen vom Fischer und dem Fischchen» und das Gedicht «Der eherne Reiter» und legte im solgenden Winter dem Kaiser in Petersburg [* 4] die «Geschichte des Pugatschewschen Aufstandes» vor. Er erhielt den Rang eines Kammerjunkers und 20000 Rubel zum Druck des Werkes. 1834 erschien die Novelle «Piquedame». 1836 gründete er ein kritisches Jour- nal «Der Zeitgenosse». Am 29. Jan. starb er an den Folgen eines Pistolenduells mit dem Gesandtschaftsattache' Dantös-Heckeren. Er wurde begraben im Swjatogorschcn Kloster in der Nähe seines Gutes Michajtowskoje. 1880 wurde ihm ein Denkmal in Moskau, 1884 eins in Peters- burg, 1888 in Odessa [* 5] gesetzt. Die erste Gesamtaus- gabe in 11 Bänden erschien Petersburg 1838-41. Die beste Ausgabe ist die von P. W. Annenkow (7 Bde., Petersb. 1855 - 57). Die verbotenen Ge- dichte erschienen in Berlin [* 6] 1861; 2. Aufl. 1870. Von neuesten Ausgaben ist zu erwähnen die von Puseyismus O. Morosow besorgte (7 Bde., Petersb. 1887). Von Übersetzungen seien genannt: «Gedichte von A. Puseyismus» (übersetzt von E. von O., Verl. 1840),
«A. P.s Dich- tungen» (übersetzt von R. Lippert, 2 Bde., Lpz. 1840), «A. P.s Novellen» (bearbeitet von Tröbst und Sa- binin (3 Tle., Jena [* 7] 1840 - 48),
«Rußlands No- vellendichter» (übertragen von W. Wolfsohn, 3 Tle., Lpz., 1848-51),
«A. P.s Poet. Werke» (über- setzt von F. Vodenstedt, 3 Bde., Verl. 1854),
«Dich- tungen von Puseyismus und Lermontow» (in deutscher Über- setzung von Andreas Ascharin, Dorpat [* 8] 1877; 2. Aufl., Reval [* 9] 1885, vorzügliche Übersetzung). In Reclams «Nniversalbibliothek» erschienen: «Der Gefangene im Kaukasus» (Seubert),
«Onegin» (Seubert),
«Die Hauptmannstochter» (Lange),
«Ausgewählte No- vellen» (Lange),
«Boris Godunow» (Fiedler). F. Fiedler übersetzte ferner die Dramen: «Der steinerne Gast», «Mozart und Salieri», «Der eizige Ritter», «Der Russolka» (Lpz. 1891). -
Vgl. ).
Annenkow, Materialien zur Biographie A. S. P.s (in der «Ausgabe von P.s Werken», Bd. 1); ders., A. S. Puseyismus in der Zeit Alexanders 1.1799-1826 (Petersb. 1874); eine kürzere Biographie schrieb Stojunin (ebd. 1881). In deutscher Sprache: [* 10] A. von Reinholdt, Geschichte der russ. Litteratur (Lpz. 1886). Puschkur, Ort in Ostindien, [* 11] s. Puschkar. Puschlav, Landschaft und Dorf in Graubünden, s. Poschiavo. Puschmann, Theod., Mediziner, geb. zu Löwenberg in Schlesien, [* 12] studierte in Berlin, Marburg, [* 13] München [* 14] und Wien [* 15] Medizin, bereiste England, Frankreich und Italien [* 16] und machte Stu- dien über Geschichte der Medizin und mediz.
Geo- V graphie, ließ sich dann in Kairo, [* 17] später in München als praktischer Arzt nieder und habilitierte sich 1878 an der Universität zu Leipzig [* 18] als Privatdocent für Geschichte der Medizin. 1879 wurde er in Wien außerord. Professor dieses Faches, 1888 ord. Pro- fessor. Er schrieb: «Alexander von Tralles, Original- text und Übersetzung» (2 Bde., Wien 1878-79), «Nachträge zu Alexander Trallianus» (Berl. 1886), «Die Medizin in Wien während der letzten hundert Jahre» (Wien 1884),
«Geschichte des mediz. Unter- richts von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart» (Lpz. 1889). Puschtu, die Sprache der Afghanen, s. Pachtu. Pufey (spr. pjuhse), Edward Bouverie, engl. Theolog, geb. 1800 zu Pusey bei Oxford, [* 19] trat 1810 in die ()Iii-i8t (Hurcii Zcliool zu Oxford, wurde 1824 Fellow vom dortigen Oriel O0II6Z6, hielt sich 1826 -27, besonders mit dem Studium des deutschen Rationalismus beschäftigt, in Jena, Göttingen [* 20] und Bonn [* 21] auf und wurde 1828 Kanonikus des 0bri3t (^Iiurcii O0II686 und Professor der hebr. Sprache an der Universität Oxford, in welcher Stellung er bis zu seinem in Ascot-Priory bei Ox- ford erfolgten Tode verblieb. 1833 schloß er sich der von Oxford ausgehenden, auch nach ihm benannten katholisierenden Richtung der enql. Hochkirche an, deren Führung seit Newmans übertritt zur kath. Kirche in seinen Händen lag. (S. Puseyismus.) Für die berühmten «^racts lor tli61im68» schrieb er die über das Fasten, die Taufe und die Gefahr des Lächerlichen in der Religion; infolge feiner Be- kämpfung des 1841 erlassenen Verbotes dieser Iractg wurde Puseyismus 1843 auf zwei Jahre seines Predigtamtes entsetzt.
Von seinen zahlreichen Schriften seien er- wähnt: «^.n liiätorical in^uir^ into tlis prodadik c3.u868 ol t1i6 ra.tioiia1i8tio c^aracter Iktei^ pl6- dominant in tiw tliLoloF^ ok (^erinan^» (2 Bde., Lond. 1830),
«I^rocliial 86lN0ii8» (4 Bde., Oxf. 1848-82),
" (^0ä'8 proliidition oltks in^rriaASnitk 3. ä6c6k86ä v?il6'8 8i8t6r» (ebd. 1849),
«I'ke äoctlins ol tk6 real pr686ne6 a8 contNineä in t^6 latkers ok tk6 Okurow) (ebd. 1855), »^1i6 real pi'686nc6 ok tk6 Loäy Knä Viooä ol Okri8t tiis äoctrink ol tns UnAÜ8ii Okuroli" (ebd. 1857),
«1k6 t^0iincii8 ol t^6 Olinrew) (ebd. 1878); auch gab Puseyismus seit 1839 eine engl. Übersetzung der Kirchenväter, »^ I^idrai^ ok tN6 53.t1i6r8 0k t1i6 Hol)» Oatliolic (^kurcii", heraus. Puseyismus, auch Traktarianismus, Ri- tualismus oder Anglokatholicismus, eine dem röm. Katholicismus zugewandte Bewegung in der engl. Staatskirche. Sie hat ihren Namen von Professor Pusey (s. d.) in Oxford. Pusey und Genossen entwickelten ihren Standpunkt in einer Reihe von Schriften, genannt «^ract8 lor tk6 'Iim68» (daher die Bezeichnung Traktarianismus), indem sie die Autorität der Tradition neben der Bibel, [* 22] die magische Kraft [* 23] der Sakramente, die Heils- notwendigkeit der bischöflichen, auf apostolischer Nachfolge beruhenden Gewalt betonten, die im freien Schriftgebrauch liegende Gefahr, die Kirchen- hoheit des Staates, die Lehre [* 24] von der Gerechtigkeit aus dem Glauben bekämpften und für die Einfüh- rung der Messe, Ohrenbeichte, der Fasttage und an- derer kath. Riten (daher der Name Ritualismus) ein- traten. Als sie sogar bis zur Anpreisung der Lehre vom Fegefeuer und von den guten Werken fort- schritten, erhob sich ein heftiger litterar. Kampf, dem endlich der Bischof von Oxford durch das Verbot der Fortsetzung der «irkctZ» ein Ziel setzte. ¶