426
Preußisch, Sprache, [* 2] s. Litauische Sprache. ^[= der lautliche Ausdruck des Gedankens. Jeder Ausdruck von Gedanken, der nicht durch Laute geschieht, ...]
t
Preußisch, Sprache, [* 2] s. Litauische Sprache. ^[= der lautliche Ausdruck des Gedankens. Jeder Ausdruck von Gedanken, der nicht durch Laute geschieht, ...]
s. Berliner Blau. ^[= ein wichtiges Farbmaterial, das eine leichte dunkelblaue, auf dem Bruche kupferglänzende Masse ...] [* 3]
Befestigungsmanier. Die durch Einführung der gezogenen
Geschütze
[* 4] bedingten Änderungen der Neupreußischen
Befestigungsmanier (s. d.) ergaben sich aus der Natur dieser Waffe: große Schußweite,
Trefffähigkeit, Durchschlagskraft und
Sprengwirkung. Während daher vor Erprobung des indirekten Schusses eine unbedingte
Deckung aller Mauerbauten gegen Sicht gefordert wurde, so zwang die Ausbildung dieser Schußart zu
weiterer Ermäßigung der Mauerhöhen.
Die Gebäude mußten näher an den deckenden Erdwall herangerückt und, um dem Feinde auch die Lage derselben zu verbergen, selbst die Erddecken gegen Sicht geschützt werden. So verschwanden nach und nach die hohen Verteidigungskasernen und Reduits und machten den dicht an oder unter dem Wall gelegenen Unterkunftsräumen Platz. Da das Artilleriefeuer in gleicher Weise die Eskarpenmauern gefährdete, so wurden die Grabenbreiten verringert, die Tiefen dagegen vergrößert; die Kaponnieren (s. d.) durften nicht zu fassen sein, was eine Verlegung derselben in den ausspringenden Winkel [* 5] sowie ihre einstöckige Form zur Folge hatte.
Die empfindliche Munition der gezogenen Geschütze erforderte zur Aufbewahrung besondere Räume unter dem Wallgang (Artilleristische Hohlräume, s. d.). Damit die Infanterie unter allen Verhältnissen (also auch wenn der ganze Wallgang für die Aufstellung von Geschützen in Anspruch genommen oder eingerichtet ist) ins Gefecht eingreifen und das nächste Vorgelände gehörig bestreichen konnte, mußte an den am meisten ausgesetzten Punkten ein Niederwall (s. d.) angelegt werden.
Mit Rücksicht auf die Längsstreuung der Geschütze vermied man mehr und mehr das Voreinanderschieben von Werken, die die Tiefe der Ziele vergrößerten und das Frontalfeuer schwächten; die Kaponnierendeckwerke machten einer Umwallung Platz. Die vorgeschobenen Forts behielten die frühere Form, nur verminderte sich die Tiefe der Werke, wogegen die Frontentwicklung zunahm. An Stelle der Kehlmauer trat ein Kehlwall; das Reduit wurde zum Kehlkasernement. Die Abstände von der Hauptumwallung und untereinander wurden vergrößert.
Die großen Fortschritte der neuern artilleristischen Technik, besonders die Einführung der brisanten Sprengstoffe, führten verschiedene Änderungen in der bisherigen Befestigungsmanier herbei. Die hohen Wälle mit den weithin sichtbaren Traversen müssen verschwinden und niedrigen, wenig auffallenden Linien Platz machen. Die bisherigen Bauten genügen der Wirkung der schweren Mörsergeschosse mit Sprengladung gegenüber nicht mehr. Eine besondere Rolle, die mit der Zeit an Wichtigkeit noch gewinnen dürfte, spielt jetzt schon die Panzerung der Deckungen: Panzerdrehtürme (s. d.) und Geschützstände mit Panzerschilden. Die verschiedenen Befestigungsmanieren sind im Artikel Festungen aufgezählt.
Krieg, s. Deutscher Krieg von 1866. ^[= Österreich und Preußen waren durch den Frieden von Wien (30. Okt. 1864) in den Besitz der ...]
Preußische
Preußische
Befestigungsmanier, s.
Altpreußische Befestigungsmanier,
[* 7] Neupreußische
Befestigungsmanier und
Preußisch-deutsche Befestigungsmanier.
Vgl. den Artikel Festungen, wo die verschiedenen Befestigungsmanieren aufgezählt sind.
Bodenkredit-Aktienbank, Bankinstitut mit dem Sitz in Berlin [* 8] und Konzession vom auf 100 Jahre mit verschiedenen Statutenänderungen. Gegenstand des Unternehmens ist die Förderung des Real- und Kommunalkredits innerhalb des Deutschen Reichs. Aktienkapital 30 Mill. M., in 50000 Aktien zu 600 M. Die Bank hat sich den Normativbestimmungen für die preuß. Hypothekenbanken vom unterworfen. Es sind von ihr 5-, 4½-, 4- und 3½prozentige amortisable Hypothekenbriefe im Umlauf. Kurs der Aktien in Berlin Ende 1888–94: 122,60, 124, 125, 120, 128,75, 129,50, 142,25 Proz. Dividende 1888–93: 6⅓, 6½, 7, 7, 7, 7 Proz.
Central-Bodenkredit-Aktiengesellschaft, Bankinstitut mit dem Sitz in Berlin und Konzession vom mit mehrern Statutenänderungen. Dauer unbeschränkt. Aktienkapital 36 Mill. M., in 60000 Aktien zu 600 M. geteilt, worauf 60 Proz. = 21,6 Mill. M. eingezahlt sind. Die Gesellschaft pflegt den Hypotheken- und Kommunalkredit im Deutschen Reiche und ist an die preuß. Normativbestimmungen für Hypothekenbanken nicht gebunden. Zur Zeit (1894) gewährt sie bei größern Summen Darlehen zu 4½ Proz., die bis als Zinsen und vom ab mit 3¾ Proz. auf Zinsen und mit ¾ Proz. auf Amortisation verrechnet werden.
Letztere vollendet sich rechnungsmäßig in 49 Jahren. Es sind 4- und 3½prozentige Centralpfandbriefe und 3½prozentige Kommunalobligationen der Gesellschaft im Umlauf. Am betrug die Gesamtdarlehnssumme 437597738 M. 80 Pf., die Umlaufssumme der Centralpfandbriefe und Kommunalobligationen 433017900 M. Kurs der Aktien in Berlin Ende 1888–94: 143,90, 153, 158, 151, 159,30, 160,90, 170,25 Proz. Dividende 1888–93: 9½, 10, 10, 9½, 9½, 9½ Proz.
Eisenbahnen.
Das preuß.
Eisenbahnnetz umfaßte 1894/95: 28753 km normalspurige Eisenbahnen.
Hiervon entfielen
auf
Staats- und unter
Staatsverwaltung stehende Privatbahnen
[* 9] 26483 km (einschließlich des preuß. Anteils an der
Main-Neckar-Eisenbahn [s. d.] = 7 km und 123 km verpachtete
Strecken, darunter die
Bahn Oldenburg-Wilhelmshaven
(s. Oldenburgische Eisenbahnen
), auf Privatbahnen in eigener
Verwaltung und außerpreuß. Staatsbahnen 2270 km, welche von 58
Verwaltungen
betrieben werden. Im
Bau und zum
Bau vorbereitet waren außerdem 2207 km
Staats- und 49 km Privatbahnen.
Die schmalspurigen
Bahnen im oberschles.
Bergwerks- und Hüttenbezirk (109 km) sind an einen
Unternehmer
verpachtet. Geschichte.
Die erste Lokomotivbahn in
Preußen
[* 10] war die eröffnete Teilstrecke
Potsdam-Zehlendorf (12
km) der in ihrer ganzen
Ausdehnung
[* 11] dem Verkehr übergebenen
Bahn von
Berlin nach
Potsdam
[* 12] (26,1 km), zu deren
Bau und
Betrieb die
Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft die Genehmigung erhalten hatte. Als der
eigentliche
Geburtstag der Eisenbahnen
in
Preußen ist indes der anzusehen, an dem der Oberbürgermeister Francke
in
Magdeburg
[* 13] das erste, auf die
Anlage der Eisenbahn von
Magdeburg nach
Leipzig
[* 14] gerichtete Gesuch an den wirkl. Geheimrat
Rother
in
Berlin einreichte. Derselbe
Tag ist zugleich ein Gedenktag der
Deutschen Eisenbahnen, denn an ihm wurde
die
Leipzig-Dresdener Eisenbahn durch Zeichnung
¶
der aufgelegten Aktien gesichert. Die ersten Eisenbahnbestrebungen in Preußen waren von den Städten Barmen [* 16] und Elberfeld ausgegangen, die bereits 1826 den Van einer Kohlenbahn von Elberfeld nach Heisingen betrieben. Später tauchte das Unternehmen einer Eisenbahn von Elberfeld und Barmen nach der Ruhr auf, zwecks Versorgung dieser Städte mit Kohlen. Der Staat ließ sogar 1830 Vorarbeiten hierfür anfertigen; eine Kabinettsorder vom genehmigte zwar den Plan der Eisenbahn, ließ aber die Frage offen, ob der Bau durch Staatsmittel (durch die Seehandlung) erfolgen würde.
Weitere Anträge der Stände der westl. Provinzen auf Herstellung einer Staatsbahn von Köln
[* 17] nach Eupen
[* 18] wurden
abgelehnt, bis endlich durch Kabinettsorder vom die Frage endgültig zu Ungunsten der Staatsbahnen entschieden
wurde. Hierbei blieb es, obschon gewichtige Stimmen, wie David Hansemann in seiner Schrift «Die Eisenbahnen
und deren Aktionäre
in ihrem Verhältnis zum Staat» (Lpz. und Halle
[* 19] 1837), für den Staatsbahnbau eintraten. Am 13. Nov. 183?
wurde die Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahngesellschaft genehmigt; den Vorverhandlungen verdankt das Elsenbahngesetz
vom (s. Eisenbahnrecht) seine Entstehung. 1812 und 1848 fanden Anläufe zum Staatsbahnsystem statt; 1848 sprach sich
der Handelsminister Milde in einer Denkschrift an den König direkt für den Ankauf sämtlicher Privatbahnen durch den Staat
aus.
Jedoch erst von 1850 ab entwickelte der Staat eine eigene Thätigkeit auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues; der Handelsminister von der Heydt, ein entschiedener Anhänger des Staatsbahnsystems, baute Staatsbahnen und kaufte Privatbahnen in größerm Umfang. (S. Ostbahn [Preußische] und Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn.) Daneben wurden Privatbahnen mit und ohne Beihilfe des Staates erbaut. Infolge der polit. Ereignisse des J. 1866 erfuhr das Staatsbahnnetz eine Erweiterung um mehr als 1000 km. Aus dem gemischten Zustande von Staats- und Privatbahnen entstand allmählich das sog. gemischte System, indem man die planlose Gliederung und Gestaltung der Staatsbahnlinien zu einem dem Staate Einfluß sichernden System verkehrsbeherrschender Linien umzugestalten suchte. Die Notlage verschiedener Privatunternehmungen sowie die reichen Mittel der 1871 dem Staate zugefallenen Kriegsentschädigung begünstigte die planmäßige Erweiterung des Staatsbahnbesitzes. Die Durchführung des reinen Staatsbahnsystems wurde jedoch erst 1879 eingeleitet, nachdem der Staatsminister von Maybach an die Spitze der EisenbahnVerwaltung getreten war.
Übersicht A stellt die Entwicklung des preuß. Eisenbahnnetzes in den J. 1850 bis 1892/93 dar.
Übersicht B (S. 428 und 429) macht die Ergebnisse der Verstaatlichung ersichtlich.
Übersicht C (S. 430) giebt die Verteilung der in Preußen belegenen Eisenbahnen
(also preuß. Staats-, fremde Staats- und Privatbahnen)
auf die Provinzen und das Verhältnis der Bahnlängen zu Flächeninhalt und Bevölkerungszahl.
Übersicht D (S. 430) giebt die Verteilung der preuß. Staatsbahnen auf die preuß. Provinzen und fremde Staatsgebiete am Ende des J. 1894/95.
Nach Übersicht B hat der Staat von 1872 bis 1894: 14163,5.9 km mit 5027 Lokomotiven und 119713 Wagen für 4147857050 M. erworben.
Daneben fielen ihm 191548538 M. Gesellschaftsfonds zu, die größtenteils zum Bau von Nebenbahnen (s. d.) verwendet wurden.
A.
Jahr | Länge der Staatseisenbahnen km | der Privateisenbahnen unter Staatsverwaltung km | der Privateisenbahnen in eigener Verwaltung* km | sämtlicher Eisenbahnen* km |
---|---|---|---|---|
1850 | 87,45 | 481,31 | 2398,29 | 2967,05 |
1855 | 1062,81 | 479,25' | 2280,25 | 3822,31 |
1860 | 1493,79 | 1269,31 | 2910,63 | 5673,73 |
1865 | 1701,95 | 1429,92 | 3672,75 | 6804,62 |
1870 | 3245,03 | 1829,95 | 6206,70 | 11281,68 |
1875 | 4100,81 | 2768,70 | 9717,38 | 16586,92 |
+138,45 | +366,14 | |||
1878/79 | 5255,28 | 3851,83 | 9430,10 | 18537,21 |
+175,92 | +390,31 | |||
1879/80 | 6049,42 | 3890,33 | 9730,82 | 19670,57 |
+169,86 | +417,70 | |||
1880/81 | 11244,58 | 3561,57 | 5202,04 | 20008,19 |
+56,64 | +275,50 | |||
(459,84) | (2131,02) | |||
1881/82 | 11397,69 | 3592,02 | 5424,93 | 20414,64 |
+65,85 | +505,97 | |||
(569,93) | (2415,47) | |||
1882/83 | 14034,57 | 2877,19 | 3889,13 | 20800,89 |
+20,48 | +611,12 | |||
(801,14) | (2958,51) | |||
1883/84 | 15431,08 | 2173,09 | 3985,56 | 21589,73 |
+20,33 | +336,10 | |||
(1098,58) | (3559,38) | |||
1884/85 | 19377,73 | 729,26 | 1686,86 | 21793,85 |
+36,12 | +743,06 | |||
(914,01) | (4158,20) | |||
1885/86 | 20917,85 | 222,31 | 1763,50 | 22903,66 |
+29,60 | +515,07 | |||
(987,42) | (4570,96) | |||
1886/87 | 21279,90 | 222,67 | 1820,32 | 23322,89 |
+14,91 | +472,16 | |||
(1013,19) | (5004,95) | |||
1887/88 | 22405,61 | 41,61 | 1826,68 | 24273,90 |
+5,78 | +281,51 | |||
(960,52) | (5658,77) | |||
1888/89 | 22961,46 | 52,05 | 1835,87 | 24849,38 |
+5,78 | +292,15 | |||
(969,71) | (6221,12) | |||
1889/90 | 23732,60 | 52,05 | 1835,87 | 25620,38 |
+5,78 | +216,82 | |||
(969,71) | (6910,31) | |||
1890/91 | 24708,15 | 52,05 | 1394,24 | 26154,44 |
+3,39 | +213,15 | |||
(800,85) | (7162,39) | |||
1891/92 | 25010,97 | 52,04 | 1394,24 | 26457,25 |
+3,39 | +213,15 | |||
(800,85) | (7469,61) | |||
1892/93 | 25399,37 | 52,04 | 1394,32 | 26845,73 |
-19,49 | +214,51 | |||
(800,93) | (7896,96) |
* Die schrägen Zahlen unter der Linie in den beiden letzten Spalten geben die im Pachtverhältnis stehenden Strecken an; werden dieselben zu den darüber stehenden Zahlen hinzugerechnet, so ergeben sich die Betriebslängen. Die in den letztern enthaltenen Längen der Bahnen untergeordneter Bedeutung sind durch eingeklammerte Zahlen bezeichnet. ¶