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Wenzels IV. geschmückt ist, und trägt 30 Standbilder und Gruppen von Heiligen (zum Teil aus dem 18. Jahrh.), darunter die des heil. Johann von Nepomuk (1683 in Nürnberg [* 2] gegossen); oberhalb die 1841 eröffnete Kaiser-Franz-Kettenbrücke (460 m lang). Im N. von Prag [* 3] führt die Franz-Josefs-Brücke (s. Tafel Hängebrücken II, [* 4] Fig. 3) nach Klein-Bubna. Die Palackýbrücke (229 m) wurde 1818 vollendet. In der Moldau liegen die Hetzinsel, Sophieninsel, Schützen- und Judeninsel.
Plätze und Denkmäler. Auf dem Kreuzherrenplatz steht das Standbild Kaiser Karls IV., nach Hähnels Modell in Nürnberg gegossen und 1848 bei der 500jährigen Jubelfeier der Universität errichtet; auf dem Franzensquai (1840) das Franzensmonument (1845), ein got. Brunnen [* 5] mit dem Reiterstandbild des Kaisers Franz I., nach dem Entwurf von Kranner, auf dem Jungmannsplatze die Bronzestatue des czech. Gelehrten Josef Jungmann, nach dem Modell von Šimek, auf dem Karlsplatz das Denkmal des czech. Dichters Vitĕzslav Hálek (gest. 1874) und auf dem Kleinseitner Ring das Radetzkydenkmal (1858), nach Modellen von Em. und Josef Max von Burgschmiet in Nürnberg gegossen.
Karte: Prag (Situationsplan)
Kirchen und weltliche Bauten. Prag zählt 57 kath., 4 evang., 1 russ. Kirche und 10 Synagogen.
Auf dem Hradschin, gleichsam Kapitol der Stadt, nimmt die erste Stelle die Domkirche St. Veit (im dritten Hof [* 6] der Burg) ein, ein Prachtwerk der Gotik, 1344 von Karl IV. begonnen, jedoch nur im Chor (74 m lang, 39 m hoch) 1385 von Peter Parler von Gmünd [* 7] vollendet und seit 1867 von dem 1859 gegründeten Dombauverein restauriert, während das Schiff [* 8] und der zweite Turm [* 9] sich noch im Bau befinden; in einer der 12 Kapellen des Umgangs das silberne Grabmal (30 Ctr. Silber) des heil. Nepomuk; in der mit böhm. Edelsteinen und Wandmalereien verzierten Wenzelskapelle (1358–66) das Grabmal des heil. Wenzel und in einem Turmgemach die böhm. Kroninsignien. Im Mittelschiff steht das große Königsdenkmal aus Marmor und Alabaster, 1589 von Colin unter Kaiser Rudolf II. für 32000 Dukaten angefertigt, das Erbbegräbnis der böhm. Könige, in welchem Karl IV., Wenzel IV., Ladislaus Posthumus, Georg Podiebrad, Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. ruhen. In demselben Burghof die St. Georgkirche, das größte roman. Bauwerk in Böhmen, [* 10] 916 von Wratislaw I. begründet und 1150–70 erneuert, mit dem Grabmal der heil. Ludmila.
Von den übrigen fünf Kirchen des Hradschin sind von Bedeutung: die Loretokirche, der Casa Santa in Loreto nachgebildet (1661), mit reichem Kirchenschatz, darunter eine Monstranz mit 6580 Edelsteinen;
die Kirche des Prämonstratenserstifts Strahow mit dem Grabmal des Ordensstifters St. Norbert und des Generals von Pappenheim, endlich die demselben Stift angehörige St. Rochuskapelle (1587).
Das reiche Stift Strahow, 1140 von Wladislaw II. gegründet, auf dem höchsten Punkte des Hradschin, ist eins der großartigsten Klostergebäude, enthält eine Bibliothek (60000 Bände, Inkunabeln und 1000 Handschriften), eine Bildergalerie und Wappensammlung (10000 Wappen). [* 11] Weltliche Bauten des Hradschin: die königl. Burg, ein großartiger Bau (110 m lang) ¶
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an Stelle der frühern, angeblich von der Fürstin Libussa begründeten, 1303 abgebrannten Burg, von Karl IV. begonnen, im südöstl. Teil 1484–1502 von Wladlslaw II., in den übrigen Teilen meist im 16. und 17. Jahrh, von Ferdinand I., Rudolf II. und Matthias erneuert und unter Maria Theresia 1757–75 vollendet. Seit dem J. 1848 bis zu seinem Tode wohnte Kaiser Ferdinand I. nach seiner Verzichtleistung auf den österr. Thron [* 13] mit seiner Gemahlin in der Burg. Dieselbe enthält 468 Zimmer, 108 Kabinette, 32 Vorzimmer, 103 Küchenräume, zusammen 711 Räume mit 4 Sälen, wovon der Spanische [* 14] Saal (1152 qm) der größte, der Wladislawische (68 m lang, 19 m breit, 13 m hoch, 1484–1502 erbaut, früher Turnier-, dann Huldigungssaal) der älteste ist.
Aus dem Fenster der alten Landstube ließ Graf Thurn die kaiserl. Statthalter Slawata (s. d.) und Martinitz (s. d.) hinabwerfen. Nebenan ist das Theresianische Damenstift mit der got. Allerheiligenkirche und die neue got. Dompropstei; im Schloßbezirk sind noch das alte Oberstburggrafenamt, das fürstl. Lobkowitzsche Palais und im Schloßgarten das Belvedere, eine großartige Villa, 1536 von Kaiser Ferdinand I. für seine Gemahlin erbaut (s. Tafel: Deutsche Kunst [* 15] III, [* 12] Fig. 4). Auf dem Hradschinerplatz steht das erzbischöfl.
Palais, das ehemals Toscanische Palais, jetzt dem Kaiser Franz Joseph gehörig, dann der altflorentin. Bau des Rosenbergschen (jetzt fürstl. Schwarzenbergschen) Majoratshauses; am Loretoplatz das großartige Czerninsche Palais (jetzt Franz-Josephs-Kaserne). Die 7 Kirchenbauten der Kleinseite gehören, mit Ausnahme des got. Teils der Malteserkirche, dem 17. und 18. Jahrh. an, die St. Nicolauskirche (1673–1752) ist durch Größe, Reichtum und edeln Stil, die Thomaskirche durch Altargemälde bemerkenswert.
Auf dem höchsten Punkte der Kleinseite und der Stadt überhaupt, dem sog. Laurenzberge (332 m ü. d. M., 139 m über der Moldau), die St. Laurenzkirche mit einer Kapelle des heiligen Grabes und den Kreuzwegstationen von Führich. Unter den Adelspalästen (meist auch aus dem 17. und 18. Jahrh.) zeichnen sich aus: das gräfl. Waldsteinsche Palais, am gleichnamigen Platz, 1621–30 von Wallenstein erbaut, mit reicher Loggia und großem Garten, [* 16] das gräfl. Thunsche und gräfl.
Morzinsche Palais, das fürstl. Lobkowitzsche Palais mit Bibliothek (50000 Bände und viele seltene Handschriften), das gräfl. Schönbornsche Palais, das gräfl. Nostitzsche Palais mit Gemäldegalerie, sowie das fürstl. Fürstenbergsche Palais. Unter den öffentlichen Gebäuden (meist auch ehemalige Adelspaläste oder Klöster) sind zu nennen das Landhaus und das Statthaltereigebäude, das Gebäude des Oberlandesgerichts und das Generalkommando auf dem Ring, die Gendarmeriekaserne und das schöne (Staats-) Realgymnasium, dann der großartige Neubau der gräfl. Strakaschen Ritterakademie und die Albrechtskaserne (1892).
In der Altstadt, welche ebenso wie die Kleinseite durch enge Gassen und hohe Gebäude ihren alten Ursprung bekundet, der Kreuzherrenplatz mit dem schönen Kuppelbau der Kreuzherrenkirche im ital. Renaissancestil, dem fürstl. Colloredoschen Palais und der zum Clementinum gehörenden marmorreichen Salvatorkirche; ferner auf dem neuen Rudolfsquai das im Renaissancestil von Zitek und Schulz erbaute Künstlerhaus Rudolfinum (für Konzerte, Ausstellungen u. s. w.), sowie die gegenüberliegende staatliche Kunstgewerbeschule und die städtische Volksschule bei St. Franz; auf dem Marienplatz die Hauptfront des 2 Kirchen, 2 Kapellen, eine ganze Häuserinsel mit 3 Thoren und 4 Türmen umfassenden Clementinums, von den Jesuiten 1518–1715 erbaut, das jetzt das erzbischöfl.
Seminar, die Universitätsbibliothek, die naturhistor. Sammlungen und die Hörsäle der theol. und philos. Fakultäten der beiden Universitäten sowie die Sternwarte [* 17] beherbergt; das im edeln Renaissancestil gehaltene gräfl. Clam-Gallassche Palais, 1701–12 von Fischer von Erlach erbaut; auf dem Altstädter Ring das Rathaus mit massivem Turm (1474), einer Erkerkapelle (1381) und der berühmten Kunstuhr sowie mehrern Sälen, insbesondere dem neuen Sitzungssaal mit dem Kolossalgemälde von Brožik, Huß vor dem Konzil zu Konstanz [* 18] darstellend; auf demselben Platz das fürstl. Kinskysche Palais und die 1360 von deutschen Kaufleuten begründete, 1460 von König Georg von Podiebrad ausgeführte Teynkirche, in der der Astronom Tycho de Brahe (gest. 1601) begraben liegt, mit schönen Holzaltären und anderm Schnitzwerk, sowie mit den Marmorstatuen der Slawenapostel Cyrillus und Methodius, und in der Nähe des Platzes der Kuppelbau der Niklaskirche (für den russ. Gottesdienst) und die prot.
Salvatorkirche im got. Übergangsstil. Ferner der spätgot. Prachtbau des sog. Pulverturms (1475–84) mit der Königshofer Kaserne (ehemals königl. Residenz), das Landesgerichtsgebäude, das deutsche Landestheater, der alte Bau des Carolinums mit got. Erkerkapelle, Hörsälen für Juristen und dem Universitätsarchiv, die neue städtische Sparkasse (1894), die Centralmarkthalle (1894 im Bau), das Schulgebäude bei St. Egydi, die got. St. Egydikirche, die böhm. Sparkasse und am Ende des Quais die Altstädter Mühlen [* 19] mit dem alten Wasserturm und einem neuen Wasserwerk. – In der kleinen, engen Josefstadt (ehemals Judenstadt, jetzt mehr als zur Hälfte christlich) ist unter den zahlreichen Synagogen nur die sog. Alt-Neuschule, die älteste Synagoge P.s (12. Jahrh.), und der neue Tempel [* 20] sowie der alte, seit 1780 nicht mehr benutzte Judenfriedhof bemerkenswert.
Die Neustadt, [* 21] der größte Stadtteil, ist reich an monumentalen Bauten, darunter das prächtige böhm. Nationaltheater, nach dem Brande von 1881 nach Ziteks Plänen im Renaissancestil von Schulz 1883 vollendet, auf dem Jungmannsplatz die got. Kirche Maria-Schnee (1347), die höchste Kirche P.s;
auf dem Graben, der lebhaftesten Straße, die Landesbank (1894 im Bau), daneben das deutsche Kasino;
ferner das schöne Gebäude der böhm. Hypothekenbank und die neue Fruchtbörse, das ausgedehnte Postdirektionsgebäude und die Heinrichskirche mit dem freistehenden got. Glockenturm;
die spätgotische evang. Clemenskirche sowie die got. St. Peterskirche;
im Stadtpark das Verwaltungsgebäude der Staatsbahnen, [* 22] in der Pflastergasse das der Nordbahn und in der Bredauer Gasse das der Buschtiehrader Bahn. An das Südwestende des Grabens grenzt der 50–60 m breite, 682 m lange, elektrisch beleuchtete große Wenzelsplatz, an dessen oberm Ende der Kuppelbau des neuen böhm. Nationalmuseums nach Plänen von Schulz, mit Bibliothek, Handschriften, histor. und naturhistor.
Sammlungen, sich erhebt; in der Nähe das neue deutsche Landestheater. Im obern (südl.) ansteigenden Teil der Neustadt befinden sich beinahe sämtliche Heilanstalten samt den Kliniken, ¶