geschaffene oder doch gänzlich umgestaltete
Stellungen waren die des praefectus Aegypti, des vom
Kaiser ernannten Vicekaisers
von
Ägypten,
[* 2] ferner die des praefectus urbi, des Gouverneurs von
Rom
[* 3] (seit
Konstantin [330] giebt es auch einen in
Konstantinopel),
[* 4] des praefectus vigilum (des Polizeipräsidenten und Oberbranddirektors von
Rom), des praefectus annonae (des Verpflegungsdirektors
für die Hauptstadt mit der Gerichtsbarkeit innerhalb seines Ressorts), endlich der Oberkassenbeamten: der zwei praefectiaerarii Saturni (der Senatshauptkasse) und der drei praefecti aerarii militaris (der kaiserl.
Pensionskasse).
Über die Präfékt in
Frankreich s.
Präfekturen.
(frz. préfectures), in
Frankreich die obersten Verwaltungsbehörden der Departements. Dieselben wurden
an
Stelle der alten aus Gemeindewahlen hervorgegangenen Departementalverwaltungen durch Gesetz vom 28. Pluviôse
des J. VIII ins Leben gerufen, das vom Staatsoberhaupt zu ernennende und von diesem jederzeit absetzbare
Präfekten (Préfets)
an die
Spitze der Departementsverwaltung stellte. Den
Präfekten wurden Generalsekretäre und, besonders für verwaltungsgerichtliche
Angelegenheiten, Präfekturräte (Conseils de Prefécture) beigegeben, letztere jetzt aus drei oder vier
und im Seine-Departement aus acht gleichfalls vom Staatsoberhaupt ernannten Mitgliedern bestehend.
Diese Einrichtung bildet noch jetzt die Grundlage der franz. Landesverwaltung; nur ist seitdem
den Präfekturen einerseits durch die sog. Decentralisationsdekrete vom und eine
die frühere bedeutend übersteigende, sehr umfangreiche Kompetenz verliehen, andererseits seit 1833 in
den Conseils généraux eine jetzt aus direkten allgemeinen
Wahlen hervorgehende und durch Gesetz vom neu organisierte
Departementsvertretung (s. Departemental-Kommissionen) zur Seite gestellt worden.
Den
Arrondissements stehen von der Regierung ernannte, jedoch mit sehr geringen Amtsbefugnissen versehene
Unterpräfekten
(Sous-préfets)
vor, neben denen als gewählte
Vertreter die Conseils d’arrondissement fungieren. Gegen
Entscheidungen
der Präfekturen ist das Ministerium und danach das Staatsoberhaupt, gegen
Entscheidungen der Präfekturräte der
Staatsrat Rekurs- und
Beschwerdeinstanz. In
Paris
[* 5] und Umgebung ist die Polizeiverwaltung einem Préfet de police unterstellt.
In Elsaß-Lothringen
[* 6] sind durch Gesetz vom die Funktionen der
Präfekten den
Bezirkspräsidenten,
der Präfekturräte den
Bezirksräten, der Conseils généraux den
Bezirkstagen, der
Unterpräfekten den Kreisdirektoren, der
Conseils d’arrondissement den Kreistagen, des
Staatsrats dem kaiserl.
Rat in Elsaß-Lothringen übertragen worden; durch
spätere Verordnungen ist die Kompetenz der
Bezirkspräsidenten und Kreisdirektoren wesentlich anders als in
Frankreich gestaltet
worden.
(lat.),
Vorsilbe, in der
Grammatik eine
Silbe, die, einem Worte vorgesetzt, ein neues Wort mit veränderter Bedeutung
giebt, z. B. «stehen» – «verstehen»,
«Berg» –
«Gebirge». (S.
Ableitung.)
[* 7] czech. Praha, Stadt mit eigenem
Statut und Hauptstadt
Böhmens, die drittgrößte Stadt der Österreichisch-Ungarischen
Monarchie, liegt 50° 5’ 19’’ nördl.
Br. und 14° 25’ 17’’ östl. L. von Greenwich, in 186 m Höhe auf beiden
Seiten der hier 290 m breiten Moldau, in einem Thalkessel und an den Abhängen desselben und hat einen
Flächenraum von 13,79, einschließlich der
Vororte von 30,50 qkm.
Das Klima zeigt milde Winter und warme
Sommer mit starken
Abweichungen vom normalen
Mittel (+ 9,2° C.). Der mittlere Lustdruck beträgt etwa 744
mm, die durchschnittliche
Niederschlagsmenge 436
mm. (Hierzu ein Stadtplan nebst Verzeichnis der
Straßen und öffentlichen
Gebäude sowie ein
Situationsplan
auf S. 349.)
Bevölkerung.
[* 8] Die Stadt hatte 1818: 80754, 1837: 105529, 1846: 115436, 1857: 142588, 1869: 157713, 1880: 170521, 1890: 182530
(87426 männl., 95104 weibl.) E., darunter 6779 Militärpersonen, in 4274 Häusern
mit 36023 Haushaltungen. Von den Einwohnern entfallen auf die
Altstadt 42332, Neustadt
[* 9] 75734,
Kleinseite 20447, den Hradschin
5805, die
Josefstadt 11535, auf die 1883 und 1884 einverleibten Stadtteile Wyšehrad und
Holešowitz-Bubna 4546 und 15352 E.
Dem Religionsbekenntnis nach waren 161288 Katholiken, 3288
Evangelische und 17635 Israeliten; der Nationalität nach 146066
Czechen und 27125 Deutsche.
[* 10]
Die Zahl der
Geburten betrug (1893) 7597, darunter 422 Totgeborene, der
Eheschließungen 1945 und der Sterbefälle 6523 (darunter 2064 Ortsfremde).
Rechnet man zu der Einwohnerzahl noch die der benachbarten
Vororte, welche durch wirtschaftliche Interessen mit Prag verbunden
sind, nämlich Karolinenthal (1890: 19540 E.), Smichow (32646), Königliche
[* 11]
Weinberge (34531) und Žižkow
(41236), so erhält man eine Gesamtzahl von 310483 E. In Garnison liegen 1
Bataillon des 28. Infanterieregiments
«Humbert I.,
König von
Italien»,
[* 12] je 3
Bataillone des 73. Infanterieregiments «Wilhelm
Herzog von
Württemberg»,
[* 13] des 88. Infanterieregiments
«Freiherr von Teuchert-Kauffmann», des 91. Infanterieregiments «Ritter
von
Fröhlich» und des 102. Infanterieregiments
«Freiherr von
Catty», das 22. Feldjägerbataillon, 1 Eskadron
des 7. Dragonerregiments
«Herzog von Lothringen», das 8. Korpsartillerieregiment
«Kaiser», die Divisionsartillerieregimenter
Nr. 23 und 24 und das Pionierbataillon Nr. 3.
Anlage,
Brücken.
[* 14] Die
Altstadt,
Josefstadt, Neustadt und Wyšehrad breiten sich am rechten, die
Kleinseite, der Hradschin und
Holešowitz-Bubna am linken Moldauufer aus. Wyšehrad,
Kleinseite und Hradschin sind noch von Festungswerken
umgeben und haben eine hohe und ansteigende
Lage.
Über die Moldau führen 8
Brücken, darunter 2 Eisenbahnbrücken, und 2
Stege.
Die 1357–1507 erbaute, 1892 nach dem teilweisen Einsturz durch
Hochwasser (1890) renovierte Karlsbrücke (497 m lang, 10 m
breit), mit 16
Bogen,
[* 15] ist auf beiden Seiten durch got. Brückentürme abgeschlossen, von denen der
AltstädterTurm
[* 16] (1451) mit Wappen
[* 17] und den Steinbildern
Karls IV. und seines
Sohnes¶
Plätze und Denkmäler. Auf dem Kreuzherrenplatz steht das StandbildKaiserKarls IV., nach Hähnels Modell in Nürnberg gegossen
und 1848 bei der 500jährigen Jubelfeier der Universität errichtet; auf dem Franzensquai (1840) das Franzensmonument
(1845), ein got. Brunnen
[* 24] mit dem Reiterstandbild des KaisersFranz I., nach dem Entwurf von Kranner, auf dem Jungmannsplatze
die Bronzestatue des czech. Gelehrten Josef Jungmann, nach dem Modell von Šimek, auf dem Karlsplatz das Denkmal des czech.
Dichters Vitĕzslav Hálek (gest. 1874) und auf dem Kleinseitner Ring das Radetzkydenkmal (1858), nach
Modellen von Em. und Josef Max von Burgschmiet in Nürnberg gegossen.
Auf dem Hradschin, gleichsam Kapitol der Stadt, nimmt die ersteStelle die Domkirche St. Veit (im dritten
Hof
[* 25] der Burg) ein, ein Prachtwerk der Gotik, 1344 von Karl IV. begonnen, jedoch nur im Chor (74 m lang, 39 m hoch) 1385 von Peter
Parler von Gmünd
[* 26] vollendet und seit 1867 von dem 1859 gegründeten
Dombauverein restauriert, während das Schiff
[* 27] und der
zweite Turm sich noch im Bau befinden; in einer der 12 Kapellen des Umgangs das silberne Grabmal (30 Ctr.
Silber) des heil. Nepomuk; in der mit böhm. Edelsteinen und Wandmalereien verzierten Wenzelskapelle (1358–66) das Grabmal
des heil. Wenzel und in einem Turmgemach die böhm. Kroninsignien.
Im Mittelschiff steht das große Königsdenkmal aus Marmor und Alabaster, 1589 von Colin unter KaiserRudolf
II. für 32000 Dukaten angefertigt, das Erbbegräbnis der böhm. Könige, in welchem Karl IV., Wenzel IV., Ladislaus Posthumus,
Georg Podiebrad, Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. ruhen. In demselben Burghof die St. Georgkirche, das größte
roman. Bauwerk in Böhmen,
[* 28] 916 von Wratislaw I. begründet und 1150–70 erneuert, mit dem Grabmal der
heil. Ludmila.
Von den übrigen fünf Kirchen des Hradschin sind von Bedeutung: die Loretokirche, der CasaSanta in Loreto nachgebildet (1661),
mit reichem Kirchenschatz, darunter eine Monstranz mit 6580 Edelsteinen;
die Kirche des Prämonstratenserstifts Strahow mit
dem Grabmal des Ordensstifters St. Norbert und des Generals von Pappenheim, endlich die demselben Stift
angehörige St. Rochuskapelle (1587).
Das reiche Stift Strahow, 1140 von Wladislaw II. gegründet, auf dem höchsten Punkte
des Hradschin, ist eins der großartigsten Klostergebäude, enthält eine Bibliothek (60000 Bände, Inkunabeln und 1000 Handschriften),
eine Bildergalerie und Wappensammlung (10000 Wappen). Weltliche Bauten des Hradschin: die königl.
Burg, ein großartiger Bau (110 m lang)
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