genschalenöls (s. d.) benutzt. Getrocknet und zum
Teil der innern weißen Fleischschicht beraubt, bilden sie einen nicht
unbedeutenden Handelsartikel
Spaniens,
Frankreichs und
Italiens.
[* 2] Man benutzt sie ihres
Bitterstoffs wegen in der Form des alkoholischen
Auszugs und als
Thee medizinisch als Magenmittel; den Hauptverbrauch finden sie in der Liqueurfabrikation. Sehr geschätzt
waren früher die grünen Schalen einer besondern, auf Curaçao kultivierten Art, aus denen ursprünglich
im Heimatslande der bekannte Curaçaoliqueur dargestellt wurde.
(Pomerania parva), früher
Name des Landstrichs der preuß.
Provinz Westpreußen,
[* 4] zwischen dem linken Ufer
der Weichsel, den
ProvinzenPommern
[* 5] und
Posen
[* 6] und der Ostsee (Kassubei), mit den
Städten Schwetz, Konitz,
[* 7] Stargard
[* 8] und Dirschau.
[* 9] Das Land hatte früher eigene Fürsten, fiel aber schon 1290 an
Polen, welches deshalb viele Kämpfe
mit den
Pommern, den Markgrafen von
Brandenburg
[* 10] und dem
DeutschenOrden
[* 11] zu führen hatte. 1310 eroberten es die
Deutschen Ritter,
mußten es aber 1466 im
Thorner Frieden wieder anPolen abtreten, bei dem es bis zur ersten
TeilungPolens 1772 verblieb.
-
(unrichtig oft
Pomörium geschrieben), in den italischen
Städten, besonders in
Rom,
[* 12] der ursprünglich wohl
aus fortifikatorischen
Gründen jeder menschlichen Benutzung entzogene geheiligte Raum, der diesseit und
jenseit der Stadtmauer hinlief und durch Marksteine (cippi) begrenzt war.
einer der elf
Gaue, in die das alte
Preußen
[* 13] bis zur Zeit
Friedrichs d. Gr. geteilt war, umfaßte das Land
am rechten Weichselufer von Graudenz
[* 14] nach
Elbing
[* 15] hin, in der heutigen
Provinz Westpreußen. Pomesanien war von 1243 an
ein dem Metropoliten von
Riga
[* 16] zugewiesenes
Bistum.
Sitz des
Bischofs war Riesenburg, Sitz des Domkapitels Marienwerder
[* 17] (Urbs
Mariae Insulanae).
in
Rußland in älterer Zeit ein Dienstgut, welches Staatseigentum war und an dem der
Besitzer nur ein Nutznießungsrecht
für Leistung im Kriegsdienst hatte.
Später wurden die
Rechte immer mehr ausgedehnt (auf
Veräußerung,
Vererbung), und
Peter d. Gr. stellte 1714 die Dienstgüter den Erbgütern (otčina) gleich.
Gegenwärtig bedeutet Pomjéstje ein adliges
Gut, Pomjeschtschik einen adligen Gutsbesitzer.
(verderbt aus frz. bombarde), Holzblasinstrument, s.
Schalmei. ^[= (aus frz. chalumeau, vom lat. calamus, d. i. Rohr), ursprünglich die jetzt vergessene Sackpfeife ...]
[* 5]
Provinz im preuß.
Staate, ehemaliges Herzogtum, grenzt im N. an die Ostsee, im O. und SO. an Westpreußen,
im
S. an
Brandenburg, im
SW. und
W. an
Mecklenburg
[* 24] und umfaßt 30112,11 qkm, ausschließlich jedoch desPommerschen
Haffs (s. d.) und der
Wieke und
Bodden (s. d.) von zusammen 1538,60 qkm
Fläche. (S. die Karte:
Mecklenburg und Pommern, Bd.
11, S. 704.)
Oberflächengestaltung,
Gewässer,
Klima.
[* 25] Pommern bildet seiner physischen Beschaffenheit nach einen
Teil des von Westen nach
Osten
ziehenden uralisch-baltischen Landrückens sowie des Norddeutschen
Tieflandes. Es besteht östlich der
Oder (Hinterpommern genannt) aus Küstenebenen mit einzelnen Hügeln und
Höhen, im Innern aber aus terrassenförmig nach
der Ostsee zu abfallenden Plateaus von teilweise ausgesprochenem Berglandcharakter, die, vielfach sich verzweigend und zerrissen
durch zahlreiche, zur Weichsel,
Netze, Oder und Ostsee gehende
Flüsse
[* 26] von meist kurzem und raschem Lauf, bemerkenswerte
Höhen und mehrere
Hundert größere Landseen
(Pommersche Seenplatte) tragen, sowie auch reich an landschaftlichen
Schönheiten sind
(PommerscheSchweiz
[* 27] östlich von
Schivelbein bei Polzin, Rummelsburger Bergland nördlich von Rummelsburg
bei
Pollnow).
Auch westlich der Oder
(Vorpommern und
Neu-Vorpommern genannt), wo sich ausgedehntes Flachland findet, erheben sich Hügelreihen,
und auf der
InselRügen (s. d.) bilden die Kreidefelsen
(Stubbenkammer) mit ihren schroffen
Küsten berühmte
Anziehungspunkte. Die vorpommersche
Küste ist zerrissen, die hinterpommersche dünenreich und wenig gegliedert, jedoch mit
einzelnen
Strandseen, gleichsam kleinern Haffen, durchsetzt. Die bedeutendsten
Höhen liegen im östlichen Pommern (der Schimmritzberg
bei
Bütow 256 m); bemerkenswert sind ferner der Revekol (115 m) am Gardeschen See und der Gollenberg
(144 m) bei Köslin,
[* 28] beide unfern der
Küste, sodann weiter landeinwärts der Dombrowaberg (210 m) bei Lauenburg,
[* 29] dann der
Steinberg (234 m), westlich vom Papenzinsee der Hochratzen (211
m) an der Grenze des Kreises
Deutsch-Krone.
Von den
Strandseen sind der Lebasee (82,13 qkm), der Gardesche (34 qkm), der Vietzker (13,40 qkm), der
Buckowsche, der Jamunder (17 km lang und etwa 2 km breit) und der Kampersee, von den Landseen der Vilmsee auf der Neustettiner
Platte, der Dratzigsee, der Pielburger, der Groß-Lübbe- und der Madüesee (40 qkm) sowie der nach
Mecklenburg hinüberreichende
Kummerower See die umfangreichsten. Abgesehen von der Oder mit ihren Mündungsarmen Peene,
Swine und Dievenow
hat Pommern nur wenig bedeutende
Flüsse, von denen die
Persante auf 2, die
Ihna auf 60, die
Üker auf 35, der
Trebel und die Recknitz
auf 28, die
Tollense auf 45 km schiffbar sind; auch nennenswerte
Kanäle sind nicht vorhanden.
Das Klima
ist im östl.
Teile rauher als im Oderthale und im westl.
Teile;
die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Köslin 7,1° C.,
und das Monatsmittel liegt hier drei
Monate mit 0,7 bis 1,9° C. unter
Null;
dagegen hat
Stettin
[* 30] ein Jahresmittel von 8,4°
C. und nur im Januar ein Monatsmittel unter
Null (-1,1);
die mittlere jährliche Niederschlagshöhe beträgt
in
Stettin und in
¶
mehr
Putbus auf Rügen 54, in Lauenburg 60, in Regenwalde 62 und in Köslin 65 cm.
Bevölkerung.
[* 32] Die Provinz hat (1890) 1520889 (741629 männl., 779260 weibl.) E., 150533 bewohnte, 2100 unbewohnte
Wohnhäuser,
[* 33] 2071 andere bewohnte Baulichkeiten, 315472 Haushaltungen und 1193 Anstalten mit 21473 Insassen. Dem Religionsbekenntnis
nach waren 1476300 Evangelische, 27476 Katholiken, 4587 andere Christen, 201 Dissidenten und 12246 Israeliten;
der Staatsangehörigkeit nach 1519397 Reichsangehörige, 758 Reichsausländer und 734 andere; der Muttersprache nach sind
die meisten Bewohner Deutsche, mit Ausnahme von 10666 Polen, Masuren und Kassuben.
Land- und Forstwirtschaft. Von der Gesamtfläche kamen (1893) auf Acker- und Gartenland 1662972, Wiesen 307459,
Weiden und Hutungen 197220, Öd- und Unland 71096, Holzungen 606704, Haus- und Hofräume 21771, Wegeland, Gewässer u. s. w. 144074
ha. Landwirtschaft wird in aus gedehntem Maße betrieben; der Großgrundbesitz überwiegt den mittlern und bäuerlichen Besitzstand.
Die fruchtbarsten Gegenden sind der Reg.-Bez. Stralsund
[* 34] und der Kreis Demmin;
[* 35] ferner die an der Oder gelegenen
Kreise
[* 36] Pyritz,
[* 37] Greifenhagen, Randow mit Stettin, endlich ein großer Teil im Reg.-Bez. Köslin.
Der größte Teil der landwirtschaftlich benutzten Fläche ist mit Roggen (1893: 423608 ha) bebaut, dann folgen Hafer
[* 38] (255108),
Kartoffeln (176023) und Hülsenfrüchte; Weizen (63103) und Gerste
[* 39] (58252 ha) sowie Handelsgewächse treten zurück. Der
Ernteertrag belief sich (1893) auf 449446 t Roggen, 107870 Weizen, 62381 Gerste, 1877352 Kartoffeln, 198590
Hafer und 551438 t Wiesenheu. Die Viehzucht
[* 40] erfreut sich sorgfältiger Pflege; die Pferdezucht
[* 41] wird vorzugsweise von den
Großgrundbesitzern gepflegt.
Gefördert wird sie durch das Landgestüt zu Labes mit etwa 172 Beschälern und 74 Deckstationen. Auch die Rindvieh-, Schweine-,
Gänse- und Schafzucht ist hoch entwickelt. Der Viehbestand betrug 200585 Pferde,
[* 42] 598254 (1893: 584849) Stück Rindvieh, 1851813
Schafe,
[* 43] 634293 (1893: 702819) Schweine,
[* 44] 80721 Ziegen und 118062 Bienenstöcke. Berühmt sind die pommerschen Spickgänse und
die geräucherten Fischwaren. Pommern hat (1893) 606704 ha Forsten, darunter 359027 ha Privat- und 185768
ha Staatsforsten. Der Wald besteht zu 74 Proz. aus Nadelholz und liefert wertvolle Produkte für den Ausfuhrhandel sowie für
Holzstofffabrikation.
Industrie und Gewerbe. Industrie findet sich nur in einzelnen größern Orten, vor allem in Stettin und Umgebung; sie erstreckt
sich auf großartige Schiffswerften und Maschinenbauanstalten, ferner auf chem. Fabriken,
Ziegeleien, Zucker-, Tabak-, Papier-, Leinwand- und Tuchfabrikation, Glashütten, Sägemühlen sowie Fischerei;
[* 45] auch das Gewerbe
der Badehaltung ist sehr bedeutend, unter stützt durch die große Anzahl von See- und Solbädern, von denen Kolberg,
[* 46] Polzin,
Greifswald,
[* 47] Rügenwalde, Stolpmünde, Binz, Crampas, Putbus, Lohme, Saßnitz, Göhren, Dievenow, Misdroy, Heringsdorf und Swinemünde
die bekanntesten sind. Nach der Berufszählung von 1882 waren unter den 616008 Erwerbsthätigen, neben
denen 901704 Angehörige ohne Hauptberuf ermittelt wurden, 21,37 Proz. in Industrie und Gewerbe, 7,67 Proz. in Handel und Verkehr
thätig.
Sitz des Oberpräsidenten und der Provinzialverwaltung ist Stettin. Die kirchlichen Angelegenheiten der evang. Landeskirche
verwaltet das Konsistorium zu Stettin. Die kath. Kirche steht unter dem Delegaturbezirk Berlin
[* 51] des exemten
BistumsBreslau,
[* 52] mit Ansnahme der Propstei Tempelburg, die zum Erzbistum Posen, und des Dekanats Lauenburg, das zu dem Gnesenschen
Suffraganbistum Culm gehört. Für die Reichstagswahlen bestehen 14 Wahlkreise (s. Stettin, Köslin, Stralsund).
In das Abgeordnetenhaus sendet die Provinz 26 Abgeordnete; im Herrenhause ist sie (1892) durch 25 Mitglieder
(darunter 2 mit erblicher Berechtigung und 23 auf Präsentation berufene) vertreten. Die Provinz bildet den Oberlandesgerichtsbezirk
Stettin (s. d.). Handelskammern bestehen zu Stettin, Swinemünde und Stralsund. Militärisch bildet Pommern den Ersatzbezirk des 2. und
zum Teil des 17. Armeekorps und größtenteils auch den Garnisonbezirk des 2. Armeekorps (Generalkommando
und Kommando der 3. Division in Stettin).