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schen Glieder [* 2] und Ornamente, [* 3] der Säulen, [* 4] Kapitale, Gesimse, Gewölbrippen; die Hauptfarben sind rot und blau mit hinzugefügter Vergoldung; dazu kam die Ausschmückung der größeren Wandstächen, wie sie der roman. Kirchenbau darbot, mit Wandmale- reien, Darstellungen heiliger Personen und Ge- schichten. Im got. Stil wird die Vemalung der architektonischen Glieder durch die plastische Aus- führung derselben, ähnlich wie in der korinth.-röm. Architektur, etwas zurückgedrängt; auch die Wand- malerei tritt infolge des Mangels größerer Wand- flächen in den Hintergrund; dafür wirb aber eine reiche polychrome Wirkung durch die Anwendung der Glasmalerei [* 5] (s. d.) in den Fenstern erzielt.
Daß auch in der Bilduerei eiue Färbung der Bildwerke stattfand, wird zunächst sür das Altertum durch zahlreiche Farbenspureu bestätigt, welche sich an ägypt., assyr. und griech. Rcliefv, die zum Schmuck von Bauwerken dienten, und an den Eta- tucngvuppen, welche iu den Giebelfeldern gnecb. Tempel [* 6] des dor. Stils aufgestellt waren (wie an denen des Atbenatempels auf Ägina und an denen des Zeustempcls zu Olympia), gefunden baben. Aber auch für die vou der Baukunst [* 7] ganz unab- hängigen statuarischen Bildungen ist die Bemalung sowohl durch schriftliche Zeugnisse alv durch unver tennbare Spuren an Statuen bezeugt.
Die jüngsten Ausgrabungen auf der atheuischen Atropoli^ haben eine Menge von plastischen Werken zu Tage gesör- dcrt, welche noch jetzt im vollen ursprünglichen Far- benschmuck prangen. Die Farbenskala jctzt sich aus blau, grün, violett, gelb, rot zusammeu. Nach den- selben Principien bat die entwickelte Kunst den weit- gehendsten Gebrauch von der Polydesmus sür die Plastik ge- macht. Einen vollen Begriff von der Farbenwirtung geben die in der Bemaluug fast unversehrt erbal- tenen Reliefs an dem in Sidon 188? ausgegrabe- nen, aus dem 4. Jahrh. v. Chr. stammenden sog. Alexandersarkophag (jetzt in Konstantinopel); [* 8] auch die zahlreichen Terracottastatuetten, namentlich die anmutigen Figürchen aus Tanagra (s. d.) in ibrer heitern harmonischen Buntheit können veranschau- lichen, wie polychrome Skulptur der Praritelischen Zeit aussah.
Auch die großartigen Götterstatuen aus Gold [* 9] und Elfenbein brachten schon durch die Verbindung diefer beiden Stoffe eine polychrome Wirkung hervor; ebenso wurde bei Marmorstatuen der Eindruck der Buntheit dadurch noch lebhafter, daß man einzelne Stücke wie Waffen [* 10] und ähnliches aus Bronze [* 11] anfügte. Von der Verwenduug der Farbe in der röm.Bildnerei können verschiedene poly- chrome Marmorstatuetten und bemalte Earkophag- reliefs eine Anschauung geben. Einen großen Spielraum fand die Polydesmus in der Holz- und Steinbildnerei des Mittelalters, und zwar ging man hier bei der Bemalung der Gewän- der sowohl als der unbekleideten Körperteile wesent- lich auf Illusion in Nachahmung der Wirtlichkeit aus. (S. die Tafel: Crucifix [* 12] zu Wechselburg, Bd. 4, S. K08.) In der Renaissance, welche in den antiken, durch das Alter der Farbenreste meist ent- ledigten Kunstwerken ihr Vorbild sah, begann es Gebrauch zu werden, zunächst die Skulptur der Farbe zu entkleiden, während an den Facaden die Malerei lange noch eine hervorragende Rolle spielte.
Jedoch giebt es auch in allen Renaissancefrühstilen (namentlich in Florenz, [* 13] Spanien, [* 14] Norddeutschland) meisterhaft durchgeführte polychrome Skulpturen. Mit dem Siege des Klassicismus im 18. Jahrh. wurde die Farblosigkeit zum künstlerischen System erboben und das Gesetz aufgestellt, daß die Farbe ausschließlich der Malerei angehöre und die Farb- losigkcit, die reine Form der Plastik, am angemes- sensten sei. Dadurch kam es, daß die Bemalung von Statuen geradezu als Barbarei angesehen wurde.
Nachdem die Architekten Hittorff und Sempcr das Vorhandenfein der Polydesmus in der antiken Bildnerei zur allgemeinen Anerkennung gebracht haben, sind erst neuerdings Versuche gemacht worden, die Bild- werke polychrom zu bedandeln. Namentlich Treu in Dresden [* 15] hat sich in dieser Beziehung anregend er- wiesen; Tobcrentz in Berlin, [* 16] Weyr in Wien, [* 17] Klinger in Leipzig [* 18] ijetzt in Berlin) u. a. haben sich mit Erfolg der polychromen Plastik zugewandt. Die ansäugliche Abneigung gegen diese Versuche ist bei Künstlern und Publikum zusebeuds im Schwinden.
Vgl. Quatrem^re de Quincy, ^" Jupiter 01^m- pikn (Par. 1815); Sempcr, Vorläufige Bemerkun- gen über bemalte Architektur und Plastik bei den Alten (Altona [* 19] 1834; jetzt auch in den "Kleinen Schriften", Berl. und Stuttg. 1884);
Hittorff, No8ti- tntion du t^in^i" d'I^in^c ü. 86iinoiit6 mi i'lN'c'Iiitecture pol^ckroin" cl^^ 168 Orecs (mit Atlas, [* 20] Par. 1851);
Kugler, Über die Polydesmus der antiken Architektur und Skulptur (iu den «Kleinen Schriften und Studien zur Kunstgeschichte», Bd. 2, Stuttg. 1853);
Scmper, Der Stil in den technischen und teltonischen Künsten, Bd. 2 (Franks, a. M. 1800); Hittorff und Zanth, ^rcinwcturL lmticiue äs 1a. 8icü6 (Par. 1870);
Durm, Handbuch der Archi- tektur, Bd. 2 (Darmst. 1881);
Treu, Sollen wir unsere Statuen bemalen? (Berl. 1884).
Polychromogräphielgrch.), dieKunst, bildliche Darstellungen in gleichzeitigem mehrfarbigen Druck auf der Buchdruck- oder Stcindruckpresse oder aber auf einem eigens dafür konstruierten Apparat her- zustellen. Viele Versuche sind gemacht worden, die Polydesmus in die Gesckäftspraxis einzuführen, bis jetzt ohne wesentliche Erfolge, da die Schwierigkeiten zu groß und die erlangten Resultate zu mangelhaft waren. Auch die Stenocbromie (s. d.), die für den gleich- zeitigen mehrfarbigen Druck seiner Zeit viel ver- sprach, ist gegenwärtig nahezu vergessen.
Io1vo1a.äla. (Polykladie, grch.), s. Mißbil- dungen (Bd. 1), S. 030:i). Polycythämie (grch.), Vollblütigkeit. Polydaktylie (grch.), s. Plethomelie. ?01^ÄS8INU8 Mottt., Pilzgattung aus der Fa- milie der Pyrenomyceten (s. d.). Eine Art ruft auf Raps und Rübsen eine gefährliche Krankheit hervor, die sich durch schwarzbraune Flecken besonders auf den Schoten bemerklich macht. Dieser Pilz, [* 21] ?. kxi- tio8U8 M^ilt. (8poiiä68nnllm exitic8uin AMn), Rapsverderber, entwickelt sein Mycelium unter der Epidermis [* 22] der befallenen Teile und bildet nach außen spindelförmige, mcbrzcllige, braungefärbte Sporen, die die genannten Flecken hervorrufen.
Die Sporen keimen sofort nach der Reife^und ihre Keim- schläuche driugen wieder durch die Spaltöffnungen in andere Partien der Wirtspflanze, so daß die Ver- breitung des Parasiten sehr schnell vor sich gehen kann. Tie Schoten werden mißfarbig und entwickeln in der Regel keine Samen, [* 23] wodurch ein bedeutender Ausfall in der Ernte [* 24] stattfinden kann. Die zu dieser Conidienform gehörigen Pcrithecien heißen I.epto- 8pdÄ6i-ig. nllpi 2^c/^; sie schließen sich in ihrer Form an diejenigen des Rußtaus (s. d.) an und ge- langen auf den Stoppeln des Rapses im nächsten ¶