forlaufend
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aus der Holzoberfläche äußerst dünn und gleichmäßig und trocknet sofort ein.
Sehr wichtig ist es, daß das zum Schleifen des Holzes verwendete Öl vor dem Polignano möglichst entfernt werde, weil dasselbe sonst leicht durch die Politur schlägt und nach einiger Zeit auf der Oberfläche matte Flecken bildet, die nur durch erneutes Polignano zu beseitigen sind. Polignano nennt man auch das Bohnen (s. d.) der Parkett- fußböden.
In der Schrotsabrikation versteht man unter Polignano das Umhüllen der Schrote mit einem dünnen Überzug von Graphit. Pollerheu, Pflanze, s. Nqui86wm. Polierrot, s. Eisenoxyd und Policren. Polierschachtelhalm, Pflanze, s. I^qni36win.
Polierschiefer, s. Kieselgur. Polierstahl, ein Instrument von glasbartcm Stahl mit hölzernem Griffe zum Gebrauch der Vtetall- arbciter, insbesondere der Graveure und Kupfer- stecher;
dasselbe ist auf zwei Seiten abgeplattet und von je nach Gestalt und Größe der Arbeitsstücke wechselnder Form.
Der Polignano wird für ganz feine Ar- beiten nadelartig dünn hergestellt und dann Polier- nadel genannt. Polignac (spr. -linjäck), altes franz. Geschlecht, das 1385 im Mannsstamm ausstarb und von dem Gatten der Erbtochter, Guillaume von Chalancon, der den Namen Polignano annahm, fortgesetzt wurde.
Ar- mand XVI. von Polignano (gest. 1692) hinterlieft zwei Söhne.
Der jünaere, Melchior de Polignano, geb. 11. Okt. 1661 zu Puy-en-Velay, trat in den geistlichen Stand. Als Abbe' zeigte er an der Seite des Kardinals Bouillon in den Verhandlungen Ludwigs XIV. mit dem Papst Alexander VIII. große Gewandtheit. 1693 wurde er als franz. Botschafter nach Polen gesendet, um Johann Sobieski zu einem Bündnis mit Frankreich gegen Asterreich zu bewegen und nach Sobieskis Tode die poln. Königswahl auf den franz. Prinzen Conti zu leiten, was ihm jedoch mißlang. 1706 schickte ihn der König nach Rom, [* 2] 1712 beteiligte er sich bei den Friedensverband- lungen zu Utrecht. [* 3]
Zur Belohnung erhielt Polignano die Kardinalswürde.
Als Anhänger des alten Hofs verwickelte er sich während der Regentschaft des Herzogs von Orleans in die Verschwörung des Fürsten Cellamarc. 1725 durste er auf sein Ver- langen als Gesandter nach Rom gehen, wo er sich durch Sinn für Kunst und Altertumskunde sehr be- liebt machte. Er kehrte 1732 nach Frankreich in sein Erzbistum Auch zurück, das er 1726 erhalten hatte, und starb Polignano hinterließ unter an- derm ein die Philosophie der Alten vom christl.- the'istischen Standpunkt widerlegendes Gedicht, den «^nti-I^uci'6tiu8, Live äs Dso 6t natura» (2 Bde., Par. 1745 u. ö.).
Sein Leben beschrieb Faucher (2 Bde., ebd. 1777). Dessen Großneffe Jules de Polignano, der erst Graf und 1780 Herzog wurde, heiratete 1767 Gabriele Io- lande Martine von Polastron.
Diese war 1749 geboren, kam acht Jahre nach ihrer Vermäh- lung an den Hof [* 4] und wurde die innigste Vertraute der Königin Marie Antoinette und später Gouver- nante der königl. Kinder. Im Verein mit dem Gra- fen Artois, dem spätern Karl X., bildete die Polignano um die Königin einen engen Kreis, [* 5] aus dem die Kabalen gegen die Neformbestrebungcn Ludwigs XVI. her- vorgingen.
Schon im Juli 1789 verlieh die Familie Polignano mit dem Grafen Artois und dem Prinzen Conde' Frankreich.
Nachdem die Herzogin zu Wien [* 6] gestorben war, ging ihr Gemahl mit seinen Kindern nach Rußland, wo ibnen Katharina und ihre Nachfolger bedeutende Ländercicn schenkten. Nach der Restauration erhielt der Herzog von Lud- wig XVIII. die erbliche Pairswürde, blieb jedoch in Rußland und starb dort Das Leben der Herzogin beschrieb W. Schlesinger (Par. 1889). Armand Jules Marie Höraclius, Her- zog von Polignano, geb. der älteste Sohn des vorigen, trat mit seinem Bruder Jules (s. unten) der Verschwörung Cadoudals (s. d.) gegen Bonaparte bei.
Beide wurden Febr. 1804 zu Paris [* 7] verhaftet und zum Tode verurteilt, Armands Gemahlin er- wirkte jedoch durch die Kaiserin Iosephine die Ver- wandlung der Strafe in Gefangenschaft.
Als die Verbündeten 1814 in Frankreich eindrangen, wußten sich die Brüder ihrer Haft zu entledigen, suchten den Grafen Artois zu Vcsoul auf und gingen dann mit geheimen Instruktionen nach Paris, wo sie zuerst 31. März die Farbe der Vourbons aufsteckten.
Nach der Restauration zeigte sich Armand, gleich seinen Brüdern, als einen der heftigsten Ultraroyalisten. 1815 trat er in die Kammer und wurde Adjutant des Grafen Artois, nach dessen Thronbesteigung Großstallmeister.
Von seinem Vater erbte er 2Ä7 die Pairswürde.
Nach der Iulirevolution begleitete er Karl X. ins Exil.
Der König von Bayern [* 8] erhob ihn 1838 in den erblichen Fürstenstand. Er starb Jules Auguste Armand Marie, erst Gras, dann Fürst von Polignano, geb. der zweite Sobn des Herzogs Jules von Polignano, wurde wegen Teilnahme an der Verschwörung Cadoudals wie sein Bruder eingekerkert und erhielt erst 1814 die Freiheit, wurde nach der Restauration Martichal-de- Camp und bewies sich als entschiedener Ultra.
Als ihn Ludwig XVIII. im März 1816 zum Pair er- nannte, verweigerte er den konstitutionellen Eid, so daß erst der Papst seine Bedenken heben mußte. Letzterer belohnte auch 1820 seine Bemühungen für den Katholicismus durch die Erhebung zum röm. Fürsten. 1823 übertrug ihm der König den Ge- sandtschaftsposten am Hofe zu London. [* 9]
Als das Ministerium Martignac 1829 seiner Auflösung ent- gegenging, übernahm Polignano 8. Aug. die Verwaltung des Auswärtigen mit der Leitung des neuen Kabi- netts. In dieser Stellung betrieb und unterzeichnete er die Ordonnanzen vom die die Julirevolution und den Sturz der Dynastie nach sich zogen. (S. Frankreich, Bd. 7, S. 101 d.) Polignano begleitete Karl X. auf der Flucht nach Cherbourg, [* 10] kehrte aber um und wurde zu St. Lö verhaftet und nach Vincennes abgeführt.
Obschon ihn sein edler Gegner Martignac mit großem Geschick verteidigte, wurde er doch 21. Dez. von der Pairs- kammer zu ewigem Gefängnis und bürgerlichem Tode verurteilt.
Durch die Amnestie vom erhielt er seine Freiheit zurück und ließ sich in England nieder.
Während seiner Gefangenschaft schrieb er «^onäiäei-lUionZ politiyuLL» (Par. 1832). Er starb zu Paris.
Jetziges Haupt der Familie ist sein Enkel Prinz Armand Hiraclius Maria, geb. Polignano a Märe (spr.-liniahno), Hafen- stadt in der ital. Provinz und im Kreis Bari delle Puglic, auf einer steilen und grottenreichen Fels- wand (24 m) am Meere, an der Bahn Bari-Brindisi des Adriatischen Netzes, ist Bischofssitz, hat (1881) 7818 E., Schiffahrt und Fischerei. [* 11] ¶