burg, wurde Sekretär,
[* 2] dann Obersekretär des Senats in
Moskau
[* 3] sowie zugleich Professor des Civilrechts an der dortigen
Universität. 1860 wurde
er
Lehrer der kaiserl. Prinzen, darunter des spätern
KaisersAlexander III. 1862-65 war er wieder in
Moskau als Oberprokuror
des achten Departements des Senats thätig, kehrte darauf nach
Petersburg
[* 4] zurück, wurde 1868 Senator, 1872 Mitglied
des Reichsrats und 1880 Oberprokuror des
HeiligenSynods. Als solcher hat er den entscheidenden Einfluß auf die Kirchenpolitik
der Regierung und seit der Thronbesteigung
Alexanders III. auf die Gesamtpolitik des
Reichs überhaupt ausgeübt.
Persönlich selbstlos, stellte sich Plinius rückhaltslos in den Dienst der Idee, daß Absolutismus
und (griechische) Rechtgläubigkeit die einzig zuverlässigen, weil von Gott gewollten und geschichtlich begründeten Grundlagen
des russ.-slaw. Staatslebens seien. Daher kamen die Gewaltmaßregeln gegen die Katholiken und
Lutheraner, zu denen Plinius die Zustimmung
Alexanders III. zu erlangen verstand. Als Jurist gilt Plinius für den besten Kenner des
russ. Civilrechts. Er schrieb neben
Abhandlungen in Zeitschriften: «Kursus des Civilrechts» (russisch, 2 Bde.,
Petersb. 1868),
Bezirkshauptmannschaft Pilgram in
Böhmen,
[* 6] nahe
der mähr. Grenze, an der
Wasserscheide (615 m) zwischen der Nordsee und dem
SchwarzenMeere, an der Linie Ober-Cerekwe-Weseli
(Station Pocatek-Serowitz) der Österr.
Staatsbahnen,
[* 7] Sitz eines Bezirksgerichts (159,97 qkm, 14 038 E.), hat (1890) 2991 czech.
(spr. pottsché-),Bernardino, eigentlich mit Familiennamen
Barbatelli geheißen, geb. 1542, gest. 1612, einer
der berühmtesten Dekorationsmaler von
Florenz,
[* 9] nahm sich für seine ornamentalen Schöpfungen
Raffaels dekorative Werke, namentlich
die in den Loggien des
Vatikans, zum Vorbild. Von den vielen Façadenmalereien und Deckenbildern, mit
denen er seine Vaterstadt ausgeschmückt hat, sind noch in
San Marco, Sta. Maria novella, der Annunziata und im Palazzo Pitti
einige erhalten, die, lebhaft in den
Farben und anmutig in der
Komposition, eine reiche
Einbildungskraft verraten. Sein Einfluß
hat sich weit in das folgende Jahrhundert hinein erstreckt.
(spr. pottschi),Franz,
Graf, Dichter, Zeichner und
Musiker, geb. zu
München,
[* 10] studierte 1825-28 in Landshut
[* 11] und
München die
Rechte und trat hierauf bei der Regierung in
München ein. Sein Zeichentalent bekundete er zuerst durch seine
Sangweisen mit Randzeichnungen, wie «Blumenlieder», «Sechs
altdeutsche Minnelieder»
(Münch. 1835),
die
Volksliederu. dgl. im «Festkalender»,
den er mit
Guido Görres und andern seit 1834 in
München herausgab. 1830 zum Ceremonienmeister ernannt, begleitete Pocci den
König
Ludwig I. und den Kronprinzen Maximilian mehrmals nach
Italien.
[* 12] 1847 wurde er zum Hofmusikintendanten und 1864 zum
Oberstkämmerer ernannt. Er starb in
München.
Pocci hat zahlreiche
Bücher,
Kompositionen und Zeichnungen veröffentlicht.
Vieles lieferte er für die «Fliegenden
Blätter», die
«Münchener Bilderbogen» u. s. w. Auch mehrere musikalische
Kompositionen,
wie
Sonaten, Gesangstücke u. s. w., sind von ihm im Druck erschienen. Am bekanntesten wurde
Pocci durch seine litterar.-artistische Thätigkeit, die der Kinderwelt oder dem Volkstümlichen
gewidmet ist. Seine
«Dichtungen» gab Pocci 1843 (Schaffhausen)
[* 13] und 1866 u. d. T. «Herbstblätter»
heraus. Ein Verzeichnis von P.s Werken findet sich im 36.
Bande des «Oberbayr.
Archivs». -
Pochette («Taschengeige»; engl. Kit;
ital. poccetta), die Miniaturgeige der frühern
Tanzmeister, ursprünglich mit drei, im 18. Jahrh. mit vier in
Quinten gestimmten
Saiten. Sie besteht aus einem spatelförmigen halbrunden
Stück Holz,
[* 14] dessen dünnerer Oberteil den
Hals mit dem Griff- und
Wirbelbrett bildet, während der dickere Unterteil ausgehöhlt ist und, mit einer
Decke
[* 15] nebst Zubehör
versehen, den Resonanzboden darstellt. Durch Vergrößerung der
Decke bis zur
Größe einer gewöhnlichen Geigendecke (ohne
daß der Schallkasten größer wurde) entstand die
Brettgeige (Brettlgeige), ein Spielzeug für
Kinder. Der
Klang beider ist
sehr dünn.
Zerkleinerungsmaschine, welche durch den Fall schwerer
Massen wirkt; man unterscheidet
Stempel- und
Hammerpochwerke.
Die erstern bestehen im wesentlichen aus mehrern nebeneinander stehenden
Säulen,
[* 18] sog.
Stampfen oder Pochstempeln, die unten
mit Pocheisen versehen sind, abwechselnd aufgehoben werden und bei ihrem Niederfallen die unterlegten
Körper zerstoßen. Das ganze
Gerüst, worin die Pochstempelauf und nieder gehen, heißt der Pochstuhl, der von starken Pochsäulen
gehalten wird und zu unterst den Pochtrog bildet. Pochhub ist die Höhe, bis zu der der Pochstempel je nach Verschiedenheit
der Härte der zu zerkleinernden
Masse gehoben wird.
Hammerpochwerke sind entweder Aufwerfhämmer oder
Schwanzhämmer (s. Daumenhammer). Die Pochwerk werden besonders bei der
Aufbereitung (s. d.) der
Erze angewendet (s.
Tafel:
Aufbereitung
der
Erze,
[* 1]
Fig. 1, sowie
Tafel:
Goldgewinnung
[* 19] II,
[* 1]
Fig. 3, Bd. 8,
S. 121).
Menschenpocken, auch
Blattern (lat.
Variŏlae; frz. Petite vérole; engl. Small-pox), ansteckende
fieberhafte
Infektionskrankheit, bei der auf der
Haut
[* 21] und den Schleimhäuten kleine Pusteln
(Eitergeschwülste)
entstehen, die den Ansteckungsstoff mit seinem materiellen
Substrat enthalten. Die
Krankheit ist unstreitig so hohen
Alters,
daß es vergebliche Mühe ist, ihrem ersten Auftreten nachzuforschen. Man betrachtet
China
[* 22] und
Indien als das Vaterland der
Pocken; doch sind es die
Araber, die uns zunächst mit der
Krankheit bekannt gemacht haben. Der syr.
Arzt Aron,
um 622, beschreibt sie als bekannte
Krankheit, und Rhazes lieferte um 922
die erste Monographie derselben. Sicher ist, daß
die Pocken seit dem 13. Jahrh. unter den Völkern des
Abendlandes unaufhörlich große Verwüstungen anrichteten, bis
ihnen durch Jenners Einführung der
¶
mehr
Kuh-Pockenimpfung engere Grenzen
[* 24] gesetzt wurden. Von Europa
[* 25] wurden, wie es scheint, die Pocken nach Amerika
[* 26] und Afrika
[* 27] gebracht.
Die Pockenkrankheit beginnt 10-14 Tage nach erfolgter Ansteckung mit Abgeschlagenheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Schmerzen in
den Gliedern und im Rücken, Erbrechen, Schlingbeschwerden und Fieber (39-40° C. und darüber), das gewöhnlich drei Tage lang,
meist mit steigender Intensität, andauert. Man pflegt dieses Stadium als Initialstadium zu bezeichnen. Am Ende des dritten
oder am vierten Krankheitstage beginnt dann unter ausgesprochenem Herabgehen des Fiebers das sog. Eruptionsstadium, die Entwicklung
der eigentlichen Pockenbildung auf der Haut: es erscheinen zuerst im Gesicht,
[* 28] und von da bis zum sechsten
Tage sich weiter von oben nach unten über die übrige Haut verbreitend, linsengroße, etwas erhabene rote Flecken, in deren
Mitte sich ein kleines, zugespitztes, hartes, rotes Knötchen zeigt, das zunimmt und ein in der Mitte mit einem Eindruck
(einer Delle) versehenes fächeriges Bläschen bildet, das eine anfangs wasserhelle Flüssigkeit enthält.
Diese wird am dritten Tage des Bestehens des bis zur Größe einer Erbse wachsenden Knötchens (Pustel) molkig, am vierten
und fünften Tage gelb und eiterig. Das mit dem Ausbruch der Pusteln nachlassende Fieber erhebt sich am Abend des achten oder
neunten Tages von neuem, oft unter Delirien und Schüttelfrost (Eiterungsfieber); die befallenen Hautstellen
schwellen nun nicht selten bis zur Entstellung an, und die Dellen auf den Pusteln schwinden, indem die Eiterung die zelligen
Fächer
[* 29] zerstört.
Man unterscheidet dieses Stadium als Suppurations- oder Eiterungsstadium; in dieser Periode erreicht das Fieber eine oft geradezu
lebensbedrohende Höhe. Mit dem Auftreten des Ausschlags auf der Haut bilden sich ähnliche Erscheinungen
auf den Schleimhäuten, besonders ihren Mündungen, in der Mund- und Rachenhöhle, auch Kehlkopf
[* 30] und Luftröhre (innere Pocken), wodurch
diese Teile anschwellen bis zur Erstickungsgefahr, ebenso in den Augen, so daß die Kranken die Augenlider nicht öffnen können;
auch Ohrspeicheldrüse und Halsdrüsen schwellen an, und ein übelriechender Speichel fließt aus dem
Munde.
Gegen den zehnten bis zwölften Tag beginnt die Eintrocknung der Pusteln auf der Haut, welche entweder platzen und ihren zu
Borken trocknenden Inhalt nach außen ergießen, oder welk werden und mit ihrem Inhalt und der Bläschendecke festhängende
braune Borken bilden (Exsiccationsstadium). Wenn die Borken abfallen, hinterlassen sie gewöhnlich Narben,
die anfangs rot, in der Kälte bläulich sind, später aber weißer als die übrige Haut werden, eingekerbte Ränder und gerippten
Grund mit schwarzen Punkten zeigen und während des ganzen Lebens sichtbar bleiben. Die Krankheit ist übrigens sehr vielen
Verschiedenheiten unterworfen; bisweilen fließen in besonders schweren Fällen die Pusteln zusammen
(Variolae confluentes), die Borken bedecken dann das Gesicht wie eine Larve, und die Entstellungen durch die Narben sind oft
furchtbar. Bei den fauligen Pocken kommen infolge der Brüchigkeit der Gefäßwandungen Blutungen vor, und die Pocken selbst füllen
sich mit Blut (schwarze oder hämorrhagische Pocken).
Die Pocken werden ausschließlich durch ein Kontagium verbreitet, das offenbar am Inhalt der Pusteln haftet,
sich leicht der umgebenden Luft mitteilt und beim Vertrocknen desselben verschleppt wird. Vermutlich sind mikroskopische,
in
den Pockenpusteln enthaltene niedrigste Organismen (Bakterien) die Träger
[* 31] des Kontagiums; jedoch sind sie bisher vergebens
gesucht worden. Unter begünstigenden Umständen breitet sich die Krankheit besonders leicht aus und wird
dann zur Epidemie. Am meisten sind ihr Kinder und junge Leute ausgesetzt. Gewöhnlich befällt die Krankheit ein Individuum
nur einmal im Leben, doch kommen auch unzweifelhafte Fälle von mehrmaligen Pocken bei einem Individuum vor. Mit Kuhpockengift
Geimpfte werden in der Regel nicht davon befallen, oder die Krankheit nimmt wenigstens die mildere Form
der Varioloiden (s. d.) an.
Die Behandlung der Pocken hat zunächst die Aufgabe, die Verbreitung des Kontagiums zu hindern, was einerseits durch die in allen
civilisierten Staaten anbefohlenen, freilich meist schwer durchführbaren Quarantäne- und Sperrmaßregeln der angesteckten
Orte, Desinfizierung durch Chlorräucherungen, Waschungen mit Carbolsäure, Sublimatlösung, Salzsäure
u. s. w. sowie die möglichst schnelle und strenge Isolierung der Kranken, andererseits am sichersten durch Impfung
[* 32] (s. d.)
der Gesunden mit Kuhpocken (s. d.) geschieht, statt deren man sich vor Jenner der künstlichen
Einpfropfung der Pocken bediente, welche, schon lange im östl. Asien
[* 33] gebräuchlich, 1721 durch Lady Montague
in Europa eingeführt ward.
Die einfach normal verlaufenden Pocken bedürfen keiner Arzneimittel, wohl aber einer sorgfältigen Diät. Die größte Aufmerksamkeit
verlangt die umgebende Luft; diese muß stets rein und von kühler Temperatur (12-14° R.) erhalten werden, welche nur zur
Zeit der Abtrocknung etwas erhöht wird. Erst wenn diese Abtrocknung ganz vollendet ist, dürfen die
Kranken das Zimmer verlassen. Den gewöhnlich heftigen Durst des Patienten stillt man durch einfaches, frisches Wasser
oder säuerliches Getränk, Erbrechen durch Eispillen und Brausepulver.
Man setze die Kranken auf eine flüssige, aber nahrhafte Diät (Milch, Ei,
[* 34] Fleischsuppen, Wein) und sorge für tägliche Stuhlentleerung.
Um die Geschwulst der Haut, besonders im Gesicht, zu mindern, hat man kalte Überschläge, Öleinreibungen
und Bedeckung der Haut mit einer Carbolpaste empfohlen. Da das Zerkratzen der Pusteln notwendig üble Narben hervorruft, so
muß man den Kranken die Hände mit Tüchern verbinden, wenn sie das Kratzen nicht von selbst lassen können. -
Vgl. Eimer, Die Blatternkrankheit in pathol. und sanitätspolizeilicher Beziehung (Lpz. 1853);
Weigert, Die Pockenefflorescenz
der äußern Haut (Bresl. 1874);
Curschmann, Die Pocken (in von Ziemssens «Handbuch der speciellen Pathologie»,
Bd. 2, Tl. 2, 2. Aufl., Lpz. 1877);
Auch bei den Haustieren kommen Pocken vor, und zwar beim Schaf,
[* 36] Rind,
[* 37] Pferd,
[* 38] Schwein,
[* 39] Hund und bei der Ziege.
Höchstwahrscheinlich sind nur die Schafpocken eine selbständige Haustierkrankheit, während die Pocken der übrigen
Haustiere auf gelegentliche Übertragung der menschlichen Pocken zurückzuführen sind. Trotz des ansteckenden Charakters
der Pocken ist es noch nicht gelungen, die als Erreger derselben vermuteten kleinsten Lebewesen
nachzuweisen. Nach der Ansteckung mit dem Pockengift vergehen etwa 8 Tage, ehe man die ersten Erscheinungen wahrnimmt. Dann
bemerkt man Hautröte (1-2 Tage), hierauf stecknadelkopfgroße, rote Knötchen, aus denen sich im Verlaufe von einigen Tagen
weiße Bläschen mit wasserklarem
¶