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Das Leben der Stadt und besonders der Frem- denwelt vereinigt sich am Lungarno, breiten statt- lichen Quais, die sich in ganzer Länge der Stadt an beiden Usern des Flusses hinziehen. - Unter den mehr als 80 kirchlichen Gebäuden zeichnen sich aus der Dom (s. Tafel: Italienische Kunst I, [* 1] Fig. 1), 1063 nach dem großen Seesiege bei Palermo [* 2] gegründet, von den Baumeistern Vusketus und Rai- naldus im toscan.-roman. Stil erbaut, 1118 durch Papst Gelasius II. geweiht, nach einem Brande von 1595, der besonders das Langhaus beschädigte, 1597-1604 hergestellt.
Die fünfschifsige Basilika [* 3] (95 in lang, 32 in innen breit) mit dreischifsigem Querhaus und elliptischer Kuppel ist in weißem Marmor erbaut mit schwarzen und roten Streifen, und hat eine prächtige Facade mit Galerien, 1602 neu eingesetzte Erzthüren mit Darstellungen aus der heiligen Geschichte von Mocchi, Tacca und Mora und zahlreiche Kunstwerke im Innern.
Eine Erzthür von Bonannus (1180) im südl. Querschisf mit 24 Reliefs aus der biblischen Geschichte ist beim Brande von 1595 erhalten geblieben.
Das Vaptisterium, die Tauskapelle, ebenfalls ganz in Marmor, ist 1)53 von Diotialvi begonnen
und im 13. Jahrh, voll- endet, mit got. Zuthaten des 14. Jahrh.
C's ist ein von
Halbsäulen, darüber von einer
Galerie um- gebener Rundbau (30 m im Durchmesser) mit konischer
Kuppel (54 in hoch, 1856 restauriert) und einer sechs- eckigen, von 7
Säulen
[* 4] getragenen Kanzel, einem be- rühmten Meisterwerke
von Niccolo Pisano
(1260), mitNeliefs biblischen
Inhalts (s. Taf. IV,
[* 1]
Fig. 1).
Der runde
Glockenturm, Campanilo, mit 8
Stockwerken,
ist 1174 von Vonannus von Pisa
[* 5] und Wilhelm von
Innsbruck
[* 6] begonnen, 1350 von
Tom.
Pisano
be- endigt; er ist
ganz von Marmor, 54 in hock, oben platt und mit einer
Galerie umgeben.
Die Neigung des Turmes (4,3 m) nach Süden ist wahrscheinlich während des Baues entstanden, weshalb die obern Stockwerke auf der Nordseite verstärkt sind.
Nörd- lich
vom
Dom und
Baptisterium der vom Crzbischof Ubaldo (1188 - 1200) gegründete c^mpo 83.nto; die ringsum laufenden
Hallen (126
in lang, 52 in breit, 15in hoch) im toscan.-got.
Stil sind 1278 -83 nach
Plänen von Giov. Pisano
erbaut und
ber- gen berühmte
Freslen der toscan.
Schule des 14. und 15. Jahrh.
(Giotto,
Anton. Veneziano, LucaSpi- nello,
Lorenzetti,
Venozzo Gozzoli u. a.), darunter der
Triumph des
Todes und das Weltgericht, Skulp- turen und Grabmäler (Giov. Pisano
,
Thorwaldsen
u. a.).
(Vgl. Carlo Lasinio, I^itwrk kl lrosco äei Oainpo 3mito, Pisa
1812; Paolo Lasinio, kittni'6 äi li-6300 äei ^ainiio
32.111,0, Flor. 1832.) Die
Kirche
San Paolo a ripa d'Arno, eine dreischifsige
Basilika, ist in der jetzigen
Gestalt wahrscheinlich aus dem 13. Jahrb., hat eine durch drei Säulenstellungen ge- schmückte Facade;
^anta Maria della
Spina, benannt nach einem 'Teilchen der Dornenkrone Christi, das hier aufbewahrt wurde, ist franz.-got.
Stils und 1230 für die in See gehenden Schiffer erbaut, 1323 erweitert und mit Bildwerken von
Schülern
des Giov. Pisano
geschmückt, 1872 trefflich wiederher- gestellt.
Die roman. Kirche San Sisto, 1089 ge- gründet, hat schöne antike Marmor- und Granit- säulcn;
Santo [* 7] Stefano ai Cavalicri, nach Zeichnun- gen von Vasari 1565-96 erbaut, mit Facade nach Vuontalentis Entwurf, Ordenskirche der 15'61 gestif- teten Stephaniter, birgt türk. Trophäen;
Santa
Ca- terina, um 1253 erbaut, mit Facade im pisa
n.-got. Etil;
San Niccolo, um 1000 vom Markgrafen von Tuscien
als Venediktinerabtei
gegründet, mit schief stehendem
Glockenturm
(Campanile) und einer vor- trefflichen
Wendeltreppe, angeblich von Niccolo Pi-
sano, und ^an
Michele in Vorgo, eine alte
Basilika mit sehr alter
Krypta und Facade, angeblich von
Nic- colo
Pisano
, im 13. Jahrh, zum
Teil gotisch erneuert. Bonden weltlich enGebäu den sind erwähnens- wert der Palazzo Conventuale
dei
Cavalieri, von Vasari umgebaut, die
Universität, La Eapienza, ein großes
Gebäude von 1493,1543 erweitert,mit schönem
Hofe in
Frührenaissance und einer Denktafel für die 1848 und 1859 gefallenen
Angehörigen der Hocb- schule,
der Palazzo Lanfreducci, jetzt Uppezinghi, von
Cosimo Pagliani entworfen, Palazzo Agostino, ein schöner got. Ziegelbau des 15. Jahrb.,
Palazzo Lanfranchi, jetzt Toscanelli, 1822 von Lord
Byron bewohnt, die
Loggia de'Vanchi von
Buontalenti (1605), jetzt Kornhalle,
und der fchöne Palazzo del Comune, früher Gambacorti, mit dem
Archiv. - Die Univerfität wurde 1343 als
Generalstudium von Papst Clemens VI. errichtet, ging 1359 ein, wurde 1364 neu privilegiert und verfiel 1406 vollständig. 1473 durch
Lorenzo von Medici wieder eröffnet, blühte sie kurze Zeit auf;
1542 wurde si^ von Cosimo von Medici erneuert und reich ausgestattet, 1838 nach abermaligem Niedergange von Großherzog Leopold II. von Toscana erweitert, 1839 mit einem Physik.
Institut ausgestattet und 1850 im alten Um- fange eröffnet.
Sie hat eine jurist., philof., mediz.- chirurg. und mathcm.-naturwissenschaftliche Fakultät, (1891-92) 85 Docenten, 728 Studierende und 14 Hörer, darunter 214 Juristen, 203 Mediziner und 134 Mathematiker. Zu ihr gehören ein Seminar für Gymnasiallehrer mit Bibliothek (10947 Bände), eine Ingenieur-, pharmaceutische, Veterinär- und höhere Ackerbauschule, ein Museum für Natur- geschichte, gestistct 1596, besonders für toscan. Ornithologie und Geologie [* 8] wichtig, und ein botan. Garten, [* 9] 1547 gestiftet.
Die Universitärsblbliothek, 1742 eröffnet, hat 116451 Bände, 7401 Schriften und 333 Handschriften. - Ferner hat die Stadt ein Gymnasiallyceum, eine technische Schule, Industrie- schule, 1812 von Napoleon als Akademie der schönen Künste gestiftet, ein Lehrer- und Lehrerinnenseminar, eine Viblioteca Cateriniana des erzbischöfl.
Semi- nars (50000 Bände), ein Museo civico (1893) und ein Archiv mit 16000 Pergamcnturkunden, dar- unter sehr alte, von Friedrich Barbarossa 1162 und Richard Löwenherz 1192. Nahe bei der Stadt befindet sich die landwirtschaftliche Anstalt und das königl. Jagdschloß Cascine di San Nossore, eine von den Medici gegründete Meierei mit großer Stuterei und Kamelzucht.
Gegenüber die vor dem I. 1000 erbaute Basilika San Pietro in Grado, mit herrlichen antiken Säulen, ehemals ein besuchter Wallfahrtsort.
In der Nähe das lönigl.
Lustschloß Gombo, wo der engl. Dichter Shelley 1822 bei einer Seefahrt seinen Tod fand.
In der Valle dei Calci die Kartause La Certosa, ein schöner Van von 1367, mit Kirche und Kreuzgang, 1814 hergestellt.
Handel und Gewerbe haben erst in neuester Zeit einen Auf- schwung genommen. - Die Umg egend ist gut an- qebaut, ergiebig an gutem Ol und reich an schönem Marmor.
Das gemäßigte und etwas feuchte
Klima
[* 10] ist sehr angezeigt gegen
Entzündungen des
Kehl- kopfes und der Luftröhre, gegen
Lungenschwindsucht sowie gegen
Nervenkrankheiten. Am Fuße
des
Berges
San
Giuliano, 6 kni von Pisa
, die schon zu
Plinius' Zeit bekannten Pisa
nischen
Bäder, 36
Quellen,
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