welchem neben der kompositionellen auch die große Begabung P.s für die Porträtmalerei hervortritt (1879).
Gleichzeitig vollendete er die Letzte Fahrt der Girondisten. Darauf folgten noch: Die klugen und die thörichten Jungfrauen
(1881; Metropolitan-Museum in Neuyork), Unter der Arena (1882), Der Rat der Drei in Venedig (1885) und als letztes unvollendet
gebliebenes Werk: Der Tod Alexanders d. Gr. in Babylon (Nationalgalerie in Berlin). Piloty hatte als Nachfolger W. von Kaulbachs 1874 die
Direktion der Akademie übernommen, wodurch sich sein Lehreinfluß keineswegs verminderte. Aus seiner Schule, welche darauf
ausging, die Talente nach ihrer individuellen Eigenart zu pflegen und weiter zu bilden, ist die Mehrzahl
der hervorragendsten Koloristen Deutschlands, wie Defregger, Lenbach, Hermann Kaulbach, Gabriel Max, Makart, Benczur, Gierymski u. a.,
hervorgegangen. Er starb 21. Juli 1880 in München.
1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 966,05 qkm und (1890) 139 231 (68 976 männl., 70 255 weibl.) czech.
E. in 144 Gemeinden mit 179 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Blowitz, Pilsen und Rokitzan. -
Textfigur: Wappen von Pilsen
2) Pilsen, czech. Plzeň, königl. Stadt, nach Prag die größte Stadt Böhmens, liegt an den Flüssen Mies und Radbusa und an den
Linien Gmünd-Eger und Dux-Pilsen-Eisenstein der Österr. Staatsbahnen und Prag-Furth im Walde der Böhm. Westbahn,
ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts (343,05 qkm, 81811 meist czech. E.), Kreisgerichts, Revierbergamtes,
Zollamtes, k.k. Eisenbahnbetriebsamtes, einer Finanzbezirksdirektion, Handels- und Gewerbekammer sowie der 19. Infanterietruppendivision
und 37. Infanteriebrigade. Pilsen hatte 1830:9004,1850:10302,1869:25009,1880:38 883 und 1890: als Stadt 9778, mit
den Vorstädten 50221 meist czech. E. (8071 Deutsche), darunter 408 Evangelische und 2527 Israeliten,
in Garnison 3 Bataillone des 35. böhm. Infanterieregiments «Ritter
von Sterneck».
Die Stadt ist gut gebaut und hat Standbilder des 1854 verstorbenen Bürgermeisters Martin Kopecky, 1861 von der brauberechtigten
Bürgerschaft errichtet, und des Naturforschers Joseph Smetana, 1875 von der Stadt errichtet, mehrere
kath. Kirchen, darunter die got. Bartholomäuskirche (1292) mit dem höchsten Turme (102 m) in Böhmen, eine evang. Kirche, Synagoge,
Franziskanerkloster, ansehnliches Rathaus im Renaissancestil (1556) mit dem Bankettsaale, wo Wallensteins Generale Treue schwuren,
ein Gemeindemuseum mit Waffensammlung, kunstgewerbliches und archäol.
Museum, je ein deutsches und czech. Theater, allgemeines Krankenhans, Bürgerspital und Waisenhaus. Von
Unterrichtsanstalten besteben ein deutsches Staatsgymnasinm der Prämonstratenser in Tepl, ein czech. Staatsgymnasium, je
eine czech. und deutsche Oberrealschule, je eine czech. und deutsche Staatsgewerbeschule, je eine czech. und deutsche höhere
Handelslehranstalt, czech. Lehrerbildungsanstalt, czech. Ackerbauschule und zwei höhere Mädchenschulen.
Die Industrie erstreckt sich auf Eisenwalzwerke, Drahtzieherei, Glockengießerei, zwei Maschinen-, drei
Leder-, je zwei Papier, Preßhefe- und Wagenfabriken, Spiritusraffinerien, Dampfmühlen, Kaolinschlämmerei, Glashütte, Dampfsäge,
Fabrikation von Nägeln, Emaillegeschirr, Kupfer-, Metall- und Holzwaren, Öfen, Porzellan- und Thonwaren, Sprengstoffen, Leder,
Wagen, Chamottesteinen und Malz, Syenit-, Granit-, Marmorschleiferei und Mühlsteinhauerei.
Das der brauberechtigten Bürgerschaft gehörige Bürgerliche Brauhaus und die Aktienbrauerei liefern
das berühmte Pilsener Bier; eine Genossenschaftsbrauerei ist (1893) gegründet. Das Bürgerliche Brauhaus bildet einen eigenen
Stadtteil mit Eisenbahngleisen, großen Kellern (6 ½ km lang) und einer Jahresproduktion von (1893) 565800 hl; die Aktienbrauerei
braute 242800 hl. Es bestehen Filialen der Böhmischen Escompte-Bank, der Osterreichisch-Ungarischen Bank, Zivnostenská Banka,
städtische Sparkasse, sowie bedeutende Jahrmärkte. In der Nähe der Stadt die neue Provinzialstrafanstalt
für 900 Sträflinge und die neue Wasserleitung, ferner bedeutende Steinkohlengruben, Eisenwerke, Glasfabriken und Thonschlämmen. 2 km
entfernt der Vergnügungsort Lochotin mit Stahlquelle, Park und Badeanstalt, gegründet von Kopecky. - Pilsen war früher befestigt,
hielt in den Hussitenkriegen mehrfache Belagerungen aus und wurde 1618 von Mansfeld erstürmt. Auch Wallensteins
Verschwörung spielte zum Teil in Pilsen, und 24 Anhänger desselben wurden 1634 auf dem Marktplatze hingerichtet. - Vgl. Statist.
Bericht über die volkswirtschaftlichen Zustände des Pilsener Kammerbezirks 1886-90 (Pils. 1893). ^[Abb.]
Pillen (s. d.).
Auf Rezepten bedeutet Pilulae aloëtĭcae ferrātae: Aloepillen;
Pilulae. Ferri carbonĭci:
Eisenpillen;
Pilulae Jalăpae: Jalapenpillen. - Über Pilulae coerulĕae s. Blue pills.
Karl, Pädagog, geb. 4. Aug. 1821 in Reichenau bei Zittau, war Lehrer in Spremberg bei Neusalza
und in Bischofswerda und ging 1849 nach Leipzig, wo er drei Jahre Theologie studierte, dann aber zur Pädagogik zurückkehrte.
Er war bis Ostern 1888, wo er das Lehramt niederlegte, an verschiedenen Schulen Leipzigs als Lehrer thätig. Um die häusliche
Erziehung zu unterstützen, gründete er die Zeitschrift «Cornelia». Später rief er die «Pädagogische
Gesellschaft» und den «Verein zur Unterstützung armer verwahrloster Knaben» ins Leben.
Seit etwa 20 Jahren ist er Redacteur der «Freimaurerzeitung». Pilz schrieb:
«Pädagogische Blüten» (2 Bdchn., Lpz. 1861-71),
«Qintilianus, ein Lehrerleben aus der röm. Kaiserzeit»
(ebd. 1863),
«Schulandachten» (3. Aufl., ebd. 1870),
«Licht- und Schattenseiten ans meinem Lehrerleben»
(ebd. 1885);
ferner die Jugend- und Volksschriften «Die kleinen Tierfreunde» (5. Aufl.,
ebd. 1886),
«Was Kinder gern hören» (2. Aufl., ebd. 1885),
«Der kleine Ulrich und sein treuer Freund Caro» (ebd. 1884),
«Melitta,
die kleine Tierfreundin» (ebd. 1884),
«In der Ferienkolonie» (2. Aufl., ebd. 1892),
«Rosen und Dornen am Wege» (2. Aufl., ebd. 1890) und mehrere freimaurerische
Schriften.
(Mycetes, Fungi), in der Botanik eine der beiden großen Abteilungen der Thallophyten. Sie unterscheiden sich von
den Algen dadurch, daß sie niemals Chlorophyll führen. Die Pilze sind demnach nicht im stande, die Kohlensäure der Luft zu assimilieren,
mehr
sondern müssen einen Teil ihrer Nährstoffe aus bereits gebildeten organischen Verbindungen entnehmen; sie können deshalb
nur entweder als Parasiten oder Saprophyten leben.
Die sehr zahlreichen Arten der Pilze zeigen sowohl in ihren äußern Formen wie in ihrer Lebensweise bedeutende Unterschiede,
so daß die ganze Abteilung naturgemäß in fünf Gruppen zerfällt: die Schizomyceten (Spaltpilze) oder
Bakterien (s. d.), die Myxomyceten (s. d.) oder Schleimpilze, die Phycomyceten (s. d.) oder Algenpilze, die Ascomyceten (s. d.)
oder Schlauchpilze und die Basidiomyceten (s. d.) oder Basidienpilze.
Bezüglich der Anzahl der überhaupt bekannten Pilze läßt sich kaum eine bestimmte Angabe machen, da sehr viele
Arten hinsichtlich ihres Entwicklungsganges und der dabei vorkommenden Erscheinungen des Generationswechsels
noch zu ungenau bekannt sind. Immerhin wird man annehmen dürfen, daß gegen 10000 Formen existieren. Ihre Verbreitung ist
eine außerordentlich weite, da überall, wo noch Pflanzen und Tiere leben können, auch Pilze die nötigen Bedingungen für ihre
Entwicklung finden.
Einige Formen, besonders gewisse Schimmelpilze und Hefepilze, sind Kosmopoliten. Besonders häufig treten
Pilze an solchen Orten auf, wo durch reichlich gebotene organische Nahrung und viel Feuchtigkeit die günstigsten
Bedingungen für Wachstum und Fortpflanzung gegeben sind. Wie schnell unter solchen Verhältnissen oft die Verbreitung gewisser
Pilzformen stattfinden kann, zeigt z. B. die Einwanderung der die Kartoffelkrankheit hervorrufenden
Phytophthora infestans De By. (s. Phytophthora) und ebenso auch das rapide Umsichgreifen mancher Epidemien,
die durch Bakterien verursacht werden (s. unten). Da die meisten Pilze vollkommen ohne Beleuchtung vegetieren können, so trägt
auch dieser Umstand dazu bei, die räumliche Ausbreitung derselben zu erleichtern.
Jedenfalls haben auch schon in den frühern Perioden der Erde die Pilze eine ausgedehnte Verbreitung gehabt,
doch sind nur wenige davon im fossilen Zustande erhalten. Man hat in mehrern Hölzern, aus der Steinkohle und auch aus andern
Formationen nicht selten Mycelien von Schmarotzerpilzen gefunden, auch auf fossilen Blattresten lassen sich häufig noch
parasitische Formen nachweisen, doch können diese einzelnen Reste im ganzen wenig Aufschluß über die
früher vorhandene Pilzvegetation geben.
Im gewöhnlichen Leben bezeichnet man als Pilze oder Schwämme nur eine bestimmte Anzahl von Arten aus den Gruppen der Basidiomyceten
und Ascomyceten, die durch die Größe und Gestalt ihrer Fruchtkörper besonders auffallen. Viele werden als Nahrungsmittel
genossen. Ihr Nährwert ist früher wegen ihres reichen Gehalts an Stickstoffverbindungen überschätzt
und dem des Fleisches nahezu gleichkommend erachtet worden. Dies ist indes ein Irrtum, da nur ein geringer Teil ihrer Stickstoffsubstanz
aus Eiweiß besteht und sie überdies nur unvollkommen im menschlichen Darm ausgenutzt werden.
Man darf deshalb die Pilze hinsichtlich ihres Nahrungswertes nur den Gemüsen gleichstellen. Die
eßbaren Pilze (hierzu Tafel: Pilze I: Eßbare Pilze; zur Erklärung vgl. die Artikel Champignon, Hallimasch, Parasolschwamm, Stockschwamm,
Lactarius, Eierschwamm, Steinpilz, Kapuzinerpilz, Polyporus, Hydnum, Clavaria, Helvella, Morchella und Trüffel) werden in der
verschiedenartigsten Zubereitung genossen,
meistens werden dieselben als Gemüse gekocht oder mit Butter gebacken.
Einige Arten, wie die Trüffel, die Morcheln, der Musseron u. a., werden bloß als Gewürze zu andern Speisen verwendet. Zur Aufbewahrung
eignen sich die Pilze am besten im getrockneten Zustande oder in Essig eingemacht.
Allerdings liegt bei Verwendung von Pilze zur Herstellung von Speisen in manchen Füllen die Gefahr einer Verwechselung
mit giftigen Formen nahe, doch ist die Anzahl der wirklich giftigen Pilze (hierzu Tafel: Pilze II: Giftige Pilze; zur Erklärung
vgl. die Artikel Pantherschwamm, Fliegenpilz, Knollenblätterschwamm, Schwefelkopf, Speitäubling, Lactarius, Satanspilz, Hexenpilz
und Phallus) gegenüber der Anzahl der eßbaren oder doch wenigstens unschädlichen eine äußerst geringe.
Die Wirkung der in den Pilze auftretenden Gifte auf den menschlichen Organismus ist eine verschiedene und
macht sich oft erst nach 4-5 Stunden bemerkbar; gewöhnlich tritt zuerst ein Gefühl von Ekel, Übelkeit, Leibschmerzen, heftiges
Erbrechen und Durchfall ein, später folgen Ohnmachten, Krämpfe, Schwindel, Delirien u. dgl. und schließlich tritt in schweren
Vergiftungsfällen der Tod ein. Die wichtigsten Gegenmittel sind zunächst Entfernung der genossenen Pilze durch
Brechmittel oder mittels der Magenpumpe sowie durch Abführmittel (Ricinusöl), sodann Anwendung von gerbstoffhaltigen Abkochungen
(von Eichen- oder Weidenrinde, Galläpfeln, Tannin, schwarzem oder grünem Thee, Kaffee); nach Entleerung der Pilze wendet man Hautreize
(Senfteige, Essigwaschungen) und belebende Mittel (Hoffmanns Tropfen, starken Wein, Kampfer) an. Bei der
besonders gefährlichen Vergiftung mit dem Fliegenpilz verordnen die Ärzte Atropin als Gegengift.
Die chem. Zusammensetzung der hierbei in Betracht kommenden Gifte ist noch sehr wenig untersucht. Viele derselben sind in
Wasser löslich und man kann deshalb manche giftige Pilze durch längeres Extrahieren mit Wasser, Wein, Essig,
Alkohol oder Salzwasser unschädlich und genießbar machen, doch gehen dabei auch viele Nährstoffe in Lösung, so daß
der Nährwert der Pilze dadurch bedeutend herabgesetzt wird. So können die Morcheln, im frischen Zustand genossen, giftig wirken,
während sie nach wiederholtem Aufsieden, Überspülen mit heißem Wasser und gehörigem Ausdrücken ohne Schaden
genossen werden können.
Ebenso kann das Gift der Morcheln durch längeres Trocknen verflüchtigt werden; getrocknete Morcheln sind nach vierbis fünfmonatigem
Liegen ganz giftfrei und können ohne weitere Vorsichtsmaßregeln verspeist werden, während sie nach zwei- bis dreimonatiger
Trocknung immer noch schädliche Wirkungen entfalten können. Das einzig sichere Mittel, um Verwechselungen zu
vermeiden, ist eine genaue Kenntnis der wenigen wirklich giftigen Pilze, und diese Kenntnis läßt sich bei einigem
Fleiße sehr bald erreichen, da nur etwa zwei oder drei giftige Formen mit eßbaren Arten Ähnlichkeit zeigen.
Viel verderblicher als diese giftigen Pilze sind die krankheiterregenden Bakterien (s. d. und Tafel: Bakterien) für Menschen
und Tiere. Sehr schädlich sind auch viele der als Schimmel, Rußtau u. dgl. bekannten kleinern Arten. (Hierzu Tafel: Pilze III
u. IV,
Fig. 1; zur Erklärung vgl. die Artikel Beggiatoa, Crenothrix, Mucor, Saprolegnia, Rußtau, Aspergillus, Penicillium und
Cordyceps.)