Apatit,
[* 2]
Phosphorit und in einer Anzahl von Eisenerzen. Man gewinnt ihn aus den
Knochen,
[* 3] indem man dieselben verkohlt und mit
Schwefelsäure
[* 4] zersetzt. Der hierbei sich bildende saure phophorsaure Kalk wird mit
Kohle gemischt und das schwach ausgeglühte
Gemisch in
Retorten aus feuerfestem
Thon bis zu starker Weißglut erhitzt, wobei der Phosphor abdestilliert und
unter Wasser aufgefangen wird. Nach einem von Readmann und
Parker angegebenen
Verfahren, welches neuerdings von der Electric
Construction Corporation im großen durchgeführt wird, gewinnt man Phosphor durch Erhitzen eines Gemisches von neutralem
Calciumphosphat, Quarzsand und Koks in einem mit
Wechselstrom bestrichenen elektrischen Ofen.
Der Phosphor (72-86 Proz. des im
Calciumphosphat enthaltenen) destilliert in kurzer Zeit in sehr reinem Zustande
ab und wird in geeigneten
Gefäßen aufgefangen. Man bringt den Phosphor in Form von Stäbchen, die man unter Wasser aufbewahrt
und in
Blechbüchsen
[* 5] verschickt. Frisch bereitet und im Dunkeln aufbewahrt ist der Phosphor ein fast farbloser durchsichtiger
Körper, der bei 0° spröde und pulverisierbar ist, oberhalb 15° aber wachsweich wird, so daß sich
die
Stangen biegen und mit Schere
[* 6] oder
Messer
[* 7] zerschneiden lassen.
Sein spec. Gewicht ist 1,83. Bei 44,5° schmilzt er und kocht bei 290°. Das
Molekül des Phosphor besteht aus vier
Atomen. Er verdampft
schon bei gewöhnlicher
Temperatur und oxydiert sich an der Luft unter Rauchbildung zunächst zu phosphoriger
Säure. Diese langsame
Oxydation verursacht im Dunkeln ein eigentümliches Leuchten, das dem Element seinen
Namen (grch. phōsphóros,
Lichtträger) verschafft hat. Erwärmt man Phosphor an der Luft auf 50°, so entzündet er sich und verbrennt unter
lebhafter Feuererscheinung mit blendendweißem Lichte zu
Phosphorsäure. In Wasser ist der Phosphor fast unlöslich,
wenig löslich in
Alkohol,
Äther und fetten Ölen, leicht löslich in Schwefelkohlenstoff.
Der Phosphor des
Handels ist nie ganz rein, sondern enthält häufig kleine Mengen Schwefel und
Arsen. Er ist ein äußerst heftiges
Gift. (S.
Phosphorvergiftung.)
Außer zur Herstellung von Zündrequisiten dient der Phosphor auch zur Herstellung
von
Brandgeschossen (s. PhönizischesFeuer) sowie als Rattengift, ferner bei der Bereitung gewisser
Teerfarben und zur Herstellung
von
Phosphorbronze. Eine allotropische Modifikation des Phosphor ist der rote oder amorphe Phosphor, der sich
aus dem gewöhnlichen Phosphor durch Erhitzen desselben auf 200-250° bei
Abwesenheit von Luft bildet; er erscheint
als scharlach- oder braunrotes Pulver von 2,12 spec.
Gewicht und unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Phosphor durch seine Unlöslichkeit in allen Flüssigkeiten,
Unveränderlichkeit an der Luft und seine Nichtgiftigkeit. Er entzündet sich erst bei 260° und geht, unter gewöhnlichem
Druck auf 261° erhitzt, teilweise wieder in gewöhnlichen Phosphor über. Er findet Anwendung
zur Herstellung der Reibflächen für die schwed. Zündhölzer sowie mir chlorsaurem Kalium
gemischt zur Herstellung von Armstrongmischung, die in England zum Füllen von Bombenraketen verwendet wird.
Eine dritte krystallisierte und metallische Modifikation vom spec. Gewicht 2,34 erhält man durch Erhitzen von
Phosphor mit
Blei
[* 8] auf 580°. 3iach den neuesten Untersuchungen ist der rote Phosphor nicht amorph, sondern krystallinisch und
sehr stark doppelbrechend. Vermutlich ist er identisch mit dem metallischen Phosphor. In seinen
Verbindungen erscheint der Phosphor als
drei- und fünfwertiges Element, analog dem
Stickstoff,
Arsen und
Antimon, mit denen er eine natürliche
Familie bildet. Phosphorfabriken befinden sich in England,
Frankreich und
Rußland. Die Gesamtproduktion beträgt gegen 15000 Doppelcentner.
Deutschlands
[* 9] Einfuhr betrug 1893: 2376 Doppelcentner im Werte von 760000
M. (S.
Jodphosphor,
Phosphorchloride,
Phosphorete,
Phosphorige Säure,
Phosphorsäure,
Phosphorwasserstoff,
Unterphosphorige Säure.)
Über den Balduinschen, Cantonschen und Wachschen Phosphor s.
Phosphorescenz.
eine Kupferzinnlegierung mit geringem Phosphorzusatz; letzterer soll
Oxyde, die beim Schmelzprozeß
etwa entstehen, binden und ausscheiden, außerdem der
Legierung eine größere Homogenität verleihen.
Dadurch werden Zähigkeit, Elasticität und absolute Festigkeit
[* 10] gesteigert. Daher werden neuerdings Bronzegeschütze meist
aus Phosphorbronze hergestellt. Durch den Phosphorzusatz erhöht sich die pro Quadratcentimeter gerechnete absolute
Festigkeit von 2100 kg (der gewöhnlichen Geschützbronze) auf 4000 kg, die Elasticitätsgrenze steigt von 1400 kg auf 1700 kg.
Die Phosphorbronze ist sehr dünnflüssig und kann daher, obwohl ihr Schmelzpunkt von dem der
gewöhnlichen
Bronze
[* 11] nicht sehr verschieden ist, bei niedrigerer
Temperatur vergossen werden. Sie eignet sich vorzüglich zur
Herstellung von Gewehrteilen, Walzwerkgetrieben, Kolbendichtungen, als
Antifriktionsmetall zu Lagerschalen, Schiffsbeschlägen
und Propellerschrauben sowie von
Statuen und Dekorationsgegenständen. Eine ähnliche Wirkung wie
Phosphor besitzt dasMangan
(s.
Manganbronze).
a. Dreifach
Chlorphosphor,
Phosphortrichlorid, PCl3, entsteht beim Verbrennen von
Phosphor in Chlorgas
und bildet eine wasserhelle, bei 78° C. siedende Flüssigkeit von 1,51 spec. Gewicht. b. Fünffach
Chlorphosphor,
Phosphorpentachlorid,
PCl5, entsteht beim Einleiten von
Chlor in Dreifach
Chlorphosphor oder in eine Lösung von
Phosphor in Schwefelkohlenstoff
und bildet eine weiße, an der Luft stark rauchende, bei 100°, ohne zu schmelzen, sublimierende
Masse.
Die Phosphorchloride finden vielfache Verwendung bei Untersuchungen und präparativen
Arbeiten auf dem Gebiete der organischen
Chemie. Mit
Wasser zersetzen sich alle Phosphorchloride sofort in Salzsäure und phosphorige oder
Phosphorsäure. Die
Dämpfe greifen die
Atmungsorgane stark an. c.
Phosphoroxychlorid, PCl3O, schwere, aber leicht bewegliche, an der Luft rauchende Flüssigkeit,
die bei 110° siedet. Sie entsteht häufig bei der Einwirkung von Fünffach
Chlorphosphor auf hydroxylhaltige Körper; man
erhält
Phosphoroxychlorid durch Erwärmen von Fünffach
Chlorphosphor mit krystallisierter
Borsäure.
die Eigenschaft gewisser Körper, ähnlich wie der
Phosphor, im Dunkeln ohne auffallende
Temperaturerhöhung zu leuchten. Die Phosphorescenz kann sehr verschiedener Art sein.
BeimPhosphor findet eine wirkliche langsame
Verbrennung
statt, während die eigentlichen phosphorescierenden Körper nur Licht,
[* 12] das dieselben aufgenommen
¶
mehr
haben, im Dunkeln wieder abgeben. Solche Körper sind: mehrere Arten von Diamanten, viele Flußspate, der Bologneser Spat (s. d.),
Schwefelbaryum, Schwefelcalcium, Schwefelstrontium, Schwefelzink, der Cantonsche Phosphor (Austernschalen mit Schwefel geglüht),
der Wachsche Phosphor (Austernschalen mit Schwefelspießglanz geglüht) und der Balduinsche Phosphor (wasserfreier salpetersaurer
Kalk). Alle diese Körper, ebenso wie die aus Schwefelzink und einem Bindemittel bestehende Balmainsche Leuchtfarbe
(s. Leuchtfarbe) leuchten im Dunkeln nach Bestrahlung durch Sonnenlicht (Insolation).
[* 14]
Andere Mineralkörper phosphorescieren durch mechan. Gewalt, wenn man sie entzweibricht
oder darauf schlägt, so z. B. Flußspat,
[* 15] Topas.
[* 16] Einige Mineralien,
[* 17] wie Flußspat (als Chlorophan, und zwar am besten in einem
Gläschen unter Öl erhitzt), Phosphorit u. s. w., haben endlich die Eigenschaft, durch Erhöhung der Temperatur
Phosphorescenz zu zeigen. Auch durch den darüber geleiteten Entladungsschlag einer elektrischen Batterie werden manche Stoffe phosphorescierend.
Die Phosphorescenz organischer Körper ist wahrscheinlich durch eine langsame Verbrennung bedingt. (S. Leuchtende Pflanzen und Tiere.) Mit
Hilfe des Phosphoroskops (s. d.) hat Edm. Becquerel nachgewiesen, daß manche Körper nur sehr kurze Zeit
nach der Insolation noch leuchten. Becquerel hat ferner beobachtet (1877), daß die durch die violetten und ultraroten Strahlen
erregte Phosphorescenz mancher Körper durch die roten und ultraroten Strahlen wieder ausgelöscht wird. Er konnte dadurch die Fraunhoferschen
Linien im unsichtbaren ultraroten Teil des Spektrums (s. d.) sichtbar machen, indem er über das scharfe
ultrarote Spektrum auf einen phosphorescierenden Schirm noch ultraviolettes Licht fallen ließ, das nur an jenen Stellen Phosphorescenz erregte,
die nicht von ultrarotem Licht bestrahlt waren. Die Fraunhoferschen Linien erschienen also hell. Die Phosphorescenz ist
dem Wesen nach eine andauernde Fluorescenz (s. d.). -
Vgl. Heinrich, Die Phosphorescenz der Körper (Nürnb. 1811);