gemeineLieschgras oder
Timotheusgras (Phleum
[* 2] pratenseL.), in
Deutschland
[* 3] überall an trocknen
Rainen, Ackerrändern und Wegen,
selten auf Wiesen, das als vorzügliches
Futtermittel häufig auf Feldern angebaut wird, doch gewöhnlich mit Klee vermengt.
(S.
Tafel:
FutterpflanzenII,
[* 1]
Fig. 8.) Es wird je nach der Güte des
Bodens 30–120 ein hoch, trägt eine
lange, vollkommen walzenförmige
Ähre, die im blühenden Zustand wegen der zwischen den
Spelzen hervortretenden
Staubbeutel
hellviolett erscheint, und gedeiht namentlich gut auf einem kräftigen lehmigen Sandboden. Es bestockt sich rasch, giebt
daher schon im Jahre der
Aussaat einen im zweiten Jahre sich steigernden reichlichen Ertrag.
Auf trocknen, sonnigen Hügeln wächst eine
Abart mit niedrigem
Halm und zwiebelig-verdicktem
Stock. Von
den sonstigen
Arten ist bloß das auf fruchtbaren, frischen und feuchten Bergwiesen wachsende Alpenlieschgras (PhleumalpinumL.) als eine gute
Futterpflanze zu bezeichnen. Auf losem, trocknem Sande, namentlich der Dünen an den
Ost- und Nordseeküsten,
wächst häufig dasSandlieschgras (PhleumarenariumL.), eine einjährige, vielhalmige Art mit
starren, bläulichgrünen
Halmen und
Blättern und länglicher Rispenähre, das mit seiner in zahlreiche Rhizome verlaufenden
Wurzel
[* 4] zur Festlegung des Flugsandes beiträgt.
Rindenfarbstoffe, braunrote amorphe
Substanzen, welche in den Rinden der
Bäume vorkommen, sich in
Weingeist
und
Alkalien lösen und durch Säuren gefüllt werden.
Sie sind noch wenig untersucht und wahrscheinlich
Oxydationsprodukte der natürlich vorkommenden Gerbsäuren.
in der
Botanik die Gewebepartien, die in den
Stämmen der Dikotyledonen und Gymnospermen zwischen dem Cambiumringe
(s.
Cambium) und der primären Rinde liegen. Wenn bei ältern
Stämmen die letztere durch Peridermbildung abgeworfen ist, so
reicht das Phloem bis an das Korkgewebe. Die Bezeichnung Phloem bezieht sich demnach nur
auf die Lagerung der betreffenden Gewebe
[* 5] zum Cambiumring, und deshalb kann strenggenommen bei allen
Pflanzen ohne Cambiumring,
wie z. B. bei den
Monokotyledonen, von Phloem keine Rede sein.
In der Mehrzahl der Fälle umfaßt das Phloem imSinn Nägelis, der diesen
Ausdruck sowie die analoge Bezeichnung
Xylem (s. d.) zuerst anwandte, die eiweißleitenden Gewebe, wie Siebröhren
[* 6] u. dgl., außerdem allerdings noch andere Elemente, wie Bastzellen, Krystallschläuche,
Sekretbehälter u. s. w. Da nun in den
Gefäßbündeln der nicht nach dem Dikotyledonentypus wachsenden
Stämme in den sog.
Siebteilen (s.
Gefäßbündel,
[* 7] Bd. 7, S. 651a) jene
Elemente, und zwar vorzugsweise die Siebröhren, regelmäßig vorkommen, so gebrauchen einige
Botaniker den
Ausdruck allgemein
für solche Gewebepartien, in welchen jene eiweißleitenden Elemente enthalten sind.
Chemie. Auf
Grund des durch die
Alchimie und die
Iatrochemie beigebrachten chem. Thatsachenmaterials entwickelte
sich, im Anschluß an den Aufschwung der Physik, zu Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrh, eine unabhängige
wirkliche chem. Wissenschaft, die sich als Hauptaufgabe die Erkenntnis der chem.
Naturvorgänge setzte, sich mit vollem
Bewußtsein von den
Fesseln alchimist. und iatrochem.
Phantasien und Dogmen befreite
und den Weg der induktiven Forschung betrat.
Ihr Begründer war der Engländer Robert
Boyle (s. d.), der zuerst in seinem bahnbrechenden Werke
«Chemistascepticus» (1661) die Unhaltbarkeit der
Aristotelischen, alchimist. und iatrochem. Elemente nachwies, als chem. Elemente nur
die nachweisbaren und unzerlegbaren chem.
Bestandteile der Körper gelten ließ und damit zu einem klaren
Begriff von chem.
Verbindung, im Gegensatz zu bloßen Gemengen und der dieselbe bewirkenden Kraft,
[* 8] der
Affinität, gelangte.
Der von ihm zuerst eingeschlagene Weg rein empirischer Forschung wurde jetzt von einer stets wachsenden Zahl von Chemikern
beschritten, unter denen John Mayow, Lemery und Homberg in
Frankreich, Kunkel und
Becher
[* 9] in
Deutschland besonders hervorgehoben
zu werden verdienen.
Ihre Erfolge führten zur Erkenntnis gewisser großer chem. Erscheinungsgruppen,
unter denen bald die der Verbrennungsvorgänge das hervorragendste Interesse beanspruchte, für die
Georg Ernst
Stahl (s. d.)
eine das ganze Zeitalter charakterisierende umfassende
Theorie, die Phlogistontheorie, aufstellte.
Nach dieser werden alle Verbrennungsvorgänge, seien es
Verbrennungen organischer
Stoffe oder von Metallen (Metallverkalkung)
u. s. w., durch die Anwesenheit desPhlogistons (vom grch. phlogizein, in
Brand setzen) in den brennbaren
Körpern bedingt. Dieses allerdings wieder hypothetische Element entweicht bei der
Verbrennung in die Luft, die zu seiner
Aufnahme zugegen sein muß. Dabei werden die mit dem
Phlogiston verbunden gewesenen
Stoffe frei und bleiben entweder als
Aschen
und Metallkalke zurück, oder entweichen ebenfalls, wie die schweflige und Schwefelsäure
[* 10] in die Luft.
Diese Verbrennungsprodukte sind zusammen mit dem
Phlogiston die wahren Grundbestandteile oder chem. Elemente der brennbaren
Körper. Will man letztere wiederherstellen, so muß man die
Aschen, Kalke u. s. w. von neuem mit
Phlogiston vereinigen, was
z. B. durch
Glühen der Metallkalke mit
Kohle bei Luftabschluß geschieht; denn die
Kohle ist die phlogistonreichste
bekannte
Substanz, weil sie fast ohne
Rückstand und unter
Entwicklung höchster Wärme
[* 11] an der Luft verbrennt.
Obwohl die Stahlsche
Theorie, wie wir heute wissen, das wahre Wesen der Verbrennungserscheinungen geradezu umkehrt, so gewann
die Einfachheit der Erklärung zahlloser Erscheinungen von einem einheitlichen
Gesichtspunkte aus doch
die chem. Welt in so hohem
Grade, daß sie mehr als ein Jahrhundert lang die herrschende
Lehre
[* 12] blieb und die früher vorhandenen
allerdings nur ganz vereinzelten
Ansätze richtiger Einsicht in das Wesen dieser Vorgänge zurückdrängte.
Die bedeutendern Chemiker dieser Epoche sind unter den Zeitgenossen
StahlsFriedrich Hoffmann und
HermannBoerhaave, unter den Nachfolgern
JohannHeinrichPott,
Andreas Marggraf in
Deutschland, Etienne François Geoffroy, Duhamel de
Monceau und Macquer in
Frankreich,
Black und Henry
Cavendish in England und Scheele und
Bergmann in
Schweden.
[* 13]
Black und
Bergmann
sowie Jos. Priestley und auch Scheele stellen bereits den Übergang zu einer
neuen Epoche der wissenschaftlichen
Chemie dar, indem sie, zwar noch immer Phlogistiker, ihre
Studien namentlich auf die Ermittelung
der Mengenverhältnisse, nach denen chem.
Verbindungen ihre
Bestandteile enthalten, richteten. Die richtete ihr Augenmerk
und Interesse vorwiegend auf die Qualität der Erscheinungen und verwickelte sich dadurch in
Widersprüche, die durch
die systematische Beachtung und Untersuchung der
¶
mehr
Quantitätsverhältnisse zu vollem Bewußtsein kamen und damit zu der vollkommenern Einsicht der neuern Chemie führten. Letztere
hebt mit der Entdeckung des Sauerstoffgases durch Priestley und Scheele, vor allem aber mit der auf quantitative Bestimmungen
gegründeten antiphlogistischen Lehre (s. Antiphlogistische Chemie) über das Wesen der Verbrennung von Lavoisier an.