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Catalonien und Aragonien eifrigen Anhang, und Philippinen mußte zweimal (1705 und 1709) aus Madrid [* 2] entfliehen; aber die Castilianer hielten treu zu ihm, und fo behauptete er sich mit franz. Hilfe. Als König ließ sich Philippinen wie feine Vorgänger durch Günst- linge leiten; insbesondere übte die Gräfin Orsini, Oberhofmeisterin feiner Gemahlin Maria Ludovica Gabriele von Savoyen, den größten Einfluß auf ihn aus. Nach der zweiten Vermählung P.s (1714) mit Elisabeth Farnese von Parma [* 3] ward die Gräsin Orsini aus Spanien [* 4] entfernt.
Den Unter- nebmungen, die seine Gemahlin, unterstützt von Alberoni und Ripperda, zur Herstellung der span. Größe machte, blieb Philippinen fremd. Von Natur trägen Geistes, zur Melancholie geneigt, entfchloh er sich die Regierung zu Gunsten seines Sohnes Ludwig niederzulegen, übernahm sie aber nach des letztern Tode im August desselben Jahres von neuem. Die trübe Gemütsstimmung des Königs artete allmählich in völlige Geisteskrankheit aus. Er starb - Von seinen Söhnen erster Ehe folgte ihm Ferdinand VI. (geb. 1712) 1746 auf dem Thron, [* 5] von denen zweiter Ehe erlangte der ältere, Karl III. (geb. 1716), das Herzogtum Parma 1731-35, dann das Königreich Neapel [* 6] und Sici- lien 1735-59 und succedierte endlich in Spanien 1759-88; der jüngere, Philipp, erhielt im Aache- ner Frieden die Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla, in denen er 1748-65 regierte. -
Vgl. Baudrillart, I. V et la. cour äe ^i'Hiice, 1700-15 (2 Bde., Par. 1890).
Philipperbrief, eins der im Neuen Testament enthaltenen Sendschreiben des Apostels Paulus, ist an die vom Apostel bei seiner ersten Reise nach Europa [* 7] gestiftete Gemeinde zu Philipp: in Mace- donien gerichtet, auf Anlaß einer dem Paulus während semer Gefangenschaft in Rom [* 8] übersen- deten Liebesgabe. Der in sehr herzlichem Ton ge- schriebene Brief verfolgt zugleich den Zweck, die Philipper zu brüderlicher Eintracht zu mahnen und die zwifchen Juden- und Heidenchristen eingerissenen Spaltungen zu beseitigen. Kommentare schrieben namentlich Rilliet, Meyer, De Wette, Weih und Lightfoot. -
Vgl. Holsten in den «Jahrbüchern sür prot. Theologie», 1. und 2. Jahrg. (Lpz. 1875 u. 1876); P. W. Schmidt, Neutestamentliche Hyperkritik (Berl. 1880);
von Soden, Der Brief des Apostels Paulus an die Philipper (Freib.i.Br. 1889);
Lipsius im «Handkommentar zum Neuen Testament», Bd. 2, Abteil. 2 (2. Aufl., ebd. 1892);
Klöpper, Der Brief des Apostels Paulus an die Philipper (Gotha [* 9] 1893).
Philippeville (spr. -lippwil), befestigte Haupt- stadt des Arrondissemcnts Philippinen im Depart. Constan- tine in Algerien, [* 10] in einem 800 m langen und 160 in breiten Thale, wurde 1838 gegründet, nach Ludwig Philipp benannt, zählt (1891) 15 950, als Gemeinde 21962 E., ist Sitz eines Tribunals erster Instanz, eines Friedensgerichts, einer Handelskammer und mehrerer Konsulate. Philippinen hat eine Citadelle, einen prot. Tempel, [* 11] Moscheen, ein Kommunal-College, ein Museum (mit Statuen und Münzsammlung), Militärbibliothcku.s. w. An einem mit Molen ver- sehenen Hafen gelegen, ist Philippinen mit dem Flecken Stora (2809 E.) der Handels- und Militärhafcn von Con- stantine, mit dem es durch Eisenbahn verbunden ist, und wichtiges Entrepot des Transithandels zwischen Europa, dem östl. Algerien und der östl. Sahara; Dampfschiffahrt besteht mit Marseille [* 12] und Algier. Philippinen nimmt die Stelle der phöniz.
Kolonie und röm. Station Rusicada ein, welche schon 255 als Bischofs- sitz erwähnt und im Mittelalter Osiura genannt wurde. Baureste sind noch erbalten. Philippi, alte Stadt in Macedonien, früher zu Thrazien gehörig, nordwestlich von Amvbipolis, genannt nach ihrem Eroberer, dem König Phi- lipp II., der sie wegen der in der Nähe im Gebirge Pangäus befindlichen Goldbergwcrke beträchtlich erweiterte, befonders denkwürdig durch die beiden Schlachten, [* 13] in denen Antonius und Octavianus 42 v. Chr. die Republikaner unter Cassius und Brutus besiegten.
Auch gründete hier der Apostel Paulus eine christl. Gemeinde, und an diese ist der Philipperbrief (s. d.) gerichtet. Noch jetzt beißen die Trümmer Philippinen oder Felibe. Philippi, Friedr. Adolf, luth. Theolog, geb. zu Berlin [* 14] als Sohn jüd. Eltern, stu- dierte in Berlin und Leipzig [* 15] klassische Philologie, wurde 1830 Lehrer am Vitzthumschen Gymnasium in Dresden, [* 16] 1833 Adjunkt an dem Alumnat des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin. Nach- dem Philippinen schon 1829 zum Christentum übergetreten war, veranlaßte ihn Hengstenberg, sein Schulamt niederzulegen und sich dem Studium der Theologie zu widmen. Philippinen habilitierte sich 1837 in der theol. Fakultät zu Berlin und wurde 1841 ord. Professor in Dorpat, [* 17] 1852 in Rostock, [* 18] wo er, seit 1874 Kon- sistorialrat, starb. Philippinen war Vertreter der altluth. Rechtgläubigkeit. Sein Hauptwerk ist «Kirchliche Glaubenslehre» (6 Bde., Stuttg. 1854; Bd. 1-4 in 3. Aufl., Gütersloh 1883-35; Bd. 5 u. 6, ebd. 1874-90). -
Vgl. L^ Schulze, F. A. Philippinen. Ein Lebensbild aus der luth.
Kirche der Gegenwart Mrdl. 1883).
Philippiken, ursprünglich Bezeichnung der be- rühmten Reden des Demosthenes gegen Philipp von Macedonien; nach diesem Vorbild wurden Ciceros 14 Reden gegen Antonius orationeg I^dilippicas ge- nannt; endlich ist Philippika allgemeine Bezeichnung einer heftigen, strafenden oder tadelnden Rede. Philippinen, fpan. Inselgruppe, die nordwest- lichste des Malaiischen Archipels, umfaßt mehr als 1000 größere und kleinere Inseln, zwischen 5 und 21° nördl. Br., 117 und 127 östl. L. Im O. bespült sie der Stille Ocean, im W. das Südchinesische Meer.
Im N. führen kleine Inseln nach Formosa, im SW. die Gruppen der Palauinseln und, durch die Sulu- see getrennt, der Suluinseln nach Borneo hinüber. Im S. trennt sie die Celebessee von Celebes. Das Areal beträgt 293 726, mit den Suluinseln 296182 cikrn. Die größten Inseln sind: Luzon mit 109206 ciliin, Mindanao mit 97968 (i^in, dann Mindoro mit 10000 (i^ni, Palauan (1400 hkm), Samar (13386 ykin), Panay (12560 hkm), Negros (12093 (ikm), Zebu (4697 lilcm), Bobol (4124 ^in), Leyte (7923 yicin), Basilan (1283 hwn). (S. diese Artikel und Karte: Malaiischer Archipel.) Oberstiichcngestaltmtss.
Die Philippinen sind an den Küsten sehr zerrissen und mannigfaltig gegliedert; dem ent- spricht auch der innere geolog. Bau. Ein archäi- sches Urgebirge bildet den vielfach nicht mehr sicht- baren Kern; daran schließt sich im O. ein paläozoi- sches Eandsteingebiet, das den O. von Mindanao, ferner ganz Leyte und Samar einfaßt, auch noch auf Luzon (Camarines) auftritt. Im W. liegt davor tertiäres Land, in West-Mindanao, Negros, Zebu, Panay und darüber erheben sich Vulkane, [* 19] beson- ders in Mittel-Mindanao und auf ^üd-Luzon und Camarines. Sie zerfallen in zwei Reihen; eine ¶