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- Pflanzenge
ographie I. (Die Vegetations= und Kulturzonen der Erde.) Die S.61 beschriebenen vier Hauptzonen gliedern sich
in Abschnitte, die den schroffen Wechsel gleichsam wie Übergangsgebilde von einem zum anderen ableiten. Von großem Interesse
ist die Wirkungsweise der Temperatur. Das äquatoriale Klima
[* 3] kennzeichnet sich durch Gleichförmigkeit; die Linien gleicher
Wärmeschwankung von 5°C., innerhalb von deren Verlauf also der kälteste Monat nur höchstens 5°C.
kühler ist als der wärmste, sind daher hier bedeutungsvoll und schließen die größte tropische Fruchtbarkeit ein.
Außerhalb der Wendekreise mehren sich die Gegensätze und es wird bald ein Klima erreicht,. wo der kühlste Monat als ein Mittel nur noch 10°C. hat und dadurch die Vegetation in einen winterähnlichen Zustand der Ruhe bringt; damit hat alsdann der letzte Rest tropischer Erscheinungsweise aufgehört. Im Norden [* 4] nimmt nun die Winterkälte gewaltig zu, und die Linie des Januarmittels von –20°C. zieht noch großenteils durch vegetationskräftige Waldländer, allerdings nicht ohne Schädigung ihrer Kulturfähigkeit.
Sogar noch –40°C. als Januarmittel werden in Ostsibirien im Lena=Unterlaufgebiet von Waldbäumen (Lärchen) ertragen. Im Süden nimmt die Winterkälte nicht in gleicher Heftigkeit zu, die milden Fröste von Feuerland und den noch südlichern Inseln sind bekannt. #Trotzdem verarmt ihre Vegetation sehr rasch und nimmt ein dem Norden in viel höheren Breiten ähnliches Gepräge an: die mangelnde Sommerwärme wirkt entkräftend, und so bezeichnet die Isotherme von 10° C. Monatsmittel für den wärmsten Monat einen wichtigen Abschnitt, südlich von deren Verlauf die Vegetation nicht mehr dieses wichtige Durchschnittsmaß von Belaubungswärme für Holzgewächse erhält.
Die Temperaturlinien zeigen daher die verschiedenartigen Beziehungen von Kälte und Wärme [* 5] zu den Vegetationszonen; bald sind es Extreme des einen, bald des anderen, das Fehlen des einen oder des anderen Faktors, die Größe der Wärmeschwankung überhaupt endlich, die bestimmend auf das Pflanzenkleid und die Kulturfähigkeit einwirken. Dazu kommt noch die Verteilung der Menge und Andauer der Niederschläge in ihrer zwingenden Gewalt für die Vegetation als entscheidend in denjenigen Breiten, wo höhere Sommertemperatur Regel ist, und verwandelt bei zunehmender Unregelmäßigkeit die Waldländer in solche mit erst reichem, dann öder werden dem Steppengraswuchs oder Dornengesträuch und Trockenheit liebender Fels= und Sandflora, endlich in ausgeprägte Wüsten, in denen selbst auf vereinzelte Strecken von der Länge einer Tagereise das menschliche Auge [* 6] so gut wie nichts von Vegetation bemerken kann, obwohl viel häufiger die schwächeren Formen einer Wüstensteppenbildung sich finden, die niemals eines eigenartigen Pflanzenwuchses (bald von Salzkräutern, Wermut oder Dorngesträuch, bald von einzelnen Rasen trockenharter Steppengräser und aromatische oder milchender oder sukkulenter Stauden) entbehren.
Eine genaue Darlegung der Vegetationszonen und der in ihren gebotenen Anbauverhältnisse von Nutzpflanzen giebt daher vom Norden zum Süden folgendes Bild:
1) Der Nordsaum der Alten und Neuen Welt, mit Ausschluß der norweg. Nordwestküste, nimmt die kulturlose arktische Vegetationszone von Stauden, kriechenden Halbsträuchern Gräsern. Moosen und Flechten [* 7] ein, deren Pflanzenwuchs weidenden Tieren noch spärlichen Unterhalt zu gewähren vermag (Moschusochse und Renntier), aber in diesen Breiten bei weitem übertroffen wird durch die organische Leistung de Meeres, in dem mächtige Tange (Agarum, Laminaria, Fucus) wachsen und sogar im Winter während der Polarnacht fruktifizieren. An der Grenze des Waldlandes zeigt Island, [* 8] was die günstigsten Teile dieser Zone für den menschlichen Unterhalt zu gewähren vermögen durch Graswuchs und höhere Stauden; in den höchsten Breiten sind noch immer Blütenpflanzen, unter deren der arktische Mohn, die Dryas, Steinbreche (Saxifraga) [* 9] und Kreuzblütler (z.B. Draba) mit Gräsern und Seggen hervorragen.
2) Südlich der Baumgrenze, die von ähnlichen Arten der Birken, Lärchen, Lärchentannen, Kiefern und Fichten in Kola, Sibirien und Canada gebildet wird, erstreckt sich die nördl. Vegetationszone immergrüner Nadelwälder und sommergrüner Laubbäume, zugleich diejenige saftiger Gras= und Moorwiesen und reicher Staudenformationen mit bevorzugter Blütezeit von Mai bis Juli. Dieses große und wechselvolle Gebiet bildet zugleich die nördl. Vegetationszone einjähriger (oder vom Herbst bis Sommer des nächsten Jahres vegetierender halb zweijähriger) Sommercerealien mit Erntezeit vom Juli bis September, und es zerfällt in drei ausgesprochene, von Norden nach Süden sich folgende Abschnitte: 1. Der nördlichste Abschnitt hat von Laubbäumen fast nur Birken, die Lärchen bilden weite Sumpfflächen zwischen Waldland, ein regelmäßiger Geldbau kann noch nicht stattfinden, wohl aber ist eine reichere Ausnutzung der natürlichen Bestände möglich und an geschützten Stellen Anbau von #Gerste und Hafer... [* 10] ¶
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... mit unsicherm Ertrage. b. Der mittlere Abschnitt reicht von der Nordgrenze des Sommerkorns (Roggen) mit regelmäßigem Ertrage über die Nordgrenze des Weinbaues im freien Lande und bis zum Anbau empfindlicherer Pflanzen, wie Mais, Tabak, [* 12] Pfirsich, eßbare Kastanie; in diesem Abschnitt liegt die Nordgrenze des Obstbaues (Apfel), die ungefähr mit der des Weizens zusammenfällt. c. Der südlichste Abschnitt zeichnet sich durch Vorwiegen von Laubbäumen und Trockenheit liebenden Kiefern, Einmischen von blumenreichen Triften zwischen die einförmigen Wiesen und Moorflächen sowie durch den Besitz der eben genannten zartern Kulturgewächse aus, die sämtlich aus südlicher Heimat nach hier vorgeschoben sind. s. Im südlichsten Abschnitt der zweiten Hauptzone tritt aus Mangel an sommerlichen Niederschlägen die sommergrüne Bewaldung zurück, während die winterlichen Fröste noch streng sind.
Steppengrasfluren sind hier das Bezeichnende, und dieselben gehen südwärts sowohl in Asien [* 13] und am Kaspischen Meere als in Nordamerika [* 14] und die heißen Wüstensteppen über, die geradezu einen Grenzgürtel mit Unterbrechungen durch immergrüne Wald= und Buschländer gegen die nördl. Tropen hin bilden. In Europa [* 15] bildet das südöstl. Rußland den Typus der Steppengrasfluren, die bis zur Kieferngrenze zwischen Kiew [* 16] und Orenburg nach Norden reichen; die Puszten in Ungarn [* 17] sind eine westl. Oase dieser Steppen. In Nordamerika gehören die Prairien zu ihnen.
3) Die nördl. Zone immergrüner Gebüsche mit Mischung von laubabwerfenden und immergrünen
Laubhölzern sowie solchen Nadelhölzern, die (wie Pinie, Ceder und Sequuoia) frostempfindlicher sind, beherrscht in Europa
die Mittelmeerländer, wo sie als Zone der Olive mit Cerealienernten im Frühjahr und Frühsommer auf Karte 'Pflanzenge
ographie
IIB' erscheinet, ferner einen Hauptteil von China
[* 18] und Japan mit Theekultur und Kameliengebüschen, endlich
in Nordamerika einen Streifen von Carolina über Mexiko
[* 19] zur Westküste nach Kalifornien. In diesen Gebieten treten schon die
nördlichsten Palmen
[* 20] auf, aber unansehnlich und wenig bedeutend wie die Zwergplame in Spanien
[* 21] und Algerien,
[* 22] seltener in Hainen
wie die Palmettoplame in Louisiana und Florida. Baumwollkultur ist hier möglich, zum Teil sehr rentabel.
4) Die nördl. Wüstensteppenzone erreicht ihre größte Ausdehnung [* 23] im Innern von Asien und von da an über fast das ganze Arabien hinübergreifend in der afrik. Sahara. Die Gebiete der größten Hitze auf der Erde liegen hier, während zugleich der extreme Wüstencharakter nicht vor Frösten sichert und sich, hervorgerufen durch die bedeutendste durchschnittliche Bodenerhebung großer Gebiete, nördlich vom Himalaja in Hochtibet ein Steppengebiet von geradezu arktischem Kältecharakter bei großer Wasserarmut ausbreitet.
Die Gewalt der Stürme, die Flugsanddünen wandern macht, zerstört of auch auf weite Strecken alle Vegetation; an günstigern Stellen kann dieselbe aber eine nicht unbeträchtliche Mannigfaltigkeit an Salzkräutern, Dornbüschen, einjährigen rasch vergänglichen Kreuzblütlern u.s.w. aufweisen; Wermut und Tragant sind wichtige Charaktergattungen. Regelmäßige Kultur ist auf große Strecken ausgeschlossen, auf andern sehr beschränkt und nur mit künstlicher Bewässerung mühsam aufrecht zu erhalten, an andern Stellen wiederum durch Benutzung wechselnder Weidegründe ermöglicht. Solche sind besonders da vorhanden, wo der Anschluß an die Grassteppen des Nordens durch äußere Bedingungen hervorgerufen wird. Auch diese Zone hat ihre nutzbringenden Gewächse, aber gering an Zahl und keine höher an Wert als die Dattelpalme.
5) Die immergrüne feuchtheiße Tropenzone nimm zwischen den Wendekreisen (an einigen Stellen auch über dieselben ein wenig hinausgreifend) diejenigen Erdstriche ein, in denen bei gleichmäßig andauernde hoher Temperaturen keine monatelange anhaltenden Trockenzeiten einen Vegetationsstillstand herbeiführen müssen. Hinterindien [* 24] und der Malaiische Archipel, schmale Streifen an der Küste und im Herzen des tropischen Afrikas, endlich das weite Amazonasgebiet, Columbia [* 25] und Centralamerika sin daher die Hauptgebiete dieser übermächtig an Vegetationsfülle, mit Palmenwäldern und gemischtem reichem Laubholzwalde mit Lianen, Epiphyten und tiefgrüner Belaubung geschmückt dastehenden Flora.
Ursprünglich mit nach Ländern getrennten Produkten versehen hat die gleichmäßige klimatische Bedingung in dieser Zone bald einen Austausch gestattet, so daß allmählich zunehmend ind. mit amerik. Erzeugnissen sich in Anbau und Verwilderung mischen, auch ihre Einführung in das ärmere Afrika [* 26] versucht wird. Die wichtigsten Mehl [* 27] liefernden Nahrungspflanzen [* 28] sind hier Batate und Maniok, Dioscorea= (Yams) und Colocasiaknolle (Taro). Sagopalmen und Kokosnüsse, Brotfrüchte vom Artocarpus, überall die Banane.
Genußmittel und Gewürze, wie Zucker, [* 29] Pfeffer, Betelnuß, Obst von der Mangostane und den Anonaceen, Kakao, Gewürznelken, Zimmet und Muskatnüsse; Heilpflanzen, wie die Fieberrinden= und Kokabäume, Sassaparille; Nutzpflanzen, wie Kautschuk und Guttapercha liefernde Milchbäume, die Ölpalme, Indigoarten, Steinnüsse, finden sich in verschiedenen Vertretern. Plantagenbau ist die ergiebigste Form der oft mit der übermächtigen wilden Flora kämpfenden Kultur; eine große Zahl von Produkten wird auch im Raubbausystem aus den ursprünglichen Urwäldern hergeholt.
6) Die ebengenannte reichste Tropenzone ist beiderseits vom Äquator begleitet von minder reichen Tropenländern, in denen eine Dreimonatige Dürre ein anderes Vegetationskleid von teils laubabwerfenden, teils mit härterem und kleinerem Laub versehenen Tropenbäume unter seltenerer Beimischung von Palmen und Lianen erzeugt; hohe Savannengräser sind hier häufig und mischen sich mit niederen Bäumen und Gebüsch; der Wechsel der Jahreszeiten [* 30] bringt einen starken Wechsel in der Landesphysiognomie hervor, länger ausbleibende oder spärlich einsetzende Sommerregen führen leicht zu Hungersnöten, schwach anbaufähige Fluren von steppenartigem Charakter schalten sich ein.
Die Hauptmasse vom tropischen Afrika, Vorderindien, das nördl. Australien [* 31] mit Ausschluß der Nordküste, die Llanos am Orinoco und brasil. Campos bilden diese an sehr verschiedenen Pflanzen und Produkten reiche Zone, wo die Banane noch gut gedeiht, von Getreidearten Mais und Durra (Sorghum) nebst dem Reis die häufigsten sind und hohe Erträge abwerfen können, wo Kaffee und Baumwolle [* 32] vielleicht besser als in den feuchtheißen Tropen gedeihen, Erdnüsse und Sesam, Tabak und Bohnen, Melonen und Gurken Beispiele anderer Nutzpflanzen geben.
7) In allen drei südl. Kontinenten folgt nun eine mehr oder weniger ausgedehnte, wiederum mit ... ¶
0061e
... Wüstensteppen in Verbindung stehende und heiße, trockene Gebiete bezeichnende Zone südl. Grasfluren, wi der hohe Sonnenwuchs ausklingt, Steppengräser sich einmischen, Dornenbäume (Acacia) und trockenliebende Fettpflanzen wieder häufig sind und die Kultur bei dem Anbau der gemäßigten Cerealien (Weizen) wiederum mit Wassermangel zu kämpfen hat, so daß Herdenzucht sicheren Ertrag bietet. Das Gebiet der mit Unrecht als wüste Einöde bezeichneten Kalahari in Südafrika, [* 34] Grassteppen im südl. Australien, die Pampas in Südamerika [* 35] sind Hauptgebiete dieser baumarmen Zone.
8) Den Vegetations= und Kulturbedingungen der Mittelmeerländer sehr ähnlich sind dann breitere oder schmälere Streifen Landes in denselben drei Südkontinenten, die die südl. Zone immergrüner Bäume und Büsche bilden; einzelne laubabwerfende sind auch hier beigemischt, in Chile [* 36] gibt es Buchen ähnlich den nördlichen, aber ein Gürtel [* 37] wie dort von sommergrünen Bäumen existiert hier nicht, sondern sehr allmählich laufen hier allen Südwestküsten die Tropenformen aus, während die Südwestküsten den Reichtum austral. Gattungen am kräftigsten und mannigfaltigsten entwickelt haben, das Kapland an Eriken und Pelargonien, Protea, Aloë u.s.w., Westaustralien an Eukalypten und anderen Myrtaceen, Hakea, Grevillea, Banksia, Acacia u.s.w., Chile an Tropaeolum, Dornbüschen, wie Celletia, Berberitzen, Kakteen [* 38] u.s.w. Fast alle Nutzpflanzen haben hier eingeführt werden müssen und sind europ. Ursprungs außer Mais und Bohnen.
9) Während auf der nördl. Halbkugel die sommerheißen immergrünen Waldgebüsche durch den breiten Gürtel laubabwerfender Wälder und saftiger Wiesen mit frostharten Nadelhölzern und höheren Breiten abgelöst werden, erscheint in südlichen höheren Breiten nur an zwei beschränkten Stellen der Erde eine neue regenreiche und waldkräftige Zone mit milder Sommerwärme, die aber in den gleichzeitig gelinden Wintern den immergrünen Charakter ihrer Holzbestände gestattet: Valdivien und die patagon.
Westküste bis zum Feuerlande, das südl. Neuseeland mit dem Gebirgslande in Victoria [* 39] und Tasmanien. Für den Ackerbau sonst nicht sehr geeignet ist doch Valdivien als das Ursprungsgebiet der Kartoffel von erheblicher Wichtigkeit geworden. 10 Die Inseln des fernen Südens unter 50° südl. Br. und südlicher bilden die waldlose antarktische Zone, die mit mancherlei Stauden und Gräsern, auch etlichen Halbsträuchern, in sehr allmählichem Übergange aus der vorigen Zone das Vegetationsbild der Erde abschließt.
Hier ist der größte Pflanzenreichtum wiederum auf die starkwüchsigen Seetange an den Felsgestaden beschränkt, namentlich in Brauntangen (Macrocystis). Die Staudenflora aber zieht sich in Südamerika bis gegen die Tropen hin hoch auf der Andenkette nach Norden, und schmückt auch in ähnlicher Weise die neuseeländ. Alpen. [* 40] Die tropischen Gebirge ihrerseits haben aber eigene Hochregionen, die auf der Karte gemeinsame Farbe erhalten haben. Die Bedingungen der menschlichen Kultur sind in den vorstehend genannten Vegetationszonen enthalten, indem nicht nur von Ost und West und umgekehrt, sondern auch aus nördl. Zone zu der entsprechenden südl. Breite [* 41] Austausch anbauwürdiger Pflanzen möglich und in Ausführung seit langem begriffen ist. Es erübrigt noch, auf die wichtigsten Gebieten hinzuweisen, die der Kultur ihre schätzenswerten Produkte zuerst geliefert haben. Es sind deren vier in der Alten Welt, sämtlich auf der Nordhälfte gelegen, und zwei in der Neuen Welt, nördlich und südlich vom Äquator; während Amerika [* 42] bei seiner Entdeckung industriell im Steinzeitalter sich befand, besaß es einige Pflanzenkulturstätten, die im stande gewesen sind, die altweltlichen Reichtümer durch ihren Austausch erheblich zu ergänzen.
Das erste Ursprungsgebiet ist das orientalische mit der dunklen Heimat des Weizens, der Gerste, [* 43] des Leins und des Hanfes. Das zweite schließt sich in den nordkaukas. Steppen und auf der Balkanhalbinsel [* 44] an und ist die Heimat des Roggens, Hafers, der gewöhnlichen Hirse, [* 45] wahrscheinlich auch als Ausgangpunkt der Wein= und Obstkultur in Europa zu betrachten. Durch die innerasiat. Steppen getrennt erscheint vom östl. Himalaja an China als drittes uraltes Kulturgebiet für den Anbau des Reis, der Kolbenhirse, der Sojabohne, des Theestrauchs und der Baumwollsorte Gossypium herbaceum L. Letztere teilt Vorderindien als vierte Ursprungsgebiet, wo zugleich Banane und Batate, Zuckerrohr und Bohnen in Anbau gebracht sein werden, die naturgemäß als tropische Pflanzen nur sehr teilweise sich in der süd= und mitteleurop.
Kultur mitteilen konnten. Das fünfte Ursprungsgebiet wichtiger und welterobernder Plfanzenarten ist Mexiko für den Mais, Tabak, die Agave und eine neue Baumwollsorte Gossypium barbadense L.; das sechste ist das alte Inkareich mit der Kartoffel, die dorthin auch aus südl. Heimat gelangt und als «Papas Peruanorum» von dort zuerst nach Spanien Anfang des 16. Jahrh. bebracht war, ferner mit anderen Arten von Bohnen und Tabak. Wie man sieht, haben sich für das Erlernen des Pflanzenbaues besonders fruchtbare Steppengebiete und ihre Anschlußländer im warm=gemäßigten Klima für die Menschheit erwiesen.
Die Nebenkarte (Die Hauptfloren der Erde) zu Karte Pflanzenge
ographie I zeigt die Florenreiche in der denkbar weitesten Umspannung
verwandter Florengebiete, von welchen die bedeutenden ihrerseits durch Buchstabenzusätze a-c zu den Hauptziffern gekennzeichnet
oder durch Schraffur herausgehoben sind. Von den arktischen Inseln rings um den Nordpol und den Südküsten
des Eismeeres bis südwärts zum 50. oder 40° nördl. Br. spannt sich die nordische Flora (I) rings um die Erde über Europa,
Asien und Nordamerika.
Wälder von Fichten, Tannen und Kiefern, Eichen, Buchen, Erlen und Birken, Weiden und Pappeln, in südl. Breiten auch Ahorn und wilden Obstbäumen, Linden und Eschen bezeichnen die hauptsächliche Physiognomie; nördlich der Baumgrenze Zwergweiden und Zwergbirken, Grünerlengesträuch und dieselben Gattungen von Gräsern und Riedgräsern, überall im Florenreich dieselben Heidel= und Preißelbeeren, eine Überzahl verwandter Stauden (Hahnenfüße, Steinbreche, Kreuzblütler, Nelken= und Rosenblütler u.s.w.) vervollständigen den Charakter, der in Nordeuropa, in Sibirien, am Amur und in Kamtschatka, in Britisch=Columbia und Canada eine jeweils etwas verschiedenartige Entwicklung durchlaufen und Umprägung angenommen hat. Die deutsche Flora fällt mit ihrer Hauptmasse der Arten hierher, ein Teil der Bewohner des heißen Hügelgeländes in Mittel= und Süddeutschland entstammt ... ¶
0061f
... dagegen dem folgenden Florenreich. Dieses (II a-c) geht von den Canarischen Inseln im Westen um das Mittelländische Meer beiderseits herum bis in das Herz Innerasiens und ist je nach Klima aus Gebieten mit immergrünen Gebüschen, Laub= und Nadelhölzern und aus solchen mit Steppenpflanzen, Zwiebelgewächsen, Dornbüschen zusammengesetzt. Die Olive als Kulturpflanze und Pinie, Lorbeer, Cistrosen im Westen, Lilie, Hyacinthen, Tulpen, Lauch, Tragantsträucher im Osten deuten die Flora dieser Ländermassen an, die ihre Südgrenze erst an den afrik. und ind. Tropen erreicht.
Ein ähnliches Florenreich (III) schließt sich unter gleichen Breiten als Drittes in Ostasien an, die Hauptmasse in China und Japan umfassend, die Heimat des Theestrauchs und der Kamelie. Wieder unter gleichen Breiten löst in Nordamerika ein eigenes Florenreich (IV) die nordische Flora ab, interessanterweise dem ostasiat. Typus mehr als dieser zuneigend. Mit beiden Florenreichen sind wir durch Gartenkultur näher vertraut geworden, denn Robinie, Tulpenbaum, Götterbaum, Bigonien und Magnolien, reizende Schlinggewächse und majestätische Nadelhölzer [* 47] (darunter Sequoia, die Tsugatannenm die Lebensbäume, der japan. Gingko) entstammen diesen beiden Floren.
Zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem des Steinbocks folgen die beiden Generalreiche der Tropenfloren, nämlich das altweltliche (Va und b) und das amerik. (VI) Tropenreich. Beide zeichnen sich durch viele in großen Pflanzenordnungen (Palmen, Araceen, Orchideen, [* 48] Myrtaceen, Clusiaceen, Rubiaceen, Sapindaceen, Urticaceen [* 49] u.s.w.) begründete Gemeinsamkeit aus, aber der Grundstock ihrer Flora ist doch nach Gattungen geschieden. So ist z.B. außer Kokos und Ölpalme ursprünglich keine amerik.
Palme [* 50] jemals zugleich in Afrika oder Indien oder Australien gefunden, und umgekehrt keine Palme dieser Tropengebiete zugleich in Amerika. Brasilien [* 51] und Indien wetteifern miteinander in dem Reichtum an Tropenpflanzen, Afrika steht nach. Südlich der Tropengrenze folgen nun noch drei südl. Florenreiche, je eins in jedem Kontinent. Das südamerikanische (VII) geht von Chile und Argentinien bis zum Feuerlande und wird durch die Anden scharf in verschiedenen Gebiete zerlegt.
Das südafrik. Florenreich (VIII) besteht im Norden aus Wüstensteppen und Grasfluren mit Kompositen [* 52] und Dornbüschen (so auch die Hauptmasse von Deutsch=Südwestafrika); dann folgt im Süden das auf enger Fläche um so reichhaltiger zusammengedrängte Kaplandgebiet, berühmt durch seine Eriken, Oxalis, Aloe, Mesembryanthemum, [* 53] Stapelia=Arten, pflanzenreich wie kaum ein zweites auf der Erde. In Australien schalten sich breite Grasfluren und Wüstensteppen zwischen der Tropenflora im Norden und der eigentlich austral.
Flora (IX) ein, deren gleichfalls höchst bedeutender Formenreichtum sich auf die Südwestecke, sowie den Südoststrand
des Kontinents beschränkt; hier ist im Westen und Osten meistens nach Arten und häufig auch nach Gattungen
geschieden, ein seltener Reichtum an Akazien, Myrtaceen (Eucalyptus), Proteaceen (Banksia, Grevillea), Stylidaceen, merkwürdigen
Liliaceen
(Grasbaum) u.s.w. vorhanden. Neuseeland nimmt eine Mittelstellung zwischen Indien, Australien und Südamerika ein,
die antarktischen Inseln schließen sich teils an Neuseeland, teils an Feuerland und Tasmanien an. Pflanzenge
ographie II A.
(Verbreitung der wichtigsten Kulturgewächse in Europa.) Von besonderer Bedeutung erscheinen zunächst
die Grenzen
[* 54] der Birke, Kiefer und Fichte
[* 55] und Lärche (letztere im Samojedenlande), die das «arktische Europa» im
Norden von «Nordeuropa» trennen; letzteres erstreckt sich von da bis zur
Nordgrenze der Eiche, die ihrerseits ziemlich gut mit der des Weizens= und Obstbaues (Apfelbaum) zusammenfällt.
Das südlich der Eichengrenze folgende «Mitteleuropa» wird durch die, vom südlichsten Skandinavien durch Polen zum Schwarzen Meer und Kaukasus laufende Grenze der Buche in eine westl. Hälfte, zu der auch noch Deutschland [* 56] bis Königsberg [* 57] gehört, und in eine östl. (russische) Hälfte geteilt, und erstreckt sich in einem östl. Teile bis zu der Südostgrenze der Kiefer zwischen Orenburg und Kiew, in seinem westl. Teile bis zu der Nordgrenze des Florenreichs der Mittelmeerländer, als welche allgemein die Südgrenze des Ölbaumes in Spanien, dem Rhônethal, Norditalien, Dalmatien, Macedonien und Kleinasien angenommen wird. In Mitteleuropa hebt die Grenze des Weinbaues mit regelmäßiger Kelterwirtschaft und ebenso die etwas südlicher verlaufenden Kulturgrenzen der edlen Kastanie und des Mais einen wärmsten, südl. Teil mit Ungarn, Böhmen, [* 58] Thüringen, den Rheinlanden, Belgien [* 59] und fast ganz Frankreich heraus, der als «südl. Mitteleuropa» zu bezeichnen ist.
Pflanzenge
ographie IIB. (Erntezonen in Europa.) Die Landesnatur äußert sich für das nordische Klima sehr bestimmt in den
Zeiten des Frühlingserwachens, gemessen an der Belaubung des Waldes und an dem Blütenbeginn gewisser Bäume, wie Traubenkirsche,
Obstbäume, Eiche, Roßkastanie. Lange Beobachtungsreihen sind dafür in Europa gesammelt, man bezeichnet diese Methode als
Phänologie. Mit der Frühlingsphänologie hängt die Erntezeit der Cerealien und die Erntesicherheit unmittelbar zusammen;
wenn sich z.B. in den mitteldeutschen Gebrigen der Frühlingseinzug um 30 Tage verspätet, so verspätet
sich damit die Kornernte um etwa des Doppelte und rückt damit aus dem im allgemeinen erntesicheren Juli bis August in den
September oder gar mit Verspätung bis in den Oktober, wo Kühle und Nässe gleichzeitig das Reifen verhindern Das
untere Blatt
[* 60] der Karte: Pflanzenge
ographie II, zeigt die phänologischen Unterschiede an. Dieselben enthalten sowohl die mittleren
Frühlingseinzugszeiten als die normale mittlere Erntezeit der früh reifenden hauptsächlich gebauten Cerealien. Im nördl.
Rußland läßt sich das erste Datum deshalb nicht in gleicher Weise wie in südl. Breiten angeben, weil Vergleichspflanzen (Obstbäume,
Eiche und Roßkastanie u.s.w.) meistens fehlen; die Skala gründet sich daher auf Ersatzkarten. In der Nähe
der nördl. Eichengrenze blüht das Korn erst zu Beginn des Juli, im südl. Rußland schon zu Beginn des Juni, in Mitteldeutschland
eine Woche später.
¶
forlaufend
Blu-60
menvasen, Iardinieren und Ampeln. Die D c k o r a - tionspflanzen müssen harte, wenig empfindliche Gewächse sein, so außer
den erwähnten verschiedene härtere Palmen, Musa, Baumfarne, neuholländ. Pflanzen u. s. w. Pflanzendunen, Bezeichnung für
die Samen- wolle mehrerer Malvaceen, wie Zomli3,x, Nrioä^n- äi-sn und 0c1ii-0M3. Pftanzenfarbstoffe, die in den
Pflanzen vor- kommenden und im weitern Sinne auch die aus Pflanzen durch chem. Verarbeitung gewonnenen Farbstoffe. Je nach dem
Vorkommen in den einzel- nen Pflanzenteilen unterscheidet man auch Blatt-, Blüten-, Wurzelfarbstoffe u. s. w. Die Anzahl der
Pflanzenge
ographie ist eine bedeutende, aber nur wenige haben ein allgemeineres Interesse; es sind dics einmal
die- jenigen, die im Stoffwechsel oder sonst im Leben der Pflanzen eine wichtige Rolle fpielen, wie z. B. Chlorophyll ls. d.),
Eti'olin (s. d.), verschiedene Algen- sarbstosfe (s. Algen),
[* 62] die Farbstoffe der Blüten u. dgl., und zweitens solche Farbstoffe,
die technische Ver- wendung finden. (S. Organische Farbstoffe.) Die mannigfachen Farbstoffe der Blüten
sind chemisch noch wenig bekannt, es werden hauptsächlich zwei Gruppen unterschieden: die blauen und roten, die man mit
dem Namen Anthocya n oder Blumen- blau (s. d.), und die gelben, die man als Antho- ranthin bezeichnet.
Sie sind teils im Zellsaftc gelöst, teils, besonders die gelben, an Protoplasma- körperchen gebunden. Genauer untersucht sind die in der Technik verwendeten Farbstoffe, wie die der Farb- hölzer (s. d.) und der verschiedenen Farbepflanzen [* 63] Pflanzenfaser, s. Faser. l(s- d.). Pflanzenfaserpapier, Papier mit lokalisierten Fasern, nach dem Erfinder auch Wilcorpapier genannt, dient zu Banknoten, um Fälschungen un- möglich zu machen. Es zeigt an deutschen Reichs- tassenscheinen an einer bestimmten Stelle einen Streifen bunt durcheinander geworfener, anders als die Hauptmasse gefärbter Fasern, welche, weil im Papier eingebettet, sich nicht auf photogr.
Wege wiedergeben lassen. Bei dem eigentlichen Wilcor- papier, welches in Amerika zu Banknoten verwendet wird, sind diese Fasern über die ganze Fläche ver- teilt. Die Fälschung der Wertpapiere ist durch das bezeichnete Mittel, dessen Anwendung die umfäng- liche Papiermaschine voraussetzt, stärker erschwert als durch das Wasserzeichen und die Guillochierungen. Pflanzenfette, s. Fette (Bd. 6, S. 719 d). Pflanzenfibrin oder Glutenfibrin, der in Alkohol unlösliche Bestandteil des Klebers (s. d. und Fibrin).
Pflanzengallen, soviel wie Gallen (botan.). Pflanzenge
ographie, die die Botanik mit der Physik. Geographie
verknüpfende Wissenschaft, be- schäftigt sich mit der Verbreitung der Pflanzenformen über die Erdoberfläche und den Wechselbeziehungen
zwischen der äußern Erscheinung der Pflanzenwelt und den geographisch verschiedenen Lcbensbedin- gungen. Die Erdoberfläche
ist bunt mit dem ver- schiedenartigsten Pflanzenkleide bedeckt, das zumeist schon nach den Beständen
von gesellig oder zerstreut lebenden Pflanzenformen benannt ist (Wald, Ge- büsch, Wiese, Steppe, Moor, Dünenflur, .Heide, Moosteppich,
Steinflechtengeröll u. s. w.). In die- sen Beständen oder Formationen treten pflanz- liche Lebeformen von ganz bestimmtem
Charakter zusammen.
Die Gesetzmäßigkeit zwischen äußern, durch geogr. Lage und Standort gegebenen Lcbcns- bedingungen und der Lebe form,
unter der die Pflanze auftritt, zu entwickeln, ist der in der Vege- tation der verschiedenen Länder enthaltene For- schungsteil
der Pflanzenge
ographie, während die Flora nur das Vorkommen der einzelnen Gattungen notiert. Die Pflanzenge
ographie geht für die Verbreitung der
Pflanzen in den verschiedenen Floren auf die Erdentwicklung, also auf die jüngern und ältern geolog.
Perioden mit ihren fossilen Pflanzenresten zurück, arbeitet daher nach der Methode der Systematik.
Für die Lebensbedingungen der Pflanzenbestände ergreist die Pflanzenge
ographie physiol.
Methoden, sucht die Beziehungen zu den verschiedenen klimatischen Faktoren auf, unter- scheidet die Kategorien des Selbstschutzes
und erklärt mithin, wie sich jede Pflanzenart in ihrem Areal ver- hält. Aus allem zusammen entwirft
sie ein ungcmein wichtiges Charakterbild für den ursprünglichen Zu- stand der verschiedenen Landgebiete und oceanischen
Küsten mit Seeaewächsen; aber unter Beschäftigung mit den in menschlichen Anbau genommenen Zucht- gewächsen, deren
Ursprung und allmählicher Hei- matserweiterung greift sie in die Produktionslehre uud Kulturgeographie deL
Länder ein.
Eine nach pflanzenqeogr. Principien getroffene Einteilung der Länder m große, den klimatischen Gürteln ent- sprechende Kulturzonen muß als das allgemein wich- tigste gelten, was die Pflanzengeographie zum Verständnis der Lan- desnatur beitragen kann. Denn der Reichtum an natürlichen Hilfsquellen organischer Produktion hängt von der Beschaffenheit der natürlichen Pflan- zenbestände ab. Die Areale der jetzt bekannten, auf etwa 150000 Arten zu schätzenden Pflanzenformen sind ungleich groß und für jede Species eigentümlich gestaltet.
Von den kleinsten Arealen steigert sich die Ver- breitung in seltenen Fällen bis zum Umspannen von mehr als der halben Erdoberfläche, wie es ubiquitäre oder kosmopolitische Pflanzen (s. Kosmopoliten) zeigen. An gewisM geographi- schen oder klimatischen Schranken (Vegetations- scheidcn) halten sehr viele Areale gleichzeitig inne. Die Ländergebiete, die sich durch gemeinsame Vege- tationsscheiden aus ihrem Kontinent oder Inselreich herausheben, faßt man als Flor engebiete zu- sammen, verwandte Florengebiete gewöhnlich noch- mals als Florenreiche.
Diese Hauptfloren und ihre Teile, die einzelnen Florengebicte, haben sich in der allmählichen Erd- entwicklung zum Besitz ihrer eigenartigen Pflanzen- welt herangebildet, indem die ursprünglich einheit- liche Flora der ältesten Erdperioden sich in abge- trennten Räumen und unter verschiedenem Klima differenzierte. In den Hauptfloren der Erde sind sogar die Pflanzenfamilicn und ihre Tridus viel- fach verschieden, die gemeinsamen Gattungen aber und Artcn selten.
Die den Raum eines bestimm- ten Gebietes nicht überschreitenden Formen be- zeichnet man als dort «endemisch» und schätzt den Reichtum eines Gebietes hauptsächlich nach Ende- mismen. Geographisch isolierte Punkte sind zur Erzeugung endemischer Formen besonders geeignet, und daher zeichnen sich einsame Eilande und eigen- artige Gebirgsstöcke und -Systeme durch hohen Reich- tum an Endemismen besonders aus (St. Helena, die Sandwichinseln, Neuseeland, die Maskarenen; die Alpen, der Kaukasus, Thian-schan, Himalaja, Felsengebirge, südamerik. Cordilleren). Für jedes Ge- biet eignet sich die Wertschätzung nach relatwer Zahl der endemischen Arten und Gattungen, und in dieser ¶