3)
Amerikanische Pfeifenten:. Sie stammen alle von verschiedenen Strychnosarten und werden mit dem
Namen Curare (s. d.) zusammengefaßt.
4) Die australischen Pfeifenten sind noch fast gar nicht bekannt; es soll teils
Leichengift, teils Erde aus sumpfigen Orten benutzt
werden. - Die Pfeifenten wirken teils als Herzgifte, wie das Antjar, Inée, Wabaï, das Pfeilgift
der
Monbuttu und der
Bergdamara, teils krampferregend, wie das
Tieuté, oder atmungsähmend, wie das Curare und Aconitumgift,
oder endlich sie rufen örtliche
Entzündungen hervor, wie die Pfeifenten mehrerer Euphorbiaarten.
Alle wirken nur dann schnell tödlich,
wenn sie in die Blutbahn gelangen, wenige vom
Magen
[* 2] aus; die durch Pfeilgift erlegten
Tiere werden daher
meist ohne Schaden genossen, nur zuweilen wird das Fleisch um die Wunde ausgeschnitten -
Vgl. Lewin, Die Pfeifenten, histor. und
erperimentelle Untersuchungen (in
Virchows«Archiv für pathol.
Anatomie» u. s. w., Bd.
136, Berl. 1894).
Borstenkiefer (Chaetognathae), eine nur durch eiue einzige Gattung (Sagitta, s.
Tafel:
Würmer,
[* 5] Fig. 22)
vertretene
Klasse meeresbewobnender, hermaphroditischer Rundwürmer (s. d.), die einen
seitlichen, horizontal gestellten Flossensaum tragen.
(Toxoglossa),
Giftschnecken, eine zu den
Vorderkiemern (s. d.) gehörige Unterordnung der Mollusken,
[* 8] mit
langen, schmalen
Zungen, die jederseits eine einfache Reihe langer, pfeilförmiger
Haken hat, die, durch besondere
Muskeln
[* 9] beweglich,
beim Hervorstrecken der
Zunge die aus lebenden
Tieren bestehende
Beute aufspießen.
Mit dem Znngenapparat
ist eine unpaare
Giftdrüse verbunden.
Hierher gehören unter andern die
Kegelschnecken (s. d.).
Pfenning (Zeichen ^[?]). Die übliche Münze, ja das einzige geprägte Silbergeld war jahrhundertelang der
Denarius oder Pfennig, von dem nach der Münzordnung
Karls d. Gr. aus dem Pfunde reinen
Silbers 240
Stück geprägt
werden sollten; 12
Stück bildeten einen
Schilling (s. d.), der wie das Pfund nur eine
Rechnungs-, nicht wirklich ausgeprägte
Münze war.
Größe und Feingehalt der Pfennig wechselten mit der Zeit sehr, so daß die verschiedenartigsten Münzen,
[* 10] zweiseitig
und hohl geprägte, die Bezeichnung Pfennig tragen. Im Mittelalter und auch später bezeichnete
man mit Pfennig überhaupt jedes geprägte Geldstück; so hießen der Lübische Witte «ein
Pfennig von vier Pfennig» und Schaustücke wurden mit der Benennung Schaupfennig, Gnadenpfennig belegt.
- Der Pfennig wurde erst im 15. Jahrh. zur Scheidemünze im heutigenSinne, im 16. Jahrh. zuweilen, seit dem
ersten Drittel des 18. Jahrh. regelmäßig in Kupfer
[* 11] ausgeprägt und ist jetzt als 1/100
Mark das kleinste Münzstück der
deutschen Reichsmünze. Dieser Pfennig, von denen 500 auf das
Kilogramm gehen, besteht aus 95
Teilen Kupfer,
4
Teilen Zinn, 1
TeilZink (s.
Groschen). Außerdem giebt es Zweipfennigstücke in Kupfer. - über
die
Steuer des Gemeinen Pfennigs s. d.
der
Titel einer populären deutschen Zeitschrift, welche 1833-53 in
Leipzig
[* 13] erschien und sich eines
bedeutenden Erfolgs erfreute;
sie war dem «Penny
Magazine» nachgebildet, das die Gesellschaft zur
Verbreitung nützlicher Kenntnisse
in
London
[* 14] herausgab und wovon die Nummer 1 Penny kostete.
oder Hordenschlag, die Düngungsmethode, bei der die Weideschafe während der Nacht in einem mit Horden,
d.
i. tragbaren, aus Latten, Geflechten, Netzwerk
[* 17] gefertigten Umzäunungen, umgebenen Raume eingeschlossen
werden, um durch ihre
Exkremente den
Boden zu düngen. Da der Nachteil damit verbuuden ist, daß die Schafe
[* 18] oft erkranken und die
Wolle verschlechtert wird, ist der Pferch fast nur noch für Landschafe und Masttiere beibehalten worden.
die Befugnis eines Grundbesitzers, zu verlangen, daß eine fremde Schafherde behufs der Gewinnung von
Dünger auf seinem
Grund und
Boden eingepfercht werde;
auch das
Recht des Schäfereiberechtigten, seine Schafe auf fremdem
Grund
und
Boden lagern zu lassen. (S.
Pferch.)
[* 19] (EquuscaballusL.), schon früh, wenn auch später als das Rind
[* 20] und der
Hund, von dem
Menschen gezähmtes Haustier.
Wilde Pferd
(Tarpan, s.Tafel: Einhufer,
[* 1]
Fig. 2) finden sich in Hochasien, namentlich in der Wüste Gobi;
sie sind klein, mausefahl und dickbehaart, besonders im Winter, und haben einen großen
Kopf mit Ramsbildung. Sie halten in
Herden von mehrern
Hunderten zusammen, die wieder in kleine, von einem besonders mutigen Hengste geführte Gesellschaften
zerfallen, und scheuen den
Menschen ungemein, weshalb sie jederzeit Wächter ausstellen, auf deren Gewieher
sie mit unglaublicher Schnelligkeit die Flucht ergreifen.
Dennoch wissen die pferdezüchtenden Mongolen ihnen sehr gut beizukommen; obschon der
Tarpan nur sehr schwer zu zähmen ist,
ist es doch in einigen Ausnahmefällen gelungen. Neuerdings hat auch der russ. Reisende Przewalsky
im
Tarimbecken südlich vom
Thian-schan ein vielleicht wirklich wildes, vielleicht aber auch nur verwildertes Pferd (Equus Przewalskyi)
entdeckt. Zu unterscheiden von diesen sind die erwiesenermaßen verwilderten, die von der
Freiheit zurückgegebenen zahmen
Pferd abstammen und in menschenarmen
Ländern, z. B. am
Don, in der
Ukraine, in Mexiko,
[* 21] in
Südamerika
[* 22] u. s. w., herdenweise
umherstreifen. Von Natur einem gemäßigten
Erdstrich angehörig, hat sich das Pferd dennoch den verschiedensten Klimaten anbequemt,
indes auch sehr viele Abänderungen in seinem Habitus erfahren. Es sind teils durch diese Einflüsse, teils durch menschliches
Zuthun die Rassen entstanden, die, jenachdem man die Grenzen
[* 23] des
Begriffs feststellt,
¶
forlaufend
52
mehr oder weniger zahlreich erscheinen. Man Pflegt im allgemeinen zwei Hauptrafscn, die orienta- lische und die occidcntalische,
zu unterscheiden. Die erstere findet sich in Asien
[* 25] und Afrika,
[* 26] besonders in der gemäßigten Zone dieser Erdteile, namentlich
in Arabien, Persien,
[* 27] Turkestan und in den Küsten- ländern des Mittelländischen Meers. Innerhalb der orient.
Hauptrasse (s. Tafel: Pferderassen, Kg.
1) nimmt der Araberdie ersteStelle ein. Er ist ausgezeichnet durch feinen, aber sehnigen und elastischen Van, zierliche, jedoch
kräftige Glieder,
[* 28] klei- nen, trocknen Kopf, große feurige Augen, dünne Mähne und schlanken in die höhe gerichteten Hals,
hoch angesetzten und gut getragenen Schweif, besitzt kaum mittlere Große und wird in Arabien selbst mit
großer Sorgfalt gezogen.
Ihm nahe verwandt sind die turkomanischen, persischen, tatarischen Pferd sowie die Verberrasse Nordafrikas. Im Vereich
der occidentalischen (europ.) Hauptrasse ist die hervor- ragendste die englische Vollblutrasse
[* 24]
(Fig. 11). Die Zucht des engl. Vollblutes begann unter Ja- kob 1. durch Einführung arab. und später
auch türk. Hengste. Als Stammväter des engl. Vollblutes wer- den
drei Hengste angesehen, nämlich: Byerleys Turc, Darleys Arabian und Godolphin. Engl. Vollblut ist das Vorbild einer vollendeten
Kunstrasse, an welcher alles zu dem Zweck entwickelt ist, durch außerordent- liche Geschwindigkeit auf der Neunbahn zu
glänzen, daher kleiner Kopf, langer, meist gestreckt getragener Hals, tiefe Brust, oft hohe Gliedmahen, stark aus- gebildetes
Hinterteil, gut ausgeprägte Muskulatur und breite, feste Sehnen.
Wenn auch zuweilen die Harmonie des Körperbaues dessen Zweckmäßigkeit nachsteht, so überragt das engl. Vollblut
deu Araber sowohl an Größe als an Stärke,
[* 29] Leistung und Accli- matisationsfähigkeit so bedeutend, daß
es als Zucht- material für die Bildung leistungsfähiger Reit- und Wagenschläge nicht seinesgleichen hat. Durch Kreuzung
von Vollbluthengstcn mit Stu- ten vom Uorkshirer Landschlag entsteht das eng- lische Iagdpferd, der Huuter
[* 24]
(Fig. 8), wel-
cher einen stärkern Körperban, aber Kopf und Hals 'ähnlich wie das Vollblut hat und größeres Gewicht
zu tragen vermag. Eine andere Abart des Vollblutes ist der Anglonormannc
[* 24]
(Fig. 2), welcher dnrch aarung mit den starken, gut
geformten franz. Stu- en aus der Normandie entstanden ist und ein nicht allzu schweres, aber kräftiges Gebrauchspferd ergiebt.
Unter Benutzung arab. wie engl. Blutes hat sich in Ostpreußen
[* 30] in dem Trakehner
[* 24]
(Fig. 10) eine kon- stante
Züchtungsrasse herausgebildet, die sich durch wohlgeformten Kopf, schön angesetzten Hals, ge- drungenen Leib mit geradem
Nucken, länglich-runde Kruppe, mäßig breite Brust, sehr kräftige Glied- maßen, Schnelligkeit, Ausdauer und Genügsamkeit
auszeichnet und hauptsächlich als ausgezeichnetes Soldaten- und Wagenpferd dient.
Als Kutsch- und schweres Kavalleriepferd geschätzt ist das Olden- burger Pferd (Fig.
9), stark und mehr als mittelgroß, mit gut aufgesetztem Hals, geradem Nucken, breiter Brust und kräftigen Schenkeln. 'Ahnlich,
nur etwas edler, ist das hannoverische und Holsteiner Pferd In der franz. Landschaft
Perche (Depart. Eure-et-Loire uud Orne) findet sich die in zwei Hauptarten,
als mitt- leres Reit- und Wagenpferd und als schweres Zug- pserd vorkommende Nasse des Percherou (s. d.;
[* 24]
Fig. 3), meist Schimmel
[* 31] mit kleinem edlen Kopf, seinem Mähnenhaar, hohem, meist gespaltencmKreuz,
kurzen Gliedmaßen. Schweres
Zug- und Ackerpferd ist das belgische oder Brabanter Pferd (Fig. 4), mehr als mittelgroß, mit schwerem Kopf,
starkem Hals, breitem Rücken und gespaltener Kruppe, sowie das norische, Pinzgauer und Ardenner Pferd, letzteres ein starkes Gebirgspferd,
von dem ein größerer und ein kleinerer Schlag existiert. Das uugarische Pferd (Fig. 6) ist kaum' mittlerer Größe, bat schweren
Kopf, etwas langen Leib, geradeö Kreuz,
[* 32] kräftige trockne Gliedmaßen, ist ausdauernd und für leichten
Kavalleriedieust vortrefflich geeig- net. In vielen derselben ist ein orient.
Typus zu erkennen. In neuerer Zeit sind dnrch Verwendung voil arab.und engl.Zuchtmaterial veredelte Stämme (namentlich in
Mezöhegyes und Babolna) ausgebil- det worden. Pferdcrassen von auffallender Kleinheit, unter 140 cm groß, werden als Ponies
bezeich- net, solche finden sich hauptsächlich auf den Shet- landsinseln (Fig. ?), in Schottland, Island,
[* 33] Nor- wegen, Schweden
[* 34] (Fig. 5), auf Corsica
[* 35] u. s. w., und eignen sich für
leichte Reiter, wie auch für uicht zu schweres Fuhrwerk.
Die Deckhaare sowie Mähne, Schöpf und Schweif der Pferd zeigen die verschiedenartigsten Farben, die als einsache und als
gemischte bezeichnet werden. Die einfachen Farben sind weiß, fahl, rot, braun und schwarz. Die weißen Pferd werden Schimmel
ge- nannt, man unterscheidet weißgeborene, Silbcr- und Milchschimmel. Fahle Pferd oder Falben sind grau oder gelb. Die gelben
Pferd mit weißen Mähnen heißen Isäbcllen. Man unterscheidet Neb-, Sem- mel-, Maus- und andere Falben,
Blaß-, Gold- und Dunkclisabellen. Pferd mit roten Haaren heißen Füchse und je nach der Nuance Not-, Hell-, Lehm-, Gold-, Kupfer-,
Dunkel-, Brand-, Schweiß-, Cchwarz- und Kohlfuchs.
Braune Pferd kommen bezüglich der Farbe der Deckhaare oft den Füchsen sehr nahe, haben aber stets schwarze Mähne, Schöpf und
Schweif. Es giebt kastanien-, schwarz-, kirsch-, rot-, gold-, hell-, rch-, fahlbraune Pferd. Die
schwarzen Pferd heißen Rappen und zerfallen in Glanz-, Kohl- und Sommerrappen. Durch Mischung von gelben, braunen und andern
mit weißen Haaren entstehen die gemischten Farben in den verschiedensten Spielarten, wie insbesondere die stichelhaarigen
Pferd und die gemischten Schimmel, als Grau-, Blau-, Apfel-, Mohren-, Eisen-, Rot-, Muskat- und andere Schimmel.
Pferd mit weißer Grundfarbe, aber größern oder kleinen Flecken ande- rer Farbe heißen Schecken.
Angeborene weißhaarige Stellen an Kopf und Gliedmaßen andersfarbiger Pferd werden Abzeichen genannt, wie Stern, Blesse, Schnippe,
Stiefel u. s. w. Die Tragezeit der Mütter oder Stuten dauert ungefähr 331 -350
Tage (Grenzen 310 und 410 Tage). Das Pferd wird geboren mit den mittelsten Schneidczähnen (Zangen) des Ober- und Unter- kiefers
und mit je 3 Backzähnen in den 4 Kie- fcrhälften. Die mittlern Schncidezähne (Mittel- zähne) erscheinen mit 2 - 6 Wochen,
die äußern Schncidezähne (Eckzähnc) mit 5-9 Monaten.
Hier- mit ist das sog. Milchgebiß fertig; alle Zähne
[* 36] des MUchgebisses (Milch- oder Fohlenzähne) fallen
nach einer bestimmten Zeit aus, um den bleibenden oder Ersatzzähncn Platz zu inachen. Die Milchschneidc- zä'hnc sind reinweih,
schaufelförmig und mit einem Halse versehen im Gegensatz zu den gelblichen oder bräunlichen, meihelförmigen und mit Furchen
auf der Vorderfläche versehenen Ersatzschneidczähnen. Der Zahnwcchsel beginnt mit2^^3 Jahren, und zwar
wechseln um diese Zeit die Zangen, mit 3^
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