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Sohn Mas'ud verlor das pers. Irak und Chorassan (1037–41), und durch die Seldschuken und innere Unruhen entkräftet, wurden 1183 die Ghasnewiden unter Khosru-Melik eine Beute der Ghuriden.
5) Die Sultane von Ghur, d. h. vom Gebirgslande zwischen Herat und Ghasni, wurden 1150 durch Alaeddin Hussein mächtig, sanken aber teils durch die Befehdungen der Fürsten Chowaresmiens (Chiwas), teils durch innere Uneinigkeit (1203). 6) Die chowaresmischen Schahs, 1097–1231, wurden unter Atsiz, dem Statthalter der Seldsckuken in Chowaresmien, wo er sich unabhängig machte, mächtig. Takasch zerstörte 1194 das Reich der Seldschuken und entriß den Ghuriden Chorassan. Sein Sohn Mohammed bezwang die Ghuriden und Ghasni und brachte den größten Teil P.s an sich. Plötzlich aber erlag er 1220 den Angriffen des Mongolen Dschingis-Chan (s. d.).
7) Die Bujiden, von Buje abstammend, einem Stammhäuptling, der sein Geschlecht von den Sassaniden herleitete, erlangten durch Tapferkeit und Klugheit die Herrschaft über den größten Teil P.s und 945 selbst über Bagdad. Sie zeichneten sich durch Regententugenden und Liebe für wissenschaftliche Bildung aus und behaupteten sich bis 1055, wo Melik-Rahim sich genötigt sah, den Seldschuken zu weichen.
8) Die Seldsckuken, eine türk. Dynastie, erhoben sich zuerst in Chorassan mit den Ghasnewiden zu ansehnlicher Macht. Togrulbeg-Mohammed verdrängte hier 1037 Mas'ud, Sultan Mahmuds Sohn, den Ghasnewiden, verbreitete sich über Aserbeidschan, Armenien, Farsistan, Irak-Adschmi und Irak-Arabi, wo er 1055 der Gewalt der Bujiden zu Bagdad ein Ende machte und von den Chalifen zum Emiru'l-Umara eingesetzt wurde. Seine Nachfolger zeichneten sich zum Teil durch große Thätigkeit und Humanität aus. Melik Schah, der mächtigste unter ihnen, eroberte noch Georgien, Syrien und Anatolien. Bald aber löste sich das Reich in vier Staaten auf, die teils durch die chwarismischen (Anmerkung des Editors: unklar, eventuell chowaresmischen? ) Schahs, teils durch die Atabeken von Aleppo, teils durch die Mongolen zerstört wurden.
Durch Dschingis-Chan wurden seit 1220 die Tataren und Mongolen in P. herrschend, die sich bis 1405 behaupteten. Die durch Dschingis-Chan eroberten, entsetzlich verwüsteten Provinzen erhielt 1229 dessen jüngster Sohn Tauli, und nach diesem dessen Sohn Hulagu. Hulagu, der durch die Eroberung Bagdads 1258 dem Chalifenreich ein Ende gemacht hatte, vermehrte diese Besitzungen mit Syrien, Anatolien und Irak-Arabi, machte sich von der Oberherrschaft des Großchans unabhängig und bildete eine besondere Dynastie der Mongolen in jenen Ländern, die der Ilchani, die bis auf Busaid bestand, der 1335 ohne Erben starb.
Seine Nachfolger, ebenfalls aus Dschingis-Chans Familie, führten zwar auch den Titel Chan von P., aber ihr Reich war kraftlos und geteilt. Da erschien 1387 an der Spitze einer neuen Mongolenhorde Timur (s. d.) und eroberte P., die Welt von Hindustan bis Smyrna mit Schrecken erfüllend. Allein mit dem Tode dieses Eroberers (1405) erlosch die Macht der Mongolen in P., und es machten sich nun die Turkmanen zu Oberherren. Diese nomadischen Stämme eroberten unter Kara-Jussuf und dessen Nachfolgern den größten Teil P.s von den Timuriden, unterlagen aber 1467 andern turkman. Stämmen unter Usun-Hassan und vereinigten sich mit ihnen. Nach Usun-Hassan (1467–78) folgten bis 1501 sechs andere Fürsten; der letzte mußte 1501 dem Ismail-Seffi weichen.
Neuere Geschichte. Seit dem Sturze der Sassaniden (651) hatte es kein pers. Reich gegeben, Ismail-Seffi, ein Enkel Usun-Hassans, dessen Dynastie 1501–1721 herrschte, ist der Neubegründer des seit gerade 850 Jahren verschwundenen Perserreichs, und mit ihm beginnt die Geschichte des neupersischen Reichs. Er stellte den alten Titel eines Schah oder Schahinschah wieder her und gab ihm trotz dem Islam die Bedeutung eines Stellvertreters Gottes auf Erden. Er vernichtete die Turkmanenherrschaft (1502–3), eroberte erst Aserbeidschan, dann Armenien, besiegte den Usbeken-Chan Scheibek 1510, nahm Balch und hinterließ bei seinem Tode 1523, nachdem er zuvor den Georgierkönig Simeon zinspflichtig gemacht hatte, ein Reich, das von Kerman, Chorassan, Turkestan bis Diarbekr und Irak reichte. Er führte die schiitische Form des Islam, trotz der sunnitischen Tadschik, in P. ein und knüpfte Verbindungen mit Venedig [* 2] gegen die Osmanen an, wurde aber vom Sultan Selim (1514) geschlagen.
Seine Nachfolger, Tahmasp (1523–75), Ismail II. (1575–77), Mohammed der Blinde (1577–85), Hamse (1585) und Ismail III. (1586) führten unglückliche Kriege mit Prätendenten aus ihrer eigenen Familie sowie mit den Türken und Usbeken. Erst der große Schah Abbas (1586–1628) stellte durch seine neue Militärorganisation und seine Eroberungen das Reich wieder her. Er nahm den Türken Armenien, Irak-Arabi, Mesopotamien, die Städte Täbris, Bagdad und Basra, den Usbeken Chorassan, den Portugiesen Ormus, den Afghanen Kandahar und demütigte Georgien, das sich der Zinsbarkeit entzogen hatte. Er verlegte seine Residenz nach Ispahan und gab dem Reiche durch Gerechtigkeit, Toleranz und Beförderung des Handels und der Künste seinen Glanz znrück.
Die folgenden Regenten, Schah Seffi (1628–42) und Abbas II. (1642–66) führten wieder Kriege mit den Türken und Indern, mit jenen wegen Bagdad, das 1648 von Murad IV. gewonnen wurde, mit diesen wegen Kandahar, das 1638 verloren ging, aber 1647 wiedererobert wurde. Unter Schah Suleiman (1666–94) versank das Reich in Kraftlosigkeit; unter seinem Sohne Hussein (1694–1721) verfiel es gänzlich. Die Afghanen in Kandahar fielen 1709 unter Mir Weis ab, und dessen Sohn, Mir Mahmud, bemächtigte sich nach der Einnahme von Ispahan des ganzen Reichs, worauf wilde Anarchie einriß.
Der wahnsinnig gewordene Mahmud wurde 1725 von Aschraf gestürzt, dieser aber von Nadir (s. d.) Schah besiegt, der unter Mitwirkung der Russen und Türken für Husseins Sohn, Tahmasp (1729), kämpfte. Als dieser aber Georgien und Armenien an die Türken abtrat, setzte ihn Nadir Schah ab und erhob dessen minderjährigen Sohn, Abbas III., 1732 auf den Thron. [* 3] Den Russen und Türken entriß Nadir wieder die abgetretenen Provinzen, und als Abbas III. 1736 gestorben war, bestieg er selber unter dem Namen Nadir Schah den Thron. Er erhob P. durch Waffenglück und strenge Regierung zu seinem frühern Ansehen, eroberte 1735 Bahrain, und 1738 Balch vom Chan von Buchara, dann Kandahar, fiel 1739 in Hindustan ein und nötigte nach der Einnahme von Dehli den Großmogul Mohammed, ihm nicht nur einige Provinzen am Indus zu überlassen, sondern ihm auch einen bedeutenden Tribut zu zahlen. Die Türken ¶
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schlug er bei Eriwan aufs Haupt schloß jedoch bald Frieden.
Nach Nadir Schahs Ermordung trat in P. ein Zwischcnreich ein, erfüllt von innern Unruhen, die das Reich furchtbar zerrütteten und in verschiedene Teile zerfallen ließen. In Ostiran gründete damals Ahmad, aus dem Geschlecht der Abdali, das Reich der Afghanen (s. Afghanistan), [* 5] das seitdem für das Persische Reich verloren blieb. Westiran dagegen zerfiel nach seinen verschiedenen Statthaltern, die sich unabhängig machten, in mehrere kleine Königreiche, die sich unablässig bekämpften und in ihrem Innern durch die gewöhnlichen orient.
Thronstreitigkeiten zerrüttet wurden. Endlich gelang es hier nach langen und blutigen Kämpfen dem Kerim Chan, einem Kurden, nach andern Berichten einem vornehmen pers. Häuptling, sich der Herrschaft zu bemächtigen, die Ruhe herzustellen und seine Macht zu befestigen. Seine Weisheit, Gerechtigkeit und Kriegserfahrung erwarben ihm die Liebe seiner Unterthanen und die Achtung seiner Nachbarn. Er nannte sich übrigens selbst nie Schah, sondern nur Wekil, d. i. Reichsverweser (eines Seffiden), ließ sich 1755 zu Schiras, das er zu seiner Residenz machte, nieder und starb 1779. Neue Verwirrungen entstanden nach seinem Tode durch die Thronstreitigkeiten in seiner eigenen Familie, dem Geschlechte der Send, und endlich blieb ein Neffe Kerim Chans, Ali Murad, 1781 im Besitz des Throns.
Nur in Masenderan hatte sich Agha Mohammed, ein Turkomane vom Stamme der Kadscharen, unabhängig gemacht. Ali Murad, der gegen ihn zog, starb 1785 infolge eines Sturzes mit dem Pferde. [* 6] Die Regierung seines Nachfolgers Dschafar war ein immerwährender Kampf mit Agha Mohammed, der ihn durch eine Verschwörung ermorden ließ (1789). Vergebens suchte Dschafars tapferer Sohn, Lutf Ali, das Glück für sich zu gewinnen: Agha Mohammed siegte und unterwarf sich fast ganz Westiran;
nur Chorassan und Georgien behaupteten ihre Unabhängigkeit.
Mit dem Tode des kämpfend gefallenen Lutf Ali Chan (1794) beginnt die jetzt noch herrschende Dynastie der Kadscharen. Agha Mohammed, später, nach der Eroberung von Georgien, Mohammed Schah, herrschte mit wilder Grausamkeit. Rußland nahm 1796 Georgien; Mohammed schloß jedoch nach Katharinas II. Tode einen nicht unvorteilhaften Frieden und siel 1797 durch Mörderhand. Zu seinem Nachfolger hatte er Vaba Chan ernannt, seinen Neffen, ebenfalls aus dem Stamme der Kadscharcn, der, 1768 geboren, 1797 nach Agha Mohammeds Ermordung unter dem Namen Feth Ali den Thron bestieg und, wie schon seine Vorgänger, in Teheran residierte.
Durch eine Reihe von Feldzügen befestigte er im Innern seine Macht und eroberte sogar Chorassan. Dagegen kam er in eine gefährliche Lage durch die rivalisierenden Bestrebungen Rußlands, Englands und Frankreichs im Orient, die ihn mit Rußland, das nach der Eroberung der pers. Grenzprovinzen trachtete, in viele Konflikte brachten. So verlor er an Rußland im Frieden von 1797 Derbend und einen Teil des Landes an der Kura; 1802 wurde Georgien zur russ. Provinz erklärt. Im Frieden von Gulistan der dem unglücklichen Kriege folgte, den er unter Frankreichs Einfluß 1811 den Russen erklärt hatte, verlor Feth Ali alle seine übrigen Besitzungen am Kaukasus, nördlich von Armenien, und mußte die russ. Kriegsflagge auf dem Kaspischen Meere gestatten.
Auch der 1822 gegen die Pforte geführte Krieg hatte für P. keinen günstigen Erfolg. 1826 ließ sich Feth Ali durch den Kronprinzen Abbas Mirza und seinen Günstling Hussein Kuli Chan zum Kriege gegen Rußland bewegen. Die Perser fielen ohne Kriegserklärung in das russ. Gebiet ein. reizten einen Teil der Mohammedaner zum Aufstande und drangen bis Ielisawetpol vor. Bald aber wurden sie von den russ. Generalen Iermolow und Paskewitsch geschlagen und verloren mehrere feste Plätze, darunter Eriwan, worauf die Russen über den Arares gingen und 31. Okt. Täbris besetzten.
In dem am Turkmantschai zu stände gekommenen frieden mußte P. seinen ganzen Anteil an Armenien mit Eriwan und dem Kloster Etschmiadzin, Nachitschewan und die einträglichen Salinen von Kuly abtreten, 80 Mill. Rubel Kriegskosten zahlen und den Russen große Handelsvorteile einräumen. Hierüber war das durch Erpressungen aufs Äußerste gebrachte Volk erbittert, und als der russ. Gesandte Gribojedow in Teheran einige georgische Frauen, die russ. Unterthanen waren, der pers. Sklaverei entzog, brach die Wut des Volks los, das den russ. Gesandten nebst seiner Gemahlin und dem größten Teil seines Gefolges ermordete. Nur durch die größten Demütigungen sowie durch strenge Bestrafung der Teilnehmer am Aufstande vermochte der Schah Rußland zu besänftigen.
Einen großen Verlust erlitt P. 1833 durch den Tod des präsumtiven Thronfolgers Abbas Mirza, des einzigen Mannes, dem es ernstlich um die Hebung seines verwahrlosten Vaterlandes zu thun gewesen war. Bald darauf starb der Schah Feth Ali. Ein innerer Krieg drohte infolge der Thronansprüche unter seinen Nachkommen auszubrechen; allein die Übereinstimmung Englands mit Rußland, die dem Sohne Abbas Mirzas, Muhammed, den Thron garantierten, bewirkte, daß dieser wirklich den Thron besteigen konnte, nachdem einer der Söhne Feth Alis, Ali Schah, 20 Tage lang die Herrschaft behauptet hatte.
Doch vermochte er die Umtriebe seiner übrigen Verwandten nicht zu unterdrücken. Dazu kam die wachsende Eifersucht Rußlands und Englands, die P. für ihre Zwecke zu gewinnen suchten und die Negierung demoralisierten. In diesen diplomat. Kämpfen trug Rußland endlich den Sieg davon. So gelang es ihm, P. zu einem zweimaligen, wiewohl erfolglosen Zuge gegen Herat zu vermögen, um dieses Vollwerk auf der Straße von Vorderasien nach Indien dem russ. Einfluß zu gewinnen.
Zwar bewirkte der siegreiche Zug der Engländer nach Afghanistau sowie die zeitweilige Besetzung des Hafens von Abuschehr, daß die engl. Politik um 1840 in P. wieder das Übergewicht bekam. Allein dies dauerte nur kurze Zeit; denn die drohende Nähe der Russen und die Schwäche des körperlich und geistig zerrütteten Schahs, der sick ganz in den Händen seines von den Russen gewonnenen Großwesirs befand, gaben der russ. Politik bald wieder ihren vorwaltenden Einfluß. Das äußerte sich in der nach fünfjährigen Verhandlungen zu Erzerum durch den Vertrag vom zu stände gekommenen Beilegung der drohenden Grenzstreitigkeiten zwischen der Türkei [* 7] und P., besonders aber in einem Vertrage, den der Fürst Woronzow als russ. Bevollmächtigter 1846 in Tistis mit P. abschloß. Rußland erhielt die pers. Häfen ¶