zu. Seine Werke,
Briefe und
Hymnen (namentlich 13 auf den bei
Nola begrabenen heil. Felix) wurden hg. von Muratori (Verona
[* 2] 1736)
und von Hartel (im «Corpus scriptorum ecclesiasticorum», Bd. 29 und
30,
Prag
[* 3] und
Wien
[* 4] 1894).
(Paulinzella), Dorf im Landratsamt Rudolstadt
[* 6] des Fürstentums
Schwarzburg-Rudolstadt, hat (1895) 110 evang.
E., Postagentur,
Telegraph.
[* 7] Paulinzelle ist merkwürdig durch das 1114 von Pauline, der Tochter des thüring.
Grafen Moricho, und ihrem
Sohn Werner nach dem
Tode ihres Gemahls Udalrich gestiftete
Cistercienser-Nonnen- und Mönchskloster, 1534 durch die
Grafen
von
Schwarzburg
[* 8] aufgehoben, die in den
Besitz der
Güter gelangten. Die Trümmer des durch
Blitz zerstörten
Klosters bilden eine
der schönsten Kirchenruinen (Säulenbasilika mit tiefer Vorkirche im edelsten roman.
Stil nach dem Vorbild der
Kirche in Hirsau). 1877-78 wurden die Ruinen auf Kosten des Fürsten
Georg von
Schwarzburg-Rudolstadt restauriert. -
Vgl. Martini
und Hesse, Die Ruinen der
Thüringer Klöster und
Burgen
[* 9] (Rudolst. 1816);
Philipp Victor, Edler von
Brügge, Forschungsreisender, geb. zu Čermatowitz in Mähren,
[* 13] studierte
1872-76 zu Graz
[* 14] und
Wien Natur- und
Sprachwissenschaften, Geographie und Orientalia, wurde 1877
Lehrer am Gymnasium zu
Znaim, 1880 Professor
am Gymnasium zu Hernals und 1889 an dem der Josephstadt zu
Wien und zugleich
Docent an der
WienerUniversität,
in welcher
Stellung er noch ist. Paulitschke bereiste 1880
Ägypten
[* 15] und
Nubien, 1884-85 die
Somal- und Gallaländer von Harar. Paulitschke veröffentlichte:
«Die geogr. Erforschung des afrik. Kontinents
von den ältesten
Zeiten bis auf unsere
Tage» (2. Aufl.,
Wien 1880),
«Die Afrikalitteratur von 1500 bis
1750» (ebd. 1881),
«Die geogr. Erforschung der Adalländer und Harars
in Ostafrika» (Lpz. 1884),
«Die Sudanländer nach dem gegenwärtigen
Stande der Kenntnis» (Freiburg
[* 16] 1885),
L., Pflanzengattung aus der Familie der Sapindaceen (s. d.)
mit gegen 80 fast sämtlich tropisch-amerik.
Arten, kletternde oder windende strauchartige Gewächse mit wechselständigen,
zusammengesetzt dreizähligen oder gefiederten
Blättern, und mittelgroßen unregelmäßigen polygamischen
Blüten. Die
Frucht ist eine dreikantige oder dreiflügelige Kapsel. Die meisten
Arten sind giftig, von der südamerikanischen
Paullinia cururuL. soll das Curare- oder Urarigift der Indianer stammen. Von der brasilianischen Paulliniasorbilis
Mart. dienen
die reifen Samen
[* 18] zur Bereitung eines erfrischenden Getränks; auch stellt man daraus ein Gebäck dar,
die Pasta Guarana, die als
Adstringens und wegen ihres Caffeïngehalts auch gegen
Migräne dient.
imperiālisSieb. et. Zucc.,
ein dem südl.
Japan
[* 19] entstammender kleiner, zur Familie der Scrophulariaceen (s. d.) gehöriger
Baum mit großen eirund-herzförmigen, sammetartig behaarten
Blättern, die eine schöne abgerundete
Krone
bilden. Die in Endrispen stehenden, süßduftenden, hellblau-rosenroten
Blüten werden schon im Herbst vorgebildet. In Norddeutschland
bildet sich die Paulownia selten zu einem
Baume aus, sehr häufig friert der junge
Baum bis zur
Wurzel
[* 20] ab und entwickelt aus derselben
wieder neue starke
Triebe mit sehr großen
Blättern. In rauhernLagen wird deshalb die Paulownia nur als
Blattpflanze
[* 21] benutzt, wobei man auf die Stammbildung verzichtet und auf die Erzeugung eines starken
Stockausschlags hinarbeitet.
«Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und
Universitäten vom Ausgang
des Mittelalters bis zur Gegenwart» (ebd. 1885; 2. Aufl., 2 Bde.,
1896),
«Das Realgymnasium und die humanistische
Bildung» (Berl. 1889),
«System der Ethik mit einem
Umriß
der
Staats- und Gesellschaftslehre» (ebd. 1889; 3. Aufl., 2 Bde.,
1894); «Einleitung in die
Philosophie» (ebd. 1892; 4. Aufl. 1896),
«Über die gegenwärtige
Lage des höhern Schulwesens in
Preußen»
[* 27] (ebd. 1893).
Louis,Schachspieler, geb. zu Nassengrund in Lippe,
[* 28] ging 1854 nach
Amerika
[* 29] und gelangte dort bald zu hohem Ansehen als
Schachspieler; nach sechsjährigem Aufenthalt daselbst kehrte er wieder
nach Europa
[* 30] zurück, wo er gegen die berühmtesten
Spieler mit Erfolg kämpfte, so gegen
Anderssen und
Blackburne. Er starb zu
Blomberg in Lippe. P.s Hauptstärke lag in der Verteidigung und in der
Führung der Läufer (unter den
Schachspielern als Paulsensche Läufer sprichwörtlich geworden); seine Berühmtheit verdankt er zum großen
Teil dem Blindlingsspiel.
hebr.
Saul genannt,
Apostel Jesu Christi, geb. zu
Tarsus in Cilicien von jüd. Eltern, doch als röm.
Bürger.
Den lat.Namen Paulus scheint er nach jüd.
Sitte im Verkehr mit Griechen und
Römern sich beigelegt zu haben.
Von seinen Eltern zum
Rabbi bestimmt, wurde er nach
Jerusalem
[* 32] geschickt und dort unter
Gamaliel (s. d.) in der pharisäischen
Theologie unterwiesen. Nach damaliger
Sitte betrieb er daneben ein Handwerk, die Grobweberei. Ein energischerGeist,
mit reger
Phantasie und scharfem Verstand begabt, voll glühenden Eifers für das einmal Ergriffene, setzte er alle Kraft
[* 33] an einen unsträflichen Wandel nach dem
¶
mehr
Gesetz der Väter. Das Auftreten des Stephanus, der die Auflösung des Tempeldienstes durch den Gekreuzigten verkündete, erfüllte
ihn mit leidenschaftlichem Haß gegen den Gesetzesverächter. In der Christengemeinde sah er nur einen Haufen Abtrünniger
vom väterlichen Glauben und bot sich dem HohenRate zur Verfolgung der neuen Sekte an. Mitten in diesem
Verfolgungseifer vollzog sich in ihm eine Krisis, die den bisher gefährlichsten Feind der neuen Messiasgemeinde in den gewaltigsten
Apostel des Gekreuzigten umwandelte. Die Apostelgeschichte knüpft diese Bekehrung an eine Erscheinung Jesu Christi, die dem
Paulus auf dem Wege nach Damaskus, wohin er mit Vollmachten des Synedriums zur Verfolgung der dortigen Nazarener
reiste, geworden sei, und seine eigenen Mitteilungen bestätigen diesen Hergang. Spätere Schilderungen, die die eigene schmerzliche
Erfahrung verraten, lassen auf harte innere Kämpfe des Paulus vor seiner Bekehrung zurückschließen.
Was ihm damals zur Gewißheit geworden, das diente ihm fortan zum Ausgangspunkt für ein das innerste Wesen des Christentums
mit klassischer Klarheit erfassendes, gedankenreich ausgeführtes und mit schärfster theol. Dialektik verteidigtes Glaubenssystem.
Der Kreuzestod und die Auferstehung Christi bilden den Mittelpunkt desselben. Ist durch die Auferstehung der Gekreuzigte als
der Messias erwiesen, so auch der Kreuzestod selbst als göttliche Absicht und Notwendigkeit.
Das Kreuz
[* 35] Christi ist das Ende des Gesetzes, dessen Fluch über die Sünde der gekreuzigte Messias auf
sich nahm, um die Sünder von dem Fluche und von der Herrschaft des Gesetzes zu befreien und die Gläubigen zu einem neuen
Leben im Geiste zu befähigen. Während die Menschen, solange sie «im Fleisch» leben, zugleich der Herrschaft der
Sünde und dem verdammenden Spruche des Gesetzes unterworfen sind, ist durch die Kreuzigung des Fleisches
Christi zugleich die Macht der Sünde über die Menschheit für immer ertötet.
Und wie der Gekreuzigte nach Ertötung von allem, was irdisch an ihm war, in verklärter Herrlichkeit nur noch ein Leben
des Geistes lebt, so ist durch ihn auch der Menschheit überhaupt dieses neue geistige Leben eröffnet.
Der Einzelne wird aller dieser Wirkungen teilhaftig, indem er durch den Glauben zu Christus in eine mystische Beziehung, in
die Gemeinschaft seines Todes und seiner Auferstehung tritt. Das ist der neue Weg des Heils, nicht aus dem Gesetz,
sondern allein aus der Gnade.
Ist aber das Gesetz als Heilsweg beseitigt, so fällt auch jeder Vorzug der Juden vor den Heiden weg. Wie beide gleicherweise
Sünder sind vor dem Gesetz, so erstreckt sich auch die Gnade gleicherweise auf beide. In Christus sind überhaupt alle bisher
die Menschen trennenden Unterschiede aufgehoben; weder Stand, noch Geschlecht, noch Geburt kann einen Vorzug
begründen. Das «Wort vom Kreuz» ist daher eine Botschaft von der gleichen Berufung aller, die glauben wollen, zum Heil.
Die theol. Ausführung dieser Grundgedanken beruht einerseits auf der religiösen Dialektik und den Beweismitteln des Pharisäertums,
andererseits aber auch auf hellenistisch-platonischen Anschauungen (Entgegensetzung von Fleisch oder Materie
und Geist). Aus beiden Elementen baute sich im Geiste des Paulus ein religiöses Lehrsystem auf, welches, obwohl das Wesen des
Christentums zunächst in den Denkformen der Zeit erfassend, gleichwohl über das Judentum als auch über das gesetzestreue
Judenchristentum der
Urgemeinde principiell hinausführte und zu diesen Richtungen in scharfen Gegensatz
trat.
Verkündigte Paulus die Aufhebung, so betonte das Judenchristentum die Erfüllung und Besiegelung des Gesetzes durch Christus und
verlangte, daß auch die Pflichten der Heidenchristen nach den Aussprüchen des Gesetzes geregelt würden. Es konnte auf
die Autorität des Alten Testaments, auf das Beispiel und manchen Ausspruch des Herrn selbst, auf das Verständnis
seiner Worte durch die ersten Jünger, ja selbst auf die einfachsten Forderungen der Moral sich berufen, die durch die Lehre
[* 36] von der Abschaffung des Gesetzes bedroht erschienen.
Dennoch war auf der Seite des Paulus die innere Konsequenz des christl. Princips, und
wenn die Urgemeinde an die jüd.-nationale Erscheinung des Meisters sich hielt, so hatte der Heidenapostel
die Tragweite seiner ganzen persönlichen Wirksamkeit, die weltgeschichtliche Bedeutung der von Jesu ausgegangenen religiösen
Erneuerung ungleich tiefer erfaßt. Das Paulinische Evangelium stellt das Christentum, ob auch auf dem Boden der Weltanschauung
der Alten Welt, zuerst als die universelle, für die ganze Menschheit bestimmte Religion und zugleich als
die höchste Stufe aller religiösen Entwicklung, als die vollkommene Erlösungsreligion dar, wozu Heidentum und Judentum nur
Vorbereitungsstufen waren. In dieser Erkenntnis gründete sich die Notwendigkeit des endlichen Sieges seiner Sache und zugleich
die bleibend grundlegende Bedeutung seiner Lehre für die gesamte Geschichte der christl. Kirche bis zur
Gegenwart.
Der Apostel selbst freilich sah diesen Sieg noch nicht. Nachdem er auf dem Wege nach Damaskus den Gekreuzigten als den auferstandenen
Gottessohn erschaut, zog er sich längere Zeit in die Stille zurück, um einsam die neue, seinem Geiste aufgegangene Gedankenwelt
zu bewältigen. Mit sich selbst und mit seinem Gott aufs reine, sah er in der neuen Anschauung eine göttliche
Offenbarung und seine eigene, unmittelbar durch Christus erfolgte Berufung zum Heidenapostel.
Als solcher wirkte er zuerst zu Antiochia in Syrien und in Kleinasien. Danach, als er seine gesetzesfreie Heidenmission durch
jerusalemische Judenchristen bedroht sah, reiste er selbst nach Jerusalem, um von den ältern Aposteln
die Anerkennung des Apostolats und seiner Missionsgrundsätze zu erlangen (54 n. Chr.). Ein Kompromiß kam zu stande, das sein
Werk vorläufig sicherstellte, bis bei Gelegenheit eines Besuchs des Petrus in Antiochia die nur verhüllten Gegensätze aufs
neue hervorbrachen.
Die ältern Apostel hatten die Befreiung der Heidenchristen vom mosaischen Gesetz nur in der Voraussetzung
bewilligt, daß sie nur nach der Weise von Proselyten der Messiasgemeinde angeschlossen würden, deren eigentlicher Stamm,
die Gläubigen aus Israel, nach wie vor dem Gesetz verpflichtet bleiben sollte. Ihnen gegenüber verkündete jetzt Paulus mit
rückhaltloser Entschiedenheit die Aufhebung des Gesetzes auch für die Juden. Erschrocken zogen Barnabas
und viele seiner alten Freunde sich von ihm zurück, aber Paulus wählte sich neue Begleiter und stiftete alsbald
eine ganze Reihe neuer Gemeinden zu Philippi, Thessalonich, Beröa und Korinth.
[* 37] Aber überall folgten seine Gegner ihm nach,
und mehr als einmal glaubte er alle Frucht seiner Arbeit verloren. Von Korinth, wo er 1½ Jahre lang gewirkt,
ging er nach Ephesus, von wo er noch einmal seine macedon. und griech. Gemeinden besuchte und
dann im
¶