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in München [* 2] für den technischen Staatsdienst aus. Nachdem er an dem Bau des Main-Donau-Kanals teilgenommen hatte, wobei er in den Plänen zum erstenmal die jetzt allgemein gebräuchliche Einzeich- nung der Isohypsen anwendete, wurde er Professor nnd Rektor der Technischen Kochschule in München und kam dann in das Oberbaukolleg, dessen lang- jähriger Leiter er war.
Von den von ihm gebauten Brücken [* 3] sind die Großhesseloher Brücke [* 4] über die Isar und die Mainzer Eisenbahnbrücke zu erwähnen. Nach ihm ist der Paulische Träger [* 5] (s. Eisen- brücken) benannt.
In den Adelsstand erhoben, starb er in Kissingen. [* 6]
Sein Standbild (von Knoll) steht neben denen von Watt, Stephenson und Steinheil im Münchener neuen Bahnhof. Pauli, Georg Reinhold, Geschichtschreiber, geb. zu Berlin, [* 7] studierte in Berlin und Bonn [* 8] Philologie und Geschichte, arbeitete seit 1847 auf engl. und schott. Bibliotheken und war 1849- 52 Privatsekretär bei Bunsen, dem damaligen preuß. Gesandten zu London. [* 9] 1855 habilitierte sich Paulinus in Bonn, wurde 1857 ord.
Professor der Geschichte in Rostock, [* 10] 1859 in Tübingen. [* 11]
Wegen eines scharfen Aufsatzes in den «Preuh. Jahrbüchern» (Aug. 1866) über die polit.
Verhältnisse Württembergs an das niedere Seminar nach Schönthal versetzt, trat er aus dem württemb.
Staatsdienst, wurde 1867 ord. Professor der Geschichte in Marburg [* 12] und 1870 in Göttingen. [* 13] Er starb in Bremen. [* 14] Nnter seinen wissenschaftlichen Arbeiten, die sich sämtlich durch Gediegenheit der Forschung sowie durch lichtvolle Darstellung auszeichnen, sind her- vorzuheben: «König Alfred und seine Stellung in der Geschichte Englands» (Berl. 1851);
die Fort- setzung der von Lappenberg (s. d.) begonnenen «Ge- schichte von England» (vom 12. bis zum Beginn des 16. Jahrh., Bd. 3-5, Gotha [* 15] 1853-58),
«Bil- der aus Altengland» (ebd. 1860; 2. Aufl. 1876), «Geschichte Englands seit den Friedensschlüssen von 1814 und 1815» (Bd. 1-3, Lpz. 1864-75),
«Aus- sätze zur engl. Geschichte» (ebd. 1869; Neue Folge, hg. von Hartwig, 1883),
«Simon von Montsort, Graf von Leicester, [* 16] der Schöpfer des Hauses der Ge- meinen» (Tüb. 1867).
Auch besorgte Paulinus eine kritische Ausgabe von Gowers «OontssLio NinHntiz» (3 Bde., Lond. 1857) und verfaßte eine Charakteristik Oliver Cromwells im «Neuen Plutarch», Tl. 1 (Lpz. 1874). -
Vgl. Neinhold Paulinus, Lebenserinnerungen nach Brie- fen und Tagebüchern, zusammengestellt von seiner Witwe.
Als Manuskript gedruckt (Halle [* 17] 1895).
Pauli, Johannes, deutscher Schriftsteller, geb. um 1455,1479 Franziskaner, 1490 Lektor in Vil- lingen, 1506 Guardian des Barfüßerklosters zu Straßburg, [* 18] 1515 Lesemeister im Franziskanerkloster zu Schlettstadt, [* 19] starb um 1530 zu Thann.
Sein aus Litteratur und Volksmund gesammeltes Schwank- buch «Schimpf und Ernst» (Thann 1519; neue Ausg. von Österley, Stuttg. 1866; erneuert von Simrock, Heilbr. 1876) steht an der Spitze der elsäss. Schwank- liltcratur.
Seine Ausgaben von Predigten Geilers (s. d.) von Kaysersberg sind durch P.s Vorliebe für das Anekdotenhafte unzuverlässig. ?a. u11ä.na. a.ot:o, eine wahrscheinlich nach einem Prätor Paulus genannte Klage des durch betrügerische Veräußerungen seines überschuldeten Schuldners benachteiligten Gläubigers.
Heute steht die Anfechtungsklage (s. Anfechtung) an deren Stelle. Paulicianer, eine seit Mitte des 7. Jahrh, in Armenien hervorgetretene gnostische Partei, wahr- scheinlich aus den Marcioniten (s. Marcion) hervor- gegangen;
mit ihr verschmolzen sich teilweise die Überreste der Manichäer (s. d.).
Ihr Stifter war Konstantin, ein begeisterter Verehrer des Paulus, aus der Nähe von Samosata gebürtig, der um 660 seine erste Gemeinde zu Kibossa in Armenien grün- dete und um 684 von dem kaiserl. Statthalter Si- meon hingerichtet wurde.
Dieser selbst trat später auch zu den Paulinus über, wurde unter dem Namen Titus ihr Haupt und 690 verbrannt.
Das Religions- system der Paulinus, die sich selbst einfach Christen und die Katholiken Römer [* 20] nannten, ist nur unvoll- ständig bekannt. Es beruht auf dem Gegensatz zweier sich bekämpfender Principien und Reiche, eines guten und eines bösen, in deren Mitte der Weltschöpfer (der Demiurg), zugleich der Iudengotr steht;
demgemäß verwarfen die Paulinus das Alte Testa- ment als vom Iudengott herstammend.
Das Schwergewicht legten sie auf die sittliche Seite des Christentums, das sie zu erneuern und zu aposto- lischer Einfachheit zurückzuführen gedachten. Im 9. Jahrh, verbanden sie sich, um den blutigen Ver- folgungen der griech. Kaiser Widerstand zu leisten, mit den Arabern.
Viele von ihnen wurden nach hartem Widerstand nach Thrazien übergeführt (970). Hier gewannen sie unter der bulgar. Bevölkerung [* 21] neuen Anhang. (S. Bogomilen.) Kaiser Alertos I. Komnenos versuchte sie Anfang des 12. Jahrh, mit Gewalt zu bekehren;
doch erhielten sich Reste der Paulinus das ganze Mittelalter hindurch.
Jetzt bezeichnet man mit Paulinus die kath. Bulgaren bei Philippopel, Sistov und Temesvär, die im 18. Jahrh, aus der Gegend von Nikopolis auswanderten. -
Vgl. Schmidt, Hi- ätolia. 1au1ici3,noi'uni orientalinin (Kopenh. 1826); Lombard, ?Hu1ici6N8, Vulgäres 6t L0n3-1i0iiim63 (Genf [* 22] 1879);
Fermendzin, ^ota. LulF^riak scole- 8iN8tic3. (Agram [* 23] 1887);
Karapet Ter-Mkrttschian, Die Paulinus im byzant.
Kaiserreiche (Lpz. 1893).
Paulina, der 278. Planetoid. Pauline, Fürstin zur Lippe, [* 24] geb. als Tochter des Fürsten Friedrich Albert von Anhalt- Bernburg, [* 25] vermählte sich 1796 mit dem Fürsten Leopold zur Lippe-Detmold.
Als dieser 1802 starb, übernahm sie für ihren ältesten Sohn Leopold die vormundschaftliche Regierung, hob die Leibeigen- schaft auf und traf treffliche Einrichtungen für die Erziehungsanstalten (s. Lippe, Fürstentum).
Eine geistvolle Dichtung von ihr, «Die Theestunde einer deutschen Fürstin», worin sie den Gesamtberuf ihres Geschlechts darstellt, findet sich in der «Iduna» (1805). Bald nachdem die Fürstin die Regierung ihrem Sohn übergeben hatte, starb sie Pauliner, Mönche, s. Minimen und Theatiner. Paulinifche Briefe, s. Paulus (Apostel). Paulinismus, das Evangelium in der Auf- fassung des Apostels Paulus (s. d.).
ftate. Paulinscher Apparat, s.Feuerwehrrauchappa- Paulmus von Nola, Pontius Meropius Ani- cius, Dichter und Kirchenlehrer, geb. 353 in Bor- deaux, aus vornehmem, reich begütertem Geschlecht, in den schönen Wissenschaften und namentlich in der Dichtkunst trefflich gebildet. Er war 378 Konsul, zog sich dann vom öffentlichen Leben zurück und lies; sich 394 mit seiner nunmehr als Schwester neben ihm lebenden Gattin als Ascet zu Nola in Cam- panien nieder.
Hier wurde er Anfang des 5. Jahrh. Bischof, erwarb sich große Verehrung durch seine menschenfreundliche Thätigkeit und starb 431. Ihm schreibt man auch die Einführung der Kirchenglocken ¶