957 organisation der Armee zu ermöglichen, die Grundsteuer durch. Am nahm er infolge des Antrags Hagens auf größere
Specialisierung des Etats seine Entlassung. Im J. 1866 wurde er wieder ins Abgeordnetenhaus gewählt, wo er sich den Altliberalen
anschloß. Am wurde er Civiladministrator der von der preuß.
Mainarmee besetzten Gebiete von Frankfurt, Oberhessen und Nassau, 1873–81 war er Oberpräsident der Provinz Sachsen. 1869 legte
er sein Mandat als preuß. Abgeordneter nieder, vertrat aber 1871–73 den Wahlkreis Ückermünde-Usedom-Wollin im Reichstage.
Er lebte zuletzt auf seinem Gute bei Kalau und starb in Berlin.
(oder Paträ), alte Stadt an der Nordküste des Peloponnes, an dem Golf von Patras an einer Stelle gelegen, wo ein
Hügelrücken bis ans Meer vorspringt und Gelegenheit zur Anlage einer Festung bot. Der Hafen ist nur eine offene Reede, aber
durch seine Lage von hoher Bedeutung. Patras ist die drittgrößte Stadt des Königreichs, Hauptstadt
der Nomarchie Achaja und Elis, Sitz eines griech. Erzbischofs, Appellationsgerichts, deutschen
und österr.-ungar. Konsulats, ist modern gebaut, hat (1889) 33529, als Gemeinde 44970 E., Kirche des heil. Andreas, schönes
Postgebäude, Theater, Gymnasium und Baureste aus altgriech. und röm.
Zeit.
Ausgeführt werden Korinthen (1895: 134800t), namentlich nach England, Wein, z.B. von der deutschen Aktiengesellschaft
Achaia, die hier große Kellereien besitzt (3390 hl), ferner Öle, Wallonen (Knoppern) und Felle (350000 Lamm-, 100000
Ziegenfelle). Eingeführt werden vor allem aus England und Österreich Baumwoll- und Wollgewebe, Garne, Litzen, Getreide, Mehl,
Kolonialwaren, Droguen und Metalle. Man fabriziert Seife und Branntwein. Eisenbahn (zwei Bahnhöfe) führt
nach Pyrgos und nach Korinth. Patras ist Station des Österreichischen Lloyd.
Die Mediterranean and New York Steamship Company Limited unterhält den direkten Verkehr zwischen Patras und Neuyork. Patras war
eine der 12 selbständigen Städte der Landschaft Achaia, wurde durch Augustus zur röm. Kolonie unter dem Namen Colonia
Augusta Aroë Petrensis gemacht und mit ausgedehntem Gebiet beschenkt. Während des spätern Mittelalters schwang sich
Patras mit allmählicher Verdrängung Korinths zur geistlichen Metropole und zur ersten Handelsstadt des Peloponnes auf. Vor dem
griech. Aufstande zählte es über 22000 E.; in demselben Gegenstand hartnäckiger Kämpfe, wurde es von den
Türken in einen Schutthaufen verwandelt. Seitdem hat die Stadt sich schnell gehoben.
Bezeichnung der im Wetteifer mit den ersten Gesängen des Klopstockschen «Messias»
entstandenen zahlreichen epischen Gedichte aus der alttestamentlichen Patriarchengeschichte.
Eine rege Thätigkeit in dieser
Richtung entwickelte J. J. Bodmer, dessen Dichtungen «Noah» (Berl. 1750; Zür. 1752),
«Jakob und Joseph» (Zür. 1751),
«Jakob und
Rahel» (ebd. 1752) u.a. hierher gehören.
(grch.),
Erzväter, in der biblischen Sage die Familienhäupter des Urgeschlechts
vor der Sintflut und die drei Stammväter des israel. Volks: Abraham, Isaak und Jakob. Der Ausdruck patriarchalisch erinnert daher
an das Zeitalter der Urväter des Menschengeschlechts, an die Unschuld und Einfachheit ihrer Sitten, an
die Würde und das Ansehen ihres Alters und an die Milde ihrer hausväterlichen Familienregierung. Später wurde Patriarch
ein Ehrentitel der Oberhäupter oder Vorsteher des Synedriums, unter denen sich die nach der Zerstörung Jerusalems in Syrien
und Persien lebenden Juden vereinigten.
Das jüd. Patriarchat zu Tiberias in Galiläa bestand für die westlich wohnenden Juden bis 415, das zu
Babylon für die östlichen in der Zerstreuung bis 1038. Von den Juden ging der Titel Patriarch in die christliche Kirche über,
anfangs als Ehrenname für alle Bischöfe, seit dem 5. Jahrh. ausschließlich für Metropoliten und zuletzt vorzugsweise
für die Bischöfe von Rom, Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem. Diese hatten das Recht der Weihe und Beaufsichtigung
der Metropoliten und Bischöfe ihrer Sprengel und bildeten die höchste Appellationsinstanz in allen kirchlichen Angelegenheiten
ihrer Diöcesen.
Ohne ihre Zustimmung durften auf den Synoden keine die ganze Kirche betreffenden Beschlüsse gefaßt werden.
Als darauf das röm. Patriarchat zu einem Oberpriestertum über den ganzen Occident heranwuchs, behielten die vier Häupter
der orient. Kirche diesen Titel bei, verloren aber durch die Eroberungen der Sarazenen den größten Teil ihres Einflusses.
In der röm. Kirche führen die Erzbischöfe von Venedig und Lissabon (bis 1751 auch der von Aquileja) den
Patriarchentitel; außerdem pflegt der Papst auch für die vier alten morgenländ.
Patriarchate Patriarchen in partibus intidelium zu ernennen. Die Kirchen der Armenier, Messinier, Jakobiten und Maroniten stehen unter
eigenen Patriarchen Über die griech. Christen im türk. Reich behauptet der Patriarch von Konstantinopel den Primat. Er führt den
Titel eines ökumenischen Patriarchen, hat den Rang eines Pascha von drei Roßschweifen und wird vom Sultan eingesetzt. Das im 16. Jahrh.
entstandene Patriarchat über die russ. Kirche zu Moskau wurde von Peter d. Gr. 1721 abgeschafft und in die patriarchalische
oder heilige Synode verwandelt, deren Oberhaupt der Kaiser ist.
heißen nach der herrschenden Auffassung Th. Mommsens («Röm. Forschungen», Bd. 1, Berl.
1864) für die Zeit der ersten röm. Könige sämtliche freigeborene wirkliche Bürger Roms, die im Gegensatz zu den schutzpflichtigen
Klienten die Vollbürger, das Volk, den Populus, bilden und nach ihrer Herkunft in drei Tribus, innerhalb dieser
aber in Kurien zerfallen, denen wieder die einzelnen Geschlechter, Gentes, zugeteilt sind. Nach anderer Meinung sind die
Patricier nur die die 100 Gentes vertretenden 100 Senatoren des Romulus und deren Nachkommen und nur ein Teil der Vollbürgerschaft.
Jedenfalls hängt der Name mit patres (Väter) zusammen, das hier aber wohl nicht in dem Sinne von Familienvorständen
(patres familias), sondern eben in dem Sinne von Senatoren («Alten») gefaßt werden muß. Der Titel patres geht von den patricischen
Senatoren später auch auf sämtliche Senatsmitglieder über. Das patricische Volk versammelte sich in den Comitia curiata
(s. Komitien), hatte