Seelenreinheit Anteil an dem
Gral oder gar Herrschaft über ihn. In dieser
Verbindung erscheint die Sage um 1175 in dem Gedicht
«Li Contes del
Gral» von
Chretien de Troyes (s. d.), das
Wolfram seinem Epos zu
Grunde legte, aber mit voller
Freiheit umgestaltete
und aus eigener Erfindung erweiterte; daß er sich auf einen Provençalen
Kyot (s. d.) beruft, ist wohl
nur Fiktion. Aber auch in
Frankreich wurde
Chrétiens Werk in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. von Gantier, Mennessier und
Gerbert de Montreuil nacheinander fortgesetzt.
Andere franz. Dichter machten sich an Neudichtungen des
Stoffes (so Robert de Voron), die wir zum größten
Teil nur aus spätern Prosaauflösungen kennen. In franz. Bearbeitung kehrte die Parzivalsage
sogar über den
Kanal
[* 2] zurück und liegt z. B. dem wallisischen Mabinogion von Peredur zuGrunde. Rich.
Wagner gestaltete die Sage zu einem Bühnenweihfestspiel, das er, verleitet durch eine falsche Etymologie des
Namens Parzival (=
reiner
Thor) aus dem
Arabischen, die Görres wagte, «Parsifal» nannte. -
Vgl. Hertz, Die Sage von Parzival und
vom
Gral (Berl. 1882).
(frz., spr. pa), Schritt, besonders Tanzschritt, auch
Bezeichnung für den Tanz selbst, z. B. Pas de deux (spr. döh),Tanz von zwei
Personen, Pas de trois (spr. trŏá), von dreien u. s. w.;
Los (spr. -ches, frz. Pasages), Hafenstadt im
BezirkSan Sebastian der span.
ProvinzGuipuzcoa, an der Linie
Irun-San Sebastian prächtig gelegen und aus zwei Gemeinden bestehend:
Pasajes de
SanJuan mit (1887) 1082 und Pasajes de
San Pedro mit 662 E., hat bedeutende Ausfuhr von
Wein,
Eisen,
[* 3]
Blei,
[* 4] Einfuhr von
Kohlen.
1) Pasardschik, Hadži-Oghlu-Pasardschik oder
Hadschi-Oglu-Basari (bulgarisch 1882 offiziell umgenannt Dobrič oder Dobritsch), Bezirksstadt
im bulgar.
Kreis
[* 6]
Varna, 33 km nordwestlich vom Hafenort
Balčik, hat (1888) 10717 E., eine Moschee, mehrere
Kirchen; im April eine bedeutende
Messe. Die Stadt wurde von den
Russen unter Kamenski I. erobert, der die
Türken
nach
Schumla zurücktrieb, und unter Kamenski II. nach einer hartnäckigen Verteidigung abermals erstürmt, wobei 8000
Türken
fielen. - 2) Pasardschik, auch
Tatar-Pasardžik, Distriktsstadt in
Ostrumelien, an der obern
Maritza und der Linie
Adrianopel-Velova der
Türk. Staatsbahnen,
[* 7] 52 km westlich von Philippopel, hat (1888) 15659 E. (etwa die Hälfte
Bulgaren) und ist seit dem
Kriege von 1878 im raschen Aufblühen begriffen. Der Ort hat bedeutenden Reisbau und jährlich vom
Anfang Juni bis Mitte
August eine große
Messe, Marasia genannt.
VonPasardschik führte früher ein in den Fels
gehauener Saumpfad, jetzt Eisenbahn und Fahrstraße, an den Ruinen der
Trajanspforte vorbei über den
Balkan nach
Sofia.
die uralte Hauptstadt der
Perservor der Übersiedelung der Könige nach
Persepolis während der Regierung
Darius' I.; auch wurden hier noch alle spätern Könige gekrönt. Hier befand sich auch das von Priestern
bewachte, heilig gehaltene
Grab des Cyrus. Noch heute steht in
Murghab, zwei Tagereisen nordöstlich von
Persepolis, ein Grabgebäude,
in dem man früher das Cyrusgrab sah, weshalb man Pasargadä dort lokalisierte. Später erbob sich
Widerspruch, doch
haben die neuesten Untersuchungen die Richtigkeit
der
alten
Ansicht bestätigt. Den
Namen Pasargadä führte auch der vornehmste
Stamm der
Perser. -
Blaise, franz. Schriftsteller, Theolog,
Philosoph und Mathematiker, geb. zu Clermont in
Auvergne.
Sein
Vater Etienne Pascal ging, um sich ganz der Erziehung des frühreifen
Sohnes zu widmen, mit ihm 1631 nach
Paris.
[* 11] Der junge Pascal wurde anfangs ausschließlich zum
Studium des klassischen
Altertums angehalten, beschäftigte sich aber
bald mit Mathematik, in der er solche Fortschritte machte, daß er im 17. Jahre eine
Abhandlung über die
Kegelschnitte
[* 12] schreiben
konnte.
Als 23jähriger
Jüngling entdeckte und bewies er, daß die Erscheinungen, die bisher aus dem horror vacui
erklärt worden waren, durch die
Schwere der Luft bedingt seien. Ebenso war er einer der ersten, der Höhenmessungen mit dem
Barometer
[* 13] anstellen ließ. Unter dem
Namen d'A... d'Ettenville gab er 1649 seine
Abhandlung über die Cykloide
[* 14] heraus. Mit Fermat
arbeitete er gemeinsam an der Bestimmung der Beschaffenheit der figurierten
Zahlen und an der
Summation
verschiedener Zahlenreihen.
Seit 1654 bahnte er durch sein arithmet. Dreieck
[* 15] den analytischen Forschungen einen neuen Weg und begründete die Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Pascal lebte seit 1647 wieder in
Paris und teilte seine Zeit zwischen Wissenschaft und Verkehr in der Welt, bis
er, durch die in seinem nervösen
Naturell wurzelnde
Frühreife zu übermäßigen Anstrengungen des
Geistes geführt, reizbar
und kränklich wurde und in ihm das Bedürfnis nach ascetischer Selbstzucht erwachte und weltflüchtige Stimmung ihn zu den
Jansenisten von
Port-Royal brachte, wo er sich an
Arnauld,
Nicole,
Lancelot anschloß.
Doch gab er seine mathem.
Studien noch nicht ganz auf. Die
Frucht seiner
Verbindung mit
Port-Royal waren
die «Lettres à un Provincial» (später «Les
provinciales» genannt), die vom Jan. 1656 bis zum März 1657 erschienen (Köln
[* 16] 1657, 1659,1667) und die zunächst
das große Publikum aufklären und für
Arnauld in seinem damals mit derSorbonne schwebenden
Handel gewinnen
sollten. Vom vierten
Briefe an wurden sie aber eine Anklageschrift gegen die
Jesuiten und eine vernichtende Kritik der
Jesuiten
und ihrer Probabilitätsmoral.
Diese
Briefe sind ein vollendetes
Meisterstück einer reinen und geistvollen Prosa, gedrängt, faßlich, zur Überzeugung fortreißend
und voll kaustischen Spottes. Pascal starb in
Paris. Kaum weniger berühmt wurden dann die «Pensées
sur la religion», das Bruchstück einer groß angelegten
Apologie des
Christentums, zuerst aus den Papieren des Verstorbenen
von Verwandten und Freunden zusammengestellt und mit einer
Biographie P.s von seiner Schwester, Madame
Gilberte Périer (geb.
1620), 1670 veröffentlicht. Die unveränderten (ungefähr 1500) Bruchstücke des Werkes wurden zuerst
durch Faugère bekannt («Pensées, fragments et lettres de
B. Pascal», 2 Bde., Par. 1844 u. ö.;
deutsch von Merschmann,
Halle
[* 17] 1865). P.s «Œuvres» gaben Bossut (Haag
[* 18] und Par.
1779; neuer
Abdruck 1361), Pascal Faugere (8 Bde., Par.
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