griech. Dichter, aus
Nicäa in
Bithynien gebürtig, lebte im Zeitalter des
Cäsar und
Augustus. Erhalten sind
von ihm außer einigen Fragmenten seiner Gedichte, die zum größten
Teile Elegien waren, eine in Prosa verfaßte
Schrift «über
Liebesabenteuer», die in 36 kürzern
AbschnittenGeschichten von Liebenden enthält und für seinen Freund
CorneliusGallus bestimmt war. Da diese Erzählungen zum großen
Teile der Mythologie angehören, wird Parthenius auch zu den
Mythographen
(s. d.) gerechnet. Die besten
Ausgaben der genannten
Schrift besorgten
Legrand und Heyne (Gött. 1798), Passow im «Corpus
scriptorum eroticorum graecorum», Bd. 1 (Lpz.
1824),
Westermann in den «Mythographi graeci» (Braunschw.
1843),
Hirschig in den «Erotici scriptores» (Par. 1856),
Hercher in den «Scriptores erotici graeci», Bd. 1 (Lpz.
1858) und Sakolowski in den «Mythographi graeci» (Bd.
2, ebd. 1896). Eine deutsche
Übersetzung lieferte Jacobs (Stuttg. 1837).
(grch.) oder Jungfernzeugung,
Jungferngeburt, hat K.
Th. von Siebold die Erscheinung
genannt, bei der wirkliche, mit vollkommen entwickelten weiblichen Geschlechtsorganen ausgestattete Individuen ohne vorausgegangene
Begattung entwicklungsfähige
Eier
[* 2] hervorbringen. Die
Thatsache wurde zuerst bei
Schmetterlingen (den sog. Sackträgern
[Psyche]
und dem Seidenschmetterling) sowie bei
Bienen beobachtet, ist aber jetzt in vielen Fällen nachgewiesen.
Bei denBienen ist sie insofern normal mit der
Entwicklung befruchteter
Eier kombiniert, als aus allen befruchteten
Eiern sich Weibchen oder Arbeiterinnen, aus allen unbefruchteten Eiern sich
Drohnen entwickeln, so daß Königinnen, deren
Samensack leer oder zerstört ist, buckelbrütig werden, d. h. nur noch
Drohnen erzeugen. Die Erscheinung steht im Zusammenhang
mit verschiedenen andern, seltenern
Arten der Fortpflanzung (s.Ammenzeugung und Generationswechsel), ist
aber bis jetzt nur bei wirbellosen
Tieren, besonders Krustentieren und
Insekten,
[* 3] beobachtet worden. Man kann sie als eine Art
Rückschlag in die alte Form der Fortpflanzung, die Knospung auffassen, jedenfalls ist sie sekundär und durch Neuanpassung
entstanden. -
Vgl. von Siebold, Die wahre Parthenogenesis bei
Schmetterlingen und
Bienen (Lpz. 1856);
der bedeutendste, der jungfräulichen Göttin
Athena
(Athena Parthenos) geweihte
Tempel
[* 6] auf der
Akropolis
[* 7] zu
Athen.
[* 8] Der
Bau, der sich neben dem in den
Perserkriegen zerstörten alten Haupttempel der
Athena erhebt, war schon von
Kimon begonnen,
aber wenig über die Fundamente gefördert worden. Auf diesen wurde dann unter der
Staatsverwaltung des
Perikles durch Iktinus und Kallikrates der neue Parthenon in penthelischem Marmor erbaut, das schönste
Muster des attisch-dor.
Tempelbaues: ein Peripteros (d. h. mit Säulenhallen
an allen vier Seiten) mit je 8
Säulen
[* 9] an den Schmal- und je 17 an den
Langseiten, dessen obere
Fläche des in drei
Stufen gegliederten
Unterbaues eine Länge von 77 und eine
Breite
[* 10] von 32 m hat.
Vor den Frontseiten der Cella liegen, durch 16 dor.
Säulen, zwischen denen Gitterwerk angebracht war, nach außen hin abgeschlossen,
zwei Vorhallen
(Pronaos und
Opisthodomos), die wie die Cella selbst zur Aufbewahrung wertvoller
Weihgeschenke
dienten.
Die Cella
(Hekatompedos, d.h. 100 attische Fuß lang) selbst war durch zweimal 9 dor.
Säulen in drei Schiffe
[* 11] geteilt. Im mittlern
Schiff
[* 12]
vor der Westwand stand das von
Phidias gearbeitete, 438
v. Chr. vollendete Kolossalbild der
Athena aus Elfenbein und
Gold,
[* 13] mit einer goldenen Siegesgöttin auf der ausgestreckten
Rechten, Schild,
[* 14]
Speer und die heilige Burgschlange
zur Linken. Westlich der Cella war noch ein Gemach, der Parthenon im engern
Sinne, abgeteilt, wo die Festgeräte aufbewahrt wurden.
Der
Tempel selbst war mit zahlreichen
Skulpturen geschmückt, deren Ausführung unter
Phidias' Leitung erfolgte.
In den beiden
Giebelfeldern standen gewaltige Statuengruppen, deren vielfach verstümmelte Überreste (jetzt größtenteils
im
Britischen Museum in
London;
[* 15] s. Elgin Marbles) für uns die höchste Vollendung der griech.
Bildnerei repräsentieren: im östl. Giebel die
Geburt der
Athena
[* 1]
(Figuren daraus s. die
Tafel beim
ArtikelGriechische Kunst,
Bd. 8, S. 354), im westlichen der Streit
zwischen
Athena und
Poseidon
[* 16] um die Landschaft
Attika.
Die Metopen
[* 17] über den
Säulen (ursprünglich 92 Platten, von denen noch 58 teils in
Athen, und zwar meistenteils noch an Ort
und
Stelle, teils im
Britischen Museum zu
London und einzelne im Louvre zu
Paris
[* 18] erhalten sind) waren mit kleinern, in hohem
Relief ausgeführten
Darstellungen von Kentaurenkümpfen, Gigantenkämpfen, Amazonenkämpfen und Scenen aus der Eroberung
Trojas geschmückt. Sie sind in altertümlicherm
Stil ausgeführt als die Giebelskulpturen und rühren zum
Teil vielleicht noch
von dem Kimonischen
Bau her.
Der Fries über den Außenwänden der Cella (gleichfalls teils noch an Ort und
Stelle oder wenigstens
noch in
Athen, teils im
Britischen Museum [ein
Stück aus dem Ostfries auf
Tafel:
Griechische Kunst II,
[* 1]
Fig. 15]) enthielt auf
allen vier Seiten eine in flachem Relief gehaltene, fortlaufende
Darstellung des Festzugs der
Panathenäen. Nach dem
Untergange
des Hellenentums wurde der Parthenon in eine christl.
Kirche, unter der türk. Herrschaft in eine Moschee verwandelt
und blieb so vor dem
Verfall bewahrt, bis bei einer
Belagerung der
Akropolis durch die
Venetianer eine
Bombe auf das
Dach
[* 19] des
Gebäudes, in welchem gerade Pulver aufgespeichert lag, fiel und eine Explosion herbeiführte, die nicht nur das
Innere, sondern auch den mittlern
Teil der Säulenhallen an den Langseiten des
Tempels zerstörte, der nun
als eine Ruine dasteht. -
Vgl. Michaelis, Der Parthenon (mit
Atlas,
[* 20] Lpz. 1871);
E.
Petersen, Die Kunst des
Pheidias am Parthenon und zu Olympia
(Berl. 1873);
Dörpfeld, Untersuchungen am Parthenon (in den «Mitteilungen des Archäologischen
Instituts zuAthen», Bd. 6,1881, und Bd.
17,1892);