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Kanäle und Wasserwerke, Statuen und Fontänen. Am besaß Paris [* 2] infolge verschiedener Anleihen eine Schuldenlast von 2410 Mill. Frs., wovon bereits 469 Mill. Frs. zurückgezahlt waren. Die Grundschuld betrug 6461182 Frs., worauf die Stadt 1533017 Frs. zurückgezahlt hat.
Wohlthätigkeitsanstalten. Die Organisation der Pariser Armenpflege ist durch Gesetz vom geschaffen. Nach dem Budget von 1889 betrugen die Einnahmen und Ausgaben je 41417600 Frs. Im gleichen Jahre betrug die Zahl der in Paris unterstützten Personen 406213, nämlich: in den Krankenhäusern (11739 Betten) behandelte Kranke 137900, Schwache oder Greise in den Hospizen, Maisons de retraite und Fondations (10444 Betten) 12441 Personen, in Depot gegebene Kinder (604 Betten) 8000, Geisteskranke 2200, Enfants assistés a. im Hospice dépositaire (146 Betten) 4500; b. auf dem Lande 30000; verwahrloste Kinder 3600, unterstützte Kinder 9000, zu Haus unterstützte Arme 92248, zu Haus behandelte Kranke 87300, zu Haus Entbundene 11400, bei den städtischen Hebammen Entbundene 7624. Die Krankenhäuser der Assistance publique, mit Ausnahme dreier für Kinder bestimmter Anstalten zu Berck, Forges und La Roche-Guyon, sämtlich in Paris belegen, zerfallen in Hôpitaux généraux zur Behandlung akuter Krankheiten, Hôpitaux spéciaux und Hôpitaux d'enfants.
Die wichtigsten Hôpitaux généraux heißen: Hôtel-Dieu (559 Betten), Hôpital de la Pitié (700), Charité (516), St. Antoine (687), Beaujon (415), Lariboisière (700), Tenon (805), Laënnec (608 Betten);
Specialkrankenhäuser sind: St. Louis (855 Betten), Ricord (327), Hôpital Broca (225, für Frauen), Maison et École d'accouchement und Maison de santé (344 Betten), letzteres für zahlende Kranke.
Kinderkrankenhäuser bestehen 5. Die Hospices sind für Greise und Unheilbare reserviert, sowie für gewisse Kategorien unentgeltlich zugelassener Kinder. Die Maisons de retraite sind Anstalten, in welche nicht aller Hilfsmittel entblößte Personen gegen Zahlung eines geringen Pensionspreises aufgenommen werden. Die Fondations sind durch Spenden geschaffen. Die Zahl der Hospices beträgt 5: Bicêtre (s. d.), lange Zeit Vieillesse-Hommes genannt, mit 2680 Betten;
die Salpêtrière (s. d.) mit 3864 Insassen;
Hospice d'Ivry mit 2040 Insassen beiderlei Geschlechts;
Hospice de Brévannes mit 100 Insassen beiderlei Geschlechts;
das Hospice des enfants assistés mit 750 Betten oder Wiegen, nebst einer in Thiais (Seine) belegenen Filiale.
Von Maisons de retraite sind zu nennen: die Ménages in Issy, La Rochefoucauld und Ste. Périne. Die Anzahl der Irrenanstalten für die aus Paris oder dem Depart. Seine stammenden Geisteskranken beträgt 7: Ste. Anne und Salpêtrière in Paris; ferner zu Vaucluse und Evrard (Seine-et-Oise); Charenton (St. Maurice), Villejuif und Bicêtre (Seine). Auch das Institut Pasteur ist hier zu nennen. 20 Bureaux de bienfaisance sind damit beauftragt, hilfsbedürftige Familien mit Unterstützungen zu versehen.
Das Blindeninstitut Hospice national des Quinze-Vingts, 1260 durch den König Ludwig den Heiligen gegründet, zählt 300 Interne, besitzt jedoch die Mittel, um 1750 in der Stadt lebende Blinde unterstützen zu können. Die Institution nationale des jeunes Aveugles, 1791 von Ludwig XVI. gegründet, ist zum Unterricht für völlig Erblindete beiderlei Geschlechts bestimmt. Institution nationale des Sourds-Muets, 1760 durch den Abbé de l'Epée gegründet und von der Regierung unterstützt, nimmt taubstumme Knaben auf. Asile Vacassy ist zur Aufnahme von Armen und Arbeitern bestimmt, die Unfälle erlitten haben. Sehr zahlreich sind auch private Wohlthätigkeitsvereine aller Art.
Industrie und Handel. Paris ist eine der ersten Industriestädte der Welt. Seine Industrie zeichnet sich namentlich durch die unübertreffliche Eleganz und Geschicklichkeit der Ausführung aus. Vom Gartenbau bis zum Maschinenbau findet sich hier alles vertreten. Bemerkenswert ist die geringe Anzahl großer Fabriken, die Vielseitigkeit der kleinen Unternehmen und die Teilung der Arbeit. Die Volkszählung von 1886 ergab 75143 industrielle Etablissements und Arbeitgeber sowie 43666 Angestellte und 999496 Arbeiter männlichen und weiblichen Geschlechts.
Hauptzweige sind: Weberei [* 3] mit 60000 Spindeln (1575 Betriebe), Minen, Steinbrüche und Salinen (97 Betriebe), Metallindustrie (3514), Herstellung der Rohmetalle (645), Lederindustrie (1373), Schiff- und Wagenbau (2091), Töpferei (694), Fabrikation von Chemikalien (994), Baugewerbe (9257), für Beleuchtung [* 4] (519), Wohnungsausstattungen (5111), Kleidungs- und Toilettegegenstände (34246), Nahrungsmittelindustrie (5906), Papierfabrikation, [* 5] Buchdruck und Buchbinderei (4024), Luxusindustrie, Uhrmacher, Schmuckwarenhändler u. s. w. (5027) und die staatlichen Gobelins-, Pulver-, Tabak- und Waffenfabriken (70 Betriebe).
Die industriellen Etablissements, welche Dampfkraft benutzen, beliefen sich auf 3164 mit 3250 Maschinen, 5508 Dampfkesseln und 29647 Pferdestärken. In einem Bericht von Spuller wurde das Ergebnis der industriellen Produktion in Paris 1884 auf 3 Milliarden 369 Mill. Frs. geschätzt, d. h. ein Viertel der gesamten industriellen Produktion Frankreichs. Aufs höchste entwickelt ist das Kunstgewerbe, eine Specialität sind auch die Articles de Paris, d. h. die feinern Spiel-, Schmuck- und Luxussachen in Metallen, Holz, [* 6] Schildkrot, Elfenbein, Bernstein, [* 7] Marmor, Alabaster, Meerschaum, Leder, Kautschuk, Pappe u. dgl. -
Paris ist auch der kommerzielle und finanzielle Mittelpunkt des Landes. Den ersten Platz nimmt der Geldmarkt ein, dann folgt der Handel mit edeln Metallen. Der Handel mit Nahrungsmitteln zählt 23516 Geschäfte mit 76661 Personen; die Möbelbranche 3186 Geschäfte mit 20367 Personen; der Handel mit Kleidungsstücken und Toilettegegenständen 9500 Geschäfte mit 71661 Angestellten. Die Anzahl der Hotels, Restaurants, Cafés, Weinhändler beträgt über 30000, welche über 100000 Personen, hierunter 8 Proz. Frauen, ernähren.
Die größten Gegensätze stellt die Straßenindustrie und der Kleinhandel der Austern- und Gemüsehändler, der Böttcher, Schuster, Trödler, Kartoffel- und Kastanienverkäufer u. s. w. und die großartigen Warenmagazine dar, die wie Magasin du Louvre, du Printemps und Au Bon-Marché weltbekannt sind. Von Messen sind zu erwähnen die Foire aux Jambons, in der Charwoche auf dem Boulevard Richard-Lenoir und die Foire au Pain d'épice auf der Place de la Nation und dem Cours de Vincennes, nach Pfingsten. Mittelpunkt des Handels mit Lebensmitteln sind die Halles Centrales, von Eisen [* 8] und Glas [* 9] erbaut, welche gegen 60000 Personen beschäftigen. (S. Markthallen.) [* 10] Specialmärkte sind 7 Blumenmärkte (der wichtigste an der Madeleinekirche) und der ¶
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Vogelmarkt am Quai de la Cité. Die Abattoirs de la Villette (Schlachthöfe) in der Rue de Flandre sind durch eine über den Canal de l'Ourcq führende Brücke [* 12] mit dem Viehmarkte de la Villette verbunden. 1893 wurden hier 293318 Kühe, Ochsen und Stiere, 249269 Kälber, 1963106 Hammel und 326941 Schweine [* 13] geschlachtet. Der Viehhof (Marché aux bestiaux) besteht aus drei großen bedeckten Hallen mit Ständen für 40319 Stück Vieh, Ställen für 11452 Stück Vieh. Auf dem Boulevard de l'Hôpital ist der Pferdemarkt. In den beiden Entrepôts du Quai St. Bernard und de Bercy, ersteres auch Halle [* 14] aux vins genannt, können je 1200000 cbm Wein und Alkohol unverzollt lagern. Einen großen Aufschwung hat die Herstellung von Fahrrädern genommen. Die Verkaufslokale befinden sich besonders in der Umgegend der Champs Elysées und des Boulogner Gehölzes.
Unter den Ausfuhrartikeln stehen obenan: seidene und wollene Gewebe, [* 15] Nadeln, [* 16] Zwirn, Schnüre, Knöpfe, Kleider und Schuhzeug, Werkzeuge [* 17] und Eisenwaren, Lederwaren, Papier, Bücher, baumwollene Gewebe, Roh- und Flockseide, Leder, Gold- und Silberarbeiten, Porzellan, Hutfedern, Parfümerien, Glas und Krystall, Pariser Artikel, Schnitzerei und Spielzeug, Modewaren und künstliche Blumen, Möbel, [* 18] Maschinen. Paris importiert Getreide [* 19] aus den Departements, Westeuropa, Rußland, aus den Donaufürstentümern, Amerika [* 20] und vor allem aus Algerien, [* 21] welches seine Erstlingsprodukte zumeist der Hauptstadt zuführt, Holz, Kohlen, Wein, Baumaterialien, Seefische aus dem Ocean und dem Mittelländischen Meere, Milch, Butter, Käse, Gemüse, Früchte und Geflügel aus den franz. Departements, den Kolonien und aus dem Auslande. Die Einfuhr deutschen Bieres nimmt große Ausdehnung [* 22] an.
Die Zahl der verschiedenen, Zumeist in der Nähe der Börse belegenen Bank- und Versicherungsinstitute beträgt über 2000. Es bestanden 397 Versicherungsgesellschaften jeder Art, 1297 Bankiers und Wechselagenten. Von den größern Instituten sind zu erwähnen: die Banque de France (s. d.) und der Crédit foncier, 1853 durch die Vereinigung der Banques foncières von Paris, Marseille [* 23] und Nevers entstanden;
die Caisse des Dépôts et Consignations ist eine Hinterlegungsstelle, die auch die Caisse des retraites pour la vieillesse (s. d.) verwaltet.
Die Caisses d'épargne, die Sparkassen, hatten 1893: 909000 Einlagen auf eine Gesamtsumme von 112273000 Frs. Über die Börse s. d. Die Bourse de Commerce, zwischen Rue de Louvre und den Halles Centrales, dient auch den Angestellten und Arbeitern durch die Bureaux de travail als Stellennachweis. 20 größere Lebensversicherungsgesellschaften vereinigen in sich etwa 3 Milliarden Kapital; dann kommen die Feuerversicherungsgesellschaften mit 350 Mill., 12 Unfallversicherungsgesellschaften mit 70 Mill. und schließlich 18 Seetransportversicherungsgesellschaften mit 67 Mill. Frs.
Von den größern Finanzinstituten sind ferner hervorzuheben: die Société générale pour favoriser le développement du commerce et de l'industrie;
Société des Dépôts et Comptes courants;
Crédit Lyonnais mit 22 Filialen in Paris;
Comptoir d'Escompte;
Crédit mobilier;
Banque de et des Pays-Bas und Banque Parisienne. Paris ist ferner Sitz aller großen Französischen Eisenbahnen (s. d.).
Die Chambre de commerce de Paris, die Handelskammer, besteht aus dem Seinepräfekten als Titularvorsitzendem und 31 Mitgliedern. Mit derselben ist eine handelspolit. Bibliothek verbunden. Der Aufsicht der Handelskammer sind unterstellt: die École des hautes études commerciales, die École supérieure de commerce, die École commerciale für den ersten und mittlern Handelsunterricht. Außerdem sind zu nennen: das Institut commercial de la Chaussée d'Antin, zur Ausbildung für den Exporthandel. Wichtige Buchhandlungen sind die von Boussod, Valadon & Cie.;
Charpentier, G., & E. Fasquelle;
Ch. Delagrave;
Didot;
Garnier Frères;
Hachette & Cie.;
Hetzel;
Lévy, Calman;
G. Masson (s. die Einzelartikel);
ferner Paul Ollendorff;
Plon, Nourrit & Cie. u. a.
Verkehrswesen. Dem Verkehr in der Stadt dienen 13620 Fiaker und Mietwagen, die Große Omnibusgesellschaft, die auf 38 Omnibuslinien 126,49 und auf 25 Pferdebahnlinien 86,09 Mill. Personen beförderte und mehrere andere Pferdebahn- und Dampfbahnlinien auch nach den Vororten. Für den Verkehr unter den Bahnhöfen und zwischen den Vororten sind die beiden Gürtelbahnen (s. Ceinture de Paris) wichtig. Stadtbahnen sind längst geplant, so besonders eine elektrische Untergrundbahn vom Bois de Vincennes nach dem Bois de Boulogne (10,5 km), die in einer Röhre aus gußeisernen Ringen von 6,30 m Durchmesser liegen soll. Es existieren drei Dampfschifflinien mit 105 Booten zur Personenbeförderung: die Mouches fahren vom Pont d'Austerlitz nach Auteuil (14 Stationen);
die Bateaux-Expreß von Charenton zum Point du Jour (23 Stationen);
die Hirondelles vom Pont Royal nach Suresnes (13 Stationen).
Sie beförderten (1893) 8,2, 13,9 und 2,4 Mill. Passagiere.
Die 6 großen von Paris ausgehenden Bahnlinien haben 9 Bahnhöfe, [* 24] meist ansehnliche Bauwerke. Es sind Gare du Nord, Place de Roubaix;
Gare de l'Est, Place de Strasbourg und Gare de Vincennes, Place de la Bastille;
Gare St. Lazare, von wo auch die Gürtelbahn ausgeht, Montparnasse, die der Staatsbahn und den Lokalbahnen überlassen werden soll und für die Bretagner Linien durch die im Bau begriffene Gare de la Place des Invalides (mit unterirdischer Zufuhr) ersetzt wird, und Gare du Champ de Mars; [* 25]
Gare d'Orléans, die ebenfalls durch einen Centralbahnhof (mit unterirdischer Zufuhr) auf der Brandstätte der Cour des Comptes ersetzt werden soll, am Quai d'Austerlitz, und de Sceaux am Jardin de Luxembourg, wo auch seit 1894 die Straßenbahn Paris-Arpajon ihre Haltestelle hat;
Gare de Lyon [* 26] am Boulevard Diderot, mit dem Güterbahnhof in Bercy.
Den stärksten Personenverkehr zeigt St. Lazare, die meisten Güter befördert die Gare du Nord. - Die Post zählt 105 Bureaux, das Hauptpostamt liegt in der Rue du Louvre. Die 175 Wagen durchlaufen täglich an 3500 km. Telegraphenämter bestehen an 100, die Centralstelle liegt in der Rue Grenelle, hier enden 257 binnenländische und 44 internationale Leitungen. Fast alle Postämter sind an das Telephonnetz angeschlossen, das in Paris etwa 10000 km Länge erreicht. Fernverkehr besteht mit fast allen größern franz. Städten, z. B. Lille, [* 27] Reims, [* 28] Rouen, [* 29] Havre, [* 30] Elboeuf, Lyon, Marseille, mit Brüssel [* 31] und London. [* 32] Die Rohrpost hat 93 Stationen und 250 km Rohrlänge. Für den Frachtverkehr sind auch die Kanäle de l'Ourcq, St. Denis und St. Martin wichtig.
Die Befestigungen von Paris, der größten Armeefestung der Welt, bestehen aus der Kernumwallung, ¶