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Neben diesem städtischen Unterricht bestehen 660 Schulen und Institute unter Leitung von Privaten oder von religiösen Korporationen.
Museen. Die hervorragendsten Museen sind: Musée du Louvre, den größten Teil des Palastes Louvre (s. d.) einnehmend, enthält die seit Jahrhunderten in den königl. Palästen aufgehäuften Kunstschätze sowie solche, die aus den durch die Revolution geschlossenen Klöstern stammen, oder von Napoleon aus Italien [* 2] u. s. w. fortgeführt worden sind und durch Ankäufe des Staates und Legate Privater vergrößert werden. Das Museum zerfällt in 6 Abteilungen: ägypt. Altertümer;
griech. und röm. Altertümer;
orient. Altertümer;
Gemälde, Kartons und Kupferstiche;
neuere Skulptur, Kunstgegenstände des Mittelalters und der Renaissancezeit;
Marine und Ethnographie. [* 3] Zu den Schätzen des Museums gehören die Venus von Milo (s. die Tafel beim Artikel Aphrodite), [* 4] röm. Kaiserbüsten, die Kolossalstatue der Melpomene, die Bildwerke Goujons, Michelangelos Gefesselte Sklaven, die Büsten von Houdon und vor allein die Gemäldegalerie (2000 Bilder) mit Hauptwerken von Raffael, Tizian, Rubens, Murillo, Rembrandt, Correggio u. s. w. Die wertvollsten Gemälde sind im Salon carré vereinigt.
Holländ. Bilder zeigen besonders drei Abteilungen der Grande Galerie (375 m). Die franz. Meister (1600-1850) sind im Saal Mollien und in der ehemaligen Salle des États aufgestellt. Kunstgewerbliche Gegenstände (Diamanten) sind in der Galerie d'Apollon, über 37000 Handzeichnungen im Musée des Dessins vereinigt. Das Museum neben dem Palast Luxembourg (s. d.) ist bestimmt zur Aufnahme von Gemälden und Skulpturen moderner Künstler und wird Ende 1896 vergrößert.
Musée Carnavalet, im Hôtel gleichen Namens, 1866 von der Stadt angekauft, birgt nur Gegenstände, an die sich geschichtliche Erinnerungen der Stadt knüpfen. Ferner sind wichtig: Musée des Thermes et de Cluny, im Hôtel de Cluny, mit Kunstgegenständen jeder Art und Mobiliar aus dem Altertum, Mittelalter und aus der Renaissancezeit;
Musée de Sculpture comparée et Musée ethnographique du Trocadéro mit Gipsabgüssen hervorragender Denkmäler oder ihrer Fragmente aus dem Mittelalter;
das Zeughaus (Musée d'Artillerie), im Hôtel des Invalides, mit reichen Sammlungen von Rüstungen [* 5] aus dem Mittelalter und der Neuzeit sowie von Waffen jeder Art und jedes Zeitalters;
Musée pédagogique mit Modellen für Schulunterricht und Bibliothek.
Mit den Archives nationales ist ein Musée paléographique verbunden, in welchem Dokumente aus der Zeit von 625 bis 1821 aufbewahrt werden. Das Musée Guimet oder Musée national des Religions veranschaulicht die Religionen und Civilisationen des Altertums und des Orients durch Denkmäler, Gemälde und Bücher. Der Mobilier National oder Garde-Meuble enthält diejenigen Möbel [* 6] und Stickereien, welche zur Einrichtung der nationalen Paläste bestimmt sind. Von großer Bedeutung als Museum und Unterrichtsanstalt ist das Conservatoire national des arts et métiers (s. d.) oder ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] Musée des sciences et des arts appliqués à l'industrie ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] in der frühern Kirche St. Martin des Champs ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] und die École des Beaux-Arts für Malerei, Bildnerei und Musik. - Alljährliche Kunstausstellungen sind der Salon, von der Société des artistes français veranstaltet, welcher 1. Mai jedes ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] Jahres im Palais de l'Industrie eröffnet wird, und die Ausstellung auf dem Marsfeld, die Galerie Petit mit der Exposition des Aquarellistes und andern wechselnden Ausstellungen. Der Cercle de l'Union artistique und der Cercle artistique et littéraire stellen im Februar aus.
Aus der großen Anzahl der gelehrten Gesellschaften sind hervorzuheben: Société d'encouragement pour l'industrie nationale, verleiht Preise und Medaillen für Erfindungen und Vervollkommnungen künstlerischer Schöpfungen. Die Société nationale d'agriculture de France, 1878 rekonstituiert, ist bestimmt, die Regierung über Fragen aufzuklären, welche die Entwicklung der landwirtschaftlichen Industrie betreffen. Die Société nationale d'horticulture de France veranstaltet alljährlich Ausstellungen.
Die Société nationale d'acclimatation de France bezweckt Zähmung nützlicher oder schöner Tiere, Vervollkommnung der Rassen, Einführung von Nutz- und Ziergewächsen. Über die Société de Géographie s. Geographische Gesellschaften. Ferner bestehen: Société géologique de France;
Société nationale des antiquaires de France im Louvre;
Société de l'Histoire de France in den Archives nationales, 1833 gegründet;
Société de l'École nationale des Chartes, bestehend aus ehemaligen Schülern dieser Schule;
Société Asiatique im Palais de l'Institut (s. Asiatische Gesellschaften);
Société internationale des études pratiques d'économie sociale;
Société pour l'instruction élémentaire;
Société d'Anthropologie;
Société de Médecine pratique;
Société pour la propagation des langues étrangères en France u. s. w. Die Société de Législation comparée veröffentlicht ein Monatsbulletin, «Annuaire de législation étrangère» und «Annuaire de Législation française».
Viele dieser Gesellschaften haben ihr Lokal im Hôtel des Sociétés Savantes, Rue Serpente.
Für die Musik höherer Gattung ist trefflich gesorgt. Das Conservatoire national de Musique et de Déclamation, 1795 gegründet und von mehr als 600 Schülern besucht, ist eine Hochschule für alle Zweige der Ton- und dramat. Kunst, zur Ausbildung von Künstlern beiderlei Geschlechts für die subventionierten Theater. [* 7] Mit derselben ist eine Musikalienbibliothek und ein Museum musikalischer Instrumente verbunden. Die besten Konzerte sind die Konzerte des Konservatoriums (geleitet von Taffanel), die von Lamoureux im Cirque d'Eté (seit 1881) und die von Colonne im Châtelet (seit 1874).
Von den Pariser Cercles oder Klubs sind zu nennen: Jockeyklub, Cercle des Champs-Élysées, Sporting Club, Cercle des Éclaireurs, New Club, Cercle des Patineurs, Cercle agricole, Club alpin français, Cercle militaire, Cercle des Mirlitons (Maler, Bildhauer und Kunstfreunde), Cercle artistique et littéraire. Außerdem existieren etwa 450 Sociétés professionnelles ouvrières, wovon 250 Syndikate. Von deutschen Vereinen sind wichtig: der Deutsche [* 8] Hilfsverein, 86 Rue de Bondy (1895: 278 Mitglieder, Jahreseinnahme 80000 Frs.), der Quartettverein, der Männergesangverein Teutonia, der Buchhandlungsgehilfenverein und der Deutsche Kellnerbund. Freimaurerlogen sind: Grand Orient de France, höchster Rat für Frankreich, Grande Loge symbolique, Ordre maçonnique oriental de Misraim ou d'Égypte, Orphelinat maçonnique, Rite écossais ancien accepté, Société foncière du rite maçonnique écossais, Société du Temple maçonnique du 14e Arrondissement. ¶
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Was die 63 Theater anlangt, so ist Paris [* 10] hierin allein maßgebend für ganz Frankreich. Näheres s. Französisches Theater.
Auch das Zeitungswesen des Landes ist von dem der Hauptstadt abhängig; nur hier erscheinen bedeutende Blätter. (S. Frankreich, Zeitungswesen.)
Vergnügungsstätten niederer Art sind die 180 Café-Concerts und die 250 öffentlichen Tanzlokale.
Von
den Café-Concerts sind zu erwähnen: Folies Bergères, Casino de Paris, Olympia, Scala, Eldorado;
im Sommer: Concerts des Ambassadeurs, de l'Horloge und de l'Alcazar.
Künstliche Eisbahnen bieten der Palais de Glace und der Pôle Nord. Größere Tanzlokale
sind:
Bal Elysée-Montmartre, Jardin de Paris und Moulin-Rouge. Als Cirkus
[* 11] sind zu bemerken: Nouveau Cirque, Cirque
d'Hiver, Cirque d'Eté. Besuchte Rennbahnen sind zu Longchamps, Auteuil, Vincennes, Chantilly, Enghien und Maisons-Laffitte.
Vergnügungsorte sind ferner: Saint
[* 12] Denis, Fontainebleau, Versailles,
[* 13] Saint Germain-en-Laye, Saint Cloud, Sceaux, Montmorency,
Sèvres, Ville d'Avray, Charenton-le-Pont, Meudon, Asnières und Argenteuil (s. die Einzelartikel), ferner Robinson, Fontenay-aux-Roses,
Joinville-le-Pont u. a.
Verwaltung. Paris ist Sitz eines Erzbischofs, sämtlicher Ministerien und aller andern höchsten Staatsbehörden, des Kassationshofs, eines Appellationsgerichts, Tribunals erster Instanz, Gewerbegerichts und der 20 Friedensgerichte. Die Garnison der Stadt bilden 9 Infanterieregimenter, 4 Bataillone Marineinfanterie, 2 Kavallerieregimenter und 2 Batterien Artillerie. Die Verwaltung der Stadt wird durch den Préfet de la Seine, den Préfet de la Police, und in jedem der 20 Arrondissements durch einen Maire und 3 Adjoints geleitet, welche sämtlich vom Präsidenten der Republik ernannt und nicht zu Mitgliedern des Conseil municipal gewählt werden können.
Der Conseil municipal besteht aus 80 durch absolute Stimmenmehrheit auf vier Jahre gewählten Mitgliedern, d. i. für jedes Quartier ein Mitglied. Es finden vier öffentliche Sessionen statt. Der Seine- und der Polizeipräfekt müssen auf Verlangen gehört werden. Die Polizei teilt sich a. in die Police municipal für die Aufrechterhaltung der Ordnung und für die Sicherheit der Einwohner, für die Gefängnisse und Irrenanstalten mit dem Chef de la Police municipale, 20 Officiers de Paix, 7500 Gardiens de la Paix und 860 Bigadiers und Sous-brigadiers; b. die Police de Sûreté, geleitet von einem Chef und Sous-chef de la Sûreté, die der deutschen Geheimpolizei entspricht.
Ferner existieren in Paris 106 Commissaires de Police als ständige Vertreter des Präfekten in besondern Fällen, vor allem gerichtlicher Art. -
Die Garde Républicaine (131 Offiziere und 3890 Mann), welche seit ihrer Gründung (1790) neunmal den Namen gewechselt hat, ist aktive Militärtruppe, ausschließlich für den Nachtdienst der Stadt. Militärisch ist auch die Feuerwehr (Sapeurs-Pompiers) organisiert; näheres s. Feuerlöschwesen (Bd. 6, S. 736). Es existieren 7 große Gefängnisse: Maison d'arrêt et de correction cellulaire, Boulevard Mazas, 1850 gegründet, mit 1200 Gefangenen;
Maison de correction de St. Pélagie, eine Art Arbeitshaus mit 600 Gefangenen;
Prison de la Santé, Zellengefängnis für 1000 Gefangene;
Maison d'arrêt et de correction de St. Lazare, mit 1000 weiblichen Gefangenen;
Maison de Justice, Conciergerie, Quai de l'Horloge, unter Ludwig IX. gegründet, für Untersuchungsgefangene;
Maison d'Education correctionnelle oder Petite Roquette, seit 1896 in Montesson bei St. Germain, mit 300 jugendlichen Gefangenen;
Grande Roquette oder Dépôt des Condamnés für 400 Gefangene, Depot für die zu Zuchthaus und Deportation verurteilten Sträflinge und zum Tode Verurteilte.
Dieses und Mazas sollen aber durch die im Bau begriffenen Prisons de Fresnes les Rungis ersetzt werden. Außerdem sind zu nennen: das Dépôt de la Préfecture de Police, das Arbeitshaus in Nanterre sowie die Maison de correction et de détention militaire. - Die Stadt besitzt sechs Wasserleitungen (die vier bedeutendsten sind: Canal de l'Ourcq und die Aquädukte de la Dhuis, de l'Avre und de la Vanne), ferner zwei artesische Brunnen in Grenelle (s. Bohrbrunnen) und Passy von mehr als 500 m Tiefe, 20 Hebewerke mit 41 Dampfmaschinen [* 14] und 22 hydraulischen Motoren von zusammen 4000 Pferdestärken. Es existiert in Paris eine doppelte Leitung.
Für die Haushaltungen sind die Quellwasser der Dhuis, Avre und Vanne, für den öffentlichen und industriellen Dienst die Wasser der Marne, des Canal de l'Ourcq und der Seine bestimmt. Die 20 an den höchsten Stellen der Stadt erbauten Reservoirs aus Mauerwerk können über 500000 cbm fassen. Die Länge der Leitungen beträgt 2067 km mit 17000 Verteilungsvorrichtungen auf den öffentlichen Wegen und Anlagen und 50000 Wassermessern für die 66000 Abonnenten. Der Wasserbedarf der Stadt beläuft sich auf 560000 qbm pro Tag.
Die Zahl der auf öffentlichen Wegen der Stadt brennenden Gashähne betrug (1891) 58382, die Zahl der in den staatlichen und städtischen Behörden und im Privatgebrauch verbrauchten Kubikmeter betrug 223810, die Zahl der Pariser Abonnenten 220129, die Anzahl der Gasmesser [* 15] etwa 33000. In den Theatern wird ausschließlich elektrisches Licht [* 16] verwendet und es verdrängt das Gaslicht auch von den öffentlichen Wegen. Eine größere Lichtcentrale ist in den Kellern der Halles Centrales.
Finanzen. Das Budget der Stadt betrug 1801: 12, 1850: 53, 1873: 197, 1887: 303, 1893: 331, 1896: 337 Mill. Frs. Die hauptsächlichsten Einnahmequellen sind: der Stadtzoll (octroi), welcher durch 3000 Beamte an sämtlichen Barrieren, auf allen Bahnhöfen, in den Häfen der Seine und auf den Entrepots von Bercy erhoben wird, mit 1896: 153 Mill. Frs.;
Anteil an den Staatssteuern (Centimes communaux, 1896: 35 Mill. Frs.);
besondere Einschätzungen;
Grundzins der Pariser Beleuchtungs- und Gasheizungsgesellschaft;
Wasserleitungsabonnements;
Markthallen; [* 17]
öffentliches Fuhrwesen (Droit de stationnement);
Berechtigungen auf den Friedhöfen zur Vermeidung der Umgrabung;
Viehhöfe;
Vermietungen auf öffentlichen Wegen.
Die ordentlichen Ausgaben umfassen: Tilgung der städtischen Schuld 111 Mill. Frs.;
Elementar- und höherer Unterricht;
Centralverwaltung der Präfektur, Stadtkasse und Mairien;
Lasten der Stadt gegen den Staat;
Stadtzollverwaltung;
Conseil municipal;
Beitrag zur Unterhaltung der Garde Républicaine;
Wasserleitung, [* 18] Kloaken und Abfuhrwesen;
Unterstützungswesen;
Pflasterung und Ausbesserung der Wege.
Der Wert der unverkäuflichen Immobilien läuft sich auf ungefähr 1 Milliarde und 60 Mill. Frs., darunter ist das Hôtel de Ville, die 20 Mairies ^[ergänzt, Faksimile beschnitten], 81 Kirchen, die Pompes funèbres, 152 Schulgebäude, 3 städtische Theater, 20 Kasernen, Krankenhäuser u. s. w., 19 Kirchhöfe, 44 Parks und Squares, die ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] ¶