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wieder unterdrückte Klöster erbaut. Von den im 15. Jahrh. erbauten Kirchen sind zu erwähnen St. Gervais, St. Laurent, St. Nicolas des Champs, St. Séverin, 3 Rue St. Séverin, und die St. Germain-l'Auxerrois auf dem Platze gleichen Namens, ehemalige Hofkirche, unter den Merowingern erbaut, von Childebert verschönert, durch die Normannen im 9. Jahrh. verwüstet und nur langsam wieder aufgebaut. Die Glocken dieser Kirche gaben das Signal zur Ermordung der Hugenotten in der Bartholomäusnacht. Im Übergangsstil erbaut sind: St. Etienne du Mont, Place du Panthéon, Pfarrkirche der Montagne Ste. Geneviève, 1517 erbaut (erst 1610 vollendet), mit schlankem Turm, [* 2] berühmtem Renaissancelettner und Gruftkapelle der heil. Genoveva; die aus dem 16. Jahrh. stammende prächtige St. Eustache, Rue du Jour, 1532-1641 erbaut, mit dem Grabmal Colberts.
Aus der Zeit der Renaissance: 1613 wurde die erste, im 17. Jahrh. mit einer Kuppel versehene St. Joseph des Carmes, Rue de Vaugirard, begonnen;
1627 begann man St. Paul-St. Louis, hinter der sich heute das Lycée Charlemagne befindet;
1629 legte Ludwig XIII. den Grundstein zur Notre-Dame des Victoires, Place des Petits-Pères;
1630 wurde die heute zum prot.
Gottesdienst bestimmte Kirche de l'Oratoire errichtet. Der Val de Grâce, 1645-66 erbaut, wird von einem Dom überragt, dessen Inneres mit Fresken von Paris [* 3] Mignard verziert ist. Unter Ludwig XIV. entstand St. Sulpice, 1646-49, mit säulengeschmückter Façade und Türmen;
1653 wurde der Grundstein zur Kirche St. Roch gelegt nach Plänen von Jacques Lemercier;
1659 wurde St. Nicolas du Chardonnet umgebaut;
1664 St. Louis en l'Isle;
1670 Assomption und Ste. Marguerite begonnen;
1670 wurde der Grundstein zum Hôtel des Invalides gelegt.
Der Bau wurde von Bruant begonnen und später von Hardouin-Mansart fortgesetzt. In der Krypta des Doms (s. Tafel: Pariser Bauten, [* 1] Fig. 2) befinden sich die Gräber von Napoleon I., von Turenne, von Vauban u. a. 1682-1770 wurde St. Thomas d'Aquin auf dem Platze gleichen Namens errichtet. 1757 wurde der Bau des Panthéon (s. d. und Tafel: Französische Kunst II, [* 1] Fig. 1) beschlossen, bestimmt, die ehemalige Kirche der Abtei Ste. Geneviève zu ersetzen. 1781 errichtete man das Kapuzinerkloster Chaussée d'Antin, im griech. Geschmack, dessen ehemalige Kapelle die heutige St. Louis d'Antin bildet.
Alle unter Napoleon I. geschaffenen Prachtbauten sind Nachahmungen aus Rom und [* 4] Athen. [* 5] 1806 beschloß Napoleon I. eine Ruhmeshalle zu gründen und beauftragte den Architekten Vignon, die 1764 begonnene und im Bau langsam fortschreitende Madeleinekirche hierzu zu verwenden. Unter der Restauration wurde die Madeleine wieder zur Kirche bestimmt, doch gleicht das Äußere mehr einem griech. Tempel. [* 6] (S. Taf. II, [* 1] Fig. 7 u. 6.) Die Restauration vollendete zumeist nur die vom Kaiserreich begonnenen Bauten. 1816 legte Ludwig XVIII. den Grundstein zur Chapelle Expiatoire ^[ergänzt, Faksimile beschnitten], 1824 begann man die Notre-Dame de Lorette, welche an die ehemaligen Basiliken erinnert, und St. Vincent de Paul, Place Lafayette.
Ludwig Philipp erbaute die Ste. Clotilde, eine Nachahmung des got. Stils im 13. und 14. Jahrh. Im zweiten Kaiserreich ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] entstanden: St. Eugène, Rue St. Cécile;
die ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] schöne und elegante St. Jean-Baptiste, Rue de Belleville, im got. Stile des 13. Jahrh.;
St. Bernard, Rue Affre, im got. Stil des 14. Jahrh.;
St. Augustin, 1860 von Baltard in byzant.
Geschmack begonnen;
St. Francois Xavier, Boulevard des Invalides, 1861-75, eine Nachahmung der Renaissance;
St. Ambroise, 1863-69, im röm. Stil;
die 1861 begonnene Renaissancekirche Trinité am Ausgang der Chaussée d'Antin.
Unter der Republik wurde die von Vaudremer erbaute Notre-Dame d'Auteuil 1880 eröffnet, 1876 die Notre-Dame des Champs auf dem Boulevard Montparnasse beendet. Die 1876 nach Plänen von Abadie hoch oben auf dem Montmartre begonnene Eglise du Sacré-Coeur (Kosten 25 Mill. Frs.), ein roman.-byzant. Kuppelbau, ist 1896 noch nicht vollendet. Im J. 1896 wurde die prot. Kirche von Secours dem Kultus übergeben.
Paris besitzt 21 Kirchhöfe, welche zusammen 316 ha bedecken; 9 Friedhöfe sind nur für permanente Grabstätten bestimmt. Der bedeutendste ist der Père-Lachaise (s. Lachaise) mit Gräbern und Denkmälern von Périer, Talma, Chopin, Bellini, Champollion, Macdonald, Monod, Blanqui, Masséna, Beaumarchais, Béranger, Mortier, Molière, Gay-Lussac, Laplace, Morny, Delacroix, Bizet, Musset, Arago, Thiers und vielen andern berühmten Toten. Wichtig sind auch die Friedhöfe Montmartre und Montparnasse. Anläßlich des Platzmangels werden die Gebeine zumeist nach fünf Jahren wieder ausgegraben und in den Katakomben aufgespeichert, doch hat man außerhalb der Stadtenceinte vier ungeheure Friedhöfe, zwei (St. Ouen und Pantin) für den nördlichen und zwei (Ivry und Bagneux) für den südlichen Teil, angelegt, um diesem Mißstande abzuhelfen. Seit 1889 ist ein Leichenverbrennungsofen auf dem Père-Lachaise im Betrieb.
Weltliche Bauten. Das im 3. Jahrh. durch Constantius Chlorus erbaute Palais des Thermes ist das älteste der Pariser Gebäude; Ruinen sind noch heute in den Gärten des Hôtel de Cluny sichtbar. Im Südosten der Stadt wurden 1870 die Überreste einer Arena (Arènes de la rue Monge) ausgegraben, welche eine Fläche von etwa 20000 qm bedecken. Im 14. Jahrh. und in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. (1300-1450) wurden vor allem Festungswerke und befestigte Schlösser angelegt, z. B. die Bastille, das Louvre, Palais de la Cité (jetzt de Justice), das alte Hôtel de Ville oder Maison aux Piliers, bestimmt, das ehemalige Parloir aux Bourgeois zu ersetzen, das große und kleine Châtelet (s. d.). Von Privatbauten des 15. Jahrh. sind außer dem gotischen Hôtel de Sens (Rue du Figuier St. Paul) nur noch Bruchstücke vorhanden, z. B. das Türmchen an der Ecke der Rue Vieille du Temple und der Rue des Francs-Bourgeois, sowie die Tour de Jean sans Peur, Rue Etienne Marcel. Ferner sind zu erwähnen das Hôtel de Cluny und die Türmchen des vormaligen Hôtel Clisson, in welchem sich zum Teil die Archives nationales befinden. In die Zeit der Renaissance fallen der Ausbau des Louvre (s. d. und Taf. II, [* 1] Fig. 11 u. 12) und 1564 die Erbauung der Tuilerien (s. d.). Von Privatgebäuden des 16. Jahrh. ist das durch Pierre Lescot, Bullant und Jean Goujon erbaute, mitten im Marais belegene Hotel, jetzt Musée Carnavalet und die 1572 erbaute, im Cours-la-Reine belegene Maison de François-Premier zu erwähnen. Eins der interessantesten, unter Heinrich IV. entstandenen Bauwerke bilden die auf dem Terrain des ehemaligen Palais des Tournelles 1605 aufgeführten Gebäude, welche die Place des Vosges, früher Place Royale, ¶
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umsäumen. Das Palais du Luxembourg (s. d.) wurde fünf Jahre nach dem Tode Heinrichs IV. im J. 1615 durch de Brosse begonnen und gleichzeitig der Wiederaufbau des Aqueduc d'Arcueil vorgenommen. Richelieu begann den Bau des Palais-Royal (s. d.) und der Sorbonne (s. d.). Auch Teile der Bibliothèque Nationale stammen aus der Zeit Ludwigs XIII. Ludwig XIV. und sein Minister Colbert ließen durch Levau und Perrault das Louvre ausbauen, errichteten das Observatoire, schufen die Place des Victoires und Place Vendôme, die Porte St. Denis und Porte St. Martin.
Von Privatgebäuden sind zu nennen das Hôtel de la Brillière, jetzt Banque de France, und Hôtel de Soubise neben dem Hôtel de Clisson und wie dieses einen Teil des Nationalarchivs beherbergend. Ludwig XV. errichtete 1752 die Ecole Militaire, ursprünglich für 500 arme Edelleute bestimmt, unter der Revolution aber zur Kaserne verwandelt; 1768 das Hôtel des Monnaies und 1774 die Ecole de Médecine. Die schönsten Bauwerke dieser Zeit sind das auf der Place de la Concorde belegene Marineministerium und der Garde-Meuble.
Unter Ludwig XVI. wurde 1779 das Théâtre de l'Odéon erbaut. Von den großen Palästen des 18. Jahrh. verdient vor allem das Elysée Bourbon, das heutige Elysée (s. d.), Erwähnung. Napoleon I. beschloß 1806 zur Verherrlichung seiner Siege die Errichtung des Arc de Triomphe du Carrousel, des Arc de Triomphe de l'Etoile und der Colonne Vendôme, 1807 entstand das Palais du Corps Législatif (jetzt Deputiertenkammer), 1808 die Börse und die Halles aux vins, 1810 die fünf großen Schlachthöfe (Abattoirs), welche 1867 durch die Abattoirs de la Billette und 1896 durch das Abattoir Rue des Morillons ersetzt wurden. Am legte Ludwig Philipp den Grundstein zur Colonne de Juillet.
Napoleon III. ließ außer dem Ausbau des Louvre, der Tuilerien, des Palais de Justice u. s. w. anläßlich der Weltausstellung 1855 in den Champs Elysées das Palais de l'Industrie (s. Tafel: Ausstellungsgebäude [* 8] I, [* 7] Fig. 1), 1854-56 die Halles Centrales (Architekt Baltard) und 1860-64 im Renaissancestil das Tribunal de Commerce errichten. Die Bibliothèque Nationale und die Banque de France wurden vergrößert. 1874 wurde das 1863 von Charles Garnier begonnene Opernhaus (s. Tafel: Pariser Bauten, [* 7] Fig. 3) vollendet, welches 11237 qm bedeckt und dessen Bau 46 Mill. Frs. verschlang.
Die dritte Republik beseitigte vor allem die Schäden des letzten Krieges sowie der Commune und baute das neue Hôtel de Ville (Rathaus), ausgemalt von Puvis de Chavannes, Laurens u. a. (s. Tafel: Rathäuser II, [* 7] Fig. 2), ferner die Colonne Vendôme und einen Teil des Palais de Justice in der Cité wieder auf. 1878 wurde das Palais du Trocadero in orient. Stil aufgeführt, das Krankenhaus [* 9] Hôtel-Dieu vollendet, ferner von Ginain die Façade an der Ecole de Médecine, 1885 die Ecole de Pharmacie, die Ecole Centrale des Arts et Manufactures, Rue de Turbigo, 1888 von Guadet das Hôtel des Postes, Rue du Louvre, außerdem viele Museen, Theater, [* 10] Mairien, Schulen und Brücken [* 11] errichtet. Dazu kommen die Bauten für die Ausstellung von 1889.
Bildungswesen. Die Académie (seit 1896 Universität) de Paris, nach Bologna die älteste überhaupt, besteht aus der prot.-theol., jurist., mediz., mathem.-naturwissenschaftlichen und der philos. Fakultät; letztere heißen faculté des sciences und faculté des lettres und sind in der Sorbonne (s. d.) vereinigt, wo auch die Universitätsbibliothek (141678 Bände) untergebracht ist. Dazu gehört auch die Pharmaceutische Hochschule. Eine Anzahl bedeutender Lehrkräfte hält am Collège de France Vorlesungen, z. B. Berthelot, Chuquet, Leroy-Beaulieu, Levasseur, Ribot, Oppert, Gaston Paris, Léger u. a. Auf Initiative des Ministers Duruy entstanden 1868 histor.-philol.
Seminare und naturwissenschaftlich-mathemat. Institute und Laboratorien unter dem Namen École pratique des hautes études mit fünf Sektionen, Probezeit und vielen Freistellen. Der Heranbildung der Lehrer dient die École normale supérieure, mit freiem Unterricht und Verpflegung; auch bestehen drei freie Fakultäten (theologische, juristische, philosophische), eine Urkundenschule (École nationale des Chartes) mit Bibliothek, eine orient. Schule, auch für Kaufleute, mit Bibliothek, eine freie Schule für Staatswissenschaften (École libre des sciences politiques).
Ingenieure bildet die École nationale des ponts et chaussées, gegründet 1747, mit Vorschule, aus; staatliche Bergbeamte die École supérieure des mines, Landwirte das Institut national agronomique. Eine Art technische Hochschule ist die École centrale des arts et manufactures (seit 1857 staatlich). Militärisch organisiert ist die École polytechnique (s. Polytechnische Schule). Eine archäol. Schule ist mit dem Louvre, eine für Naturwissenschaften (mit Bibliothek) mit dem Musée d'histoire naturelle im Jardin des Plantes verbunden.
Die meteorolog. Anstalt dient als Centrale für ganz Frankreich, Sternwarten [* 12] sind die im Schlosse von Meudon und die in der Avenue de l'Observatoire. An der Spitze der gelehrten Körperschaften steht das Institut de France (s. d.), dessen erste Abteilung die Französische Akademie (s. d.) bildet. Für sich besteht die Académie de Médecine. Die Nationalbibliothek (Rue de Richelieu) zählt jetzt 2500000 Druckbände, 250000 Karten, 101972 Handschriften, 250000 Kupferstiche, 150000 Münzen; [* 13] die Lesesäle werden jährlich von etwa 160000 Personen benutzt. Direktor ist Léopold Delisle. Sehr wertvolle Werke enthalten auch die Bibliothèque Mazarine (1643 gestiftet, 300000 Bände), die Sainte Geneviève (120000 Drucke), die Bibliothèque de l'Arsenal, und für die Stadtgeschichte die Stadtbibliothek im Hôtel Carnavalet (90000 Bände, 50000 Kupferstiche, 20000 Münzen).
Die höhern Schulen (s. Frankreich, Bd. 7, S. 75) zerfallen in elf staatliche Lyceen (z. B. Lycée Louis le Grand, Charlemagne, Grand Condorcet, ein städtisches und vier freie Collèges. Höhere Mädchenschulen giebt es vier. - Der städtische religionslose Elementarunterricht, seit 1882 unentgeltlich, zerfällt in drei Kategorien: die 132 Écoles maternelles für Kinder zwischen 2 und 7 Jahren, die 377 Écoles primaires élémentaires oder enfantines für Knaben und für Mädchen zwischen 6-13 (15) Jahren, mit je drei Kursen, und die 7 Écoles primaires supérieures, wie die École Turgot, Colbert ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] und Sophie Germain. Außerdem giebt es 12 Écoles professionnelles municipales. Jede Schule hat eine Bibliothek, allabendlich finden Fortbildungskurse statt. In den Jahren 1894-96 wurden mehrere Primärschulgruppen (teilweise Monumentalbauten) eröffnet und besonders die Kunstgewerbeschule ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] in der Rue de Reuilly ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] (Charonne). ¶