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Straßen sind hervorzuheben: Rue de Rivoli, 2950 m lang, 1802 begonnen. In ihrem westl. Teile sind die Häuser mit Bogenhallen und reichen Läden versehen. Hier liegen die Hôtels Continental und du Louvre. Die Straße verbindet durch ihre Verlängerung [* 2] Rue St. Antoine die Place de la Concorde mit der Place de la Bastille. Rue Castiglione mit Bogengängen, auf dem Terrain des ehemaligen Klosters des Feuillants erbaut, zwischen Place Vendôme und Jardin des Tuileries.
Rue de la Paix mit vornehmen Hotels und reichen Juwelierläden, verbindet Place Vendôme mit dem Opernhaus. Rue St. Honoré, zwischen den Halles Centrales und Rue Royale, im 14. bis 17. Jahrh. angelegt, reich an geschichtlichen Erinnerungen, bildet mit ihrer Verlängerung Rue du Faubourg St. Honoré in einer Gesamtlänge von 4000 m eine der Hauptverkehrsadern. Die Avenue de l'Opéra verbindet die Oper mit dem Théâtre français. Die 2 km lange Park- und Straßenanlage Champs-Elysées (s. Elysée) enthält Cafés und Cafés Chantants.
Sehr belebte Straßen sind ferner die Rue de Richelieu, Rue Royale, Rue du Quatre Septembre, Rue Vivienne, Montmartre, Lafayette (3 km, mit ihrer Verlängerung, Rue d'Allemagne, 5 km lang), Rue du Faubourg Poissonnière, Turbigo, Vaugirard (4500 m), Sèvres (1600 m, mit ihrer Verlängerung, Rue Lecourbe, 4000 m), Rue du Temple, 2500 m, und mit Rue du Faubourg du Temple und Belleville 5 km lang, Rue St. Denis mit der Verlängerung Rue du Faubourg St. Denis 3200 m lang u. a. Außerdem besitzt Paris [* 3] über 180 Passagen oder bedeckte Galerien, nur für Fußgänger bestimmt und mit Glas [* 4] überdacht. Die hauptsächlichsten heißen: Passage Jouffroy und des Panoramas, im Centrum der Stadt. - Die 136 Plätze gehören zum schönsten Schmuck der Stadt.
Die Place de l'Etoile, der Gipfel des Berges du Roule, verdankt den Namen den 12 sternförmig vom Triumphbogen auslaufenden Avenuen. Place de la Bastille, ein ungeheurer abgerundeter Platz, auf Grund einer Verordnung des Konsuls vom geschaffen, trägt die Colonne de Juillet. Place du Carrousel ist mit schönen Anlagen geschmückt. Place du Châtelet mit der 22 m hohen Siegesfontäne ist berüchtigt wegen des bis 1802 dort befindlichen Gefängnisses du Châtelet.
Place de Clichy an der ehemaligen Barrière Clichy, an welcher Marschall Moncey die Verteidigung gegen die verbündeten Truppen leitete. Ferner seien genannt: Place de la Concorde, Place Denfert-Rochereau mit dem Löwen [* 5] von Belfort, [* 6] Place de l'Europe auf einer ungeheuren, vom Ingenieur Jullien errichteten eisernen Brücke, [* 7] welche über die Gleise der Westbahn hinwegführt;
Place de l'Hôtel de Ville, früher Grève-Platz (s. d.);
Place d'Italie mit Springbrunnen aus weißem Sandstein, an welchem 3 Boulevards und 2 Avenuen strahlenförmig zusammenlaufen;
Place Malesherbes mit schönen Anlagen, 2 Springbrunnen und Denkmal Alexander Dumas';
Place de la Nation, früher Place du Trône, mit zwei 90 m voneinander entfernten dor.
Säulen, [* 8] die Standbilder des heil. Ludwig und von Philipp August tragend, 1788 von Ledoux errichtet. Place du Parvis Notre-Dame mit dem Kolossal-Reiterstandbild Karls d. Gr. (1882 errichtet) von Rochet. Place de la République, früher Place du Château d'Eau, ein ungeheures Terrain mit Wasserkünsten u. s. w. In der Mitte die Kolossalstatue der Republik. Place des Pyramides mit dem Reiterstandbild der Jeanne d'Arc, von Frémiet (1874). Place St. Sulpice mit schöner Monumentalfontäne.
Place du Trocadéro, von dem eine 48 m breite Treppe [* 9] zum Pont d'Iéna hinabführt. Place Vendôme mit der Vendômesäule. Place des Victoires, 80 m im Durchmesser, 1685 durch den Architekten Frédot nach Plänen von Jules Hardouin-Mansart begonnen, mit dem Reiterstandbild Ludwigs XIV. als röm. Kaiser - mit Perücke. [* 10] Place des Vosges, früher Place Royale, von Häusern aus der Zeit Heinrichs IV. und Ludwigs XIII mit bedeckten Bogengängen umgeben, geschmückt durch ein Standbild Ludwigs XIII. Auf dem Champ de Mars [* 11] (s. Marsfeld) steht der Eiffelturm [* 12] (s. d.).
Von Denkmälern sind noch zu nennen: der Arc de Triomphe de l'Etoile (s. Tafel: Französische Kunst II, [* 1] Fig. 8), Arc de Triomphe du Carrousel, Porte St. Denis, Porte St. Martin, die Julisäule, die Vendômesäule, die Statue der Republik auf dem Platz gleichen Namens und das Monument Gambettas auf der Place du Carrousel. Ferner: Statue Shakespeares, am Schnittpunkt des Boulevard Haußmann und der Avenue de Messine, von Paul Fournier, 1888 enthüllt;
Statue Berlioz', Place Vintimille, von Lenoir;
Monument von Moncey, Place de Clichy, 1863-70 von Guillaume errichtet, mit Bronzegruppe von Doublemard;
Tour St. Jacques (52 m) auf dem Square gleichen Namens, einziger Überrest der 1508-22 erbauten und 1789 niedergerissenen Kirche mit 20 Standbildern im Erdgeschoß.
Reiterstandbild von Etienne Marcel, südlich vom Hôtel de Ville, in Bronze; [* 13]
Reiterstandbild Ludwigs XIII., Place des Vosges, aus Marmor von Cortot und Dupaty;
Reiterstandbild Velasquez', das Doppelstandbild Lafayettes und Washingtons;
Statuen Neys, Diderots, Lamartines, des Malers Neuville, Dantons, Banvilles und Condorcets (Jardin du Luxembourg), Renaudons, das für Barye (von Vernier), für Meissonier (von Mercié), Boucher, Charlet, Augier, Delacroix u. s. w. Auch die 72 Prunkfontänen sind vielfach mit Statuen (Cuvier, Molière, Bossuet, Fénelon u. a.) und mit allegorischen [* 1] Figuren geschmückt.
Mit der Herstellung eines Denkmals für den Chemiker Lavoisier ist der Bildhauer Barrias betraut worden.
Kirchen. Paris besitzt 70 Pfarrkirchen, ungerechnet die Kapellen. Aus dem Anfang des 11. Jahrh. stammt die im roman. Baustil errichtete St. Germain des Prés, Rue Bonaparte; im 6. Jahrh. auf Veranlassung des Pariser Bischofs Germanus (nach dem sie seit 754 heißt) von Childebert erbaut, war sie ursprünglich dem heil. Vincentius geweiht, wurde im 9. Jahrh. durch die Normannen zerstört und im 11. und 12. Jahrh. in der jetzigen Gestalt wieder aufgebaut, mit einfachem Äußern. Im Innern Wandgemälde von Flandrin. Das hervorragendste got. Bauwerk ist Notre-Dame, die erzbischöfl. Kathedrale, 1182 geweiht, mit herrlicher Façade (s. Tafel: Pariser Bauten, [* 1] Fig. 1 und den Grundriß auf Tafel: Französische Kunst II, [* 1] Fig. 13) und die im Hofe des Palais de Justice belegene Sainte Chapelle, 1242-47 durch Pierre de ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] Monterau ^[korrekt: Montereau] unter Ludwig dem Heiligen errichtet, später restauriert von Duban, Lassus, Viollet-le-Duc ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] und Boeswillwald (s. Tafel: Französische Kunst II, [* 1] Fig. 5), mit schönen Glasmalereien. Aus der gleichen Zeit stammt St. Julien le Pauvre ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] mit wertvollen Skulpturen im Innern. 1320 wurde die got. Kirche St. Leu, Rue St. Denis und Boulevard Sébastopol, und verschiedene, später zum Teil ¶
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wieder unterdrückte Klöster erbaut. Von den im 15. Jahrh. erbauten Kirchen sind zu erwähnen St. Gervais, St. Laurent, St. Nicolas des Champs, St. Séverin, 3 Rue St. Séverin, und die St. Germain-l'Auxerrois auf dem Platze gleichen Namens, ehemalige Hofkirche, unter den Merowingern erbaut, von Childebert verschönert, durch die Normannen im 9. Jahrh. verwüstet und nur langsam wieder aufgebaut. Die Glocken dieser Kirche gaben das Signal zur Ermordung der Hugenotten in der Bartholomäusnacht. Im Übergangsstil erbaut sind: St. Etienne du Mont, Place du Panthéon, Pfarrkirche der Montagne Ste. Geneviève, 1517 erbaut (erst 1610 vollendet), mit schlankem Turm, [* 15] berühmtem Renaissancelettner und Gruftkapelle der heil. Genoveva; die aus dem 16. Jahrh. stammende prächtige St. Eustache, Rue du Jour, 1532-1641 erbaut, mit dem Grabmal Colberts.
Aus der Zeit der Renaissance: 1613 wurde die erste, im 17. Jahrh. mit einer Kuppel versehene St. Joseph des Carmes, Rue de Vaugirard, begonnen;
1627 begann man St. Paul-St. Louis, hinter der sich heute das Lycée Charlemagne befindet;
1629 legte Ludwig XIII. den Grundstein zur Notre-Dame des Victoires, Place des Petits-Pères;
1630 wurde die heute zum prot.
Gottesdienst bestimmte Kirche de l'Oratoire errichtet. Der Val de Grâce, 1645-66 erbaut, wird von einem Dom überragt, dessen Inneres mit Fresken von Paris Mignard verziert ist. Unter Ludwig XIV. entstand St. Sulpice, 1646-49, mit säulengeschmückter Façade und Türmen;
1653 wurde der Grundstein zur Kirche St. Roch gelegt nach Plänen von Jacques Lemercier;
1659 wurde St. Nicolas du Chardonnet umgebaut;
1664 St. Louis en l'Isle;
1670 Assomption und Ste. Marguerite begonnen;
1670 wurde der Grundstein zum Hôtel des Invalides gelegt.
Der Bau wurde von Bruant begonnen und später von Hardouin-Mansart fortgesetzt. In der Krypta des Doms (s. Tafel: Pariser Bauten, [* 14] Fig. 2) befinden sich die Gräber von Napoleon I., von Turenne, von Vauban u. a. 1682-1770 wurde St. Thomas d'Aquin auf dem Platze gleichen Namens errichtet. 1757 wurde der Bau des Panthéon (s. d. und Tafel: Französische Kunst II, [* 14] Fig. 1) beschlossen, bestimmt, die ehemalige Kirche der Abtei Ste. Geneviève zu ersetzen. 1781 errichtete man das Kapuzinerkloster Chaussée d'Antin, im griech. Geschmack, dessen ehemalige Kapelle die heutige St. Louis d'Antin bildet.
Alle unter Napoleon I. geschaffenen Prachtbauten sind Nachahmungen aus Rom und [* 16] Athen. [* 17] 1806 beschloß Napoleon I. eine Ruhmeshalle zu gründen und beauftragte den Architekten Vignon, die 1764 begonnene und im Bau langsam fortschreitende Madeleinekirche hierzu zu verwenden. Unter der Restauration wurde die Madeleine wieder zur Kirche bestimmt, doch gleicht das Äußere mehr einem griech. Tempel. [* 18] (S. Taf. II, [* 14] Fig. 7 u. 6.) Die Restauration vollendete zumeist nur die vom Kaiserreich begonnenen Bauten. 1816 legte Ludwig XVIII. den Grundstein zur Chapelle Expiatoire ^[ergänzt, Faksimile beschnitten], 1824 begann man die Notre-Dame de Lorette, welche an die ehemaligen Basiliken erinnert, und St. Vincent de Paul, Place Lafayette.
Ludwig Philipp erbaute die Ste. Clotilde, eine Nachahmung des got. Stils im 13. und 14. Jahrh. Im zweiten Kaiserreich ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] entstanden: St. Eugène, Rue St. Cécile;
die ^[ergänzt, Faksimile beschnitten] schöne und elegante St. Jean-Baptiste, Rue de Belleville, im got. Stile des 13. Jahrh.;
St. Bernard, Rue Affre, im got. Stil des 14. Jahrh.;
St. Augustin, 1860 von Baltard in byzant.
Geschmack begonnen;
St. Francois Xavier, Boulevard des Invalides, 1861-75, eine Nachahmung der Renaissance;
St. Ambroise, 1863-69, im röm. Stil;
die 1861 begonnene Renaissancekirche Trinité am Ausgang der Chaussée d'Antin.
Unter der Republik wurde die von Vaudremer erbaute Notre-Dame d'Auteuil 1880 eröffnet, 1876 die Notre-Dame des Champs auf dem Boulevard Montparnasse beendet. Die 1876 nach Plänen von Abadie hoch oben auf dem Montmartre begonnene Eglise du Sacré-Coeur (Kosten 25 Mill. Frs.), ein roman.-byzant. Kuppelbau, ist 1896 noch nicht vollendet. Im J. 1896 wurde die prot. Kirche von Secours dem Kultus übergeben.
Paris besitzt 21 Kirchhöfe, welche zusammen 316 ha bedecken; 9 Friedhöfe sind nur für permanente Grabstätten bestimmt. Der bedeutendste ist der Père-Lachaise (s. Lachaise) mit Gräbern und Denkmälern von Périer, Talma, Chopin, Bellini, Champollion, Macdonald, Monod, Blanqui, Masséna, Beaumarchais, Béranger, Mortier, Molière, Gay-Lussac, Laplace, Morny, Delacroix, Bizet, Musset, Arago, Thiers und vielen andern berühmten Toten. Wichtig sind auch die Friedhöfe Montmartre und Montparnasse. Anläßlich des Platzmangels werden die Gebeine zumeist nach fünf Jahren wieder ausgegraben und in den Katakomben aufgespeichert, doch hat man außerhalb der Stadtenceinte vier ungeheure Friedhöfe, zwei (St. Ouen und Pantin) für den nördlichen und zwei (Ivry und Bagneux) für den südlichen Teil, angelegt, um diesem Mißstande abzuhelfen. Seit 1889 ist ein Leichenverbrennungsofen auf dem Père-Lachaise im Betrieb.
Weltliche Bauten. Das im 3. Jahrh. durch Constantius Chlorus erbaute Palais des Thermes ist das älteste der Pariser Gebäude; Ruinen sind noch heute in den Gärten des Hôtel de Cluny sichtbar. Im Südosten der Stadt wurden 1870 die Überreste einer Arena (Arènes de la rue Monge) ausgegraben, welche eine Fläche von etwa 20000 qm bedecken. Im 14. Jahrh. und in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. (1300-1450) wurden vor allem Festungswerke und befestigte Schlösser angelegt, z. B. die Bastille, das Louvre, Palais de la Cité (jetzt de Justice), das alte Hôtel de Ville oder Maison aux Piliers, bestimmt, das ehemalige Parloir aux Bourgeois zu ersetzen, das große und kleine Châtelet (s. d.). Von Privatbauten des 15. Jahrh. sind außer dem gotischen Hôtel de Sens (Rue du Figuier St. Paul) nur noch Bruchstücke vorhanden, z. B. das Türmchen an der Ecke der Rue Vieille du Temple und der Rue des Francs-Bourgeois, sowie die Tour de Jean sans Peur, Rue Etienne Marcel. Ferner sind zu erwähnen das Hôtel de Cluny und die Türmchen des vormaligen Hôtel Clisson, in welchem sich zum Teil die Archives nationales befinden. In die Zeit der Renaissance fallen der Ausbau des Louvre (s. d. und Taf. II, [* 14] Fig. 11 u. 12) und 1564 die Erbauung der Tuilerien (s. d.). Von Privatgebäuden des 16. Jahrh. ist das durch Pierre Lescot, Bullant und Jean Goujon erbaute, mitten im Marais belegene Hotel, jetzt Musée Carnavalet und die 1572 erbaute, im Cours-la-Reine belegene Maison de François-Premier zu erwähnen. Eins der interessantesten, unter Heinrich IV. entstandenen Bauwerke bilden die auf dem Terrain des ehemaligen Palais des Tournelles 1605 aufgeführten Gebäude, welche die Place des Vosges, früher Place Royale, ¶