Die beträchtlichen Gewichte der einzelnen
Teile, namentlich des auf der einen Seite der Deklinationsachse angebrachten
Fernrohrs,
erfordern zur andauernden Herstellung des Gegengewichts aller
Teile die Anbringung von
Gleichgewichten.
Mit der
Stundenachse und der Deklinationsachse fest verbundene
Teilkreise,
Stundenkreis und Deklinationskreis genannt, ermöglichen
es, Deklination und
Stundenwinkel desjenigen Punktes am Himmel zu bestimmen, wonach das
Fernrohr jeweilig gerichtet ist.
Für den Gebrauch auf
Sternwarten
[* 4] ist die der Parallaktische Aufstellungder
Fernrohre unentbehrlich; namentlich die großen
Fernrohre
der Neuzeit wären ohne eine solche undenkbar. Jedem größern, überhaupt zu astron. Messungen bestimmten
Fernrohr wie auch
dem Heliometer,
[* 5] dem
Heliographen, den mit
Mikrometern versehenen
Refraktoren u. s. w. giebt man eine Parallaktische Aufstellung Die praktische
Ausführung der Parallaktische Aufstellung ist eine sehr verschiedenartige. Am gebräuchlichsten ist die
zuerst von Fraunhofer aufgebrachte deutsche Montierung (s. nebenstehende
[* 1]
Fig.
1). In der vollendetsten
Weise ist dieselbe in den von
Repsold in
Hamburg
[* 6] gebauten
Instrumenten zur Ausführung gebracht. (Vgl.
Tafel:
AstronomischeInstrumente Ⅰ,
[* 1]
Fig. 2 und
Taf. Ⅱ,
[* 1]
Fig. 2, beim
ArtikelSternwarte.)
[* 7] Eine ältere Form ist die englische
Montierung
[* 1]
(Fig. 2). In neuerer Zeit ist die engl.
Form bei den zur photogr.
Aufnahme des Himmels bestimmten
Instrumenten wieder zur Anwendung gekommen. Ganz neuerdings ist von
Repsold eine dritte Form
ausgeführt worden, welche die
Vorteile der deutschen mit denen der englischen ohne die Nachteile derselben vereinigt und
von der in derTaf. Ⅰ,
[* 1]
Fig. 1, eine Abbildung gegeben ist.
Diese neueste Form hat zuerst bei dem großen
photogr. Rohr der
Sternwarte zu
Potsdam
[* 8] Anwendung gefunden. Die Bezeichnung parallaktisch rührt von
Cassini her, der eine solche
Aufstellung zuerst für
Beobachtungen zum Zwecke der Bestimmung der
Sonnenparallaxe vorschlug.
der Unterschied der
Richtungen nach dem nämlichen Gegenstand von zwei verschiedenen
Punkten aus. Die Paralláxe ist daher um so größer, je näher der Gegenstand dem Beobachter ist. In der
Astronomie
[* 10] bietet die Messung
der Paralláxe eines Gestirns, die vorhanden ist, wenn gleichzeitig von zwei verschiedenen Punkten der Erdoberfläche
aus sein Ort am Himmel bestimmt wird, ein sicheres
Mittel zur Bestimmung der Entfernung des Gestirns von der Erde. Ist z. B.
in nebenstehender
[* 1]
Figur M der Mond,
[* 11] C der Erdmittelpunkt, so kann man die Entfernung CM des Mondes von
der Erde sofort durch
Rechnung finden, wenn die
Lage der Punkte
A und B auf der Erde und der Winkel
[* 12] AMB
(die Paralláxe) genau bekannt sind.
Den Betrag der Paralláxe könnte man z. B. dadurch ermitteln, daß man gleichzeitig
in
A und B den scheinbaren Abstand des Mondes von einem mit A,
B undM in derselben Ebene liegenden
Fixstern bestimmt. Auf
ähnliche
Weise hat man auch die Entfernung der Körper unseres
Sonnensystems ermittelt. Hingegen sind die Entfernungen der
Fixsterne
[* 13] von uns so groß, daß bei
Beobachtung von zwei Punkten der Erdoberfläche aus sich nie eine meßbare Paralláxe ergeben
wird (s.
Fixsternparallaxen).
Im engern
Sinne nennt man in der
Astronomie Paralláxe oder Höhenparallaxe den Winkel, den die vom Mittelpunkte
und einem Punkte der Erdoberfläche nach einem Gestirn gezogenen
Richtungen miteinander bilden (in der
[* 1]
Figur die Winkel AMC
und BMC). Steht das Gestirn im
Zenith, so fallen beide
Richtungen miteinander zusammen und die Paralláxe ist
Null; hingegen erreicht
sie im Horizont
[* 14] ihren größten Wert, den man als Horizontalparallaxe bezeichnet. Ist letztere für ein
Gestirn bekannt, so kann man aus ihr durch
Rechnung leicht die Paralláxe für jede beliebige Höhe finden. Man kann die Hori-
zontalparallaxe auch definieren als den Winkel, unter dem der Erdhalbmesser vom Gestirn aus erscheint; sie ist um so kleiner,
je größer die Entfernung desselben ist und überhaupt nur von dessen Entfernung abhängig. Die Horizontalparallaxe oder
wegen der nicht genau kugelförmigen Gestalt der Erde richtiger die Äquatoreal-Horizontalparallaxe, d. h. der Winkel, unter
dem der Äquatorhalbmesser der Erde vom Gestirn aus erscheint, bietet sonach auch einen Maßstab
[* 17] für die Entfernung, in der
sich ein Himmelskörper von der Erde befindet. Die größte in unserm Sonnensystem vorkommende Paralláxe hat der Mond, nämlich 57'
2"; hingegen beträgt die Sonnenparallaxe nur 8", 88.
Die hier besprochene Paralláxe nennt man auch die tägliche oder geocentrische im Gegensatz zu
der bei den Fixsternen auftretenden jährlichen oder heliocentrischen Paralláxe (S. Fixsternparallaxen.)