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ältesten Sohn Rudolf als König von Ungarn [* 2] krönen, und 1575 fielen diesem auch die Königskronen von Böhmen [* 3] und von Deutschland [* 4] zu. Maximilian II., unter dessen toleranter Regierung die prot. Lehre [* 5] in allen österr. Ländern große Fortschritte machte, starb von seinen fünf Söhnen wurde der älteste, Rudolf II., Kaiser. Unter diesem fielen Tirol [* 6] und Vorderösterreich, die Besitzungen des Erzherzogs Ferdinand, nach dessen Tode 1595 an die beiden überlebenden Linien zurück.
Unter Rudolf II. begann die Reaktion gegen den Protestantismus. Er mußte 1608 Ungarn, Österreich [* 7] und Mähren und 1611 Böhmen an seinen Bruder Matthias abtreten, der ihm 1612 in der Kaiserwürde folgte und starb. Mit ihm erlischt die zweite österr. Linie. Sein Vetter Ferdinand, der älteste Sohn des 1590 verstorbenen Erzherzogs Karl von Steiermark, [* 8] folgte ihm auch in Österreich, Böhmen und Ungarn und wurde zugleich als Ferdinand II. zum Kaiser erwählt. Dagegen erhielt Tirol und Vorderösterreich Ferdinands jüngerer Bruder Leopold V. (s. d.), dessen Nachkommenschaft 1665 ausstarb, worauf diese Länder an die Hauptlinie zurückfielen. Dies war die letzte Landesteilung im österr. Hause; denn Ferdinand II. erließ testamentarisch ein Primogeniturgesetz, das unverbrüchlich gehalten wurde.
Ferdinand II. war ein eifriger Gönner der Jesuiten und hatte schon als Erzherzog die großenteils prot. Länder Steiermark, Kärnten, Kram gewaltsam katholisiert. Deshalb weigerten sich die Böhmen, ihn als König anzuerkennen, und auch in den österr. Erblanden sowie in Ungarn fand er Widerstand. Die böhm. Stände wählten sogar das Haupt der evang. Union, den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, zu ihrem König. Doch nach der Schlacht am Weißen Berge bei Prag [* 9] 1620 (s. Dreißigjähriger Krieg) wurde Böhmen Ferdinand unterworfen, der nun in Böhmen, Mähren und Schlesien [* 10] eine förmliche Ausrottung der prot.
Religion begann, wodurch Tausende zur Auswanderung veranlaßt wurden. Auch Ungarn, das unter Bethlen Gabor, dem Fürsten von Siebenbürgen, sich empört hatte, wurde zum Gehorsam zurückgebracht. Ferdinands Nachfolger, Kaiser Ferdinand III. (1637-57), setzte den Krieg fort. Wie Ferdinand II. im Prager Frieden 1635 die Lausitz an Sachsen, [* 11] so mußte Ferdinand III. im Westfälischen Frieden 1648 das Elsaß an Frankreich abtreten. Ferdinands III. Sohn und Nachfolger, Kaiser Leopold I., reizte die Ungarn durch unduldsame Härte, was einen Aufstand zur Folge hatte.
Das Haupt desselben, Tököly, fand Unterstützung von seiten der Pforte, und Kara Mustapha belagerte 1683 Wien, [* 12] das nur den zur Hilfe herbeieilenden Deutschen und Polen seine Rettung zu danken hatte. Nachdem dann die Siege seiner Feldherren dem Kaiser ganz Ungarn unterworfen hatten (s. Osmanisches Reich, [* 13] Geschichte), verwandelte er es 1687 in ein Erbreich und vereinigte damit Siebenbürgen. Auch mußte die vom Prinzen Eugen bezwungene Pforte im Karlowitzer Frieden von 1699 das Land nördlich von der Save und Donau bis auf das Banat und den östlichsten Teil Slawoniens zurückgeben und im Passarowitzer Frieden von 1718 auch noch diese Gebiete, die Kleine Walachei, das nördl. Serbien [* 14] und einen Streifen von Bosnien [* 15] an Ungarn abtreten.
Dagegen scheiterte Leopolds Plan, seinem zweiten Sohne Karl die Erbfolge in der span. Monarchie zu verschaffen, an der Rivalität Frankreichs. Die Folge davon war der Spanische [* 16] Erbfolgekrieg (s. d.), während dessen Leopold starb. Sein ältester Sohn und Nachfolger, Kaiser Joseph I., setzte den Krieg fort, starb aber ohne männliche Nachkommen Ihm folgte sein Bruder Karl in den Erbstaaten sowie auf dem deutschen Kaiserthron. Er mußte dem von seinen Bundesgenossen abgeschlossenen Utrechter Frieden (s. d.) 1714 in den Friedensschlüssen zu Rastatt [* 17] und Baden [* 18] beitreten, die ihm den Besitz der Niederlande, [* 19] Mailands, Mantuas, Neapels und Sardiniens sicherten; gegen letztere Insel tauschte er 1720 im Vertrage zu London [* 20] von Savoyen Sicilien ein.
Jedoch schon im Wiener Frieden von 1735 und 1738 mußte er Neapel [* 21] und Sicilien an den Infanten von Spanien, [* 22] Don Carlos, und an den König von Sardinien [* 23] einen Teil der Lombardei abtreten, wofür er bloß Parma [* 24] und Piacenza erhielt. Ebenso verlor er im Belgrader Frieden von 1739 fast alle Früchte der Siege Eugens, indem er die Kleine Walachei, Serbien an Belgrad [* 25] und das nördl. Bosnien an die Pforte zurückgeben mußte. Das Herzogtum Lothringen, das Stammland seines Schwiegersohns Franz Stephan, gab er an den vertriebenen Polenkönig Stanislaus Leszczynski und mittelbar an Frankreich, während jener 1737 Toscana erhielt. In dies alles willigte Karl VI., um seiner Tochter Maria Theresia die Erbfolge in der Monarchie durch die Pragmatische Sanktion (s. d.) zuzusichern, die nach und nach von allen europ. Mächten anerkannt wurde.
Als mit Karls VI. Tode der Habsburger Mannsstamm erlosch, übernahm dessen Tochter, Maria Theresia (s. d.), die Regierung sämtlicher österr. Erblande. Doch von allen Seiten erhoben sich Ansprüche gegen sie. Ein Krieg begann, in dem anfangs nur England auf ihrer Seite war. (S. Österreichischer Erbfolgekrieg von 1741 bis 1748 und Schlesische Kriege.) In den Friedensschlüssen zu Breslau [* 26] und Dresden [* 27] mit Preußen [* 28] 1742 und 1745 mußte Maria Theresia Schlesien nebst Glatz, [* 29] mit Ausnahme von Teschen, Jägerndorf und Troppau, [* 30] im Aachener Frieden (s. d.) 1748 die Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla an den Infanten Don Philipp von Spanien und einige Bezirke von Mailand [* 31] an Sardinien abtreten.
Zur Wiedereroberung Schlesiens verband sie sich mit Frankreich, Rußland, Sachsen und Schweden; [* 32] aber nach sieben Jahren eines blutigen Krieges (s. Siebenjähriger Krieg) behielt Preußen 1763 im Frieden zu Hubertusburg (s. d.) Schlesien. Am starb Maria Theresias Gemahl Franz, und Joseph II. wurde Mitregent der Mutter in den Erbstaaten und Deutscher Kaiser. Nebenlinien des Hauses Österreich entstanden durch Maria Theresias jüngere Söhne, Leopold, den spätern Kaiser Leopold II. (s. d.), in Toscana und Ferdinand (s. Habsburg) in Modena. Maria Theresia gewann 1772 bei der ersten Teilung Polens Galizien und Lodomerien. Die Pforte mußte 1775 die Bukowina an sie abtreten, und im Teschener Frieden, der den Bayrischen Erbfolgekrieg (s. d.) beendigte, erhielt sie 1779 das Innviertel, so daß bei ihrem Tode Österreich 610000 qkm umfaßte. Die Zahl der Bevölkerung [* 33] war auf 24 Mill. gestiegen. Die Regierung der Kaiserin Maria Theresia, welcher der Minister Kaunitz (s. d.) zur Seite stand, zeichnete sich durch zahlreiche, aber langsame und vorsichtige Reformen aus, auch begann sie eine größere Centralisation, wenigstens für die deutschen Erblande, anzubahnen. Ihr ¶
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Nachfolger Joseph II. handelte mit rastloser Thätigkeit im Geiste des aufgeklärten Despotismus jener Zeit, doch zu rasch und gewaltsam. Seine rücksichtslose Centralisation und Germanisation veranlaßte Unruhen in Ungarn und den Niederlanden. Sein Plan, Niederbayern und die Oberpfalz zu erhalten, scheiterte an dem Vorgehen Preußens, [* 35] und als er die Niederlande als burgund. Königreich dem Kurfürsten Karl Theodor gegen Bayern [* 36] überlassen wollte, trat ihm der von Friedrich d. Gr. gestiftete deutsche Fürstenbund (s. d.) entgegen. Nicht glücklicher war der Kaiser im Kriege 1788 gegen die Pforte. Er starb
Auf Joseph II. folgte dessen Bruder Leopold II. Es gelang ihm, durch Nachgeben und Festigkeit [* 37] die Niederlande zu beruhigen und die Ungarn zu befriedigen. Er starb noch vor Ausbruch des Revolutionskrieges Dagegen erklärte Frankreich seinem Sohne Franz kurz nach seiner Thronbesteigung, noch ehe er als Franz II. zum Deutschen Kaiser erwählt war, den Krieg. (S. Französische Revolutionskriege.) Österreich verlor 1797 in dem ersten Friedensschluß von Campo-Formio (s. d.) die Lombardei nebst den Niederlanden, wofür es den größten Teil des venet.
Gebietes erhielt. Zwei Jahre früher war es bei der dritten Teilung Polens durch Westgalizien vergrößert worden. Anfang 1799 begann Kaiser Franz, mit Rußland, England, Neapel und der Türkei [* 38] verbunden, den Krieg gegen Frankreich aufs neue; doch Bonaparte erzwang den Frieden von Lunéville (s. d.), worin in der Hauptsache die Abtretungen von Campo-Formio bestätigt wurden. Durch den Reichsdeputationshauptschluß (s. d.) von 1803 erhielt Österreich die beiden Tiroler Hochstifter Trient [* 39] und Brixen, so daß es, mit Einschluß der letzten Erwerbungen in Polen, ungeachtet jener Abtretungen in den Koalitionskriegen, über 660000 qkm umfaßte.
Als Napoleon sich zum Kaiser ausrufen ließ, erklärte sich Franz zum Erbkaiser von Österreich, indem er unter dem Namen Kaisertum Österreich alle seine Staaten zu einem Ganzen vereinigte. Noch einmal griff 1805 der Kaiser, im Bunde mit Rußland und Großbritannien, [* 40] zu den Waffen [* 41] gegen Napoleon I. (S. Französisch-Österreichischer Krieg von 1805.) Der Krieg endigte mit dem Frieden von Preßburg [* 42] (s. d.), worin Franz Vorderösterreich, Tirol, Dalmatien, Istrien [* 43] und Venetien abtreten mußte und dafür Salzburg [* 44] erhielt.
Nach der Errichtung des Rheinbundes entsagte Kaiser Franz der deutschen Kaiserwürde und nannte sich nun Franz I., Kaiser von Österreich. Von neuem beschloß er 1809 den Krieg gegen Frankreich. (S. Französisch-Österreichischer Krieg von 1809.) Die Österreicher unterlagen aber wiederum. Der abgeschlossene Friede zu Schönbrunn kostete der Monarchie 2000 Quadratmeilen mit 3½ Mill. E.: Salzburg mit Berchtesgaden, das Innviertel, die westl. Hälfte Kärntens, Krain mit Görz, [* 45] Triest, [* 46] Kroatien am rechten Ufer der Save, Westgalizien und einen Teil Ostgaliziens und führte zum partiellen Staatsbankrott.
Österreich suchte nun die franz. Allianz, und 1810 erfolgte die Verbindung Napoleons mit Kaiser Franz' Tochter Maria Louise. Nachdem aber Napoleons I. Macht in Rußland gebrochen, Preußen gegen die Fremdherrschaft aufgestanden, der Kongreß in Prag ohne Resultat geblieben war, erklärte Kaiser Franz an Frankreich den Krieg (S. Russisch-Deutsch-Französischer Krieg von 1812 bis 1815.) Im ersten Pariser Frieden (s. d.) von 1814 erhielt er den zum Lombardisch-Venetianischen Königreich erhobenen Teil Italiens [* 47] und die früher abgetretenen Teile seiner Erbländer nebst Dalmatien zurück, zugleich wurden die österr. Nebenlinien in Toscana und Modena wieder eingesetzt.
Durch die neue Gestaltung Europas auf dem Wiener Kongreß 1815 und den mit Bayern zu München [* 48] abgeschlossenen Vertrag erhielt die österr. Monarchie einen Zuwachs von etwa 8260 qkm. In der folgenden Zeit war Österreich unter Leitung Metternichs der entschiedenste Vertreter des Systems der Stabilität und Legitimität und übte als Präsidialmacht des Deutschen Bundes (s. d.), namentlich durch die Karlsbader Beschlüsse (s. d.), einen drückenden Einfluß auf den Gang [* 49] der Dinge in Deutschland.
Auf den Kongressen zu Troppau 1820, Laibach [* 50] 1821 und Verona [* 51] 1822 (s. diese Artikel) war es die führende Macht. In Übereinstimmung mit der Heiligen Allianz stellten österr. Heere 1822 die alten Zustände in den Königreichen Sicilien und Sardinien wieder her. Die Unruhen in mehrern deutschen Staaten seit 1830 gaben Österreich Veranlassung, auf die einzelnen deutschen Regierungen im Sinne der Reaktion einzuwirken. Dieses geschah namentlich in den Bundesbeschlüssen von 1832 und bei den Wiener Ministerialkonferenzen von 1834. Der Tod des Kaisers Franz I. änderte wenig in dem Regierungssystem, und unter Franz' ältestem Sohn und Nachfolger, Kaiser Ferdinand I., entwickelten sich die innern Zustände Österreichs allmählich zu einer bedenklichen Krisis.
In den einzelnen Nationalitäten der großen Monarchie war eine mächtige Opposition groß geworden, die ständischen Landtage traten mit Forderungen und Beschwerden hervor. In Böhmen sammelten sich die czech.-nationalen Elemente zunächst zu einer litterar. Opposition (s. Czechische Litteratur). In Ungarn gab Graf Stephan Szechényi (s. d.) den Anstoß zu einer nationalen, liberalen oppositionellen Bewegung, die jedoch durch die Popularität des Erzherzogs Palatinus Joseph (gest. 1847) gestaut wurde.
Der poln. Aufstand von 1846 (s. Polen) führte zur Einverleibung der Republik Krakau [* 52] in die österr. Monarchie im Nov. 1846. In Italien [* 53] befand sich bereits die revolutionäre Bewegung in vollem Gang, als die franz. Revolution vom das alte Europa [* 54] in den Grundfesten erschütterte. Auch in Wien entstand eine Volksbewegung 13. März, der gegenüber Regierung und Militärmacht alle Haltung verloren und sich nach geringem Widerstand fügten. Metternich wurde gezwungen, seine Entlassung zu nehmen. Bürgerbewaffnung und freie Presse [* 55] wurden vom Kaiser gewährt und 15. März die Einberufung einer beratenden Versammlung aus allen Teilen der Monarchie verheißen. Gleichzeitig hatte in Ungarn die Opposition ihre Forderung eines selbständigen, dem Landtag verantwortlichen Ministeriums durchgesetzt, und in Italien hatte der Vicekönig Mailand bereits verlassen, als 18. März dort und in Venedig [* 56] der Aufstand ausbrach.
Eine in Wien veranstaltete Massenbewegung erzwang die Revision des Wahlgesetzes, wonach der neue Reichstag als ein konstituierender berufen und jeder Census bei den Wahlen beseitigt werden sollte. Diese Vorgänge bewogen die kaiserl. Familie nach Innsbruck [* 57] zu ¶