mehr
Monat 921, monatlich 601, vierteljährlich 47 Blätter. Die größte Zahl der Zeitungen erscheint in Niederösterreich (949), sodann in Böhmen [* 2] (529), Mähren (172) und Galizien (179), am wenigsten in Salzburg [* 3] (14), Kärnten (18) und der Bukowina (23).
Zu den wichtigsten politischen Zeitungen in deutscher Sprache [* 4] zählen die «Neue Freie Presse» [* 5] (s. d.),
das Hauptorgan der deutschen liberalen Partei in Österreich, [* 6] die «Presse» (1848 gegründet),
jetzt offiziös, das «Neue Wiener Tagblatt» (demokratisches Organ, 1867 gegründet),
ein viel gelesenes liberales Blatt, [* 7] das die meisten Annoncen bringt, «Wiener Tagblatt» (hg. von Szeps),
«Wiener Allgemeine Zeitung» (s. d.; Abendblatt),
sämtlich liberal, ferner die «Deutsche [* 8] Zeitung» (Organ der deutschnationalen Partei),
das «Fremdenblatt» (offiziös, wird meist vom Ministerium des Äußern zu Mitteilungen benutzt),
«Extrablatt» (illustriertes Volksblatt),
«Das Vaterland» (Organ der klerikal-konservativen Partei),
«Österreichische Volkszeitung» (s. d.; ehemals «Vorstadt-Zeitung»),
«Deutsches Volksblatt» (Organ der antisemit. Partei),
die «Wiener Zeitung», Amtsblatt mit dem offiziösen Abendblatte «Wiener Abendpost» und die socialdemokratische «Wiener Arbeiter-Zeitung». Von den deutschen Provinzblättern sind die bedeutendsten die «Bohemia» (s. d.),
Organ der deutschen liberalen Partei in Böhmen, die «Prager Zeitung» (Amtsblatt) in Prag, [* 9] die «Politik», Organ des Altczechen Dr. Rieger, die «Brünner Zeitung», die «Grazer Tagespost», die «Linzer Tagespost», die «Triester Zeitung», das «Grazer Volksblatt», die «Tiroler Stimmen» (die beiden letzten klerikal).
Von den illustrierten Wiener Witzblättern sind zu nennen: der «Figaro» mit der «Wiener Luft», «Die Bombe», «Der Floh», «Der Kikeriki».
Von den wissenschaftlichen Fachblättern sind in erster Reihe die medizinischen zu nennen: «Wiener mediz. Wochenschrift», «Wiener mediz. Presse», «Mitteilungen des Wiener mediz. Doktorenkollegiums» u. s. w., dann die «Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft», «Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik», «Statistische Monatschrift», die Journale der Alpenvereine, des Wiener Altertumsvereins u. s. w.
In italienischer Sprache sind politisch von Bedeutung der «Alto Adige» in Trient, [* 10] Organ der nationalen ital. Partei des Trentino, der die «Patria», Organ der regierungstreuen Partei in Südtirol, daselbst gegenüber steht, dann in Triest [* 11] der «Indepente», Organ der nationalen ital. Partei daselbst, und «Osservatore Triestino», Amtsblatt daselbst.
In czechischer Sprache sind die bedeutendsten polit. Zeitungen: die «Narodní Listy» (s. d.),
das Organ des radikalen Flügels der jungczech. Partei, der «Čas», das Organ der sog. Realisten, des gemäßigten Flügels dieser Partei, ferner «Hlas Národa» (früher «Pokrok»),
das Organ der konservativen Partei. In Brünn [* 12] erscheinen «Moravské noviny» und «Moravská orlice». Von den czech. Zeitschriften sind zu nennen: «Atheneum», «Časopis musea království českého», «Časopis lékařův českých», «Květy», «Listy filologické a pedagogické», «Listy chemické», «Lumír», «Osvěta», «Právnik», «Sbornic historický», «Světozor», «Vesmír», «Zlata Praha».
Das bedeutendste polit. Organ der Polen ist in Österreich der «Czas» in Krakau, [* 13] welcher die polit. Parteirichtung der sog. Krakauer Fraktion des Polenklubs im österr. Abgeordnetenhause vertritt, dann die «Riforma» und das Amtsblatt «Gazeta Łwowska» in Lemberg. [* 14]
Bei den Slowenen gab Vodnik 1797 die erste Zeitung: «Ljublanske Novine» zu Laibach [* 15] heraus, doch faßte diese Litteraturgattung erst feste Wurzeln mit dem «Novice», die Bleiweis seit 1843 ebendaselbst herausgiebt. Seit 1848 folgten zahlreiche andere mehr oder weniger ephemere Unternehmungen zu Laibach, Klagenfurt, [* 16] Görz, [* 17] Triest, Graz [* 18] u. a. nach, und 1890 erschienen im ganzen 35 slowen. Zeitungen. Belletristisch wichtig ist die «Slovenska Bčela», später «Slovenski Glasnik» (1840-67).
II. In Ungarn [* 19] begann die erste eigentliche Zeitung 1721 in lat. Sprache. Die erste in magyar. Sprache geschriebene Zeitung erschien von Matthias Ráth in Preßburg, [* 20] das zweite ungar. Blatt in Pest. Die erste Stelle unter den allgemeinen wissenschaftlichen Monatsschriften nahmen vor 1848 «Tudományos Gyüjtemény» und «Tudománytár» («Wissenschaftliche Sammlung» und «Wissenschaftliches Magazin») ein. Die rein polit. Journalistik beschränkte sich vor 1830 fast allein auf die «Hazai és külföldi tudositások» («Einheimische und fremde Nachrichten») mit dem Beiblatt «Hasznos mulatságok» («Nützliche Unterhaltungen»); auch fanden unter den Gebildeten die lat. «Ephemerides Posonienses» noch Leser.
Seine eigentliche Bedeutung erhielt der magyar. Journalismus erst durch die Thätigkeit von Ludwig Kossuth im «Pesti Hirlap» («Pester Zeitung»),
der 1841-44 von ihm selbst, dann von Szalay und Csengery redigiert ward. Diesem gegenüber wirkten, außer der deutschen «Pester Zeitung», der «Budapesti Hiradó» («Budapester Kurier») als Organ der konservativen Partei, und die «Nemzeti Ujság» («National-Zeitung»),
die bis zur Märzrevolution 1848 im Interesse des Adels erschien. Einen neuen Aufschwung nahm die ungar. Journalistik nach 1848. Außer dem «Pesti Hirlap» erschien «Kossuth Hirlap», das Organ Kossuths. Hierzu kamen die schon erwähnte «Nemzeti Ujság», die jedoch eine volkstümliche Färbung angenommen hatte, der «Közlöny», als Organ des ungar. Ministeriums, der «Figyelmezö» («Der Beobachter») und etwa 20 andere rein polit. oder polit.-litterar. Blätter, die mit der ungar. Revolution ihr Ende erreichten.
Anfang 1855 zählte man bereits wieder 15 Blätter in magyar. Sprache. Unter letztern befanden sich jedoch nur zwei polit. Blätter, der «Budapesti Hirlap», 1849 von Szilágyi gegründet, die offizielle Zeitung, und «Pesti Napló», ein mehr patriotisches Tageblatt, das auch gegenwärtig als Organ der gemäßigten Opposition erscheint. Organ der Regierung ist «Nemzet» (s. d.),
das verbreitetste magyar. Tageblatt aber «Egyetértés» (s. d.),
das Blatt der äußersten Linken. In deutscher Sprache vertritt ungar. Interessen der «Pester Lloyd» (s. d.),
das politisch hervorragendste Pester Blatt. «Függetlenség» ist das Tageblatt der Antisemiten, die außerdem an dem «Westungar. Grenzboten» in Preßburg noch ein täglich erscheinendes Organ in deutscher Sprache haben.
Obgleich die Politik eine Hauptrolle spielte und spielt, hat doch die wissenschaftliche Journalistik eine bedeutende Entwicklung gewonnen. Das «Budapesti Szemle» («Budapester Revue») vermittelt nach Art der franz. Revuen zwischen der Wissenschaft und dem größern Publikum. Rein wissenschaftliche Organe sind: «Magyar Nyelvészet» («Ungar. Sprachwissenschaft»),
hg. von Paul Hunfalvy (1856-61), ¶
0728a ¶
mehr
«Nyelvtudományi Közlemények» («Sprachwissenschaftliche Mitteilungen»),
redigiert von demselben (1862-78) und fortgesetzt von Joseph Budenz seit 1879, «Magyar Nyelvör» («Ungar. Sprachwarte»);
«Egyetemes Philologiai Közlöny» («Allgemeine philol. Zeitschrift»),
redigiert von Emil Thewrewk und Gustav Heinrich, hat die klassischen und modernen Sprachen zum Gegenstand;
«Századok» («Jahrhunderte») ist die Zeitschrift der Historischen Gesellschaft, von 1867 bis 1875 redigiert von Koloman Thaly, seit 1875 von Alexander Szilágyi;
«Természettudományi Közlöny» («Naturwissenschaftliche Zeitung»),
redigiert von Koloman Szily, erscheint seit 1868. Außerdem giebt es eine «Földtani Közlöny» («Geolog. Zeitschrift»),
«Földrajzi Közlemények» («Geogr. Mitteilungen») u. s. w. Jurist, und staatswissenschaftliche Zeitungen sind auch sehr verbreitet.
Das «Orvosi Lap» («Mediz. Blatt»),
seit 1856 von Ludwig Markusovszky redigiert, steht auf diesem Felde nicht mehr allein. 1892 erschienen in Ungarn 734 Zeitungen und Zeitschriften, darunter 526 magyarische und zwar: 103 polit. Blätter (68 magyarische), 224 (159) Lokalblätter, 81 (64) belletristische Blätter, 310 (227) Fachblätter und 16 (8) humoristische Blätter. Von diesen Zeitungen und Zeitschriften erscheinen 231 in Budapest, [* 23] die übrigen in 113 Orten der Provinz. Außerdem bestanden 208 Zeitungen und Zeitschriften in nichtungar. Sprache, und zwar: 149 in deutscher, 25 in kroatischer, 13 in slowakischer, 1 in ruthenischer, 13 in rumänischer, 3 in italienischer, je 1 in hebräischer, lateinischer und franz. Sprache. Auf die Bevölkerung verteilt, entfällt eine Zeitung auf je 11237 Deutsche, auf 11947 Magyaren, 62211 Slawen und je 86037 Rumänen.
III. In Kroatien rief die sog. «illyrische» Bewegung die ersten Zeitungen hervor; so die von Ljudevit Gaj 1834 zu Agram [* 24] gegründeten «Hrvatske Noviny» (später «Narodne Noviny», unter welchem Titel sie noch als offizielles Tageblatt erscheinen) und die «Danica» (belletristisch). Litterarisch und wissenschaftlich wichtig waren das «Kolo» (9 Hefte, 1842-53),
der «Neven» (1852-57),
«Arkiv» für südslaw. Geschichte (8 Hefte, 1851-67),
«Književnik» (1864-67). In Dalmatien erschien die erste kroat. (und zugleich ital.) Zeitung: «Kralski Dalmatin», während der franz. Herrschaft (1806-10) zu Zara; [* 25]
später ebendaselbst die «Zora Dalmatinska» (seit 1844) und der «Dubrovnik» (seit 1849) zu Ragusa. [* 26] In Kroatien erschienen (1892) 57 Blätter, darunter 6 deutsche;
11 waren politische, 9 lokale, 8 belletristische, 27 Fach- und 2 Witzblätter.
Die meisten erschienen in Agram: «Obzor», Tageblatt der Nationalpartei (seit 1871),
«Vienac» für Belletristik (seit 1867),
«Rad» (seit 1867) und «Ljetopis» (seit 1877) der Südslawischen Akademie der Wissenschaften u. a.;
eine in Zara («Narodni List», halbwöchentlich),
eine in Vinkovac, Warasdin, Kralevic («Primorac», dreimal wöchentlich).
In Österreich erschienen 16 kroatische Blätter, davon 1 in Istrien, [* 27] die übrigen in Dalmatien.
Wappen. [* 28] Das österr.-ungar. Reichswappen ist zweifach, seit 1866 das große weggefallen ist. Das kleinere ist ein schwarzer Doppeladler mit ausgebreiteten Flügeln, goldenen Schnäbeln und Klauen, roten Zungen und goldenen Kronen [* 29] auf den Köpfen;
in der rechten Klaue [* 30] hält er das Staatsschwert und das goldene Scepter, in der linken den goldenen Reichsapfel;
über den beiden Köpfen schwebt die Kaiserkrone, von welcher zwei blaue, an den Enden goldbefranste Bänder herabhängen;
auf der Brust des Adlers befindet sich das k. und k. Familien- und Hauswappen in einem dreimal gespaltenen Schilde, und zwar rechts im goldenen Felde ein roter, blau gekrönter, aufrecht stehender, nach rechts gewendeter Löwe (Habsburg), in der Mitte ein silberner Querbalken in rotem Felde (Österreich), links in goldenem Felde ein roter Schrägbalken mit drei silbernen gestümmelten Adlern (Lothringen);
das Familienwappen ist von den Insignien der österr.
Orden: [* 31] des Goldenen Vließes, des Maria-Theresien-, des Stephans-, des Leopoldsordens, des Ordens der Eisernen Krone und des Franz-Josephs-Ordens umhangen. Das mittlere Wappen hat auf den ausgebreiteten Flügeln und dem Schwanze des Adlers elf Wappenschilder der österr. Provinzen. Das große Wappen enthielt im goldenen Hauptschild den kaiserl. Adler, [* 32] welcher auf der Brust einen zweimal senkrecht und ebenso oft quer geteilten Schild [* 33] mit neun Sektionen trug, die wieder in mehrere Felder zerfielen, welche die Wappenzeichen des Hauses, der Provinzen und der Anspruchsländer zeigten; der Hauptschild war mit der Kaiserkrone bedeckt, mit den Insignien der genannten Orden umhangen und von zwei goldenen Greifen mit schwarzem Oberkörper und ausgeschlagenen roten Zungen gehalten. (S. Tafel: Wappen der wichtigsten Kulturstaaten, [* 22] Fig. 2, beim Artikel Wappen.) Über die Wappen der einzelnen Kronländer s. die Einzelartikel und die beigefügte Tafel: Wappen der Österreichisch-Ungarischen Kronländer. Die Reichsfarben sind Schwarz-Gelb (Schwarz-Gold), die Hausfarben Österreichs Rot-Weiß.
Flaggen. [* 34] Die k. und k. Standarte, welche die Armee in ihren Fahnen führt, zeigt in Gelb den kaiserl. Doppeladler mit dem genealog. Hauptschilde auf der Brust und den 1866 modifizierten 11 Nebenschilden auf dem Gefieder. Die Einfassung bilden auf und nieder steigend geflammte rot-weiße und schwarz-goldene Spitzen. Die Kriegsflagge ist von Rot-Weiß-Rot quergestreift. In der Mitte des weißen Streifens befindet sich das golden eingefaßte österr. Wappen mit Bügelkrone. Die seit eingeführte österr.-ungar. Handelsflagge besteht aus drei Querstreifen, Rot, Weiß und Rot-Grün mit zwei Schilden im weißen Streifen, rechts das österr. Wappen mit Bügelkrone, links das ungarische mit Stephanskrone. (S. Tafel: Flaggen der Seestaaten, Bd. 6, S. 862.)
Orden. Die Ritterorden der Monarchie sind: der Orden vom Goldenen Vließ (s. Vließ), der Maria-Theresien-Orden (s. d.), Stephansorden (s. d.), Leopoldsorden (s. d.), Orden der Eisernen Krone (s. d.), Franz-Josephs-Orden (s. d.), Elisabeth-Theresien-Orden (s. d.) und der Deutsche Ritter-Orden (s. Deutsche Ritter);
für Damen besteht der Sternkreuzorden (s. d.).
Litteratur zur Geographie, Statistik und Verfassung.
Vgl. die amtlichen Publikationen der Statistischen Centralkommission, des Statistischen Departements im Handelsministerium und des Ackerbauministeriums sowie des königlich ungar. Statistischen Bureaus in Budapest (besonders: Ungarisches Statistisches Jahrbuch. Neue Folge, I, 1893), ferner Brachelli, Handbuch der Geographie und Statistik des Kaisertums Österreich (Lpz. 1861-67);
Hannak, Geographie der Österreichischer M. (Gotha [* 35] 1871);
Steinhauser, Geographie von Österreich-Ungarn [* 36] (Prag 1872);
Trampler, Geographie und Statistik der Österreichischer M. (Wien [* 37] 1874);
Grassauer, Landeskunde von ¶