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Gesetzgebung rücksichtlich der innern, Kultus- und Unterrichts- und Justizangelegenheiten.
Verwaltung. I. Monarchie. Die gemeinsamen Verwaltungsbehörden sind 1) das k. und k. Ministerium des kaiserl. Hauses und des Äußern, dem das k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv und die Orientalische Akademie, bestimmt zur Heranbildung von Konsularbeamten im Orient, ferner die österr.-ungar. Gesandtschaften (27) und die auswärtigen Konsularvertretungen unterstellt sind;
2) das k. und k. gemeinsame (Reichs-) Finanzministerium, welchem die Reichscentralkasse unterstellt ist, und das die Oberleitung der Verwaltung der occupierten Provinzen, welche durch die Landesregierung in Serajewo besorgt wird, führt;
3) das k. und k. Reichskriegsministerium, dem die Marinesektion unter Leitung des Marinekommandanten als Chef derselben, ferner der Chef des Generalstabs mit den Truppeninspektoren und 15 Korpskommandanten und das Militärkommando in Zara [* 2] untergeordnet sind;
4) der gemeinsame Oberste Rechnungshof, sämtlich in Wien. [* 3]
II. Österreich. [* 4] Die oberste Staatsverwaltung bilden in Wien der Ministerrat und die Ministerien des Innern, des Kultus und Unterrichts, der Justiz, der Finanzen, des Handels, der Eisenbahnen (seit 1896), des Ackerbaues und der Landesverteidigung sowie der Oberste Rechnungshof. Auch zwei Minister ohne Portefeuilles (für Galizien und für Böhmen) [* 5] sitzen im Kabinett. In den Kronländern wird die polit. Verwaltung durch die Statthaltereien in Wien, Linz, [* 6] Innsbruck [* 7] (für Tirol [* 8] und Vorarlberg), Graz, [* 9] Triest [* 10] (für Görz [* 11] und Gradisca, Istrien [* 12] und Triest), Zara, Prag, [* 13] Brünn [* 14] und Lemberg [* 15] sowie durch die Landesregierungen in Salzburg, [* 16] Laibach, [* 17] Troppau [* 18] und Czernowitz [* 19] besorgt.
Diesen unterstehen die Magistrate der 33 Städte mit eigenem Statut und 331 Bezirkshauptmannschaften. Nebst dieser staatlichen Verwaltung besteht unabhängig von ihr die autonome Verwaltung für die Landes-, Bezirks- und Gemeindeangelegenheiten und zwar in jedem Lande ein vom Landtage gewählter Landesausschuß, an dessen Spitze der vom Kaiser ernannte Landeshauptmann steht, die Gemeindeangelegenheiten werden von 28058 Orts- (oder politischen) Gemeinden besorgt. In größern Ländern besteht zwischen beiden als autonomes Organ die Bezirksvertretung.
III. Länder der ungarischen Krone. Der ungar. Ministerrat in Budapest [* 20] besteht aus dem Ministerpräsidenten, dem königl. Ministerium am allerhöchsten Hoflager (in Wien) und den Ministerien des Innern, für Kultus und Unterricht, der Justiz, der Finanzen, des Handels, des Ackerbaues, der Landesverteidigung (Honvéd-), und dem kroat.-slawon.-dalmatin. Ministerium. Die polit. Verwaltung besorgen in Ungarn [* 21] und in Siebenbürgen selbständige (autonome) Municipien in 63 Komitaten und die mit Municipalrecht bekleideten 26 königl. Freistädte und Städte, und in Fiume [* 22] der königl. Gouverneur. In Kroatien und Slawonien (s. d.) besteht eine selbständige Verwaltung unter dem Banus (die königlich kroat.-slawon.-dalmatin. Landesregierung in Agram). [* 23]
Finanzwesen. I. Das Reichsbudget für 1896 umfaßt (Gesetz vom 156291463 Fl. (138701204 ordentliche und 17590259 außerordentliche) Ausgaben und ebensoviel Einnahmen. Die Ausgaben betrugen bei dem Ministerium des Äußern 3,91 Mill. Fl., dem Kriegsministerium: a. Landarmee 122,21 Mill. Fl. ordentliche, 14,38 außerordentliche Ausgaben;
b. Kriegsmarine 10,46 ordentliche, 3,11 außerordentliche;
beim Reichs-Finanzministerium 2,06 Mill. Fl., beim gemeinsamen Obersten Rechnungshofe 120000 Fl.;
ferner die Ausgaben für die Truppen im Occupationsgebiet 3,55 Mill. Fl. Die gemeinsamen Einnahmen betragen 2,69 Mill. Fl. bei den verschiedenen Verwaltungszweigen und 49,04 Nettoeinnahmen der Zölle, so daß noch 104552148 Fl. zu decken sind, wovon 71722774 Fl. auf Österreich, 32829374 Fl. auf Ungarn entfallen.
II. Die Budgets beider Reichshälften betrugen für 1895: 644,51 und 468,55 Mill. Fl. Einnahmen und 644,48 und 468,52 Mill. Fl. Ausgaben.
Die wichtigsten Einnahmen in Mill. Fl.:
Einnahmeposten | Österreich | Ungarn |
---|---|---|
Direkte Steuern | 112,09 | 97,68 |
Grundsteuer | 35,30 | 34,30 |
Gebäudesteuer | 33,79 | 10,96 |
Erwerbssteuer | 12,00 | 20,96 |
Einkommensteuer | 29,90 | 23,19 |
Transportsteuer | - | 5,76 |
Exekutionsgebühren | 1,09 | 1,58 |
Militärtaxe | - | 2,40 |
Indirekte Steuern | 347,31 | 172,71 |
Zölle | 45,32 | 0,45 |
Verzehrungssteuern | 112,37 | 70,36 |
Biersteuer | 31,50 | 6,09 |
Branntweinsteuer | 33,00 | 40,09 |
Wein- und Moststeuer | 5,20 | 7,50 |
Schlachtviehsteuer | 6,69 | 3,30 |
Zuckersteuer | 25,06 | 7,25 |
Mineralölsteuer | 7,21 | 6,13 |
Pachtungen | 3,03 | - |
Verschiedenes | 0,68 | - |
Salzmonopol | 21,57 | 15,39 |
Stempelsteuer | 21,28 | 12,78 |
Tabaksmonopol | 89,35 | 52,09 |
Gerichtsgebühren und Taxen | 38,37 | 19,03 |
Lotto | 16,44 | 2,51 |
Mauten | 1,01 | 0,03 |
Punzierung | 0,33 | 0,05 |
Handel mit geistigen Getränken | 1,15 | - |
Staatseigentum und Staatsanstalten | 0,11 | - |
Fiskalitäten | 0,25 | - |
Staatsdruckerei | 1,99 | 0,77 |
Münze | 2,47 | } 14,83 |
Bergwerke | 7,10 | } |
Forste und Domänen | 5,30 | 8,63 |
Posten und Telegraphen | 39,82 | 16,62 |
Postsparkasse | 2,63 | - |
Staatseisenbahnen | 95,68 | 35,24* |
* Reinertrag.
Die wichtigsten Ausgaben in Mill. Fl.:
Ausgabeposten | Österreich | Ungarn |
---|---|---|
Civilliste | 4,65 | 4,65 |
Kabinettskanzlei | 0,08 | 0,08 |
Reichsrat und Reichstag | 0,88 | 1,77 |
Reichsgericht | 0,02 | - |
Ministerpräsidium | 1,18 | 0,37 |
Anteil an den gemeinsamen Ausgaben | 112,95 | 33,09 |
Ministerium des Innern | 22,29 | 14,57 |
Ministerium am Hoflager | - | 0,06 |
Ministerium für Kroatien und Slawonien | - | 7,84 |
Ministerium für Landesverteidigung | 21,01 | 14,07 |
Ministerium für Kultus und Unterricht | 25,90 | 9,61 |
Ministerium für Finanzen | 100,02 | 76,83 |
Ministerium für Handel | 123,96 | 83,55 |
Ministerium für Ackerbau | 17,36 | 16,55 |
Ministerium für Justiz | 22,54 | 15,21 |
Verwaltung von Kroatien und Slawonien | - | 7,84 |
Verwaltung von Fiume | - | 0,03 |
Rechnungshof | 0,17 | 0,14 |
Pensionen | 19,31 | 7,90 |
Dotationen und Subventionen | 7,34 | 0,65 |
Staatsschuld | 163,93 | 90,63 |
Beitrag zur österr. Staatsschuld | - | 40,94 |
Grundentlastung | - | 9,00 |
Verwaltung der Staatsschuld | 0,79 | - |
Durchlaufende Ausgaben | - | 20,76 |
Investitionen | - | 20,09 |
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Die gemeinsame Staatsschuld betrug ohne die Staatsnoten 2757,62 Mill. Fl., davon konsolidierte Schuld 2704,45, Schuld der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder (Österreich) 1274,07, beide zusammen sonach 4031,74 Mill. Fl. Die Grundentlastungsschuld der Kronländer, für welche der österr. Staat garantiert, ist bis auf den Betrag von 1,03 Mill. Fl. bereits getilgt. Die gemeinsame schwebende Schuld betrug 38,6 Mill. Fl. in Partial-Hypothekaranweisungen (Salinenscheinen) und 303,3 Mill. Fl. in Staatsnoten, zusammen sonach 341,91 Mill. Fl. Die rein ungar. Staatsschuld betrug Anfang 1894: 2302,34 Mill. Fl., worin die ungar. Grundentlastungsschuld von 197,53 Mill. Fl. inbegriffen ist. Die Zinsen der Staatsschuld betragen für Österreich 104,79, für Ungarn 120,94 Mill. Fl.
Gerichtswesen. I. Österreich. Die Rechtspflege ist in der Monarchie von der Verwaltung getrennt und wird in Österreich gehandhabt in der ersten Instanz von 930 Bezirksgerichten (Einzelrichter) und 71 Gerichtshöfen (Kollegialgerichte und zwar 15 Landes-, 53 Kreis- und 3 Handelsgerichte), in der zweiten Instanz von 9 Oberlandesgerichten (in Wien, Graz, Triest, Innsbruck, Zara, Prag, Brünn, Krakau, [* 25] Lemberg) und in dritter Instanz vom Obersten Gerichts- und Kassationshof in Wien.
Außerdem bestehen in Wien noch der Staatsgerichtshof zur Entscheidung von Ministeranklagen auf Grund des Ministerverantwortlichkeitsgesetzes, das Reichsgericht zur Entscheidung von Streitigkeiten öffentlichen Rechts und von Kompetenzkonflikten, und der Verwaltungsgerichtshof zur obersten Entscheidung in Verwaltungssachen. Im Gebiet der gesamten Österreichischer M. gilt das Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch (s. d.). Das Gefängniswesen steht unter den Staatsanwaltschaften und dem Justizministerium.
II. In Ungarn wird die Rechtspflege gehandhabt in erster Instanz von 65 königl. Gerichtshöfen und den ihnen unterstehenden 385 Bezirksgerichten; in zweiter Instanz von den königl. Gerichtstafeln in Budapest, Debreczin, [* 26] Fünfkirchen, [* 27] Großwardein, [* 28] Kaschau, Klausenburg, [* 29] Maros-Vásárhely, Preßburg, [* 30] Raab, [* 31] Szegedin [* 32] und Temesvár; in dritter Instanz von der königl. Kurie in Budapest. Ferner besteht ein Handels- und Wechselgericht in Budapest, ein Seegericht in Fiume, ein oberstes Disciplinargericht und ein Centralgrundbuchamt in Budapest.
Über das Gerichtswesen in Kroatien s. d.
Heerwesen. Über Heer, Marine und Festungen s. Österreichisch-Ungarisches Heerwesen und Österreichisch-Ungarisches Festungssystem.
Unterrichtswesen. 1890 konnten von der männlichen Bevölkerung [* 33] in Österreich 27,77, in Ungarn 40,42, von der weiblichen in Österreich 31,08, in Ungarn 50,18 Proz. weder lesen noch schreiben.
Die Zahl der Volksschulen betrug (1894) in Österreich 18182, mit den Privatschulen 19146, in Ungarn und Kroatien (1893) 18310 mit 68038 und 27990 Lehrern sowie 3312530 und 2314831 Schülern (87 und 79,19 Proz. der schulpflichtigen Kinder). Für die Ausbildung der Volksschullehrer und -Lehrerinnen sorgen Lehrerbildungsanstalten (1894: 46 und 56) und Lehrerinnenbildungsanstalten (31 und 17). Neben den Volksschulen gab es (1891) noch 17 und 8 Taubstummenanstalten mit 1494 und 365 Zöglingen sowie 10 und 1 Blindeninstitut mit 771 und 93 Zöglingen.
Ferner gab es 111 und 44 land- und forstwirtschaftliche, 971 und 606 Handels- und Gewerbeschulen, 6 und 3 niedere Bergschulen, 3 nautische Schulen (Österreich), 7 Schulen für Tierheilkunde (Österreich), 15 und 7 Hebammenschulen. Zu den Mittelschulen zählen Gymnasien (155 und 163), Realgymnasien (23 in Österreich), Realschulen (77 und 38) und die Mittelschulen für die weibliche Jugend. Zu den höhern Schulen sind zu rechnen in erster Linie die 11 Universitäten, in Österreich: Czernowitz, Graz, Innsbruck, Krakau, Lemberg. Prag (eine deutsche und eine czechische), Wien; in Ungarn: Agram, Budapest und Klausenburg.
Technische Hochschulen giebt es in Wien (eine der ältesten Hochschulen), Graz, Prag (eine deutsche und eine czechische), Brünn, Lemberg (polnisch) und Budapest, eine Hochschule für Bodenkultur in Wien, die Akademie der bildenden Künste in Wien, 4 königl., 2 bischöfl. und 4 evang. Rechtsakademien in Ungarn, je eine kath.-theol. Fakultät in Salzburg und Olmütz, [* 34] eine evang.-theol. Fakultät in Wien; außerdem folgende höhere Fachschulen: 6 Bergakademien (davon 4 in Ungarn), 3 Tierarzneischulen (davon 1 in Ungarn). 1 Agrikulturakademie in Ungarisch-Altenburg, 6 Handelsakademien in Österreich, 4 in Ungarn, 2 Musikkonservatorien in Österreich, 3 in Ungarn, 3 und 4 Kunstschulen, je 1 Malerakademie in Budapest und Prag.
Endlich zählte man 1894: 506 und 27 Schulen für Musik und Theater, [* 35] 546 Schulen für weibliche Handarbeiten (Österreich) und 588 und 95 sonstige Lehr- und Erziehungsanstalten. Der Aufwand für Schulwesen betrug (1890) in Österreich allein für Hochschulen 4,92, für Mittelschulen 7,53, für Lehrerbildungsanstalten 1,74, für Handels- und Gewerbeschulen 2,06, für land- und forstwirtschaftliche Schulen 1,06 und für Volks- und Bürgerschulen 40,93 Mill. Fl. In Ungarn beträgt der staatliche Aufwand für das Schulwesen nur 5,45 Mill. Fl., weil die meisten Schulen von den Konfessionen [* 36] und Stiftungen erhalten werden.
Kirchenwesen. Die römisch-katholische Kirche hat in Österreich die Erzbistümer Wien, Salzburg (Primas von Deutschland), [* 37] Prag, Olmütz, Lemberg, Görz und Zara mit 24 Bistümern; in Ungarn die Gran [* 38] (Primas von Ungarn), Kalocsa, Erlau und Agram mit 17 Bistümern und der Benediktiner-Erzabtei Martinsberg mit bischöfl. Jurisdiktion. Die griechisch-katholische Kirche hat in Österreich das Erzbistum Lemberg mit den Suffraganbistümern Przemysl und Stanislau in Galizien, in Ungarn Alba Julia [* 39] und Fogaras (Sitz in Blasendorf in Siebenbürgen) mit den Bistümern Großwardein, Eperies, Lugos und Szamos-Ujvár, ferner die Bistümer Munkács und Kreutz.
Die armenisch-katholische Kirche hat ein Erzbistum in Lemberg. Die griechisch-orientalische Kirche hat in Österreich einen Erzbischof und Metropoliten in Czernowitz und die Bistümer Zara und Cattaro; in Ungarn die Erzbischöfe und Metropoliten in Karlowitz (Syrmien) und Hermannstadt [* 40] mit 8 Bistümern. Die evangelische Kirche hat in Österreich einen k. und k. Oberkirchenrat für die Augsburger und helvetische Konfession in Wien, und die Augsburger 6, die helvetische Konfession 4 Superintendenzen. In Ungarn hat die erstere 4 Bistümer, die letztere 4 Superintendenzen, in Siebenbürgen die erstere ein Landeskonsistorium und eine Superintendentur, die letztere ein Oberkonsistorium und ein Bistum. Die unitarische Kirche hat in Ungarn eine Synode mit wechselndem ¶