mehr
Grenzfluß zwischen Galizien und Russisch-Polen, Dnjestr, Pruth und Sereth verlassen nach kurzem Laufe das Reich. In das Adriatische Meer fliehen die Etsch mit dem Eisack aus Südtirol, der Isonzo [* 2] in Görz, [* 3] Kerka, Cetina und Narenta in Dalmatien.
2) Kanäle. An künstlichen Wasserstraßen ist die Monarchie nicht reich. Es sind zu nennen in Ungarn [* 4] der Bacser und Franzenskanal zwischen Donau und Theiß und der Begakanal zwischen Bega, Temes und Theiß, welche der Schiffahrt, und der Sarviz-, Sió- und Berettyokanal, die zur Entwässerung dienen; in Österreich [* 5] hat der Wiener-Neustädter-Kanal, der von dort nach Wien [* 6] führt, und der Schwarzenbergsche Schwemmkanal, der die obere Moldau mit der Mühl, also mit der Donau verbindet, keine Bedeutung für die Schiffahrt. Geplant wird die Erbauung eines Donau-Oder-Kanals, der namentlich für die Zufuhr von Kohle und Eisen [* 7] nach Wien von Wichtigkeit ist. Die Länge der schiffbaren Wasserstraßen betrug (1895) 6585,1 km in Österreich und 4888,0 km in Ungarn. Hiervon waren in ersterm 1378,3 km, in letzterm 3114,3 km von Dampfschiffen befahren. Den größten Anteil hatten in der österr. Reichshälfte Galizien mit 2125,9 km und Böhmen [* 8] mit 1160,9 km.
3) Seen. Die Alpen [* 9] enthalten zahlreiche Seen, darunter, abgesehen von dem Boden- und Gardasee, die nur zum Teil der Monarchie angehören, die schönen Seen des Salzkammergutes: Atter-, Gmundener, Hallstätter, Mond-, St. Wolfgangsee, Achensee in Nordtirol, die Kärntner Seen (Wörther, Ossiacher, Millstätter See), Veldessee und der durch sein periodisches Ablaufen bekannte Zirknitzer See in Krain, [* 10] der Leopoldsteiner See in Steiermark, [* 11] der Zeller See in Salzburg, [* 12] die Lunzer Seen in Niederösterreich.
Reich an kleinen Gebirgsseen sind auch die Karpaten, darunter die 112 sog. Meeraugen und der große Fischsee der Hohen Tatra; die größten Seen hat Ungarn südlich von der Donau. Der Plattensee (s. d.), «das Ungarische Meer», ist der bedeutendste See Südeuropas. Ihm zunächst steht der Neusiedler See, der durch die periodische Veränderung seines Wasserspiegels, die fast bis zur völligen Austrocknung führte, besonderes Interesse erregt. An ihn schließt sich der große Sumpf Hanság (s. d.) an. Andere Sümpfe sind die große und kleine Berettyó Sarret, der Alibunarmorast in Ungarn, der Morast Blato am Dnjestr in Galizien, die ausgebreiteten Moorgründe im Böhmer Walde (440 qkm), namentlich am Moldauursprung, ferner an der Naarn in Oberösterreich, die Torfmoore (Moos) im Pinzgau in Salzburg, das Laibacher Moor in Krain und das Sumpfgebiet an der Narenta in Dalmatien.
Mineralquellen und Bäder. Kein europ. Staat besitzt so viel Mineralquellen und Gesundbrunnen, im ganzen über 2800, die meisten in Böhmen, Ungarn und Siebenbürgen. Zu den bekanntesten gehören die muriatisch-alkalischen Glaubersalzthermen und Säuerlinge in Karlsbad, die Säuerlinge in Marienbad (glaubersalz- und eisenhaltig), Franzensbad (eisenhaltig und muriatisch-alkalisch), Rohitsch (salinisch-alkalisch), Gleichenberg (muriatisch-alkalisch) und Balaton-Füred (salinisch); die Natronsäuerlinge in Bilin (magnesiahaltig) und Luhatschowitz (jod- und bromhaltig), die Jodquellen zu Hall [* 13] in Oberösterreich und Lipik in Kroatien, die Bitterwässer von Püllna und Seidschitz in Böhmen, die salinischen Thermen und Bitterwässer in Gran, [* 14] die Thermen (Schwefelquellen und Säuerlinge) und Bitterwässer in Ofen, die Thermen in Wildbad Gastein (indifferent), Johannisbad in Böhmen und Krapina-Töplitz in Kroatien, Teplitz in Böhmen (alkalisch-indifferent) und Mehadia (muriatisch und schweflig), die Schwefelquellen zu Baden, [* 15] Deutsch-Altenburg in Niederösterreich und Pistyan in Ungarn, die Solbäder zu Ischl [* 16] und Aussee u. s. w.
Klima, [* 17] Flora und Fauna. Das Klima ist im allgemeinen günstig, aber wegen der Ausdehnung, [* 18] und bei der Abwechselung in Form und Beschaffenheit der Oberfläche sehr verschieden. In der südl. oder wärmsten Region, von 42 bis 46° nördl. Br., reifen in bessern Gegenden Reis, Oliven und Südfrüchte und kommen überall Mais und Wein vor. Die mittlere oder gemäßigte Region, von, 46 bis 49°, welche die größte Ausdehnung und die abwechselndste Bodenbeschaffenheit hat, erzeugt Wein, Mais und Getreide, [* 19] zeigt aber in der mittlern Wärme [* 20] gegen O. eine Abnahme.
In der nördl. oder kühlen Region, über 49° hinaus, mit Ausnahme weniger günstiger Lagen, gedeihen Getreide, Obst, Flachs und Hanf bestens. Die mittlere Jahrestemperatur ist in Ragusa [* 21] 16,8° C., Lesina (Dalmatien) 16,6, Pola [* 22] 15,0, Fiume [* 23] 14,5, Triest [* 24] 14,2, Bozen [* 25] 12,2, Pancsova 11,7, Szegedin [* 26] und Agram [* 27] 11,3, Pettau 10,1, Budapest [* 28] 10,7, Debreczin [* 29] 10,5, Cilli 9,9, Wien 9,7, Laibach [* 30] 9,4, Graz [* 31] 9,3, Prag [* 32] 9,2, Brünn [* 33] 8,9, Hermannstadt [* 34] 8,6, Linz [* 35] 8,5, Bludenz (in Vorarlberg) 8,2, Lemberg, [* 36] Czernowitz [* 37] und Innsbruck [* 38] 8,1, Krakau [* 39] und Salzburg 7,9, Ischl, Lienz (in Tirol) [* 40] 7,5, Eger, [* 41] Hüttenberg (Kärnten) 7,4, Klagenfurt [* 42] 7,3, Leutschau in Ungarn 7,2, Tarnopol 6,7, Datschitz in Mähren 6,9, Prägarten 4,1, Tamsweg (Salzburg) 3,5, Vent in Tirol 1,0, Sulden (in Tirol) 1,4, Schafberg 1,7° C. Im N. Österreichs sind relativ kalt das Plateau des Erzgebirges und des Fichtelgebirges sowie des böhm.-mähr. Scheidegebirges (Datschitz: Januar -4,0° C.).
Nach O. nimmt in Galizien die Winterkälte (Tarnopol -5,3° C.), aber auch die Sommerwärme bedeutend zu: es beginnt bereits der Einfluß des russ. Steppenklimas. Die nördl. Karpatenthäler haben eine rauhe Witterung, mit kalten Wintern und kühlen Sommern, die Thäler Siebenbürgens hingegen strenge Winter, aber sehr warme Sommer. Die größte Mannigfaltigkeit der Temperaturverhältnisse zeigt das österr. Alpengebiet. Eine sehr große Winterkälte zeigen die Alpenthäler im Salzburger Lungau (Tamsweg, Januar -8,6° C.) mit Kältegraden von -30° C., ferner das Ötzthal (-8,6° C.), das Suldenthal und Klagenfurt (-6,3° C. im Januar, also kälter als der Januar in Hammerfest nahe dem Nordkap). Hingegen hat Südtirol, ebenso wie das südl. Ungarn (Pancsova, Juli 23,0° C.) schon eine subtropische Sommerwärme.
Die Temperaturextreme in Österreich-Ungarn [* 43] sind nach Hann («Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften» in Wien, Dez. 1881) folgende:
Städte | Maximum +°C. | Minimum -°C. |
---|---|---|
Prag | 32,8 | 16,3 |
Krakau | 30,9 | 21,2 |
Tarnopol | 30,3 | 23,4 |
Czernowitz | 32,9 | 21,8 |
Hermannstadt | 32,4 | 22,6 |
Wien | 33,5 | 14,5 |
Budapest | 33,2 | 12,2 |
Szegedin | 34,4 | 15,2 |
Klagenfurt | 32,2 | 21,7 |
Bozen | 33,0 | 7,7 |
Die regenärmste Gegend ist das mittlere Böhmen (451 mm) mit der Station Minkowitz (358,1 mm), ¶
0716a ¶
mehr
östlich von Schlan, als Minimum ferner der an der March gelegene Teil Niederösterreichs und von Mähren die Gegend zwischen Znaim (401,6 mm) und Brünn (504,0 mm) sowie das centrale Ungarn (Hodmezö-Vásárhély 407,0 mm). Die regenreichsten Gegenden sind die Umgebung des Ortlers (2453 mm) und die Julischen Alpen (Feistritz 2686 mm, Raibl 2183 mm). Bedeutende Regenmengen weisen auf das Salzkammergut [* 46] (Ischl 1625, Alt-Aussee 1971), die nördl. Alpen, Vorarlberg (Bregenz [* 47] 1551), Krain (Laibach 1463), Ragusa (1565) sowie die Gebirge Böhmens, Ungarns und Siebenbürgens (1276 min). -
Vgl. Sonklars Regenkarte von Österreich-Ungarn (in Chavannes «Physik.-Statist. Atlas»). [* 48]
Nach Sonklar betrug die mittlere Regenmenge in Centimetern in
Böhmen, Mähren, Schlesien | 64 |
Galizien, Bukowina | 73 |
Ober- und Niederösterreich | 83 |
Salzburg | 115 |
Steiermark | 93 |
Kärnten | 106 |
Tirol, Vorarlberg | 115 |
Krain, Görz, Istrien | 137 |
Dalmatien | 92 |
Kroatien, Slawonien | 94 |
Ungarn | 59 |
Siebenbürgen | 77 |
Ganz Österreich-Ungarn | 74 |
Die Monarchie ist hinsichtlich ihrer Flora und der Produktion an Kulturpflanzen Deutschland [* 49] gegenüber bevorzugt, indem sie an ihrer Südmark und in Istrien wie Dalmatien im ganzen Küstenstrich zur Mittelmeerzone Europas und mit dem Hauptteile zum reichsten Gürtel [* 50] der mitteleurop. Flora gehört. In den West- und Ostprovinzen besteht aber ein großer Unterschied, indem ein Glied [* 51] der südruss. Steppenvegetation (der «pontischen Flora») entlang der Donau, Drau und Save bis Laibach, Varasdin, Ödenburg, [* 52] Wien, Preßburg [* 53] und bis zum Südhang der Karpaten vordringt; der westlich und nördlich dieser Linie liegende Teil der Monarchie schließt sich teils an die übrigen Alpenländer, teils an die süddeutsche Flora inniger an.
An Raubtieren kommt der Bär noch in den südl. Alpenländern und in den östl. Ländern vor, ebendort der Wolf, Luchs und die Wildkatze. Der Schakal ist auf dalmatin. Inseln zu finden, der Fuchs [* 54] überall. Häufiger trifft man noch an den Dachs, Marder, [* 55] ferner die Fischotter. [* 56] Das Murmeltier findet sich noch im Hochgebirge, hingegen ist der Steinbock aus dem Gebiet der Monarchie bereits gänzlich verschwunden.
Bevölkerung. [* 57] Die Einwohnerzahl (einschließlich der Militärpersonen) betrug:
Jahre | Österreich | Ungarn | Monarchie |
---|---|---|---|
1850 | 17534950 | 13191533 | 30726483 |
1857 | 18224500 | 13768513 | 31993013 |
1869 | 20394980 | 15509455 | 35904435 |
1880 | 22144244 | 15695184 | 37839428 |
1890 | 23895413 | 17463791 | 41359204 |
Die durchschnittliche jährliche Zunahme in Prozenten der Bevölkerung:
Zeitraum | Österreich | Ungarn |
---|---|---|
1850-57 | 0,55 | 0,61 |
1857-69 | 0,87 | 0,93 |
1869-80 | 0,75 | 0,15 |
1880-90 | 0,76 | 1,03 |
Österreich allein hatte 1818: 13,38, 1830: 15,58 und 1840: 16,57 Mill. E. Die Monarchie übertrifft die romanischen, bleibt aber hinter den german. und slaw. Ländern hinsichtlich der Volksvermehrung zurück. Die größte Dichtigkeit hat Niederösterreich (einschließlich Wien 134, ohne Wien 66 E. auf 1 qkm), sodann Schlesien [* 58] (118), Böhmen (113) und Mähren (102). Gut bevölkert sind Galizien (84), Görz und Gradisca (76), der mittlere Teil Oberösterreichs und der mittlere und südl. Teil Steiermarks, sehr gering dagegen die Alpenländer, insbesondere Salzburg (24), Tirol (30) und Kärnten (35). In Ungarn, das in Rücksicht auf die Volksdichtigkeit die Mitte nimmt (54 E.), ist die Bevölkerung gleichmäßiger verteilt, doch übertreffen hier die westl. Komitate sowie die an der Donau und Theiß gelegenen die übrigen Teile des Landes an Volksdichtigkeit. (Hierzu: Karte der Bevölkerungsdichtigkeit in Österreich-Ungarn.)
Geschlecht. In Österreich und Ungarn entfallen (1890) auf die männliche Civilbevölkerung 11689129 und 8668173, auf die weibliche 12206284 und 8795616 Personen, d. i. 1044 und 1028 Frauen auf 1000 Männer. In Österreich überwiegt mit Ausnahme des Küstenlandes (976 Frauen auf 1000 Männer), der Bukowina (993) und Dalmatien (981), in allen Kronländern das weibliche Geschlecht, am meisten in Krain (1096), Schlesien (1096) und Mähren, ebenso in Ungarn (1031), mit Ausnahme der Marmaros (997), eines großen Teiles von Siebenbürgen und der Militärgrenze.
Familienstand. 1890 gab es in
Familienstand | Österreich Personen | Proz. | Ungarn Personen | Proz. |
---|---|---|---|---|
Ledige Männer | 7342044 | 62,8 | 4871702 | 56,27 |
Ledige Frauen | 7179619 | 58,8 | 4365248 | 49,69 |
Verheiratete Männer | 4003916 | 34,3 | 3528486 | 40,75 |
Verheiratete Frauen | 4034452 | 33,1 | 3576012 | 40,71 |
Verwitwete, Geschiedene, Getrennte Männer | 343169 | 2,9 | 257437 | 2,98 |
Verwitwete, Geschiedene, Getrennte Frauen | 992213 | 8,1 | 842944 | 9,60 |
Alter. Altersgliederung in Österreich 1890:
Jahre | Personen |
---|---|
Bis 10 | 6208997 |
11-20 | 4667234 |
21-30 | 3830552 |
31-40 | 3081772 |
41-50 | 2543731 |
51-60 | 1888649 |
61-70 | 1155711 |
Über 70 | 518767 |
In Ungarn | |
Bis 15 | 6401929 |
15-40 | 6614988 |
40-60 | 3245888 |
Über 60 | 1190726 |
Religionsbekenntnis. Die Zusammensetzung der Bevölkerung nach dem Religionsbekenntnis 1890:
Bekenntnis | Österreich | Ungarn |
---|---|---|
Römisch-Katholische | 18934166 | 8820770 |
Griechisch-Katholische | 2814072 | 1667980 |
Armenisch-Katholische | 2611 | 2702 |
Alt-Katholische | 8240 | - |
Griechisch-Orientalische | 544739 | 2632303 |
Armenisch-Orientalische | 1275 | 29 |
Evangelische Augsburger Konfession | 315828 | 1204040 |
Evangelische helvetischer Konfession | 120524 | 2225126 |
Herrnhuter | 368 | - |
Anglikaner | 1296 | - |
Mennoniten | 490 | - |
Unitarier | 147 | 61645 |
Lippowaner | 3218 | - |
Israeliten | 1143305 | 725222 |
Mohammedaner | 81 | - |
Andere Konfessionen | 745 | 12312 |
Konfessionslose | 4308 | - |
Die Römisch-Katholischen (79,24 Proz. in Österreich und 50,85 Proz. in Ungarn) bilden die Mehrzahl in Niederösterreich (92,9 Proz.), Oberösterreich ¶