680 (2 Bde., 2. Aufl., ebd. 1878–79);
James Baker, Die Türken in Europa (Stuttg. 1878);
zur Helle, Die Völker des O. R.s (Wien 1876);
Diefenbach, Völkerkunde Osteuropas
(2 Bde., Darmst. 1880);
Durand, La Turquie (Par. 1881);
Administration de la dette publique ottomane. rapport sur les opérationsde l'année 1299 (Konstant. 1884);
Indicateur des postes et télégraphes de Turquie (ebd. 1884);
Kiepert,
Nouvelle carte générale des provinces asiatiques de l'Empire ottoman (4. Aufl., Berl.
1892);
Dehn, Deutschland und der Orient in ihren wirtschaftlichen Beziehungen (2 Bde., Münch. 1884);
Vambéry, Das Türkenvolk
in seinen ethnolog. und ethnogr.
Beziehungen (Lpz. 1885);
Tuma, Die östl. Balkanhalbinsel (Wien 1886);
Meyers
Reisebücher: Türkei und Griechenland, untere Donauländer und Kleinasien (2 Bde., 4. Aufl.,
Lpz. 1892);
A. Boué, Die europ. Türkei (2 Bde., Wien 1889);
Cuinet, La Turquie d'Asie (Par. 1891);
Salnamé 1307 (offizieller
Almanach für das türk. Reich; Konstant. 1893).
Das O. R. wurde begründet durch den Ende des 12. Jahrh. aus Nordpersien
ausgewanderten wenig zahlreichen Stamm der Oghusischen Türken, der über die bereits durch die Seldschuken (s. d.) dem Islam
gewonnenen Bewohner Anatoliens seine Organisation als Kriegerstaat unter einem absoluten Herrscher ausdehnte. Ertogrul,
der Sohn Suleiman Chans, erwarb sich Anfang des 13. Jahrh. Sitz im nordwestl. Phrygien. Sein Sohn Osman (1288–1326), nach
dem das Reich den Namen führt, und noch mehr dessen Sohn Orchan (1326–59) dehnten ihre Herrschaft über ganz Bithynien und
Mysien aus.
Letzterer machte Brussa zur Hauptstadt und bereitete durch Eroberung von Gallipoli an der europ.
Seite des Hellespont weitere Unternehmungen gegen das oström. Kaiserreich vor. Sein Sohn Murad I. (1359–89), der Vollender
der türk. Heeresverfassung, gründete den Soldatenorden der Janitscharen (s. d.), unterwarf im Westen Thrazien und im Osten
die Gebiete mehrerer anatolischer Teilfürsten, gegen deren mächtigsten, den von Karamanien, er 1386 schwere
Kämpfe zu bestehen hatte. Er verlegte den Schwerpunkt des Reichs nach Europa und nahm seine Residenz in Adrianopel, das er 1361 erobert
hatte. Er fiel 1389 als Sieger in der auf dem Amselfelde (s. d.) den Serben gelieferten Entscheidungsschlacht.
Murads Sohn, Bajazet I. (1389–1403), zwang die Walachei und den griech. Kaiser Johannes V. zur Tributzahlung
und durchzog Griechenland bis zur Südspitze des Peloponnes. Ein Bündnis der christl. Mächte unter Sigismund von Ungarn rief
den Sultan in den Norden, wo er der christl. Armee bei Nikopolis (1396) eine furchtbare Niederlage beibrachte. Nun aber erfolgte
ein Rückschlag, indem Timur (s. d.) mit seinen Tataren in das türk. Gebiet einbrach. Bajazet stellte sich
diesem bei Angora (1402) entgegen, wurde aber aufs Haupt geschlagen und geriet in Kriegsgefangenschaft, in der er im folgenden
Jahre starb.
Nach einem langjährigen Zwist seiner vier Söhne riß 1413 Mohammed die Alleinherrschaft an sich und führte eine friedliche
Regierung. Mohammeds Sohn, Murad II. (1421–51), eroberte Thessalonich, Korinth, Patras und einen Teil Albaniens,
hatte aber in letzterm Lande einen tapfern Gegner an Skanderbeg (s. d.). In seinen Kämpfen mit Johann Hunyady (s. d.), dem Fürsten
von Siebenbürgen und Statthalter von Ungarn, wurden seine Heere 1443 bei Nissa geschlagen, aber bei Varna 1444 und
in der zweiten Schlacht auf dem Amselfelde 1448 blieb er Sieger.
Sein Sohn und Nachfolger Mohammed II. (1451–81) vernichtete durch Eroberung Konstantinopels 1453 das Byzantinische Reich
und machte Konstantinopel zur Hauptstadt seines Reichs. Er ließ nicht nur das griech. Patriarchat bestehen, sondern errichtete
auch ein armenisches; durch seine Gesetzgebung legte er den Grund zu dem noch jetzt größtenteils bestehenden
türk. Rechtswesen. Er erweiterte das Reich nach allen Richtungen, verwandelte Serbien 1459 in eine türk. Provinz, eroberte 1460 Morea, 1461 Trapezunt, 1462 Lesbos, 1463 den
größten Teil Bosniens, verleibte 1466 Karamanien seinem Reich ein und zwang 1475 den Tatarenchan in der
Krim zur Vasallenschaft. 1480 landeten seine Truppen in Italien und nahmen Otranto. Er starb 1481. Die Regierung seines Sohnes
Bajazet II. (1481–1512) verlief dagegen fast thatenlos, und schon offenbarten sich Zerwürfnisse im Herrscherhause,
denen Bajazets Sohn und Nachfolger, Selim I. (1512–20), seine gewaltsame Erhebung auf den Thron verdankte.
Aber dieser Selim gab dem O. R. einen neuen Aufschwung. Er warf die Perser über den Tigris zurück und
besiegte 1517 den letzten Mamlukensultan, dem er Syrien und Ägypten abnahm. Hiermit ging auch das Schutzrecht der Heiligen
Stätten des Islam in Mekka und Medina auf die türk. Sultane über, und Selim legte sich endlich auch den
Titel eines Chalifen bei. Selims Sohn und Nachfolger, Suleiman II. (1520–66), eroberte 1521 Belgrad, damals eine ungar. Grenzfestung, 1526 Peterwardein,
vernichtete dann das ungar. Heer in der blutigen Schlacht bei Mohacs und nahm die Hauptstadt des Landes, Ofen, ein, die er freilich
noch nicht behauptete, da Aufstände im Osten des Reichs ihn abriefen. 1529 setzte er das begonnene Werk
mit noch größerm Nachdruck fort.
Ofen wurde abermals erobert, Ungarn bis auf die Nordkomitate unterworfen und zu einem Vasallenkönigreich unter dem siebenbürg.
Fürsten Johann Zápolya (s. d.) gemacht. Durch die Einnahme Wiens gedachte Suleiman den Widerstand Ferdinands
I. dauernd zu brechen und sich den Weg in den Westen Europas zu bahnen. Hier aber versagte sein Kriegsglück, und nach schweren
Verlusten sah er sich zum Rückzug genötigt. In dem 1533 abgeschlossenen Frieden mußte er sich mit dem eroberten südl. Teil
Ungarns begnügen und Ferdinand von Österreich als König von Ungarn anerkennen. Gleich darauf eröffnete
er den Krieg gegen den Schah von Persien, der ihm 1534 die Länder am Wansee, Täbris und Bagdad abtreten mußte. 1541 kam es
mehr
zu einem neuen Krieg mit Österreich. Suleiman machte ganz Ungarn bis gegen Ofen, Stuhlweißenburg und Gran zur türk. Provinz.
Die Kämpfe 1551–62 wurden um den Besitz Siebenbürgens geführt, das Suleiman unterworfen blieb. Nicht minder erfolgreich
waren seine sonstigen Unternehmungen. 1522 entriß er den Johanniterrittern das heldenmütig verteidigte Rhodus, seine Admirale
Cheir eddin und Horuk erwarben ihm die Oberherrschaft über die Barbareskenstaaten und eroberten mehrere Seefestungen der Venetianer
im Archipel.
Die Raubzüge türk. Flotten verbreiteten Schrecken an allen Küsten des Mittelmeers bis nach Spanien, nicht minder ostwärts
im Indischen Ocean. Nur Korfu und Malta, jenes von den Venetianern, dieses von den Johanniterrittern verteidigt,
widerstanden siegreich allen Angriffen. Suleiman starb 1566 auf einer Expedition nach Ungarn vor dem von Zrinyi (s. d.) heldenmütig
verteidigten Sziget. Seine Regierung bezeichnet neben der höchsten Blüte den Wendepunkt in der osman.
Geschichte, denn von ihm an datiert die Abschließung der Prinzen vom Verkehr mit der Außenwelt, infolge
deren es ihnen später an Kenntnissen und Einfluß fehlt. Um so mehr aber steigt die Macht der Großwesire; Günstlings- und
Haremswirtschaft nehmen überhand, und die Thronfolge wird immer mehr von der Willkür der Ulemas und Janitscharen abhängig.
Sein Sohn, Selim II. (1566–74), war ein energieloser Weichling, der zwar den Venetianern Cypern entriß
und das Herzogtum Naxos (s. d.) eroberte, aber auch in der Schlacht von Lepanto (s. d.) 7. Okt. 1571 durch Don Juan d'Austria die erste
große Niederlage erlitt, die den Ruf der Unbesieglichkeit der türk. Waffen erschütterte.
Der eigentliche Regent des Reichs war sowohl unter ihm als auch während der ersten Zeit der Regierung
seines Sohnes Murad III. (1574–95) der Großwesir Mohammed Sokolli, der die Geschäfte mit großer Kraft und Gewandtheit führte,
bis er 1579 ermordet wurde. Die nach seinem Tode gegen Österreich und Persien geführten Kriege verliefen freilich noch im allgemeinen
günstig, indem Kars, Eriwan und Aserbeidschan erobert wurden, im Innern nahm jedoch die Zuchtlosigkeit
der Janitscharen schon einen bedenklichen Charakter an. Auf Murad folgte sein Sohn, Mohammed III. (1595–1603), der 1596 selbst
an der Spitze seines Heers nach Ungarn zog, wo er Erlau und Stuhlweißenburg zwar eroberte, aber einen weit hartnäckigern Widerstand
fand als seine Vorgänger.
Auch im Osten waren die Verhältnisse schwieriger geworden. Die Perser erhoben sich unter dem gewaltigen
Schah Abbâs I. (s. d.) und suchten die verlorenen Provinzen zurückzuerobern. Mohammeds Sohn und Nachfolger, Achmed I. (1603–17),
bestieg den Thron 15 J. alt und schloß mit Österreich 1606 den ungünstigen Frieden von Sitvatörök, um gegen Persien freie
Hand zu gewinnen. Aber auch hier mußte er im Frieden von 1612 mehrere Landstriche zurückgeben. Nach Achmeds Tode bestieg 1617 sein
blödsinniger Bruder, Mustapha I., den Thron, der kaum nach Jahresfrist wieder abgesetzt wurde, worauf Achmeds ältester Sohn,
Osman II. (1618–22), 12 J. alt, anfangs unter der Leitung des Diwan, nach zwei Jahren aber selbständig
die Regierung übernahm.
Volk und Janitscharen waren gleich unzufrieden mit ihm, Aufstände brachen aus, und nach vierjähriger Regierung wurde er ermordet.
Nachdem der blödsinnige Mustapha auf ein paar Monate wieder auf den Thron gesetzt
war, folgte Osmans zwölfjähriger Bruder,
Murad IV. (1623–40), anfangs unter der Vormundschaft seiner Mutter, aber schon nach drei Jahren selbständig.
Unter seiner tüchtigen, aber grausamen Herrschaft hob sich der Glanz der türk. Waffen wieder; er unternahm zwei Feldzüge
gegen die Perser, die Georgien, Armenien und Bagdad erobert hatten, und nahm ihnen Bagdad wieder ab. Er starb kinderlos 29 J.
alt.
Ihm folgte sein Bruder, Ibrahim I. (1640–48), der 1645 einen Krieg gegen die Venetianer um den Besitz von
Kreta begann, dessen Ausgang er nicht mehr erlebte, da er 1648 von den Janitscharen abgesetzt und hingerichtet wurde. Unter
traurigen Verhältnissen bestieg Ibrahims siebenjähriger Sohn, Mohammed IV. (1648–87), den Thron. Seine Großmutter Mahpeiker
Kössem, die Mutter dreier Sultane, und seine Mutter Tarchan stritten sich um den Einfluß, während die Venetianer (1656) vor
den Dardanellen erschienen und über die großherrliche Flotte einen glänzenden Sieg (6. Juli) davontrugen. In dieser bedrängten
Lage ergriff der 75jährige Mehemed Kjöprili (s. d.) die Leitung der Regierung, und eine Reihe
von bedeutenden Großwesiren folgte ihm, die den Verfall des O. R.s noch für einige Zeit aufhielten.
Kjöprili vertrieb die Flotte der Venetianer vom Hellespont und stellte mit rücksichtsloser Grausamkeit die Ruhe und Ordnung
im Innern des Reichs her. Ihm folgte als Großwesir 1661 sein Sohn Achmed, der 15 Jahre lang die Geschäfte
leitete und sich ebenso sehr durch Milde auszeichnete wie sein Vater durch blutdürstige Härte. Eine Intervention der Österreicher
in Siebenbürgen rief ihn 1662 nach Ungarn, wo ihm Montecuccoli bei St. Gotthard an der Raab (1. Aug. 1664) eine empfindliche Niederlage
beibrachte; dennoch aber gewann er mehrere Festungen, von denen Neuhäusel beim Friedensschluß von Vasvar
(10. Aug. 1664) im Besitz der Türkei blieb. In den folgenden Jahren brachte der Großwesir Kreta, damals den Venetianern gehörig,
unter die Botmäßigkeit der Pforte. Ein Aufstand der Kosaken, für die Kjöprili gegen ihre poln. Herren Partei nahm, rief
einen Krieg mit Polen hervor, der Johann III. Sobieski nötigte, durch Abtretung Podoliens und eines Teils
der Ukraine den Frieden von Zurawna (26. Okt. 1676) zu erkaufen.
Achmed Kjöprilis Tod in demselben Jahre setzte dem Regierungsglück des schwachen und unfähigen Mohammed IV. ein Ziel. Der
Kosakenhetman der Ukraine warf sich, nach völliger Unabhängigkeit strebend, den Russen in die Arme und
wurde so die Ursache zu den verhängnisvollen Berührungen der Pforte mit Rußland. Zar Feodor III. schlug die Türken in drei
aufeinander folgenden Feldzügen und zwang sie durch den Friedensschluß zu Radzin 1681 zu bedeutenden Abtretungen auf dem
linken Dnjestrufer.
Im Einverständnis mit Ludwig XIV. unterstützte Kara Mustapha (s. d.), der nach Achmed Kjöprilis Tod Großwesir
geworden war, den Aufstand des ungar. Grafen Tököly gegen die österr. Herrschaft. Tököly wurde von dem Sultan 1683 zum König
von Mittelungarn ernannt, und noch in demselben Jahre erschien eine große türk. Armee vor Wien, die jedoch nach etwa zweimonatiger
Belagerung zum Abzug gezwungen und von den verfolgenden Deutschen und Polen noch zweimal auf ungar. Boden
geschlagen wurde. Während Sobieski in die Moldau und Walachei eindrang und die Venetianer und Malteserritter Morea eroberten,