mehr
676 (Kreishauptmann) verwaltet werden, und jeder Kaza besteht aus Nahije (Kantonen), die von Mudirs geleitet werden. Unter dem Mudir stehen die Muchtâr (Dorfschulzen). Die Stadt Konstantinopel [* 2] ist ein besonderer Verwaltungsbezirk. Die 7 europ. Wilajets mit ihren Sandschaks sind:
Einw. in | Einw. in | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Wilajet | qkm | Tausend | Wilajet | qkm | Tausend | ||
Konstantinopel | 1100 | 650 | Monastir | 11400 | 350 | ||
Tschataldscha | 1900 | 50 | Korica | 3600 | 125 | ||
Konstantinopel | 3000 | 700 | Dibra | 3000 | 75 | ||
Adrianopel | 6600 | 250 | Elbassan | 1800 | 50 | ||
Kirk-Kilisse | 8300 | 150 | Servia (selbständ.) | 7500 | 150 | ||
Rodosto | 4600 | 100 | Monastir | 27300 | 750 | ||
Gallipoli | 4300 | 100 | Üsküp (Skopje) | 11700 | 275 | ||
Dedeaghatsch | 5300 | 150 | Priština | 5800 | 200 | ||
Gümürdschina | 9800 | 250 | Peč (Ipek) | 2600 | 100 | ||
Adrianopel | 38900 | 1000 | Prizren | 3900 | 175 | ||
Drama | 3000 | 100 | Kosowo | 24000 | 750 | ||
Seres | 12600 | 400 | Berat | 5500 | 175 | ||
Saloniki | 19800 | 700 | Argyrokastron | 3500 | 150 | ||
Saloniki | 35450 | 1200 | Liaskowik | 2400 | 100 | ||
Skutari | 8800 | 160 | Jannina | 5200 | 175 | ||
Durazzo (Drač) | 2900 | 65 | Préveza | 1600 | 50 | ||
Skutari | 11700 | 225 | Jannina | 18200 | 650 |
Für die asiat. Türkei [* 3] berechnet neuerdings Cuinet:
Zahl der | Ein- | ||
---|---|---|---|
Wilajets | Sandschaks | qkm | wohner |
I. Kleinasien. | |||
Ismid (Mutessariflik) | 1 | 11130 | 247000 |
Khodawendikjar (Brussa) | 5 | 68000 | 1300000 |
Bigha (Mutessariflik) | 1 | 7500 | 129000 |
Dschesairi-Bahri-Sefid (Archipel) | 4 | 12860 | 326000 |
Kreta | 5 | 7640 | 294000 |
Samos (Fürstentum) | 1 | 600 | 485000 |
Aïdin (Smyrna) | 5 | 45000 | 1390000 |
Kastamuni | 4 | 50000 | 1009000 |
Angora | 4 | 83700 | 892000 |
Konia | 5 | 91600 | 1088000 |
Adana | 4 | 37500 | 402000 |
Siwas | 4 | 83700 | 996000 |
Trapezunt | 4 | 31300 | 1047000 |
II. Armenien und Kurdistan. | |||
Erzerum | 3 | 76700 | 645700 |
Ma-Muret und Dersim | 3 | 37800 | 575300 |
Diarbekr | 3 | 46800 | 471400 |
Bitlis | 4 | 29800 | 388600 |
Wan mit Halkiari | 2 | 40000 | 376200 |
III. Mesopotamien. | |||
Mosul | 3 | 75700 | 300000 |
Bagdad | 3 | 141200 | 850000 |
Basra mit El-Hasa | 4 | 42700 | 200000 |
IV. Syrien. | |||
Haleb | 3 | 78600 | 994600 |
Zor (Mutessariflik) | 1 | 100000 | 100000 |
Syrien | 3 | 62200 | 604000 |
Beirut | 5 | 30500 | 400000 |
Jerusalem (Mutessariflik) | 1 | 21300 | 333000 |
Libanon | 1 | 5700 | 245000 |
In Afrika [* 4] zerfallen die türk. Besitzungen in die Wilajets Tripolis und Bengasi.
Das O. R. ist eine orient. Despotie, wenngleich eine Verfassung verkündigt wurde. Der Herrscher, Sultan oder Padischah (Großherr), vereinigt die höchste weltliche mit der höchsten geistlichen Gewalt, dem Chalifat. Die Thronfolge ist in der männlichen Linie des Hauses Osman erblich, und zwar geht die Souveränität jedesmal auf den ältesten Prinzen über. Die Unterthanen besitzen Freiheit der Person, das Recht der Zulassung zu allen öffentlichen Ämtern, falls sie der türk. Sprache [* 5] mächtig sind, und Gleichheit vor dem Gesetz. Staatsreligion ist der Islam, doch dürfen die anerkannten Kulte frei ausgeübt werden. Preßfreiheit besteht dem Namen nach. Das Parlament, ein Senat, dessen Mitglieder vom Sultan auf Lebenszeit ernannt werden, und ein Abgeordnetenhaus, zu welchem je 50000 Osmanen einen Deputierten auf 4 Jahre mittels geheimer Abstimmung wählen sollen, wurde nach zwei Sitzungen aufgelöst und ist nicht wieder berufen worden.
In der Regierung steht dem Sultan ein Ministerrat zur Seite, dessen Chef den Titel Großwesir (Sadrasam) führt. Seit 1878 wurde diese Benennung mit Premierminister (Basch-Wekil) vertauscht, aber seit 1882 für Said Pascha wieder eingeführt. Gleichen Rang besitzt der Scheich ul-Islam, der oberste Chef der moslem. Geistlichkeit und der Gesetzeskundigen, obwohl er selbst weder Priester noch Richter ist. An der Spitze der Verwaltung stehen außerdem die Staatsminister. Zu diesen gehören: der Minister des Innern, der Kriegsminister, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der Minister der Marine, der Präsident des Staatsrats, einer seit 1868 nach franz. Muster gebildeten Behörde, der Minister der Justiz und des Kultus, der Minister der frommen Stiftungen, der des öffentlichen Unterrichts, der der Finanzen, der der öffentlichen Arbeiten, der des Handels, Ackerbaues und der Minen.
Daneben besteht noch ein Ministerium der Civilliste mit einer Kommission für die Verwaltung der kaiserl. Domänen, das Polizeiministerium und die Präfektur der Hauptstadt, Generaldirektion der Zölle und des Grundbuchwesens. Der Ministerrat (Diwan) versammelt sich wöchentlich im Gebäude der Hohen Pforte (Bab-i-Ali); fast alle Minister bedienen sich des Beirats eines Musteschar (Unterstaatssekretärs). Mit jedem Ministerium sind Kollegien mit beschlußfassender Befugnis verbunden; sie haben Vorlagen vorzubereiten und zu begutachten, bilden aber mehr ein Hindernis als ein Förderungsmittel der Reformen.
Die Beamten gliedern sich in drei Gruppen:
a. Diener des Gesetzes und des Kultus, die gelehrten Ausleger des Korans, welche Ulema genannt werden; b. die Beamten der Feder, d. i. des Verwaltungsfachs, und c. die Beamten des Säbels, d. i. des Heers und der Marine. Rang und Titel sind unabhängig vom Amte. Jede der drei Beamtenklassen und das Militär besitzt ihre besondere Rangordnung. Der Paschatitel ist mit einigen hohen Ämtern ohne weiteres verbunden. Dagegen ist der Scheich ul-Islam niemals Pascha, sondern Efendi. Im allgemeinen führt der Beamte den Titel Efendi, der Subalternbeamte und Unteroffizier den Titel Aga.
Doch gebührt der letztere auch den Palastbeamten. Unter diesen nimmt der Kyzlar-Agassy, der Chef der schwarzen Eunuchen, den höchsten Rang, den eines Muschirs, ein. Das Beamtenpersonal ging früher aus dem Übersetzungsbureau der Hohen Pforte hervor. Erst 1884 bestimmte Abd ul-Hamid II., daß nur solche Beamte künftig angestellt werden sollten, welche in der Mekteb-i-milkijê (Civilhochschule) oder der Rechtshochschule ihre Vorbildung erlangt hätten. Neuerdings ist eine École des langues eröffnet worden zur Ausbildung in den fremden Sprachen. Die allgemeine Bildung hat sich durch Gründung von Schulen nach franz. Muster gehoben. Auch Mädchenschulen sind errichtet worden.
Das türk. Reichswappen ist ein roter Schild [* 6] mit wachsendem Sichelmond und Stern zwischen den Hörnern in Silber. An Stelle dieses Wappens ¶
mehr
wird gewöhnlich die Tughra gebraucht, der zur Gestalt einer offenen Hand [* 8] verschlungene Namenszug des regierenden Sultans. Die Kriegsflagge ist rot mit weißem Halbmond und Stern, die Handelsflagge ist horizontal gestreift: rot, grün ,rot. (S. Tafel: Flaggen [* 9] der Seestaaten, beim Artikel Flaggen.) – Die Türkei besitzt folgende Orden: [* 10]
1) den Nischani iftichar (Orden des Ruhmes), gestiftet, mit vier Klassen; 2) den Medjidie-Orden (s. d.); 3) den Osmanié-Orden (s. d.); 4) den Schefakat- (Barmherzigkeits-) Orden in | drei Klassen, 1880 gestiftet und zur Verleihung an Damen bestimmt; 5) den Nischan-i-Imtias und die goldene und silberne Medaille zum Imtias-Orden (1879); 6) den Khanedani-al-Osman-Orden, gestiftet 31. Aug. 1893 in einer Klasse für Verdienste um den Sultan. |
---|---|