Osmanisches Reich (Industrie und Handel. Verkehrswesen)
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674 und kommt nach
Frankreich zur Ausfuhr. Die
Weine von
Adrianopel,
Tschataldscha, Niausta
(Niagusta) bei Saloniki,
[* 2] Lapsaki,
Cypern,
[* 3] vom Libanon und die Weißweine von
Brussa sind vorzüglich. Getrocknete Weintrauben liefern die
Inseln und Küstengebiete.
Tabak
[* 4] bildet einen der wichtigsten Exportartikel. Der durchschnittliche Jahresertrag des Tabakbaues wird auf 30–32
Mill. kg veranschlagt. Besonders geschätzt wird der macedon.
Tabak von Jenidsche und der nordsyrische
(Latakieh). In
Ostrumelien ist Rosenzucht wichtig.
Sehr verbreitet ist auch die Pflege der Maulbeerplantagen um der Seidenraupenzucht willen. Für Fischerei
[* 5] ist der
Bosporus
[* 6] wichtig. Schwämme
[* 7] liefert das Mittelländische,
Perlen das
Rote und
Arabische Meer.
Häute werden in großer
Zahl ausgeführt, und zwar gegerbte von
Büffeln, Ochsen und Schafen, und ungegerbte von
Rehen, Hasen, Lämmern und Ziegen,
besonders die Felle und die
Wolle der
Angoraziegen sowie der aus derselben gewebte Kleiderstoff (Mohair). Die Rinderrasse,
im
Altertum durch ihre
Große und
Stärke
[* 8] berühmt, ist jetzt in Rumelien wie inAnatolien entartet.
und
Handel. Die einheimische
Industrie beschränkt sich, abgesehen von Seidenspinnereien
und Teppichwebereien, auf das Kleingewerbe. Einige früher blühende
Gewerbe (z. B. die Fayenceindustrie) sind eingegangen.
Weltberühmt sind die
Teppiche, besonders von Smyrna. Im allgemeinen stellt man nur noch die notwendigen Verbrauchsartikel
her, so tuchähnliche Wollstoffe (Schali) für Männeranzüge, rauhe und glatte Mantelstoffe
(Abas), Wolldecken
(Ihram), Bademäntel,
Handtücher, Kissenüberzüge inBaumwolle,
[* 22] halbseidene
Stoffe, Sattlerarbeiten u.s.w.
Bedeutend ist die Kunstindustrie in der Hauptstadt.
Der Handel im Innern, der wegen
Mangels an Verkehrsmitteln noch immer nicht
entwickelt ist, liegt fast gänzlich in den
Händen der Griechen und Armenier, während
der Handel mit dem
Auslande vorzugsweise
von fremden Kaufleuten und Levantinern betrieben wird. Für die Berechnung des Wertes der im Inlande
umgesetzten Waren fehlen alle Angaben. Hinsichtlich des Verkehrs mit dem
Auslande sind nur unzuverlässige offizielle Berechnungen
vorhanden.
Die Hauptausfuhrhäfen sind in Europa:
[* 23]
Konstantinopel,
[* 24] Saloniki, Dedeaghatsch; in
Asien:
[* 25] Smyrna,
Trapezunt, Mersina,
Alexandrette,
Beirut. Regelmäßige Dampfschiffverbindungen nach den wichtigern Hafenplätzen unterhalten: der
Österreichische Lloyd, die
franz.
Messageries maritimes, Fraissinet+Comp., die russ. Dampfschiffahrtsgesellschaft (Odessa),
[* 26] die Gesellschaft Chedivié
(Alexandria), die ital. Gesellschaft Florio-Rubattino, die griech.
Gesellschaft Panhellinion u. a. Die eigene Handelsflotte betrug (1893) 91
Dampfer mit 72120 und 981 Segler mit 194515 t. In
die türk. Häfen des Mittelländischen und des
SchwarzenMeers liefen (1891–92) 179317 Schiffe,
[* 27] in die
des
RotenMeers 4786, in
die des
Persischen Golfs 1262 Schiffe ein.
Dazu kommt noch
Tabak, von dem 1891–92: 13,39 Mill. kg ausgeführt wurden. Der Gesamtwert der Einfuhr
wird auf 2291, der der Ausfuhr auf 1238 Mill.
Piaster berechnet, wovon 43 und 38 Proz. auf England entfallen, dann folgen
Österreich-Ungarn,
[* 28]
Frankreich,
Rußland,
Italien
[* 29] und
Bulgarien.
Die kaiserl. OttomanischeBank ist seit Einziehung des frühern Staatspapiergeldes (15 Mill. türk. Pfd.)
allein zur
Ausgabe von
Noten befugt, deren Einlösung ausschließlich in
Gold
[* 30] erfolgt. Sie hat ein Aktienkapital
von 250 Mill.
Frs., worauf die Hälfte eingezahlt ist. Am hatte sie 19458000
Frs. im
Umlauf gegen einen Barvorrat
von 24915000
Frs. in
Konstantinopel und 13130000
Frs. in den Filialen, die in
London,
[* 31]
Paris,
[* 32]
Adrianopel, Philippopel, Saloniki
und
Sofia, in
Alexandria,
Port Said und
Kairo
[* 33] und in 19 größern
Städten der asiat.
Türkei bestehen. Der
Vorschuß in laufender
Rechnung, der der türk. Regierung statutengemäß und permanent zu gewähren bleibt, stand mit 33553459
Frs. zu
Buche. Die
Bank diskontiert keine Wechsel auf die
Türkei, besorgt aber die Einkassierung der verschiedensten
Wertpapiere.
675 Die Länge der Linien beträgt etwa 33000, der Leitungen 50800 km. Über die Eisenbahnen der europäischen Türkei (im
Sommer 1896: 1954 km, ohne die in Rumelien belegene und dem bulgar. Staate gehörende Bahn Jamboli-Burgas) s. Orientbahnen und
Orientalische Eisenbahnen.
In der asiatischen Türkei (Kleinasien) hatten die im Betriebe befindlichen Eisenbahnen eine
Länge von 2264 km, wovon 521 km auf die Aidin-, 266 km auf die Smyrna-Kassaba-Bahn, 73 km auf die Bahn von Mersina nach Adana, 1022 km
auf die Anatolische Eisenbahn, 42 km auf die Linie Mudania-Brussa, 87 km auf die BahnJaffa-Jerusalem, 106 km auf
die .Hauranbahn und der Rest auf die Schmalspurbahn Beirut-Damaskus entfielen. Auf je 100 qkm Flächengröße kamen 0,1 km
und auf je 10000 Einwohner 1,5 km Eisenbahnen.
Die normalspurige Aidinbahn, die älteste der vorbezeichneten Linien, ist in ihrer Anfangstrecke von Smyrna nach Aidin (140
km) 1856 einer engl. Gesellschaft genehmigt; später wurde sie durch den
Ausbau der Hauptlinie bis Diner und durch verschiedene kleinere Zweiglinien, wie Torbali-Tireh, Baïndir-Ödemisch, bedeutend
erweitert. – Die normalspurige Smyrna-Kassaba-Bahn wurde 1863 ebenfalls einer engl. Gesellschaft
genehmigt und mit der 94 km langen Anfangsstrecke bis Kassaba 1866 eröffnet.
Später baute die türk. Regierung auf eigene Kosten die Fortsetzung bis
Alaschehr (76 km) und überließ den Betrieb derselben vom ab der Gesellschaft. Demnächst kamen noch die Zweigbahnen
Manissa-Soma (92 km) und Smyrna-Burnabad hinzu. Im Okt. 1892 wurde eine weitere Fortsetzung von Alaschehr nach Afiun-Karahissar
(250 km) zum Anschluß an die Strecke Eskischehr-Konia der AnatolischenBahn unter Gewährung von Staatsunterstützung
genehmigt. – Die ebenfalls normalspurige Bahn von Mersina (Golf von Alexandrette, jetzt Iskanderun genannt) nach Adana verdankt
ihre Entstehung ebenso wie die zwei vorhergehenden dem Vorgehen der Engländer. – Die wichtigste unter den kleinasiat.
Bahnen ist die Anatolische Eisenbahn, die nach und nach bis Bagdad fortgesetzt werden soll, wodurch eine
unmittelbare Verbindung zwischen Konstantinopel und dem PersischenMeerbusen geschaffen würde.
Ihre Entstehung reicht bis 1870 zurück, wo der Bau der 93 km langen normalspurigen Strecke von Haidar Pascha, einer am asiat.
Ufer gelegenen Vorstadt Konstantinopels, bis Ismid von der türk. Regierung ausgeführt wurde. Einige Jahre später
wurde die Bahn an eine engl. Gesellschaft verpachtet. Am erhielt die Deutsche Bank
[* 37] zu Berlin
[* 38] auf 99 Jahre die Genehmigung
zum Bau und Betrieb der Fortsetzung von Ismid über Eskischehr bis Angora (485 km), zugleich wurde ihr die Stammstrecke Haidar-Pascha-Ismid
gegen Zahlung von 6 Mill. Frs. überlassen. Im April 1889 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und schon konnte
die ganze Linie bis Angora eröffnet werden.
Der Bau ist von der Deutschen Gesellschaft für den Bau der kleinasiat. Bahnen zu Frankfurt
[* 39] a. M. ausgeführt. Das Grundkapital
der Gesellschaft besteht aus 45 Mill. Frs. = 36720000 M. Aktien und 80 Mill. Frs. 5prozentige Obligationen
= 65280000 M. Durch kaiserl. Ferman vom ist der Deutschen Bank die weitere Fortführung der AnatolischenBahn von
Angora nach Kaisarie (425 km) und zugleich für eine Zweigbahn von Eskischehr nach Konia (444 km) genehmigt worden,
so
daß sich das Gesamtnetz demnächst auf 1447 km stellen würde.
Von der Zweigbahn nach Konia ist die Reststrecke bereits eröffnet worden. Die türk.
Regierung hat für die Linien der Anatolischen Eisenbahn eine jährliche Bruttoeinnahme für das Kilometer gewährleistet und
zwar für die Strecke Haidar-Pascha-Ismid von 10700 Frs., Ismid-Angora von 15000 Frs., Angora-Kaisarie von 17800 Frs.
und Eskischehr-Konia von 13800 Frs. – Die von Mudania am Marmarameer nach Brussa führende Bahn (1,1 m Spurweite) ist 1891 genehmigt;
sie soll demnächst bis zu dem 48 km entfernten Tschitli fortgesetzt werden. – Über die schon in Syrien gelegene Jaffa-Jerusalemer Eisenbahn
s. d. – Von den übrigen syr.
Bahnen ist zu erwähnen, daß die 147 km lange Schmalspurbahn Beirut-Damaskus (1,05 m) eröffnet wurde, während
die ihre Fortsetzung bildende Hauranbahn (106 km) bereits seit im Betriebe war.
An der 1891 genehmigten BahnAkka-Haifa-Damaskus ruhen die Arbeiten seit Jahren; nur 8 km sind fertig gestellt.
Das bedeutendste Projekt unter den syr. Bahnen ist die ungefähr 800 km lange normalspurige Linie von Damaskus über Homs,
Hamah und Haleb nach Biredschik am Euphrat, zum Anschluß an die neuerdings beabsichtigte Weiterführung von Konia über Biredschik
und Diarbekr nach Bagdad. Für die Bahn bis Biredschik ist bereits die Genehmigung erteilt und ähnlich
wie bei der AnatolischenBahn eine jährliche Bruttoeinnahme für das Kilometer (12500 Frs.) gewährleistet.
Auf der Insel Cypern wird neuerdings mit dem Bau von Eisenbahnen ernstlich vorgegangen; in Aussicht genommen ist zunächst
eine Linie von Larnaka nach Levkosia. Auch das kleine Fürstentum Samos will eine 32 km lange Schienenverbindung
zwischen dem Hauptorte Vathy und dem bedeutendsten Handelsplatze der Insel, Karlovasi, sowie eine 8–10 km lange Nebenlinie
nach Chora herstellen.
Maße und Gewichte. An die Stelle des frühern Längenmaßes, des Pik Hâlebi (s. Pik) = 0,686 m, und der frühern Gewichtseinheit,
der Oka (s. d.) = 400 Dramm = 1,282 kg, sind seit 1874 offiziell die metrischen Maße getreten; doch werden die ältern Maße
noch immer angewandt, Ländereien auch vielfach noch nach Donum (s. d.) gemessen. Seit ist die
ausschließliche Anwendung des metrischen Maß- und Gewichtssystems eingeführt.