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Art sein: entweder stehen zwei oder mehrere Kno- chen in einer abnormen Gelenkverbindung, oder ein einzelner Knochen [* 2] hat eine von der Regelmäßig- keit abweichende Form erhalten.
Oft findet man jedoch auch beide Arten vereinigt.
Die erste Klasse umfaßt die bleibenden Abweichungen der Gelenke, welche teils durch unmittelbare Gelenkkrankheiten, insbesondere akute und chronische Gelenkentzün- dungen, Rheumatismus und Gicht, teils mittelbar durch abnorme Zusammenziehung der die Knochen verbindenden Muskeln [* 3] oder Bänder entstehen kön- nen. Sie finden sich am häufigsten an der Wirbel- säule, besonders als winklige Knickung (Kyphose) und Seitwärtskrümmung (Skoliose oder hohe Schul- ter, s. Schiefwerdeu und Wirbelsäule), außerdem am Hals als sog. schiefer Hals (caput odstipuin), an den Hand- und Fußgelenken, besonders oft als Klumpfuß [* 4] (s. d.).
In der zweiten Klasse der Ver- krümmungen sind diejenigen Formveründerungen der Knochen lelbjt enthalten, bei denen nicht, wie bei Brüchen, Knochenfraß u. s. w., eine Trennung ihres organischen Zusammenhangs stattfindet, son- dern infolge von entzündlichen und erweichenden Prozessen (s. Englische Krankheit, [* 5] Osteomalacie und Knochenkramheiten) ihre natürliche Fähig- keit und Starrheit verloren geht und unter dem Einflüsse des Muskelzugs und der Körperbe- lastung mannigfache Biegungen, Verkrümmungen und Knickungen eintreten.
Die Knochen sind diesen um so mehr ausgesetzt, je länger und dünner sie sind, am meisten also die langen Röhrenknochen der Extremitäten.
Die Verkrümmungen sind entweder angeborene oder erworbene.
Die Nrsachen der letz- tern sind sehr verschieden.
Besonders oft sind ört- liche Krankheitsprozesse der betreffenden Knochen oder Gelenke schuld, z. B. Entzündung, Vereiterung, Verwachsungen.
Von allgemeinern Ursachen sind am häufigsteu, besonders bei Wirbelsäulenverkrüm- mungen, allgemeine Muskelschwäche, fehlerhafte Innervation der Muskeln, falfche Körperhaltung (wodurch gewisse Muskeln schwach und unausge- bildet bleiben), zu früher und zu anhaltender Ge- brauch (zu langes Sitzen kleiner Kinder) u. a. m. Bei den orthopädischen Behandlungen ist gewöhnlich das nächste Ziel, eine allgemeine Ver- besserung der Gesundheit zu bewirken, weil ohne diese eine dauernde Besserung des örtlichen Übels nicht hervorgebracht werden kann;
dies geschieht durch eine zweckmäßige Diät, passende Nahrung, Aufenthalt in gesunden Gegenden, Bewegung in freier Luft und eine im Verhältnis zu den Körper- kräften stehende Beschäftigung.
Besonders groß ist der Nutzen der Gymnastik, namentlich der aktiven (des Turnens), insbesondere der Freiübungen;
in vielen Füllen leistet auch die sog. Schwedische Heil- gymnaW Vortreffliches (f. Heilgymnastik).
Neben diesen Mitteln finden auch eigentlich medizinische, wie Bäder, Einreibungen, Pflaster u. s. w., Anwen- dung.
Mechanisch wirken Manipulationen, Massage ^s. d.), Bandagen, Apparate und Maschinen der mannigfaltigsten Art, welche ein allmähliches Zurück- führen der Abweichungen zur Regelmäßigkeit durch Zug, Druck oder Stützung bezwecken.
Unter den operativen Mitteln sind die wichtigsten die Sehnen- durchschneidung Streckung in der Chloroformnarkose, die Ausschnei- dung von Narben und die Resektion der erkrankten Gelcnkenden.
Der gesamte Apparat von Heilmitteln und die dazu nötigen Gehilfen, Lokalitäten, Bade- und andern Vorrichtungen sind ^o vielfältig, daß eine glückliche Heilung solcher Gebrechen fast nur in chirurg. Kliniken und in größern orthopädischen Instituten ausführbar ist, deren es in und außer Deutschland [* 6] jetzt viele giebt.
Neben ihnen machen sick" neuerdings die heilgymnastischen oder me- dico-mechanischen Institute um die Heilung orthopädischer Gebrechen verdient. Die Geschichte der wissenschaftlichen Ortler beginnt erst in der Mitte des 18. Jahrh, mit dem Franzofen Andry, der in seinem Werke «OrtKopLäik» (2 Bde., Par. 1741) die erste zusammenfassende Darstellung der Ortler gab.
Nachher waren es Sheldrake, Jörg, Delpech, Dupuytren, Scarpa, Dieffenbach, Gusrin, Stromeyer, Schreber, Schildbach u. a., welche wesent- lichen Einfluß auf den Entwicklungsgang der Ortler ausübten.
Große Verdienste um die Ö. erwarb sich schließlich Gustav Zander in Stockholm [* 7] durch seine Methode der Maschinengymnastik, bei welcher die Hand [* 8] des Orthopäden durch zahlreiche, sehr sinn- reich erdachte Maschinen und Apparate ersetzt wird. Litteratur. Schildbach, Die Skoliose.
Anlei- tung zur Beurteilung und Behandlung der Rück- gratsverkrümmungen (Lpz. 1872);
Landerer, Me- chanotherapie.
Ein Handbuch der Ortler, Gymnastik und Massage (ebd. 1894);
Hofsa, Lehrbuch der orthopädischen Chirurgie (2. Aufl., Stuttg. 1894); Namdohr, Die Heilgymnastik (Lpz. 1893). Orthophosphorsäure, die dreibasische Phos- phorsäure, ^?04 ls.
Orthophthälsäure, s. Phthalsäure.
Orthopinakotd, s. Pinakoid. Orthopnöe (grch.), höchster Grad der Atemnot, besonders bei Asthma. Orthopoden, Grad füßler, die drei Fa- milien der Dinosaurier (s. d.): Cerutopsiden, Orni- thopoden (s. d.) und Stegosaurier genannt. Orthoprismen, s. Prisma. [* 9] Ortkoptsra., s. Geradflügler. [* 10]
Orthopteren (frz.), f. Flugtechnik.
Ortkosia., Gattung der Eulenschmetterlinge, s. Mordraupen. ^(s. Silikate). Orthosilikate, die Salze der Orthokieselsäurc Orthostichen (grch., " Gerädzeilen»),
s. Vlatt- Orthotoluidtn, s. Toluidin. sstellung. Ortkotömus, s. Schneidervogel.
Orthros (grch., d. i. das Morgengrauen), in der griech. Mythologie Name des Hundes, welcher die Rinderherden des Geryon (s. d.) bewacht. - In dergriechischenKircheistO.
Name des Früh- gottesdienstes.
Seine Feier enthält das Eucho- logion (s. d.). Ortigueira (spr.-geira) oder Santa Marta de Ortler, Bezirks- und Hafenstadt im N. der span. Provinz Coruna in Galicien, auf einer stachen Land- zunge in der Bucht (Ria) de Sta. Marta beim Kap Ortegal, hat (1887) 17 563 E. Ortler, der höchste Gipfel des österr.
Alpen- gebietes, erhebt sich im nördlichsten Teil der nach ihm benannten Gebirgsgruppe der Rhätischen Alpen [* 11] (s. Ostalpen) zwischen den tirol.
Thälern Sulden und Trafoi unweit der ital. Grenze in Gestalt einer steilen, dreiseitigen, von einem gewölbten Schnee- plateau gekrönten Dolomitpyramide zu 3902 m Höhe. Nach N. senkt sich von derselben der Obere Ortlerserner, nach Ortler hängen der Marltferner und der End-der-Welt-Ferner herunter, im SO. breitet sich der Suldenferner aus, der durch das Hochjoch (3536 m) mit der am Südfuß gelagerten 42* ¶