forlaufend
652
Thalebene Cölesyrien (arab. El-Vekaa) im NNO. von Baalbek (Heliopolis) aus einer wilden Schlucht. Sein oberer Lauf schließt mit der Einmündung in den See Kadas oder See von Kuds oberhalb Homs, dem alten Emesa (s. d.), ab, wo er in die Ebene ein- tritt. Bereits bei Hamah (s. d.) wird sein Thal [* 2] wieder von Gebirgszügen eingeschlossen, im W. vom Dschebel Ansarijeh, im O. vom Dschebel Ala. Erst in der Ebene El-Amk oder von Antakiah, dem alten An- tiochia, wendet er sich, 40 m breit, gegen W., nimmt den Abfluß des Sees von Antiochia, Ak- Denis, auf, durchbricht mit Windungen das Küsten- gebirge Syriens in felsigem Querthal, tritt dann aus den Schluchten der Gebirgslandschaft in die Küsten ebene, in welcher er 14 km südlich von Sueidie (südlich von den Ruinen von Seleucia Pieria) ins Meer mündet.
Eine Barre hindert die Ein- und Ausfahrt; zur Zeit der Kreuzfahrer war Antiochia noch auf dem Flußwege erreichbar. Orontes, alter Name des Berges Elwend ff. d.). Orontieen, s. Araceen. Oropa, Wallfahrtsort bei Viella ff. d.). Oropesa, Ciudad de, s. Cochabamba. Oros (grch., «Berg»),
Name zahlreicher Berge in Griechenland, [* 3] z. B. auf Htgina ff. orpheus). Oros, Name Rußlands und der Russen bei den Magyaren (Orosx) sowie orient. Völkern, den Chi- nesen, Mongolen, Finnen u. a.; Orosz-, als Vor- wort bei ungar. und siebenbürg. Ortsnamen, soviel wie Russisch- oder Ruthenisch-, z. B. Oroszhegy, Oroszfalu, Oroszlämos u. a. Oroshaza (spr. oroschhahsa, eigentlich Orosz - häza, d. i. Ruthenenheim), Groß-Gemeinde und Kauptort eines Stuhlbezirks (50 626 E.) im ungar. Komitat Bete's, an den Linien Großwardein-C'sseg der Ungar.
Staatsbahnen [* 4] und Szarvas-Mezo'he- gyes, hat (1890) 19 956 meist evang. magyar. E., darunter 2705 Katholiken und 874 Israel'iten; be- deutenden Weinbau und Viehzucht. [* 5] Orosius, Paulus, röm. Geschichtschreiber, aus Tarragona in Spanien [* 6] gebürtig, christl. Presbyter zu Braccara in Lusitanien, lebte seit 413 bei dem heil. Augustinus in Afrika, [* 7] dann bei dem heil. Hie- ronymus in Palästina [* 8] und schrieb neben mehrern theol. Werken einen bis 410 n. Chr. reichenden Ab- riß der Weltgeschichte: «llistoriarum aäv6i'8U8 M- FHN08 lidri VII», der auch den rätselhaften Titel «llorm68ta» führt. Er widerlegt darin die Behaup- tung der Heiden, daß in der Einführung des Christen- tums der Grund zu dem Unglück des Römischen Reichs und der Menschheit überhaupt liege. Das Werk wurde im Mittelalter als Leitfaden beim Unterricht in der Universalgeschichte benutzt und von König Alfred d. Gr. in das Angelsächsische übertragen (hg. von Bosworth, Lond. 1855). Nach der ersten Ausgabe von Schüßler (Augsb. 1471) lieferte Zangemeister (Wien [* 9] 1882) die beste Be- Orosz, s. Oros. «rbeitung. Oroust, schwed. Insel, s. Orust. Oroya, Ort in Peru, [* 10] im Departamento Iunin, in 3703 m Höhe, ist Endpunkt einer der Cor- dillereneisenbahnen (s. d.). Orphamten (grch., d. h. Waisen), eine kleinere Partei der Hussiten (s. d.), die nach Ziskas Tode (1424) unter Prokop dem Kleinen eine Sonderstellung zwischen Taboriten und Kalixtinern einnahm, aber allmählich mit den erstern wieder verschmolz. Orpheon (Orpheum), Name von Sänger- und Musikvereinen; auch das Lokal solcher Vereine. Orpheus, [* 11] mechan. Musikwerk, s. Musikinstru- mente, mechanische. Orpheus, der berühmteste unter den mythischen Sängern Griechenlands, der Hauptrepräsentant der Kunst des Gesangs und Saitenspiels, war nach der Sage ein Sohn der Muse Kalliope und des Apollon [* 12] oder (nach späterer Umbildung der Sage) des thraz. Oiagros. Durch die Macht seines Gesangs und Saitenspiels konnte er die wildesten Tiere be- zähmen und Steine und Bäume bewegen. Als ihm seine durch den Biß einer Schlange [* 13] tödlich verwundete Gattin Eurydike entrissen worden war, stieg er selbst in die Unterwelt hinab und vermochte den finstern Beherrscher derselben durch seine Musik zu erweichen, so daß er ihm gestattete, die Geliebte wieder auf die Oberwelt zurückzuführen; da aber Orpheus gegen das aus- drückliche Verbot des Pluton [* 14] sich nach Eurydike umschaute, bevor sie an das Tageslicht empor- gestiegen waren, wurde sie ihm auf immer wieder entrissen. Auch an der Fahrt der Argonauten soll er teilgenommen haben und später, da er sich dem wilden orgiastischen Kult des Dionysos [* 15] widersetzte, von wütenden Bacchantinnen (Mainaden) zerrissen worden sein; sein Haupt und seine Leier sollen nach einer Sage durch das Meer nach der Insel Lesbos, später einem Hauptsitz der lyrischen Poesie, ge- schwommen sein. Die Homerische und Hesiodische Poesie kennen den Namen des Orpheus noch nicht, sondern erst die Lyriker gedenken seiner. Spätere haben die Sage von Orpheus vielfach behandelt. Ein schönes Re- lief, dessen mehrfache Wiederholungen (in der Villa Albani zu Rom, [* 16] im Museum zu Neapel, [* 17] im Louvre zu Paris) [* 18] ein aus dem 5. Jahrh. v. Chr. stammen- des griech. Werk nachbilden, stellt dar, wie Orpheus seine von Hermes [* 19] geleitete Gemahlin wieder verliert. - Orpheus war ursprünglich gleich dem Eleusimschen Tripto- lemos (s. d.) vielleicht eine Gottheit und zwar teils dem Apollon, teils auch dem Bakchos verwandt, wie denn diese beiden Götter selbst sich an vielen Kult- stätten, besonders in Delphi, nahe berühren. -
Vgl. Riese, Orpheus und die mythischen Thraken (im «Jahr- buch für klassische Philologie», 1877).
Unter dem Namen des Orpheus besaß man schon im frühern Altertum eine Anzahl Dichtungen mystisch- theol. Inhalts (über den Ursprung der Götter und die Entstehung der Welt, über Weihungen und Rei- nigungen, Orakelsprüche u. a. m.), die zum Teil von Onomakritos in Athen [* 20] und andern (den sog. Or- phikern) unter den Pisistratiden, zum Teil noch früher gedichtet und dem mythischen Orpheus untergeschoben waren, den man als Stifter einer religiösen Ge- heimlehre und geheimnisvoller Kultgebräuche (Or- phische Mysterien und Weihungen, geübt von den sog. Orpheotelesten) betrachtete. -
Vgl. die epochemachende Sammlung und kritische Unter- suchung der Fragmente dieser Dichtungen in Lobecks «^FwopIillmuL» (2 Bde., Königsb. 1829);
ferner E. Gerhard, Über Orpheus und die Orphiker (Berl. 1861); Schuster, 1)6 vetorig Orpinc^e tIi60Aonia6 inäole ^tciii6 0ri^in6 (Lpz. 1869);
Gruppe, Die griech. Kulte und Mythen, I (ebd. 1887);
Orpheus Kern, 1)6 Oi-pkei, Npim6niäi8 7 ?1i6r6c7äi3 tk60A0nÜ8 (Berl. 1888); Gruppe, Die rhapsodische Theogonie (Lpz. 1890).
Weit spätern Ursprungs, zum Teil wahrscheinlich erst dem 4. Jahrh. n. Chr. angehörig, sind die sog. Orphischen Gedichte: ein Epos über den Argo- nautenzug («^i-Aonautica», übersetzt vonI. H. Voß, «Hesiodos' Werke und Orpheus der Argonaut», Heidelb. 1806),
ein didaktisches Gedicht über die ¶